"Ich habe vor dem Spiel bereits gesagt, dass sich die Mannschaft mit der Dreierkette am wohlsten fühlt. Jogi Löw wollte aber wieder einmal etwas neues probieren. Damit muss jetzt Schluss sein", sagte Matthäus gegenüber der Bild -Zeitung.
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Seiner Ansicht nach seien besonders die beiden Außenverteidiger vom Dienstagabend, Robin Gosens (Atalanta Bergamo) und Lukas Klostermann (RB Leipzig) "völlig überfordert" gewesen. Gosens kenne bei Bergamo nur die Dreierkette und Klostermann habe agiert "wie ein Klosterschüler". Aber auch die Innenverteidigung mit Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach) und Antonion Rüdiger (FC Chelsea) habe zu große Räume gelassen.
"Als Trainer würde mir so eine Defensive Kopfschmerzen bereiten, wenn ich im kommenden Sommer um den Titel spielen will", stellte der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft fest. Dennoch dankte der 59-Jährige dem Bundestrainer "als Zuschauer" für ein "Fußball-Spektakel" mit einer "tollen Offensive und der schwachen Defensive".
Matthäus würde Hummels und Müller mit zur EM nehmen
Deswegen forderte später bei Sky, dass Mats Hummels und Thomas Müller mit zur EM m kommenden Jahr fahren. " Die Besten sollen spielen", begründete der 59-Jährige bei einer fiktiven Kadernominierung die Auswahl der beiden Weltmeister von 2014. Allerdings verzichtete er auf den ebenfalls ausgemusterten und zuletzt formstarken Jerome Boateng.
In seinem Aufgebot für die Europameisterschaft vertraut Matthäus mit sieben Spielern auf einen massiven Bayern-Block. "Die Nationalmannschaft war immer dann stark, wenn die Blöcke von einer starken Vereinsmannschaft kamen", erläuterte Matthäus. Doch nicht nur deshalb würde er Müller zurückholen. Der Anfang 2019 ausgebootete Offensivspieler sei ein "guter Teamspieler", habe Einfluss auf die Mitspieler und sei außerdem "perfekt für das frühe Pressing".
Zuvor hatte Matthäus kritisiert , dass die Nationalmannschaft deutlich an Attraktivität eingebüßt habe, weil dort aktuell Spieler in der Startelf stünden, die bei ihren Klubs nicht einmal Stammspieler seien. Dafür hatte er zunächst großen Zuspruch erhalten. Matthäus befindet sich aktuell ohnehin mit dem DFB im Clinch, weil der Verband ehemalige, verdiente Nationalspieler angeblich nicht mehr zu Länderspielen einladen würde.
Matthäus stellte klar, dass seine Kritik "nie persönlich" gemeint sei, es gehe nur um fußballerische Inhalte. "Wenn wir uns das nächste Mal über den Weg laufen, trinken wir auch wieder einen Kaffee miteinander und wechseln mit Sicherheit nicht die Straßenseite", schrieb der ehemalige Fußballprofi in seiner Kolumne für den TV-Sender Sky .
DFB-Team und die Systemfrage: Schweinsteiger lobt Löw
Matthäus' Ansicht vom Mittwoch, wonach das Grundproblem der Defensive gegen die Schweiz in der Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette gelegen habe, trat jedoch Bastian Schweinsteiger in seiner Rolle als ARD -Experte zwar indirekt, aber dennoch entschieden entgegen.
"Ich finde, dass wir heute nicht immer fünf Verteidiger gebraucht hätten", hatte Schweinsteiger nach dem uninspirierten Auftritt gegen die Ukraine, bei dem in Ginter, Rüdiger, Klostermann, Marcel Halstenberg und Niklas Süle fünf nominelle Innenverteidiger in der Startelf standen, noch gesagt, und sich damit indirekt für eine Viererkette ausgesprochen.
Der Weltmeister von 2014 lobte Löw daher am Dienstagabend für die vorgenommene Umstellung. "Wir haben einen Offensivspieler mehr auf dem Platz gehabt, es war deshalb auch mehr Spielfreude da", erklärte der 36-Jährige und sah das "große Problem" in der Umschaltbewegung der Defensive. Außerdem vermisse er einen "Wortführer" in der Defensive, "der das Heft in die Hand nimmt in dieser Situation".
Löw in der Kritik - Wagner: "Was soll er machen?!"
Auch der ehemalige Nationalspieler Sandro Wagner, mittlerweile Stürmertrainer der U-Nationalmannschaften beim DFB und DAZN -Experte, nahm Löw angesichts der vielen kritischen Stimmen von Matthäus und Co. in Schutz.
"Was soll Joachim Löw machen?", fragte der 32-Jährige im Sportschau Club bezüglich der angeblichen Experimente, die Löw nach Ansicht von Matthäus durchführe. Der Bundestrainer könne die Topspieler schließlich "nicht alle drei Tage durch die Spiele hetzen, das wäre ein Verbrechen an den Spielern und an der Gesundheit. Dann rebellieren auch die Klubs".
Der Bundestrainer wiederholte hingegen seine Sicht der Dinge, dass seine Mannschaft sich "in beiden Systemen verbessern" müsse, um variieren zu können. Grundsätzlich müsse man in der "Kommunikation hinten" besser werden.
Für die deutsche Nationalmannschaft geht es in knapp einem Monat mit einem Testspiel gegen Tschechien weiter (11.11.). Anschließend folgen die beiden letzten Spiele in der Nations League gegen die Ukraine (14.11.) und Spanien (17.11.).