Für Nadal war es gleichzeitig sein insgesamt 20. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier, damit schließt der Spanier zur ewigen Bestmarke von Roger Federer auf. Djokovic bleibt bei 17 gewonnenen Grand Slams. Für seinen 86. Titel auf der ATP-Tour erhält Nadal ein Preisgeld von 1,6 Millionen Euro, bleibt aber Zweiter der Weltrangliste hinter Djokovic.
"Ich denke heute nicht an den 20. Grand Slam und daran, dass ich mit Roger gleichgezogen bin. Ich denke nur an Roland Garros, dieses Turnier bedeutet mir alles", sagte Nadal bei der Siegerehrung. "Hier zu spielen, ist eine Inspiration für mich, ich liebe diesen Court und diese Stadt."
"Heute hast du gezeigt, warum du der König auf Sand bist - ich habe es am eigenen Leib erfahren müssen", lobte Djokovic. "Heute wurde ich von einem besseren Spieler besiegt."
Federer selbst übermittelte Glückwünsche: "Ich hatte schon immer den größten Respekt vor meinem Freund Rafa als Person und Champion", schrieb er bei Twitter: "Es ist eine große Ehre für mich, ihm zu seinem 20. Grand-Slam-Sieg zu gratulieren."
In den ersten beiden Sätzen hatte Nadal einen nicht mal schlecht spielenden Djokovic mit exzellentem und fehlerfreiem Tennis dominiert, im ausgeglichenen dritten Durchgang auf hohem Niveau gelang Nadal das entscheidende Break zum 6:5, als der Serbe einen Doppelfehler produzierte. Mit einem Ass beendete Nadal die Partie nach 2:41 Stunden Spielzeit.
Für Djokovic war es die erste "reguläre" Niederlage im Jahr 2020: Bei den US Open war er im Achtelfinale disqualifiziert worden, als er eine Linienrichterin mit einem Ball traf, abgesehen davon war seine Bilanz bis zu diesem Endspiel makellos.
French-Open-Finale: Der Spielfilm
Satz 1: Ein "ausgeglicheneres" 6:0 hat es wohl selten gegeben. Der Djoker begann variantenreich, spielte von Beginn an viele Stops, hatte aber Probleme mit dem ersten Aufschlag und streute zu viele Fehler ein. Nadal musste nach dem Break zu Beginn auch über Einstand gehen, bekam aber freie Punkte über seinen Aufschlag - und machte selbst überhaupt keine Fehler.
Trotz der klaren Angelegenheit war es ein Match mit hochklassigen Ballwechseln. In einem Zehn-Minuten-Aufschlagspiel wehrte Nadal drei Breakbälle ab, machte das 4:0 - und holte sich nach 40:0 für Djokovic ein weiteres Break. Mit einem Ass machte er den ersten Satz zu - nach 45 Minuten und fünf von sechs Spielen, die über Einstand gingen. Der Unterschied am Ende: Der Titelverteidiger machte nur zwei Unforced Errors, Djokovic dagegen 13.
Satz 2: Weil der erste Aufschlag jetzt kam und Djokovic die Breakbälle diesmal abwehren konnte, gewann er sein erstes Spiel - und war endlich im Match drin. Nadal hatte im Gegenzug etwas Mühe, spielte aber von der Grundlinie weiter aus einem Guss und holte sich nach einem weiteren Djokovic-Fehler das Break zum 2:1. Er musste erneut über Einstand, brachte sein Service aber durch. Zu diesem Zeitpunkt führte Djokovic bei den unerzwungenen Fehlern mit 22:3 - eine unerhörte Statistik.
Der Djoker streute nun wieder mehr Stoppbälle ein und riskierte viel, aber Winner und Fehler hielten sich die Waage. Einen Stop konterte Nadal kurz cross zum Breakball, danach sprang eine Vorhand des Serben von der Netzkante ins Aus - 4:1. Nadal spielte teilweise unfassbares Tennis, in engen Situationen halfen ihm Fehler seines Gegner aus der Patsche. Mit seinem dritten Satzball machte er den Durchgang zu. "Ich habe ihn noch nie so stark gesehen", staunte Boris Becker bei Eurosport .
Satz 3: Um gegenhalten und überhaupt seine eigenen Aufschlagspiele gewinnen zu können, musste Djokovic hochklassiges Tennis spielen. Das gelang ihm im ersten Service Game, im zweiten wehrte er einen Breakball ab - das Match schien nun ausgeglichen. Aber beim Stand von 2:2 fabrizierte er wieder drei unerzwungene Fehler und gab das Spiel zu Null ab.
Noch war nicht Schluss: Djokovic erspielte sich direkt im Gegenzug Breakchancen und glich aus, weil Nadal nun auch anfing, Fehler einzustreuen. Aber er selbst machte immer noch zu viele. Bei 4:4 wehrte er noch einen Breakball ab, bei 5:5 und gleicher Situation servierte Nole allerdings einen Doppelfehler.
Schlag des Spiels: Nadals Rückhand
Beim Mallorquiner steht normalerweise die krachende Vorhand im Vordergrund - nicht zu Unrecht. Aber auch seine Rückhand gehört zweifellos zu den besten auf der Tour. Nadal setzte sie clever ein: Hoch und mit viel Spin auf die Rückhand des Gegners, aber auch mal mit viel Unterschnitt ins "Niemandsland". Die Vorhand kurz cross mit viel Topspin konterte Nadal mehrfach ebenfalls cross, so dass Djokovic auf dieses Mittel schnell verzichtete.
Nadal schlägt Djokovic gewinnt French Open 2020: Fakten zum Sieg
- Mit seinem 20. Grand-Slam-Sieg schließt Nadal zu Roger Federer auf - beide teilen sich nun die Bestmarke bei den Herren. Novak Djokovic steht weiter bei 17 Grand Slams.
- Für den Spanier war es gleichzeitig sein 100. gewonnenes Match in Roland Garros. Auch das ist natürlich eine Bestmarke.
- In der Bilanz gegen den Djoker verkürzt Nadal auf 27-29.
- Bei den French Open führt Nadal gegen Djokovic nun allerdings mit 7-1.
- Es war das zweite Mal, dass Nadal im French-Open-Finale einen "Bagel" verteilte: 2008 hatte er Federer ähnlich deutlich besiegt (6:1, 6:3, 6:0).
Nadal vs. Djokovic: Das fiel auf
- Die Bedingungen waren vor dem Match als potenzieller Vorteil für Djokovic ausgemacht worden. Bei geschlossenem Dach, schweren Bällen und langsamen Bedingungen schien Nadal aber dennoch besser zurechtzukommen: Djokovic hatte Probleme, die Punkte von der Grundlinie zuzumachen, weil Nadal an praktisch alles herankam. So musste der Serbe viel riskieren, die Punkte quasi "mehrfach" machen - und machte dementsprechend auch die Fehler. Normalerweise ist es der Serbe, der seine Gegner zu Fehlern zwingt, weil sie gegen ihn perfektes Tennis spielen müssen. Diesmal nicht: Nadal traf die Linien - Djokovic spielte seine Bälle Millimeter dahinter. Das Resultat: 52:14 Unforced Errors!
- Auf seine Stops hatte Djokovic im Verlauf des Turniers sehr häufig gesetzt, auch gegen Nadal packte er sie immer wieder aus. Regelmäßig punkten konnte er damit aber selten, denn Nadal erlief sie fast alle und legte sie oft clever kurz cross vorbei.
- Auch überraschend: Nadal konnte über das Service viel mehr freie Punkte machen als sein Kontrahent, sei es per Ass/Service-Winner, oder aber mit dem dritten Schlag der Rally. Djokovic dagegen vermisste diese Punkte gerade in den ersten beiden Sätzen.
- Es fühlte sich teilweise wie die Spiegelung des Australian-Open-Finales von 2019 an. Damals hatte Djokovic Nadal bei seinem Lieblingsturnier eine Lehrstunde verpasst und beim 6:3, 6:2 und 6:3 nur neun Fehler gemacht. Diesmal dreht Nadal den Spieß um, brachte den Djoker immer wieder aus der Balance und spielte seinerseits fehlerfreies Sandplatztennis.
- Gefühlsausbrüche beim Djoker gab es diesmal fast keine - lediglich mal ausgebreitete Arme und ein verzweifelter Blick in den Himmel zum Ende des zweiten Satzes. Er blieb über das gesamte Match konzentriert, konnte gegen diesen Nadal aber schlicht und ergreifend nichts ausrichten. Erst im dritten Satz kam sein berühmter lauter Schrei, als er das Rebreak zum 3:3 schaffte. Rafa dagegen spielte seinen Stiefel fast regungslos runter, wie man ihn kennt.