"Er ist kein Rookie mehr." Diese Beobachtung machte Heat-Coach Erik Spoelstra nach Spiel 4 seines Teams gegen die Boston Celtics über seinen Frischling Tyler Herro . 37 Punkte hatte der Guard verbucht und dabei mehrere Rookie-Rekorde geknackt. Das verschaffte nationale Aufmerksamkeit, am South Beach wabern schon länger Vergleiche zu Franchise-Ikone Dwyane Wade (welcher diese auch befeuerte) um die American Airlines Arena.
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Einer der ESPN -Experten hatte Herro sogar als Finals-MVP getippt, vermutlich aufgrund seiner Furchtlosigkeit vor großen Momenten. Rotzfrech präsentierte sich Herro bisher in den Playoffs und auch in Spiel 1 der Finals ließ der 20-Jährige hier und da sein Talent aufblitzen.
Es war schon mutig, als er im Post gegen LeBron James den Spalding bekam und den King dann per Spin richtig schlecht aussehen ließ. Das Problem: Die Aktion geschah rund drei Minuten vor dem Ende und die Heat lagen da noch immer mit 19 Punkten in Rückstand.
Es war Herros wohl beste Aktion eines gebrauchten Abends. Zwar erzielte der Shooting Guard 14 Punkte in 30 Minuten, brauchte dafür aber 18 Würfe und beendete die Partie mit einem Plus-Minus-Wert von -35. Damit stellte der Youngster den Finals-Negativ-Rekord von Kobe Bryant aus dem Jahr 2008 ein.
Miami Heat: LeBron James macht Jagd auf Herro und Robinson
Schon eine von Herros ersten Ballberührungen stand symptomatisch für seine Finals-Premiere. Nach einem Fehlwurf von Kyle Kuzma sammelte der Rookie den Rebound ein und dribbelte los. Darauf hatte Kentavious Caldwell-Pope jedoch gewartet und luchste dem Heat-Guard umgehend den Ball wieder ab. In der Folge rotierte Herro dann falsch, ein offenen Dreier von KCP war die Konsequenz.
Dies mag Nervosität oder eine Unkonzentriertheit gewesen sein, das passiert. Viel verhängnisvoller war dagegen etwas anderes, seine Defense. Die Celtics schafften es in den Conference Finals nicht, die Schwachstellen der Heat, namentlich Herro und Duncan Robinson, zu attackieren. Boston hatte aber eben auch keinen LeBron James, der im Herbst seiner Karriere so aggressiv wie kein anderer mögliche Mismatches jagt. Als LeBron sein erstes SI -Cover hatte, war Herro 2, als LeBron erstmals in den Finals stand, war Herro gerade einmal 7 Jahre alt.
Man konnte fast schon Mitleid haben mit welcher Rigorosität James immer wieder den Rookie suchte, um gegen ihn im Eins-gegen-Eins zum Korb zu powern oder eben die Hilfe zu ziehen, um so freie Dreier zu generieren. So scorte James zwar im direkten Duell mit Herro keinen einzigen Punkt, dafür profitierten aber die Rollenspieler der Lakers.
Doch nicht nur Herro wurde attackiert, gleiches galt auch für Robinson. Der ist zwar deutlich länger als Herro, doch auch er ist in seinem Schaffen in der Defense massiv limitiert. Es war eine der Befürchtungen Miamis, dass man die schwachen Verteidiger auch in einem guten Team-Konstrukt nicht verstecken könne, das wurde zumindest einmal in Spiel 1 bestätigt.
Miami Heat: Zone gegen Lakers nicht spielbar?
Als Konter dafür war die Zonenverteidigung vorgesehen, die zum Auftakt aber nur sporadisch eingesetzt wurde. Hier fehlte zeitweise die Abstimmung, einen solchen Kollaps wie in diesem Beispiel hat es wohl bei den Heat in der kompletten Postseason noch nicht gegeben.
Allerdings stellen die Lakers auch ein schwieriges Matchup für die Zone dar. In LeBron, Davis und Rajon Rondo verfügen die Kalifornier über enorm smarte Spieler. Zudem sind die Lakers das beste Team am offensiven Brett, was immer eine der großen Schwachstellen einer Zone ist.
Erschwerend kam auch noch hinzu, das die Lakers brandheiß aus der Distanz waren. Alleine in Halbzeit eins trafen acht verschiedene Akteure einen Dreier, von 17 Versuchen flutschten elf durch die Reuse. Die Hoffnung aus Sicht der Heat: Das werden die Lakers nicht über die komplette Serie halten können, bereits der zweite Durchgang deutete dies an (nur noch 4/21 Triples).
Miami Heat: Wie können sie sich defensiv steigern?
Trotzdem kamen die Lakers am Ende auf 127,5 Punkte pro 100 Ballbesitze, was natürlich in dieser Form viel zu viel ist. "Wir müssen das in Spiel 2 viel besser machen", forderte auch Coach Erik Spoelstra. "Wir brauchen mehr Einsatz, Leidenschaft und mehr Kommunikation", sagte Spo.
Hin und wieder blitzten Miamis Stärken auf, das reichte jedoch nicht. Hier ein Beispiel. LeBron nutzt in dieser Szene mal wieder das Mismatch gegen Herro, doch Andre Iguodala kommt unter dem Korb zur Hilfe, während Jimmy Butler die Passwege zustellt.
Das ist Heat-Basketball, das ist das ständige gegenseitige Helfen, das individuelle Schwächen kaschieren kann. Anders wird es auch nicht gehen, denn die Heat sind eben doch nicht so tief, wie viele vielleicht denken würden. Schon gegen Boston verkürzte sich die Heat-Rotation auf teilweise sieben Akteure, weil Spieler wie Kendrick Nunn, Derrick Jones Jr. oder Kelly Olynyk vom Feld gespielt wurden.
Miami Heat: Kendrick Nunn als Lichtblick
Durch den Blowout bekamen besagte Akteure aber noch einmal eine Chance und vor allem Nunn spielte sich nach bisher verheerenden Playoffs mit 18 Punkten ein wenig frei. Hinter Butler war der Rookie sogar Topscorer. Durch die Verletzung von Goran Dragic, der womöglich den Rest der Finals fehlen wird , wären gute Minuten von Nunn umso wichtiger.
"Wir können sein Scoring gut gebrauchen", befand auch Spoelstra, der den Guard in der Bubble aus der Starting Five nahm und dafür Dragic brachte. Nun könnte doch noch einmal Nunns Stunde schlagen, nachdem es Miami zu Beginn der zweiten Halbzeit zunächst mit Herro versucht hatte.
Miami wird jegliche Hilfe dankend annehmen, schlechter hätten diese Finals nicht starten können. Blowout kassiert, der Topscorer verletzt, ein weiterer All-Star angeschlagen. Es kann eigentlich nur besser werden, da dürften sich alle auf Seiten der Heat einig sein.
Lakers vs. Heat: Die Finals 2020 im Überblick
Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis/Übertragung 1 1. Oktober 3 Uhr Los Angeles Lakers Miami Heat 116:98 2 3. Oktober 3 Uhr Los Angeles Lakers Miami Heat DAZN 3 5. Oktober 1.30 Uhr Miami Heat Los Angeles Lakers DAZN 4 7. Oktober 3 Uhr Miami Heat Los Angeles Lakers DAZN 5* 10. Oktober 3 Uhr Los Angeles Lakers Miami Heat DAZN 6* 12. Oktober 1.30 Uhr Miami Heat Los Angeles Lakers DAZN 7* 14. Oktober 3 Uhr Los Angeles Lakers Miami Heat DAZN
*falls notwendig