Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Champions-League-Sieger, UEFA Supercup-Sieger, deutscher Supercup-Sieger: Der FC Bayern darf sich nach dem 3:2 gegen den BVB Quintuple-Sieger 2020 nennen.
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Corentin Tolisso, Thomas Müller und Joshua Kimmich in der Schlussphase sicherten den Sieg gegen über weite Strecken mindestens gleichwertige Dortmunder - denen in den entscheidenden Phasen allerdings die nötige Konzentration fehlte, sowohl im Abschluss als auch in der Verteidigung.
"Wir hätten dieses Spiel auch gewinnen können. Wir haben viele Sachen richtig gemacht, haben gut gepresst, Balleroberung war okay, wir haben Torchancen gehabt", resümierte BVB-Coach Lucien Favre bei DAZN .
Sein Gegenüber Hansi Flick ergänzte: "Wir haben es uns nach dem 2:0 etwas schwer gemacht. Daran müssen wir arbeiten, aber letztlich zählt nur der Sieg. Daher Kompliment an die Mannschaft. Es ist wichtig, dass man auch solche Spiele für sich entscheidet. Das zeigt die Mentalität, aber auch die Klasse der Mannschaft."
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FC Bayern München - BVB: Die Analyse
Als ob beide Trainer beweisen wollten, dass sie sehr wohl rotieren können und mit ihrem sehr engen (Bayern) respektive recht breiten (BVB) Kader zurecht kommen, wechselten Hansi Flick und Lucien Favre munter durch. Bayern im Vergleich zum 1:4 bei der TSG Hoffenheim auf fünf Positionen verändert, der BVB im Vergleich zum 0:2 beim FC Augsburg sogar mit sechs neuen Spielern. Darunter zum ersten Mal auch wieder Marco Reus, zum ersten Mal nach 239 Tagen. Auch im Tor gab es beim BVB eine Änderung: Wie schon beim letzten Supercup ersetzte Marwin Hitz den erkrankten Roman Bürki. Konnte Hitz 2019 noch einen Sieg feiern, mussten die Dortmunder nun die zweite Niederlage binnen fünf Tagen hinnehmen.
Dabei hatte Favre seine Spieler genau richtig eingestellt gegen die Bayern. Der BVB nervte die Bayern in der Anfangsphase mit einem intensiven Mittelfeldpressing und aggressiver Zweikampfführung. Die Dortmunder versuchten zudem immer wieder, schnelle Bälle in die Tiefe zu spielen. Die zentralen Mittelfeldspieler Thomas Delaney und Mo Dahoud, erstmals in dieser Saison in der BVB-Startelf, taten dem BVB-Spiel gut.
Bei Bayern ging so zu Beginn recht wenig nach vorne. Trainer Hansi Flick hatte im Mittelfeldzentrum auf Tolisso und Kimmich gesetzt und das Mittelfeld insgesamt "etwas kompakter" machen wollen, wie der Coach vor dem Spiel bei DAZN sagte. Das klappte zwar ganz gut, allerdings auf Kosten der Kreativität.
Hinter den beiden eher defensiven Achtern agierte als noch defensiverer Sechser Javi Martinez, ohnehin so etwas wie die personifizierte Solidität. Womöglich auch nicht zum letzten Mal. Denn: Sollte Bayern bis zum 5. Oktober keinen Mittelfeldspieler mehr verpflichten (können), müsste der Baske bleiben. Nach Informationen von SPOX und Goal hat Martinez, der eigentlich gerne zurück zu Athletic Bilbao gewechselt wäre, den Bayern schon recht früh signalisiert, kein Problem damit zu haben, wenn er bleiben müsste.
BVB: Inexistente Restverteidigung vorm 0:1
Das 1:0 der Bayern fiel so ziemlich aus dem Nichts - und dank der Nicht-Existenz der Dortmunder Restverteidigung beim eigenen Eckball: Die Bayern gewannen den Kopfball vor Neuers Tor, Davies foppte rotzfrech Meunier, schickte Coman steil. Über Müller und Lewandowski kam der Ball schnell auf Tolisso, dessen erster Versuch von Hitz an die Latte gelenkt wurde. Der Nachschuss von Tolisso saß aber. Das 1:0 in der 18. Minute dank eines gleichsam frechen wie unwiderstehlichen Konters.
Die Führung änderte die Statik des Spiels nicht unbedingt. Die Bayern taten sich weiter schwer, Dominanz aufzubauen, der BVB machte geschickt die Räume zu. Aber: Der Vizemeister war hinten, blieb nach vorne weiter ungefährlich - und lag plötzlich 0:2 zurück. Tolisso mit der klugen Spielverlagerung, Davies mit der wunderschönen Halbfeldflanke genau auf den Kopf des einspringenden Thomas Müllers, der Manuel Akanji und Felix Passlack düpierte.
Zweimal nicht aufgepasst, 0:2 hinten: Wo sollte das für den BVB enden? Beim 2:2! Noch in der ersten Halbzeit machte es Julian Brandt wieder spannend. Der Nationalspieler, zuvor fast 1200 Minuten ohne Tor, traf nach Pass von Erling Haaland. Benjamin Pavard war zuvor Opfer des kompromisslosen Dortmunder Mittelfeldpressings geworden und hatte den Ball verloren.
BVB mit perfektem Mittelfeldpressing
Nach der Pause erhöhte der BVB den Druck: In der 47. Minute scheiterte Meunier noch spektakulär, als er es für eine gute Idee hielt, einen mustergültigen Konter mit einem Schlenzer auf die Tribüne zu vollenden. Auch sonst war der Neuzugang wieder eher enttäuschend.
In der 55. Minute zeigte ihm Haaland, wie man gute Chancen in Tore verwandelt: Lewandowski verlor unter Druck den Ball, Delaney mit dem Steilpass, Haaland mit dem erfolgreichen Abschluss zum Ausgleich. Der Norweger hätte nur wenige Minuten später sogar noch erhöhen können, fand in Neuer aber seinen Meister.
Das Spiel, bis hierhin ein echtes Spitzenspiel, wurde in der Folge zunächst etwas wilder und flachte dann ab. Keine der beiden Mannschaften konnte das Niveau der ersten 60 Minuten halten, die vielen Wechsel auf beiden Seiten trugen auch nicht zur Beruhigung bei.
Und gerade als man dachte, beide Mannschaften hätten sich mit dem Elfmeterschießen abgefunden, schlug die Stunde des Joshua Kimmich. Der Mittelfeldspieler nutzte eine der raren Unachtsamkeiten Delaneys, trieb den Ball nach vorne zu Lewandowski, der ihn dem heranstürmenden Kimmich in den Fünfer legte. Der prüfte erst Hitz, rannte dem Abpraller hinterher und traf im Fallen zum 3:2 (82.). Ein Tor des Willens. Der fünfte Titel für die Bayern. "Es war eine wahnsinnige Energieleistung von Jo", lobte Flick den Matchwinner hinterher.
FC Bayern München - BVB: Die Aufstellungen
FC Bayern: Neuer - Pavard (76. Richards), Süle, Martinez (84. Musiala), Hernandez - Kimmich, Tolisso - Coman (54. Gnabry), Müller, Davies - Lewandowski (83. Zirkzee).
Borussia Dortmund: Hitz - Can, Hummels (76. Pisczek), Akanji - Meunier (68. Schulz), Dahoud, Delaney, Passlack - Brandt (76. Bellingham), Reus (72. Reyna) - Haaland (68. Reinier).
FC Bayern München - BVB: Die Daten des Spiels
Tore: 1:0 Tolisso (18.), 2:0 Müller (32.), 2:1 Brandt (39.), 2:2 Haaland (55.), 3:2 Kimmich (82.)
- Erstmals nach 239 Tagen stand Marco Reus wieder in der Startaufstellung der Dortmunder.
Der Star des Spiels: Alphonso Davies (FC Bayern)
Mit seiner rotzfrechen Aktion nach dem BVB-Eckball das 1:0 eingeleitet, mit seiner wunderbaren Halbfeldflanke das 2:0 vorbereitet: Nicht schlecht für einen Spieler, der zuletzt ein bisschen in seine erste Krise zu schlittern schien. "Mini-Kratzer im Bolidenlack?" Längst herauspoliert.
Der Flop des Spiels: Thomas Meunier (Borussia Dortmund)
Der Franzose, an dem auch der FCB Interesse gezeigt haben soll, hat weiter mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Der Rechtsverteidiger scheint große Probleme zu haben, sich in der Dortmunder 3-4-3-Grundordnung im rechten Mittelfeld zurechtzufinden. Acht verlorene Bälle (fünf Ballgewinne) und eine für einen Defensivspieler eher enttäuschende Zweikampfquote von 50 Prozent sind so schon nicht zufriedenstellend. Sein Ballverlust vorm 0:1 und seine vergebene Großchance nach der Pause halfen ihm bei der Bewertung auch nicht.
Die Schiedsrichterin: Bibiana Steinhaus
Erstmals leitete eine Frau den deutschen Supercup, zum letzten Mal war es Steinhaus. Die Schiedsrichter-Pionierin kündigte vor der Partie überraschend ihren Rückzug an. Sie beendete ihre Karriere mit einer absolut tadellosen Leistung.
Steinhaus war eine Pionierin. Als erste Frau durfte sie ab 2007 Spiele in der Zweiten Bundesliga pfeifen, ab 2017 endlich auch in der Bundesliga. Sie kam auf 23 Spiele in der Bundesliga als Hauptschiedsrichterin. In diesen Spielen verteilte sie 65 Gelbe Karten, aber keinen Platzverweis. Beim Supercup kam noch eine Gelbe Karte hinzu (an Hernandez).