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Los Angeles Lakers vs. Miami Heat: Die Ausgangslage
75:1 - mit dieser Wettquote schätzten die Buchmacher in Las Vegas vor der Saison 2019/20 die Titelchancen der Miami Heat als nicht sonderlich hoch ein. Selbst vor dem Start der Playoffs wurden dem Team vom South Beach höchstens Außenseiterchancen zugerechnet. Niemand hatte ernsthaft geglaubt, dass die Heat es tatsächlich in die Finals schaffen würden.
Doch in der Bubble scheint alles möglich. Nach dem Sweep in der ersten Runde gegen die Indiana Pacers wartete in Runde zwei in den Milwaukee Bucks der große Favorit aus der Eastern Conference - doch nach nur fünf Spielen hatte Miami die Bucks und MVP Giannis Antetokounmpo nach allen Regeln der Kunst entzaubert. In den Ost-Finals setzten sich die Heat anschließend in sechs Spielen gegen die Boston Celtics durch. Dabei präsentierte sich Bam Adebayo wie ein Superstar , Tyler Herro drehte gleich mehrfach auf und Jimmy Butler war in den entscheidenden Momenten zur Stelle.
In den Finals könnte sich 5-Seed Miami nun als zweitniedrigster Playoff-Seed der Geschichte (die Rockets gewannen 1995 als Nr.6-Seed den Titel), der die Larry O'Brien Trophy holt, in den Geschichtsbüchern der Association verewigen - wäre da nicht ein gewisser LeBron James. Der King will die Los Angeles Lakers zur 17. Championship der Franchise-Historie führen. Damit würde Purple-and-Gold mit den Celtics an der Spitze der NBA-Rangliste gleichziehen.
Die Lakers hatten im Vergleich zu Miami den etwas leichteren Weg in die Finals. In der ersten Runde trafen LeBron und Co. auf die ausgelaugten Trail Blazers, in der zweiten Runde gaben sich die Rockets irgendwann selbst auf und auch die Denver Nuggets wurden nicht zum Stolperstein, nachdem sie zuvor die L.A. Clippers aus dem Rennen geworfen hatten. So stürmten die Lakers mit drei 4-1-Erfolgen zur ersten Finals-Teilnahme seit 2010.
Damals hatte Kobe Bryant sein Team zur bis dato letzten Championship geballert. Auch wegen dessen tragischen Tod Anfang des Jahres wäre der Titel in der Bubble wohl ein ganz besonderer für die Lakers. Auch für LeBron persönlich, der in den vergangenen Monaten immer wieder seine Nähe zu Kobe betonte. Nun will er die Lakers mit seinem vierten Titel für sein drittes Team zu altem Glanz führen.
Zwei seiner Ringe gewann er dabei im Trikot der Heat, das ist nur einer von vielen Fäden, die sich in dieser Serie überkreuzen. Da wäre zum Beispiel auch Pat Rileys Verbindung zu den Lakers, mit denen er 1972 als Spieler und viermal als Head Coach die Larry O'Brien Trophy in die Höhe stemmte. Dazu LeBron mit seiner Heat-Vergangenheit, dem unschönen Ende mit "Godfather" Riley und wie sich Miami nach dem Abgang des Kings wieder zum Titelkandidaten mauserte .
Auch Lakers-Coach Frank Vogel hat schon einige Playoff-Schlachten gegen die Heat geschlagen, damals als Coach der Indiana Pacers und gegen, nicht mit LeBron. Heat-Coach Erik Spoelstra stand derweil schon zu Zeiten der Big Three um LeBron, Dwyane Wade und Chris Bosh in Miami an der Seitenlinie (2 Titel). Kann er nun seinen ehemaligen Schützling ärgern?
Los Angeles Lakers vs. Miami Heat: Zahlen und Fakten
Lakers Heat Bilanz Regular Season 52-19 44-29 Offensiv-Rating (Platz) 111,7 (11) 111,9 (7) Defensiv-Rating (Platz) 106,1 (3) 109,3 (12) Net-Rating (Platz) 5,6 (5) 2,7 (7) Direkter Vergleich 2-0 0-2
NBA Finals 2020: So gewinnen die Lakers die Championship
Die Lakers haben die beiden besten Spieler in der Serie in ihren Reihen, das ist der offensichtlichste und auch größte Vorteil. LeBron hat in den diesjährigen Playoffs bereits vier Triple-Doubles aufgelegt, so viele wie zuvor nur in der Postseason 2018. Mit seinen 35 Jahren hat er noch kein Körnchen verloren - und hat den wohl besten Mitspieler seiner Karriere an seiner Seite.
Anthony Davis kommt auch gegen die Heat eine Schlüsselrolle zu. Höchstwahrscheinlich wird er es in erster Linie mit Bam zu tun bekommen. Kaum ein Verteidiger in der Liga ist so prädestiniert, AD zumindest einzuschränken, wie der Heat-Big mit seiner Kombination aus Länge und Schnelligkeit. Und dennoch sollte Davis zum Problem für Miami werden.
Die Heat präsentierten in den vergangenen Wochen eine sehr variable - und starke - Defense, doch eine switch-lastige Defense werden sie sich gegen LeBron und AD nicht erlauben dürfen. Zwar kann Bam auch gegen LBJ seinen Mann stehen, Davis hat dahinter aber so gut wie immer ein Mismatch. Auch die Zonenverteidigung Miamis kann die Braue, beispielsweise an der Freiwurflinie positioniert oder als stete Lob-Gefahr, aushebeln.
© MLB
Zusätzlich wird es Davis Bam auf der anderen Seite des Courts schwerer machen als noch Daniel Theis und die Celtics in den Ost-Finals. Nicht umsonst haben die Lakers eine der besten Defensiven der Liga. In der regulären Saison ließen sie nur 106,1 Punkte pro 100 Possessions zu (Platz 3), in den Playoffs beträgt das Defensiv-Rating 107,8.
Generell sollten die Lakers versuchen, ihre Größenvorteile auszuspielen. Der zuletzt stark aufspielende Dwight Howard könnte als Center neben Davis starten, auch er muss als Lob-Gefahr gegen eine potenzielle Zonenverteidigung respektiert werden. Das Rebounding ist zudem eine Schwachstelle in jeder Zonenverteidigung, die Lakers sind aber eins der besten Teams am offensiven Brett. In den bisherigen Playoffs schnappte sich L.A. 29,7 Prozent der eigenen Abpraller (Platz 2). Wenn dann auch noch die Rollenspieler ihre Dreier treffen, wird es für Miami sehr schwer, LeBrons Drives, Davis' Zonenpräsenz und die Lakers-Offense in Schach zu halten.
Los Angeles Lakers: Der Playoff-Kader 2020
Point Guard Shooting Guard Small Forward Power Forward Center LeBron James Danny Green Kentavious Caldwell-Pope Anthony Davis JaVale McGee Rajon Rondo Dion Waiters Jared Dudley Kyle Kuzma Dwight Howard Alex Caruso Talen Horton-Tucker J.R. Smith Marcus Morris Quinn Cook Kostas Antetokounmpo
NBA Finals 2020: So gewinnen die Heat die Championship
In den vergangenen drei Serien schafften es die Lakers-Gegner zumeist nicht, eine echte Herausforderung für LeBron im Eins-gegen-Eins zu stellen. Miami hat aber immerhin mehrere hochkarätige Flügelverteidiger, die ihr Glück gegen den King versuchen können.
Angefangen bei Jimmy Butler über Jae Crowder bis hin zu Andre Iguodala, der gerade in Spiel 6 gegen Boston zumindest in Ansätzen aufblitzen ließ, was er auch mit 36 Jahren noch drauf hat. Und: Coach Spo kennt LeBron in- und auswendig, er wird sich am Reisbrett einige Kniffe mit seiner vielseitigen Defense ausdenken, die LeBron kontern muss.
Zwar mögen die Lakers die beiden besten Spieler in der Serie haben, doch Miami überzeugt im Kollektiv. Sowohl Herro, als auch Goran Dragic oder Duncan Robinson können von Abend zu Abend in die Rolle des drittbesten Spielers der Heat schlüpfen. Sie alle sind besser als das, was die Lakers hinter LeBron und AD aufzubieten haben.
Die Tiefe könnte der größte Vorteil für Miami sein, das genannte Trio stellt eine enorme Gefahr aus der Distanz dar, alle können jederzeit heiß laufen. Das Shooting der Lakers war dagegen in diesen Playoffs nicht immer elitär. Wenn L.A. nichts von draußen trifft, kann Miami auch besser die Zone dicht machen.
Zusätzlich müssen natürlich auch die Stars des Teams abliefern, will Miami die nächste Überraschung in dieser Postseason schaffen. Bam muss sich in diesem Fall zum besten Big Man der Serie aufschwingen, Jimmy Buckets wieder einmal in der Crunchtime übernehmen. Immerhin: Die Heat sind mit einem Net-Rating von 42,5 in Clutch-Momenten (fünf Punkte Differenz oder weniger in den letzten fünf Minuten einer Partie) in elf Spielen in diesen Playoffs das überragende Team in dieser Statistik.
Miami Heat: Der Playoff-Kader 2020
Point Guard Shooting Guard Small Forward Power Forward Center Goran Dragic Duncan Robinson Jimmy Butler Jae Crowder Bam Adebayo Kendrick Nunn Tyler Herro Andre Iguodala Derrick Jones Jr. Kelly Olynyk Gabe Vincent Meyers Leonard Kyle Alexander
Lakers vs. Heat: Wer gewinnt die NBA Finals?
Die Heat sind mit ihrer hervorragenden Team-Chemie und der viel beschworenen Heat-Culture wie gemacht für die besonderen Umstände in der Bubble. Das stellten Butler und Co. bereits mehrfach unter Beweis, doch irgendwann endet jedes Märchen. Für Miami endet es nun gegen die Lakers.
Die Star-Power der Lakers ist letztlich zu viel für die Heat, die in jedem Spiel "nah an der Perfektion" spielen müssen, wie es Butler selbst ausdrückte. Das ist gegen LeBron, Davis und Co. ein enorm schwieriges Unterfangen, zudem müssen die Heat ohne große Finals-Erfahrung auskommen. Zwar ist ein harter Kampf Miamis garantiert, doch die Lakers werden sich am Ende Titel Nr. 17 schnappen. Prognose: Lakers in 6 .