Was ist passiert und wie ist die Saison einzuschätzen?

Trotz aller Enttäuschung ist diese Spielzeit ein Erfolg und ein großer Fortschritt. In der vergangenen Saison hatten die Nuggets aufgrund der Setzliste deutlich bessere Chancen auf die Conference Finals, scheiterten aber als Favorit im heimischen Pepsi Center in Spiel 7 gegen die Portland Trail Blazers.

Diesmal setzten nur wenige auf die Nuggets, erst recht nachdem man in den Serien mit Utah und den L.A. Clippers jeweils 1-3 in Rückstand geriet. Beide Male setzte sich dennoch Denver durch, vor allem das Comeback gegen die hochfavorisierten Clippers bescherte den Nuggets einiges an Aufmerksamkeit und ließ aufhorchen.

Das Scheitern der Clippers hat viele Gründe , Coach Doc Rivers merkte unter anderem die fehlende Eingespieltheit in der Bubble an. Bei den Nuggets konnte man darüber sicherlich nur lachen. Denver hatte zu Beginn des Restarts lange nur acht Spieler zur Verfügung und sorgte für Schmunzler, als man im ersten Vorbereitungsspiel mit vier Centern und einem Forward startete.

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Dass Denver trotzdem bis in die Conference Finals marschierte, ist auch deswegen eine faustdicke Überraschung. Mit Will Barton fehlte sogar ein weiterer wichtiger Rotationsspieler, dafür machte Rookie Michael Porter Jr. (zumindest offensiv) von sich reden.

Der Mann der Stunde war aber Jamal Murray, der über die Saison gefühlt stagnierte, in der Bubble aber komplett explodierte und Denver mit mehreren 50-Punkte-Spielen überhaupt in der Verlosung hielt. Sein Zusammenspiel mit Nikola Jokic sorgt nun schon seit zwei Jahren für Kopfschmerzen bei gegnerischen Verteidigungen und ist das Fundament des Teams.

Fundament ist das richtige Stichwort. Die Nuggets sind über Jahre organisch gewachsen, gleich sechs Rotationspieler wurden von Denver gedraft beziehungsweise verdienten sich hier ihre ersten NBA-Sporen. Entsprechend stolz zeigte sich deshalb Coach Michael Malone: "In der NBA bekommst du nichts geschenkt und wir haben wichtige Schritte gemacht. Wir haben eine tolle Gruppe und bewegen uns in die richtige Richtung."

Nuggets vs. Lakers: Die Serie im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 19. September 3 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 126:114 2 21. September 1.30 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 105:103 3 23. September 3 Uhr Denver Nuggets Los Angeles Lakers 114:106 4 25. September 3 Uhr Denver Nuggets Los Angeles Lakers108:114 5 27. September 3 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 117:107

Hat Denver den besten jungen Kern der NBA?

Das ist natürlich Geschmackssache, doch in der Spitze können den Nuggets mit Jokic (25 Jahre), Murray (23) und auch Porter Jr. (22) nur wenige Teams das Wasser reichen. Schon zweimal konnte Denver nun mit seinem jungen Fundament tief in die Playoffs vorstoßen, vergleichbares gelang nur den Jungspunden der Boston Celtics um Jayson Tatum (22) und Jaylen Brown (23) im etwas schwächeren Osten.

Die Nuggets wachsen organisch, einiges erinnert an den Aufstieg der Golden State Warriors mit Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green. Auch sie hatten Serien, in denen sie überraschten (2013 gegen Denver und bei der knappen Niederlage gegen San Antonio), um dann 2015 zu explodieren und eine kleine NBA-Revolution einzuleiten.

Vergleichbar sind diese beiden Teams natürlich nicht. Denver ist aber in seiner Spielweise ebenfalls einzigartig, was vor allem an Jokic liegt. Einen so variablen, intelligenten, passsicheren und wurfstarken Center hat die NBA noch nicht gesehen, folglich können die Nuggets kreative Sets laufen, von denen andere Teams nur träumen können.

Denver Nuggets: Porter Jr. als WIld Card

Bleiben Murray und Jokic zusammen (Verträge bis 2025 bzw. 2023), werden die Nuggets über Jahre oben im Westen mitspielen. LeBron James wird schließlich auch nicht jünger, das Projekt der Clippers kann schneller zu Ende gehen, als das einige für möglich halten.

Von den jungen, aufstrebenden Teams sind die Nuggets dagegen offensichtlich am weitesten, auch wenn im Westen mit den Dallas Mavericks (Luka Doncic, Kristaps Porzingis), den New Orleans Pelicans (Zion Williamson, Brandon Ingram), Phoenix Suns (Devin Booker, Deandre Ayton) oder auch den Memphis Grizzlies (Ja Morant, Jaren Jackson Jr.) in Zukunft zu rechnen sein darf.

Was man bei Denver aber nicht vergessen darf: In Porter Jr. haben die Nuggets noch die ultimative Wild Card in der Hinterhand. MPJ war einst der beste High-School-Spieler des Landes und wurde nach seiner Rookie-Saison behutsam (für viele zu behutsam) herangeführt. Sein Offensiv-Spiel trieft nur so vor Talent und könnte das Star-Duo bestens ergänzen, auch wenn es am hinteren Ende des Feldes teils abenteuerlich ist. Die Frage wird sein, ob sein Körper hält, schließlich fiel er nur aufgrund seiner dicken Krankenakte den Nuggets im Draft 2018 an Position 14 in den Schoß.

Sollten die Nuggets Porter Jr. für einen dritten Star traden?

Es gibt durchaus Argumente für beide Seiten, fangen wir doch einmal mit Porters Vorzügen für Denver an. Zunächst einmal passt MPJ mit seinen 22 Jahren natürlich bestens in die Altersstruktur des Teams, mit insgesamt 8,8 Millionen Dollar über die nächsten zwei Jahre ist der Flügelspieler natürlich auch ein absolutes Schnäppchen.

Gleichzeitig besitzt Porter so viel Potenzial, dass man auch in ihm einen kommenden All-Star sehen kann. Der Forward verpasste fast zwei Jahre in seiner Karriere, spielte die komplette Saison nur wenig und konnte in seinen ersten Playoffs trotzdem ein wenig helfen, auch in der ein oder anderen Schlussphase. Das spricht definitiv für die Qualität von MPJ.

"Mike hat das ein oder andere Team mit seinem tollen Wurf und seinem allgemeinen Talent überrascht", freute sich auch Jokic. "Für ihn war es eine gute Erfahrung. Er hat gemerkt, dass in den Playoffs jeder Ballbesitz zählt. Ich denke, dass er viel dazugelernt hat."

Eine von Porters Lehren war sicherlich auch, dass es nicht besonders schlau ist, während einer Serie öffentlich die Taktik des Teams zu kritisieren, wie geschehen nach Spiel 3 gegen die Clippers. Es zeigt auch eine gewisse Gefahr mit Porter, der es in seinem Leben stets gewohnt war, die erste Option seiner Mannschaft zu sein. In Denver wird er dies in naher Zukunft aber nicht sein können.

Denver Nuggets: Porter Jr. muss sich unterordnen

Eine andere Sorge bleibt, ob MPJ eine lange Saison fit bleiben kann, in dieser Spielzeit stand er inklusive Playoffs gerade einmal 1354 Minuten auf dem Parkett. Zum Vergleich: Murray spulte mehr als das Doppelte ab.

Für aber nur 3,5 Millionen Dollar im kommenden Jahr bleibt Porter in seinem Rookie-Vertrag ein absolutes Schnäppchen, ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die Frage ist auch, für wen man in der Mile High City diesen wertvollen Chip eintauschen möchte. Jrue Holiday (New Orleans) und Bradley Beal (Washington) wurden immer wieder genannt, doch beide scheinen zunächst einmal bei ihren Teams zu bleiben.

Einen Porter-Trade wird es vermutlich erst einmal nicht geben, doch in den kommenden Jahren könnten die Diskussionen immer wieder aufkochen, vor allem dann, wenn MPJ seinen Anschlussvertrag unterschrieben hat oder kurz vor seiner Restricted Free Agency im Jahr 2022 steht.

Ist Jamal Murray wirklich der Superstar, der er in den Playoffs war?

Das war mal eine Coming-Out-Party! Noch zu Beginn des Restarts machten Murray Kniebeschwerden zu schaffen, in den Playoffs folgte der Durchbruch. Der Kanadier führt die Playoffs in Minuten (753), Punkten (504), Würfen (368), Field Goals (186) und versuchten sowie verwandelten Dreiern (62/137) an.

Murray war der Marathon-Mann dieser Postseason und dürfte nun stets in einem Atemzug mit Jokic genannt werden. Auch der Serbe war nach der Serie gegen die Lakers voll des Lobes: "Er war unglaublich. Er war unser Anführer in diesen Playoffs, obwohl er angeschlagen in die Bubble kam. Er ist ein echter Kämpfer und hat unglaublichen Basketball gespielt."

Was Murray in Florida auszeichnete, war sein beinahe unheimliches Shot-Making, der Point Guard war nicht selten der Rettungsanker für sein Team, vor allem in einigen engen Schlussphasen. Pullup-Dreier aus dem Dribbling in das Gesicht des Gegners, spektakuläre Korbleger a la Michael Jordan - kein Wurf schien für Murray in dieser Postseason zu schwer.

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Denver Nuggets: Jamal Murray war noch nie All-Star

Absehbar war dies nur bedingt. In den vergangenen Playoffs deutete "Blue Arrow" immer mal wieder an, dass er zumindest die zweite Option bei einem Contender sein kann. Während der Regular Season stagnierte Murray jedoch und spielte völlig zurecht keine Rolle, als es um die begehrten All-Star-Nominierungen ging. Guards wie Donovan Mitchell oder Devin Booker erhielten stattdessen den Vorzug.

In den Monaten vor den Playoffs gab es durchaus berechtige Diskussionen, ob die Nuggets im Sommer 2019 nicht einen Fehler machten, als sie Murray vorzeitig die maximale Rookie Extension auf den Tisch legten (5 Jahre, 158 Millionen Dollar). Diese tritt in der kommenden Saison in Kraft und wenn Murray sein Playoff-Niveau halten kann, ist der Vertrag mitnichten ein Albatros.

Allerdings: Jeder NBA-Spieler kann mal einen oder zwei heiße Monate haben. Ein 50/45/90-Split wie in den Playoffs wird sicherlich nicht zur Gewohnheit werden, die Wahrheit liegt vermutlich wie so oft in der Mitte. Murray startete in seiner Karriere unerklärlicherweise fast immer langsam in die Saison und fing erst später Feuer.

Wenn er dann in Form ist, muss Murray inzwischen zu den besten Guards der Liga gezählt werden, der durchaus auch am All-NBA-Niveau kratzt. Doch zunächst dürfte für den Kanadier das erste All-Star Game anstehen, das muss das persönliche Minimalziel für einen der besten Spieler der Bubble für die kommende Saison sein.

Welche Personalentscheidungen stehen in der Offseason an?

Auf die Nuggets wartet jede Menge Arbeit in der Offseason, einige Entscheidungen könnten die Franchise massiv beeinflussen. Mit der Murray-Verlängerung wurde die wichtigste Aufgabe bereits im vergangenen Jahr erledigt, er kassiert nach 4,4 Millionen Dollar in dieser Spielzeit, im kommenden Jahr rund 27 Millionen.

Das ist für die Zukunft beruhigend, andererseits wird es nun schwieriger, alle Rollenspieler zu bezahlen. Das war auch einer der Gründe, warum man die kommenden Restricted Free Agents Malik Beasley und Juancho Hernangomez bereits im Februar tradete, vor allem Ersterer hätte den Nuggets als zusätzlicher bulliger Flügelspieler mit solidem Wurf sicherlich helfen können.

Da beide "Eigengewächse" waren, hätte Denver für die beiden auch über den Cap gehen können, doch Besitzer Stan Kroenke ist bekannt dafür, die Luxussteuer unter allen Umständen vermeiden zu wollen. Nur in der Ära Carmelo Anthony zahlten die Nuggets für eine kurze Zeit die damals noch abgeschwächte Form der Luxussteuer.

Mit diesem Wissen dürfte es ein Drahtseilakt werden, alle Free Agents zu halten. Priorität Nummer eins dürfte Jerami Grant sein, der seine Spieler-Option in Höhe von 9,35 Millionen wohl nicht ziehen wird. Der Forward, der im Sommer 2019 via Trade aus Oklahoma City kam, verteidigte gegen LeBron und auch Kawhi Leonard leidenschaftlich und steuerte auch offensiv einiges bei.

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Die Free Agents der Denver Nuggets

Spieler Alter Position Gehalt 19/20 Torrey Craig 29 Forward 2,0 Jerami Grant 26 Forward 9,3 Paul Millsap 35 Forward/Center 30,4 Mason Plumlee 30 Center 14,0

Das ist wertvoll in der heutigen NBA, entsprechend gehen laut Mike Singer ( Denver Post ) anonyme GMs davon aus, dass Grant trotz Corona-Pandemie zwischen 14 und 16 Millionen jährlich bekommen könnte. Grant selbst erklärte nach dem Ausscheiden, dass er sich einen Verbleib in der Mile High City durchaus vorstellen könne.

Schwieriger dürfte es sich bei Paul Millsap gestalten, der zwar auf dem Feld merklich abbaute und offensiv nur noch eine Nebenrolle spielte, dafür aber als starke Stimme in der Kabine eine wichtige Rolle einnahm. Der 35-Jährige muss nun entscheiden: Will er noch einen letzten Zahltag oder einen Ring jagen, womöglich mit Denver? Beides wird er in der Free Agency nicht erreichen können.

Und dann bleiben da noch Torrey Craig (RFA) und Mason Plumlee. Die Zeit des Centers in Denver dürfte vorbei sein, da sich die Nuggets den Fünfer vermutlich nicht weiter leisten wollen. Der 30-Jährige war in den Playoffs der wohl schwächste Rotationsspieler der Nuggets und kostete Denver nicht zuletzt in Spiel 2 den Sieg, als er Anthony Davis zum Buzzerbeater hochsteigen ließ.

Ansonsten wird Torrey Craig Restricted Free Agent, seine Defense ist eine nette Ergänzung, doch sollte ein anderes Team ein gutes Angebot machen, dürfte der Forward weg sein. Auf der anderen Seite bleibt wenig Geld für neue Spieler, schon ohne Verlängerungen stehen die Nuggets bei gut 100 Millionen für elf Spieler. Womöglich könnte der eine oder andere Veteran das Team ergänzen, doch das Fundament steht ja ohnehin schon.