"Es gab vielerlei Gründe für die Niederlage. Aber von der Einsatzbereitschaft und dem Willen her, kann ich der Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen. Die Mentalität nach den 120 Minuten von Donnerstag war top. Es war ja klar, dass wir irgendwann verlieren, aber wir haken das Spiel jetzt ab", sagte Flick bei der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Am Mittwoch trifft der FC Bayern im deutschen Supercup auf Borussia Dortmund. Anstoß in der Allianz Arena ist 20.30 Uhr.
Hoffenheim von Trainer Sebastian Hoeneß, der in der vergangenen Saison den FC Bayern II zum Titel in der 3. Liga geführt hatte, eroberte mit dem zweiten Sieg im zweiten Spiel unterdessen die Tabellenführung der Bundesliga.
TSG Hoffenheim - FC Bayern München: Die Stimmen
Manuel Neuer (Kapitän FC Bayern): "Wir suchen keine Ausreden. Man hat ja schon in der vergangenen Saison gemerkt, dass alle paar Tage ein Spiel ist. Wir wissen, was uns erwartet und müssen die Situation annehmen."
Thomas Müller (FC Bayern): "Der Akku ist natürlich nicht zufrieden, aber ich denke nicht, dass das heute an körperlichen Geschichten lag. Ich denke, dass wir genug Kraft hatten. Wir haben ja auch ein paar frische Kräfte gebracht, die Diskussion brauchen wir nicht anstoßen. Natürlich muss man sagen, die Hoffenheimer haben die Zweikämpfe spritzig und agil geführt, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir die Zweikämpfe oder Bälle unsauber gespielt haben oder dass jemand die Ohren hat hängen lassen oder dass jemandem der Schweiß schon nach 20 Minuten auf der Stirn stand. Das hatte aus meiner Sicht andere Gründe. Summa summarum haben wir verdient verloren."
Sebastian Hoeneß (Trainer TSG Hoffenheim): "Der Sieg bedeutet, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Jetzt muss es darum gehen, den Sieg beim nächsten Spiel in Frankfurt zu veredeln. Wichtig ist, dass wir cool bleiben. Wir sind in einem Prozess."
Alexander Rosen (Direktor Profifußball TSG Hoffenheim): "Es war ein überragender Nachmittag, die 6030, die da waren, haben Stimmung gemacht, als wären es 60.000. Es war ein ganz besonderer Moment, eine ganz besondere Geschichte, wenn man bedenkt, dass das letzte Spiel vor Zuschauern gegen Bayern war, als wir 0:6 verloren hatten und völlig chancenlos waren. Es ist ein geschichtsträchtiges Spiel für uns, auch wenn wir die Reisestrapazen des Gegners beachten müssen."
Hier gibt es alle Stimmen zum Spiel.
TSG Hoffenheim - FC Bayern München: Die Analyse
Flick rotierte nach dem kräftezehrenden 2:1 n.V. im UEFA Supercup gegen den FC Sevilla und stellte seine Startelf auf vier Positionen um: Davies, Boateng, Tolisso und Zirkzee starteten anstelle von Hernandez, Süle, Goretzka und Lewandowski (alle Bank). Auf der Bank saß etwas überraschend auch Ulreich, der fitte Nübel stand nicht im Kader.
Anders als von Flick zuvor gefordert ließ der FC Bayern den Ball zunächst nicht kräfteschonend laufend, sondern lieferte sich einen wilden Schlagabtausch mit Hoffenheim. Beide Mannschaften überbrückten das Mittelfeld rasant und spielten fast schon hektisch nach vorne. Diese Spielentwicklung kam dem deutlich ausgeruhteren Hoffenheim zugute.
Unter Mithilfe des FC Bayern ging Hoffenheim Mitte der ersten Halbzeit per Doppelschlag in Führung: Zunächst lenkte Davies einen Bicakcic-Kopfball ins eigene Tor (16.), dann servierte Pavard Dabbur den Ball bei einem Konter zum 2:0 (24.). Auch in der Folge leisteten sich die Defensivspieler der Münchner einige Unachtsamkeiten, Hoffenheim nutzte sie jedoch nicht zu einer höheren Führung. Baumgartner (29.) und Kramaric (31. und 45.+1) vergaben gute Chancen.
Obwohl der FC Bayern mehr Ballbesitz hatte, versprühte er über weite Strecken der ersten Halbzeit keine Torgefahr. Das Anschlusstor von Kimmich per traumhaftem Schlenzer aus etwa 20 Metern kam relativ überraschend (36.). Bei der Torentstehung verletzte sich Bicakcic, für den Hoffenheim-Trainer Hoeneß Skov brachte.
Da sich am Spielgeschehen nach der Pause nichts änderte, reagierte Flick und brachte in der 57. die nominellen Stammspieler Goretzka und Lewandowski für Pavard und Zirkzee. Kimmich rückte dadurch auf die ungeliebte rechte Abwehrseite. Später kamen auch noch Coman und Musiala.
Der FC Bayern drängte in der Folge zwar auf den Ausgleich, ein wirklicher Sturmlauf gelang jedoch nicht. Hoffenheim sorgte unterdessen immer wieder für gefährliche Entlastungsangriffe, einen davon verwertete Kramaric zum 3:1 (77.). In der Nachspielzeit schnürte er per berechtigtem Foulelfmeter den Doppelpack und stellte auf 4:1 (90.+1).
TSG Hoffenheim gegen FC Bayern München: Die Aufstellungen
Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Bicakcic (38. Skov) - Akpoguma, Samassekou, Kaderabek - Baumgartner (59. Gacinovic), Geiger (58. Bebou) - Dabbur (80. Grillitsch), Kramaric.
FC Bayern: Neuer - Pavard (57. Goretzka), Jerome Boateng, Alaba, Davies - Kimmich, Tolisso (72. Musiala) - Thomas Müller - Gnabry, Zirkzee (57. Lewandowski), Leroy Sane (73. Coman).
Die Daten des Spiels TSG Hoffenheim gegen FC Bayern München
- Tore: 1:0 Bicakcic (16.), 2:0 Dabbur (24.), 2:1 Kimmich (36.), 3:1 Kramaric (77.), 4:1 Kramaric (90.+2, Foulelfmeter)
- Kimmich erzielte seine vergangenen fünf Bundesligatore allesamt von außerhalb des Strafraums.
- Lewandowski kam in der Bundesliga erstmals seit April 2018 zu einem Jokereinsatz. Damals erzielte er bei einem 3:0 in Hannover ein Tor.
- In der Bundesliga kassierte der FC Bayern erstmals unter Flick vier Gegentore. Letztmals der Fall war das beim 1:5 bei Frankfurt im letzten Spiel unter Niko Kovac im vergangenen November.
- So früh wie in dieser Saison hat der FC Bayern in der Bundesliga letztmals 2011/12 verloren. Damals mit 0:1 gegen Gladbach am 1. Spieltag.
- Hoffenheim gewann seit 2017 zum vierten Mal gegen den FC Bayern. Gegen kein anderes Team verlor der FC Bayern seither so oft.
Der Star des Spiels: Munas Dabbur (TSG Hoffenheim)
Mit einem perfekten Lupfer erzielte Dabbur das zwischenzeitliche 0:2, mit einigen überlegten Läufen in die Tiefe und folgenden Abschlüssen sorgte er für permanente Gefahr und Entlastung. Im Defensivspiel rieb sich Dabbur auf und verzeichnete mit die meisten Ballgewinne auf Seiten Hoffenheims. Ebenfalls stark: Doppelpacker Kramaric.
Der Flop des Spiels: Alphonso Davies (FC Bayern München)
Der Linksverteidiger durfte nach zwei Spielen auf der Bank wieder von Beginn an ran - rechtfertigte das in ihn gesteckte Vertrauen aber nicht. Davies leistete sich viele ungewohnte Stockfehler, traf falsche Entscheidungen und sorgte für wenige Impulse in der Offensive. Beim 0:1 lenkte er den Ball ins eigene Tor, im Vorfeld des 1:3 offenbarte er schlechtes Timing im Kopfballduell.
Der Schiedsrichter: Benjamin Brand
Das Spiel wurde von Beginn an äußerst hart und hitzig geführt. Brandt hatte viel zu tun, behielt bei seiner Spielführung aber trotz der widrigen Bedingungen weitestgehend die Ruhe. Richtig war es, nach Neuers Foul an Bebou in der 90.+1 auf Elfmeter für Hoffenheim zu entscheiden.