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Miamis Zonenverteidigung war in den ersten vier Spielen der Eastern Conference Finals das vorherrschende Thema, die Celtics fanden gegen diese Spezialität keine Antwort. Dass es sich dabei mitnichten um Atomphysik handelt, bewies Boston dann beim erfolgreichen Spiel 5, womit die Saison der Kelten um zumindest ein Spiel verlängert wurde.

Ein wichtiger Faktor war dabei Daniel Theis, der von der Freiwurflinie endlich schnelle Entscheidungen traf und so die Schwächen dieses Defensivsystems aufdeckte. Die Zonenverteidigung ist kein Allheilmittel, sie ist schlagbar, schon Jugendteams lernen Kniffe, wie man sie aushebelt. Benötigt werden Handlungsschnelligkeit, Ballbewegung und das ständige Attackieren.

Und für die Abteilung Attacke ist vor allem Jaylen Brown genau der richtige Mann. In der Serie gegen Miami ist der Forward der Spieler im Celtics-Kader, der am häufigsten den Korb attackiert (12,2 Drives pro Spiel). In der Regular Season waren es noch Kemba Walker und Jayson Tatum, die am beständigsten Druck auf die gegnerische Defense ausübten.

Jaylen Brown als Taktgeber in Spiel 5 für Boston Celtics

Dieser Druck ist wichtig, um Miamis Defense ins Schwimmen zu bringen. Die Abläufe bei den Heat sitzen zwar, doch wenn der Druck größer wird, machen auch sie mehr Fehler. Das liegt in der Natur der Sache. In Halbzeit eins von Spiel 5 machte es noch den Anschein, dass Boston es mit vielen schnellen Würfen erzwingen wollte. Die Dreier wurden zu früh genommen, Druck wurde davor kaum aufgebaut.

"In der Halbzeit hat uns Kemba gesagt, dass wir mal einen Gang runterschalten sollen", sagte Brown nach dem Spiel. "Als wir das dann gemacht haben, lief es deutlich besser." Boston agierte in der Folge weniger hastig, dafür aber mit dem gleichen Willen und einem besseren Plan.

Brown gab dabei den Takt an und verbuchte das erste Field Goal für die Celtics nach dem Wechsel. Zunächst forcierte er im Post gegen Heat-Center Bam Adebayo einen Ballverlust, dann sprintete er entschlossen auf die andere Seite, wo ihn Walker für einen leichten Korbleger im Fastbreak fand. Im Laufe des Spiels folgten weitere Attacken und einfache Punkte, bevor der 23-Jährige im vierten Viertel mit zwei Dreiern am Stück aus der linken Ecke Boston einen zweistelligen Vorsprung verschaffte, von welchem das Team bis zum Ende zehrte.

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Jaylen Brown: Meist im Schatten von Tatum und Walker

Die Schlagzeilen bekam am Ende zwar mal wieder Tatum und diesmal auch mit Abstrichen Theis, doch Brown war mit 28 Punkten und den meisten Würfen bei den Celtics (23) nicht weniger wichtig. "Der Schlüssel ist es, aggressiv zu bleiben", befand Brown im Anschluss. "Miami ist gut darin, vorzutäuschen, dass man nicht freisteht, weil sie so lang sind. Du musst es aber trotzdem versuchen und alles in die Waagschale werfen."

Und das tat Brown auch, vorne und hinten, auf und neben dem Feld. Es geht fast schon ein bisschen unter, dass der dritte Pick von 2016 in dieser Postseason im Schnitt 21,5 Punkte, 7,4 Rebounds sowie 1,4 Steals auflegt. Während Walker und Tatum über ihre sportlichen Leistungen definiert werden, ist Brown einer der Lautsprecher, wenn es darum geht, auf die sozialen Missstände in den USA aufmerksam zu machen.

"Ich bin nicht nur hier, um die Menschen mit meinem Spiel zu inspirieren", machte Brown nach Spiel 5 noch einmal deutlich. "Ich möchte den Leuten zeigen, wofür wir stehen. Sport ist oft ein Barometer für unsere Gesellschaft und wir wollen zeigen, auf welcher Seite wir stehen."

Jaylen Brown: Seine Statistiken in den Playoffs

Jahr Spiele Minuten Punkte FG% 3P% Rebounds Assists 2017 17 12,6 5,0 47,9 21,7 2,1 0,8 2018 18 32,4 18,0 46,6 39,3 4,8 1,4 2019 9 30,4 13,9 50,6 35,0 5,8 1,1 2020 16 39,521,5 46,9 35,4 7,42,2

Jaylen Brown: "Zu smart" für Basketball?

Es sind bemerkenswerte Worte eines jungen Mannes, der erst in ein paar Wochen 24 Jahre alt wird und schon jetzt als Vize-Präsident der Spielergewerkschaft NBPA hinter Chris Paul fungiert. Entsprechend regelmäßig erhob Brown seine Stimme, um Druck auf die Besitzer, aber auch die handelnden Organe in den Staaten auszuüben.

Viele in der NBA bewundern dies, auch sein Coach Brad Stevens: "Jaylen ist ein großartiger Spieler, aber den größten Einfluss auf die Welt wird er nicht auf dem Basketballfeld ausüben", mutmaßte Stevens im Juni. Aber auch der Respekt auf dem Feld wächst. 2016 wurde Brown von den Celtics-Fans am Draft-Abend noch ausgebuht, es gab sogar Stimmen, dass er womöglich "zu smart" für Basketball sei.

Vier Jahre später hat Brown diese Kritiker widerlegt. Er ist einer der drei wichtigsten Spieler in einem Team, mit welchem Brown schon dreimal die Conference Finals erreicht hat. Womöglich ist er sogar der variabelste Spieler im Team, kommende Saison dürfte die erste All-Star-Nominierung folgen, die er sich auch schon in dieser Spielzeit verdient gehabt hätte.

© imago images / PanoramiC

Jaylen Brown: Keiner ist so flexibel wie er

Offensiv hat er einen weiteren wichtigen Schritt gemacht, er attackiert kontrollierter und ist ein besserer Passgeber geworden. Hinten profitiert das Team von seiner Variabilität. Ob Adebayo, Jimmy Butler oder auch Goran Dragic, Brown kann es ihnen allen schwer machen und erlaubt es damit den Celtics, mehr zu switchen und die Gegenspieler vom Korb fernzuhalten.

Soweit die Theorie, doch noch liegen die Heat in der Serie mit 3-2 in Front und haben somit zwei weitere Matchbälle. "Unser Fokus liegt erst einmal auf dem nächsten Spiel", beteuerte Brown. "Danach werden wir sehen. Wenn wir hart spielen, zusammenspielen und kämpfen, haben wir uns nichts vorzuwerfen."

Boston Celtics vs. Miami Heat: Die Serie im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 16. September 0.30 Uhr Boston Celtics Miami Heat114:117 OT 2 18. September 1 Uhr Boston Celtics Miami Heat101:106 3 20. September 2.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics106:117 4 24. September 2.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics 112:109 5 26. September 2.30 Uhr Boston Celtics Miami Heat 121:108 6 28. September 1.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics 7* 1. Oktober 2.30 Uhr Boston Celtics Miami Heat