Der Scherz, dass die Nuggets die Lakers mit ihrem 1-3-Rückstand genau da hatten, wo sie sie haben wollten, wurde dankbar angenommen. Die "Comeback-Kids" hatten schließlich ihre Erfahrungen mit genau dieser Situation gemacht, zwei Serien in Folge nach 1-3 noch gedreht. Man sollte sie erst abschreiben, wenn sie im Team-Flugzeug auf dem Weg zurück nach Colorado saßen, und selbst dann könne man sich nicht völlig sicher sein.

Es sprach für den Respekt, den sich Denver in dieser Postseason verdient hatte. Die Nuggets kämpften auch in dieser Serie aufopferungsvoll, gaben bis zum Schluss von Spiel 5 nicht auf, wie schon zuvor gegen Utah und die Clippers. LeBron James hatte aber weder Lust auf Scherze, noch wollte er dem resilienten Nuggets-Team irgendwelchen Raum lassen.

James weiß besser als jeder andere NBA-Spieler, wie man ein Closeout-Game angeht. "Ich will einfach genau so verzweifelt sein wie mein Gegner", beschrieb er seine Mentalität, nachdem er nun 16 seiner letzten 17 solcher Spiele für sich entschieden hat. Also nahm er die Angelegenheit in die eigenen Hände ( hier geht es zu den LeBron-Highlights! ).

LeBron James ist zurück in den Finals

Der 35-Jährige hatte zuletzt einige schwächere vierte Viertel gespielt und die Frage geweckt, ob er am Ende von Spielen müde sei. Schon in Spiel vier verneinte er dies mit seiner Crunchtime-Defense gegen Jamal Murray, doch das Beste hob er sich wieder einmal für den Schluss auf. 16 seiner 38 Punkte erzielte James im Schlussviertel von Spiel fünf, erstickte die Comeback-Hoffnungen der Nuggets mehr als einmal im Keim.

"Das war einfach bemerkenswert. Ich bin nicht sicher, ob ich schonmal persönlich gesehen habe, wie ein Spieler eine Partie am Ende so an sich reißt", schwärmte Lakers-Coach Frank Vogel, dabei war er als Coach der Indiana Pacers durchaus schon an solchen Vorstellungen beteiligt, nur eben als Gegner.

James hat in neun der letzten zehn Jahre die Finals erreicht, lediglich 2019 sah er sich die gesamte Postseason wahlweise von seinem Ferienhaus in Cabo oder einer Shisha-Lounge aus an, wie er nach der Partie verriet.

Eine kleine Auswahl absurder LeBron-Fakten:

  • Nur drei NBA-Teams (die Lakers, Celtics und Warriors) standen häufiger in den Finals als James (10-mal).
  • James ist nun einer von vier NBA-Spielern (Bill Russell, Sam Jones, Kareem Abdul-Jabbar), die mindestens zehnmal die Finals erreichten.
  • Eine 38-10-Bilanz in Closeout-Games ist die beste Bilanz in der Geschichte der Playoffs (min. 25 Spiele).
  • Nur LeBron erreichte mit fünf verschiedenen Coaches die Finals.
  • LeBron nahm an 13,5 Prozent aller Finals-Serien der Geschichte teil.

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Noch dazu: Nur LeBron hat drei verschiedene Franchises in die Finals geführt, mit völlig unterschiedlichen Mitspielern und Voraussetzungen. Robert Horry erreichte die Finals ebenfalls mit drei Teams, aber als Rollenspieler - James hat noch immer Ansprüche auf den Titel des besten Spielers der Welt. In jedem Fall hätten nicht viele andere Akteure diese Partie so replizieren können.

James räumte für seinen ersten Korb des Spiels Jerami Grant mit purem Bully-Ball aus dem Weg und setzte damit den Ton für die Lakers. Er suchte günstige Matchups, gerade im zweiten Viertel attackierte er dann immer wieder selbst den Korb, zur Pause war er mit 16, 7 und 6 bereits auf Triple-Double-Kurs und hatte die Lakers in Pole Position gebracht. Und es wurde noch besser.

James hatte zuletzt teilweise Probleme mit seinem Jumper gehabt, davon war in dieser Partie nichts zu sehen. Allein in den letzten vier Minuten traf er Stepbacks und Turnaround-Jumper, ein Dreier zum 115:103 knapp zwei Minuten vor Schluss machte den Deckel drauf. Binnen zweier Minuten zog LeBron den Nuggets mit 9 Punkten komplett den Zahn. Hinzu kam das gewohnt brillante Playmaking sowie eine erneut starke Leistung in der Defense.

LeBron James: Es geht nicht nur im Osten

"Spiel 5, Closeout-Game, das Spiel steht auf der Kippe, wer hat übernommen? Der beste Spieler auf dem Court. Und das ist genau das, was man von ihm erwartet", erkannte Nuggets-Coach Mike Malone an, der in Cleveland als Assistant Coach mit James zusammengearbeitet hatte. "Er ist einer der besten Spieler, die dieses Spiel je gespielt haben."

Letzteres steht ohnehin längst außer Frage, für James dürfte dieses erneute Erreichen der Finals dennoch eine besondere Genugtuung darstellen. Er muss sich nicht mehr anhören, dass er nur die miese Eastern Conference dominieren kann, er ist offensichtlich auch nicht "washed".

Gerade letzteres war zwar ohnehin nie ein seriöser Kritikpunkt, aber LeBron ist nicht der erste Superstar, der Extra-Motivation aus jeder kleinen Stichelei zieht. Man darf sich auch sicher sein, dass er weder von Giannis' MVP-Award noch von dem (gerechtfertigten) Hype um Kawhi Leonards 2019er Playoff-Run angetan war.

LeBron James hatte "Wut im Bauch"

"Ich glaube, er hatte das gesamte Jahr über eine gewisse Wut im Bauch. Jeder hat seine Zweifler", sagte Vogel. Zumindest bis zum Start der nächsten Serie dürften diese nun verstummen. LeBron dominiert nicht mehr jede Partie und hat in Anthony Davis seinen "gleichwertigsten" Partner seit der ersten gemeinsamen Saison mit Dwyane Wade, doch er bleibt für den Moment der Chef im Ring - und in der NBA.

"Dafür bin ich hergekommen. Ich bin extrem stolz darauf, die Franchise wieder dorthin geführt zu haben, wo sie hingehört, in den Kampf um den Titel", sagte James, der über die letzte Dekade weitaus mehr Glanzmomente hatte als die stolze Lakers-Franchise. "Für mich persönlich ist der Job noch nicht erledigt."

Die Statistiken der Lakers-Stars gegen Denver

Punkte FG% 3FG% Rebounds Assists Blocks Steals A. Davis 31,2 54,3 33,3 6,2 2,6 0,6 1,4 L. James 27 53,6 28,6 10,4 9 0,8 0,6