Auf den Rängen bereuten die 3403 Zuschauer ihren Stadionbesuch und ließen ihrem Frust freien Lauf, auf dem Platz ließen die Spieler des FSV Mainz 05 und ihr Trainer Achim Beierlorzer das Pfeifkonzert mit hängenden Köpfer über sich ergehen. Beim Karnevalsverein ist nach der 1:4 (1:1)-Heimklatsche gegen Aufsteiger VfB Stuttgart und dem vorangegangenen Spielerstreik allen das Lachen vergangen.

Umso trotziger stellte sich Kapitän Danny Latza aber den immer wilderen Spekulationen rund um den Bruchweg entgegen. "Wir empfinden überhaupt keine Leere. Wir sind als Mannschaft aufgetreten und stehen auch hinter dem Trainer", betonte der 30-Jährige am Sky-Mikrofon und unterstrich mit ernstem Blick demonstrativ Zusammenhalt.

Dennoch brach seine weiter punktlose Mannschaft gegen die Schwaben am Ende fast auseinander. Im Verlauf der bevorstehenden Unruhen bei den Rheinhessen muss Beierlorzer sogar womöglich um seinen Job bangen.

"Die Gesamtlage in Mainz ist bedenklich, das wissen wir auch", hatte Sportvorstand Rouven Schröder schon vor dem Spiel bei Sky gesagt: "Es ist ganz wichtig, dass wir in die Analyse gehen, und dabei wird es auch um den Trainer gehen." Während Schröder die anstehenden Gespräche als "ergebnisoffen" bezeichnete, sieht der Coach seine Zukunft nach eigener Aussage "zu 100 Prozent" auf der FSV-Bank.

FSV Mainz 05 tief in der Krise

Silas Wamangituka (45.), Daniel Didavi (61.), Mateo Klimowicz (80.) und Sasa Kalajdzic (86.) bescherten Stuttgart trotz der Gelb-Roten Karte gegen Pascal Stenzel in der Nachspielzeit (90.+1) den ersten Sieg nach der Rückkehr ins Oberhaus. Dabei hatte Robin Quaison (13.) Mainz zunächst sogar in Führung gebracht und auf Wiedergutmachung für die 1:3-Auftaktniederlage bei RB Leipzig hoffen lassen.

Doch die Lektion durch die Stuttgarter, bei denen Didavi "Zusammenhalt und Qualität" hervorhob, war der nächste Tiefpunkt für den FSV nach dem Streik der Profis aus Unmut über die vorangegangene Aussortierung von Stürmer Adam Szalai.

Doch die Krise geht offenbar tiefer. Wie Klubboss Stefan Hofmann am Freitag bestätigte, beschäftigt auch die Diskussion um eine mögliche Rückzahlung des gekürzten Gehalts während der Coronakrise den Verein. Zudem berichtete die Allgemeine Zeitung schon von einem schwelenden Konflikt zwischen dem Team und Trainer Beierlorzer, was Schröders Aussage am Samstag unterfütterte.

VfB macht in Halbzeit zwei alles klar

Dadurch war die Rückkehr der Fans in Stadion nach 202 Tagen der einzige Lichtblick für die Mainzer. Doch die FSV-Fans sahen mutige Gäste, die den fahrigen Mainzern in der Anfangsphase sowohl spielerisch als auch kämpferisch klar überlegen waren.

Die 05er konnten sich kaum aus der eigenen Hälfte befreien - aber gleich die erste Chance der Platzherren verwandelte Quaison zur Führung. Zwar war der VfB auch nach dem Gegentreffer aus dem Nichts die spielbestimmende Mannschaft, gefährlicher blieb aber Mainz. Stuttgart spielte sich immer wieder gefällig durch, machte aber zunächst zu wenig aus aussichtsreichen Gelegenheiten.

Auch nach dem Seitenwechsel war der VfB aktiver. Didavi musste nach Vorarbeit von Kalajdzic nur noch zum 2:1 einschieben. Karim Onisiwo (65.) und der eingewechselte Levin Öztunali vergaben gute Gelegenheiten zum Ausgleich (74.), ehe aber Klimowicz und Kalajdzic alle Zweifel am VfB-Erfolg beseitigten.

FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart: Die Aufstellungen

Mainz: Zentner - Baku, St. Juste, Niakhate, Brosinski (82. Burkardt) - Barreiro (69. Öztunali), Latza - Onisiwo, Boetius (82. Alexander Hack), Quaison - Mateta (85. Nebel). - Trainer: Beierlorzer

Stuttgart: Kobel - Stenzel, Anton, Kempf - Endo - Wamangituka (83. Massimo), Mangala (87. Klement), Castro (74. Klimowicz), Sosa - Kalajdzic (87. Al Ghaddioui), Didavi (82. Coulibaly). - Trainer: Matarazzo