In der Nacht auf Samstag steigt Spiel 5 der Ost-Finals zwischen den Boston Celtics und den Miami Heat. Tip-Off der Partie ist um 2.30 Uhr - mit dem Gratis-Probemonat von DAZN seid Ihr live dabei!

Es ist der 20. Juni 2019: Draft-Day! Zion Williamson ist schon längst mit seiner neuen Pelicans-Cap über die Bühne stolziert, als sich im Hintergrund ein kleines Drama abspielt. Die Boston Celtics haben einen zusätzlichen Erstrundenpick der Kings in der Hinterhand, den sich General Manager Danny Ainge im Jayson-Tatum-Markelle-Fultz-Trade unter den Nagel gerissen hat. Boston darf deshalb am Ende der Lotterie picken und hat einen jungen Guard aus Kentucky im Visier: Tyler Herro.

Miami Heat schnappen Boston Herro vor der Nase weg

Dass die Kelten an Position 14 wählen, hatte ein folgenschwerer Münzwurf entschieden. Sowohl die Charlotte Hornets als auch die Miami Heat und die Sacramento Kings (deren Pick über den Trade mit den Sixers weiter nach Boston wanderte) hatten die Saison 2018/19 mit jeweils 39 Siegen und 43 Niederlagen beendet. Wie es die NBA-Regularien vorschreiben, entschied die Münze über die genaue Draft-Reihenfolge: Charlotte landete auf 12, Miami auf 13 und Sacramento (also Boston) auf 14.

Anstatt zu Freudensprüngen, als die Celtics endlich an der Reihe sind, kommt es an diesem 20. Juni jedoch nur zu einem kräftigen Stöhnen im War Room der Kelten, wie A. Sherrod Blakely von NBC Sports Boston im Nachgang berichtet. Statt selbst Herro picken zu können, schnappt Heat-Präsident Pat Riley den jungen Guard Boston vor der Nase weg. Die Celtics entscheiden sich stattdessen in Person von Romeo Langford für einen anderen Guard.

Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, gut ein Jahr später, ist der kollektive Seufzer nur allzu verständlich. Während Langford in ganzen sieben Playoff-Partien im Schnitt 6,5 Minuten für Boston zum Einsatz kam - und aktuell nach einer Operation am rechten Handgelenk ausfällt -, sieht Herro im Dress der Heat schon fast aus wie ein Superstar , wie er in Spiel 4 der Ost-Finals ausgerechnet gegen Boston eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Mit einer 37 Punkte-Gala ( hier geht es zu seinen Highlights ) ballerte der 20-Jährige die Heat zu einer 3-1-Führung, Miami ist nur noch ein Spiel von den Finals entfernt. Boston dagegen steht vor Spiel 5 mit dem Rücken zur Wand. Letztmals gelang den Kelten 1981 das Comeback nach einem 1-3-Serienrückstand in den Playoffs, damals in den Ost-Finals gegen die Sixers. Am Ende holte sich Larry Bird seinen ersten von drei Titeln, auf eine ähnliche Entwicklung hoffen die Boston-Fans auch 2020.

Tyler Herro wird ihnen dabei nicht helfen können - ganz im Gegenteil -, doch immerhin haben die Celtics andere Stars, die nun gefragt sind.

Tatum in Spiel 4: Himmel und Hölle in den beiden Halbzeiten

In erster Linie werden sich die Blicke wohl auf Jayson Tatum richten, von dem in Spiel 5 eine Steigerung erwartet wird. In der vergangenen Partie war er mit 28 Punkten Topscorer seines Teams (10/22 FG, dazu 9 Rebounds und 4 Assists bei 6 Turnover) und dennoch beschrieb er Teile seines Auftritts als "inakzeptabel" und : "Ich war nicht ich selbst."

Grund dafür war die schwache erste Halbzeit des 22-Jährigen, der in dieser Spielzeit erstmals den Sprung ins All-Star Game geschafft hat. Vor seiner starken Performance nach dem Seitenwechsel durchlebte Tatum die Hölle. Er wirkte zögerlich, fast schon passiv und beendete die erste Hälfte mit keinem einzigen Zähler bei 0/6 aus dem Feld.

Die Leistung des Celtics-Stars stand dabei sinnbildlich für den Auftritt des gesamten Teams. Boston spielte leidenschaftslos, zeigte kaum Energie in seinen Aktionen. "Wir haben nicht attackiert. Wir waren nicht aggressiv genug", fasste Kemba Walker das Dilemma zusammen. Das Offensiv-Rating der Celtics in Hälfte eins betrug katastrophale 89,8 Punkte pro 100 Ballbesitze - der schlechteste Wert in einer Playoff-Hälfte der Franchise-Geschichte.

Boston konnte von Glück sprechen, dass der Rückstand zur Pause nur 6 Zähler betrug, weil auch auf der anderen Seite bei weitem nicht alles fallen wollte. Doch selbst die Tatum-Explosion nach dem Seitenwechsel sollte nicht genügen, um die Serie doch noch auszugleichen.

Celtics: Turnover machen es der eigenen Defense schwer

Das wusste einerseits Herro mit 17 Punkten und einigen spektakulären Dreiern im Schlussabschnitt zu verhindern, andererseits stellte sich Boston oftmals selbst ein Bein. 19 Ballverluste standen am Ende von Spiel 4 auf dem Celtics-Konto (Miami: 8), die zu 17 direkten Punkten für die Heat auf der Gegenseite führten. Boston leistete sich allein 7 Turnover im vierten Durchgang.

"Das müssen wir bereinigen", erklärte Head Coach Brad Stevens gegenüber The Athletic . "Sie sind ein sehr gutes Team. Sie machen es uns in ihrer Zonenverteidigung sehr schwer, um sie herum zu passen. Sie tun uns sehr weh, indem sie uns zu Ballverlusten zwingen."

Stevens führte deshalb auch die Turnover als einen der Gründe an, als er nach der schwachen Defense seines Teams im vierten Viertel befragt wurde. In den bisherigen vier Partien der Ost-Finals erzielte Miami im Schnitt 31 Punkte im letzten Abschnitt und damit vier mehr als Boston. Vor allem die Statistiken in den sogenannten Clutch-Momenten bereiten Sorge.

© GEPA

Celtics: Dreht Tatum endlich in Clutch-Momenten auf?

Beträgt die Punktedifferenz der beiden Teams in den letzten fünf Minuten eines Spiels fünf Punkte oder weniger, erlauben die Celtics Miami eine Wurfquote von 55,6 Prozent (15/27 FG, 6/14 Dreier). Zugegeben, darunter sind auch schlicht und einfach starke Würfe von Jimmy Butler oder eben Herro, viele Abschlüsse werden in den Momenten, in denen es am meisten zählt, aber eben auch nicht konsequent verteidigt.

Auf der anderen Seite des Courts zeichnet sich ein komplett gegenteiliges Bild ab: Bostons Offense agiert in den Spielen gegen die Heat in Clutch-Momenten oft zu statisch und trifft nur magere 31 Prozent aus dem Feld (9/29 FG) und sogar nur 7,7 Prozent aus der Distanz (1/13 Dreier!) bei zusätzlich 5 Ballverlusten (Miami: 2). So ist zu erklären, warum beide Teams über die komplette Serie zwar die exakt gleiche Punktzahl aufs Scoreboard gebracht haben (441:441), Miami aber eben drei der zumeist engen Spiele für sich entschied und Boston nur eins.

Worauf es für Boston in Spiel 5 also ankommen wird, ist nicht nur, dass Tatum und seine Teamkollegen mit deutlich mehr Aggressivität in die Partie starten, sondern diese auch mit einem heißen Händchen beenden. Dass Tatum die Rolle als Anführer in der entscheidenden Phase übernehmen kann, hat er bereits bewiesen.

In der regulären Saison nahm er mit deutlichem Abstand die meisten Clutch-Würfe seines Teams (74 - Kemba auf Platz 2 mit 46 FGA) und versenkte davon starke 50 Prozent. Auf diesem Niveau muss er nun auch in den Ost-Finals abliefern, die Heat werden Boston aller Wahrscheinlichkeit nach auch in Spiel 5 nichts schenken, sondern vielmehr versuchen, den Sack zuzumachen.

Coach Stevens wird in den entscheidenden Momenten auf Tatum bauen, der an seine starke zweite Hälfte anknüpfen und die Celtics in ein Spiel 6 retten soll. Ganz nach dem Motto: Zeig' der Welt, dass du besser bist als Tyler Herro.

Boston Celtics vs. Miami Heat: Die Serie im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 16. September 0.30 Uhr Boston Celtics Miami Heat114:117 OT 2 18. September 1 Uhr Boston Celtics Miami Heat101:106 3 20. September 2.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics106:117 4 24. September 2.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics 112:109 5 26. September 2.30 Uhr Boston Celtics Miami Heat 6* 28. September 1.30 Uhr Miami Heat Boston Celtics 7* 30. September tba Boston Celtics Miami Heat