PRO: Götze zum FC Bayern? Beide Seiten würden profitieren

Von Martin Volkmar

Auf den ersten Blick mag vieles gegen eine Rückkehr von Mario Götze sprechen. Auf den zweiten Blick aber würde dieser Überraschungswechsel durchaus Sinn ergeben für beide Parteien.

Denn der FC Bayern braucht bekanntlich dringend noch zwei bis drei Verstärkungen, um das unterhalb des hochkarätigen Kernteams sowohl quantitativ als auch qualitativ zu dünn besetzen Kader fitzumachen für die vielleicht strapaziöseste Saison der Fußball-Geschichte.

Das wissen natürlich auch alle Rivalen, die daher eher zu viel als zu wenig Ablöse vom Champions-League-Sieger fordern werden, und in nicht mal zwei Wochen schließt das Transferfenster. Große Summen jedoch will der Rekordmeister nach den 50 Millionen für Leroy Sane auf keinen Fall ausgeben. Auch weil er es aufgrund der coronabedingten Umsatzausfälle laut eigener Aussage nicht mehr kann.

Nur auf Talente wie den 17-jährigen Jamal Musiala zu setzen, wird aber angesichts der massiven Belastung in drei Wettbewerben und der hohen Erwartungen in München nicht funktionieren. Daher hat Hansi Flick bereits mehrfach angemahnt, dass er auf jeden Fall noch einen offensiven Außenspieler mit Erfahrung haben will.

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Götze: Das Risiko beim FCB wäre überschaubar

So verwundert es nicht, dass der Chefcoach offenbar ausführlich mit seinem einstigen Nationalmannschafts-Schützling Götze telefoniert hat. Spielerflüsterer Flick hat ja bei Bayern schon Thomas Müller und Jerome Boateng wieder in die Topform gemeinsamer DFB-Zeiten gebracht. Warum sollte ihm das nicht auch bei Götze gelingen, dessen Talent unbestritten ist und der mit 28 Jahren noch einige gute Jahre vor sich haben müsste?

Zumal der Ex-Dortmunder für eine Rückkehr sicher zu Gehaltseinbußen bereit wäre, weil er im Vergleich zu den bisher interessierten Vereinen wie Sevilla oder Valencia nur bei Bayern sein erklärtes Ziel erreichen könnte, die Champions League zu gewinnen.

Auch sonst wäre das Risiko für den FCB überschaubar, denn Götze käme ablösefrei und mit der klaren Rolle als Backup hinter Sane, Serge Gnabry und Kingsley Coman. Was dem sensiblen Götze sogar helfen dürfte, weil er nicht wie seit seinem ersten Wechsel nach München und danach beim BVB ständig im Rampenlicht stehen würde. Eine Rolle als Ersatzmann wäre eher Normalität denn schlagzeilenträchtige Besonderheit und in Bayerns Starensemble wäre Götze ohnehin nur einer von vielen.

Götze könnte von Ruhepausen der Konkurrenten profitieren

Da die drei hochbegabten Konkurrenten auf dem Flügel aber im kommenden Jahr immer wieder Ruhepausen benötigen werden und in der Vergangenheit regelmäßig verletzt ausgefallen sind, würde Götze dennoch auf seine Einsätze kommen - zumal er auch als Ersatzmann von Müller auf der 10 oder als falsche 9 spielen könnte, sollte Mittelstürmer Robert Lewandowski mal eine Pause brauchen.

Auch wenn man es fast vergessen hat: Auf dieser Position schoss der damalige Bayern-Profi Götze Deutschland zum WM-Titel.

Mario Götze: Seine Karriere im Überblick

Verein Pflichtspiele Tore Vorlagen Borussia Dortmund U17 22 9 2 Borussia Dortmund U19 26 15 11 Borussia Dortmund 219 45 61 FC Bayern München 114 36 24

CONTRA: Götze kann dem FC Bayern nicht entscheidend helfen

Von Jochen Tittmar

Alle Schlagzeilen, die rund um Mario Götze in der jüngeren Vergangenheit produziert wurden, muten für mich verzweifelt und fingiert an. Es war gewiss nicht Götzes Plan, keine zwei Wochen vor Schließung des Transferfensters immer noch ohne neuen Verein dazustehen und seit mehreren Wochen kein Mannschaftstraining bestritten zu haben.

Götze trennte sich von seinem erst im April engagierten Berater, da ihm dieser bei der Vereinssuche augenscheinlich nicht wie erhofft helfen konnte. Seit Götze mit seinen neuen Vertretern zusammenarbeitet, erschien zunächst in der Sport Bild ein Interview.

Dort sprach Götze davon, unbedingt einmal die Champions League gewinnen zu wollen - unmittelbar nach der Passage, in der er den FC Bayern als einen "großartigen Verein" bezeichnete und das "sehr gute Verhältnis" zu dessen Trainer Hansi Flick betonte, der für ihn zudem "ein guter Ratgeber" sei.

Es ist dann freilich kein Zufall mehr, dass ebenjenes Medium keine Woche später mit der Geschichte um die Ecke kommt, Flick habe mit Götze telefoniert und könne sich eine Rückkehr des Weltmeisters von 2014 nach München gut vorstellen. Ich kann es mir nicht.

Götze stünde beim FC Bayern noch mehr im Fokus

Das liegt in erster Linie schlicht daran, dass ich nicht glaube, Götzes Status würde sich beim FC Bayern von jenem unterscheiden, den er in den beiden vergangenen Jahren beim BVB einnahm. Dort verkam der 28-Jährige nach und nach zu einem Einwechselspieler, dem es schwerfiel, Akzente zu setzen und sich gegen die interne Konkurrenz sportlich zu behaupten.

Begleitet wurde dies mit andauernden (Neben-)Geschichten, Gerüchten und Nachfragen. Götze war fast unaufhörlich Thema, bekam keine Ruhe. All dies würde sich bei einer Rückkehr nach München nicht verändern - und das kann er unmöglich wollen.

FCB-Rückkehr würde Götzes Negativ-Kreislauf nicht stoppen

Götze stünde bei seiner dann wohl letzten Chance, der Karriere noch eine entscheidende Wendung zum Positiven zu geben, sehr wahrscheinlich noch mehr im Fokus als ohnehin schon. Jede seiner Einsatzminuten würde unters Brennglas kommen. Dass er dabei dem FCB entscheidend helfen kann, ist angesichts seines fehlenden Spielrhythmus' und der starken Mitspieler äußerst fraglich.

Wenn Götze aus dem seit nun schon mehreren Jahren andauernden Negativ-Kreislauf ausbrechen möchte, und das wäre ihm zu raten und zu gönnen, ergibt eine Rückkehr zum FC Bayern in meinen Augen nur wenig Sinn. Dazu müsste er Deutschland definitiv verlassen.