Nach dem Horror-Finish im zweiten Spiel der Western Conference Finals, das mit dem Buzzer-Beater von Anthony Davis denkbar schlecht für Denver endete, wusste Nuggets-Head-Coach Michael Malone genau, wie er sein Team aus der Negativspirale befreien konnte - er musste seine Spieler mit ebenjener Szene konfrontieren.

"Wir mussten den Elefanten aus dem Raum schaffen und haben uns in der Vorbereitung zuerst das letzte Play des Spiels angeschaut", sagte Malone nach dem 114:106-Erfolg in Spiel 3. Erst im Anschluss lenkte er den Fokus auf die positiven Aspekte: "Danach haben wir uns viele Clips von Szenen angeschaut, in denen wir das Richtige gemacht haben. Wir mussten es nur für mehr als eine Halbzeit tun. Heute haben wir es für drei Viertel geschafft."

In der Tat zeigte das Team aus Colorado nach einem Viertel auf Augenhöhe vor allem in den Abschnitten zwei und drei eine bärenstarke Leistung und entschied diese mit 64:48 für sich. "Sie haben Plays gemacht, sind an die Freiwurflinie gekommen, haben mit großartiger Energie gespielt. Wir waren nicht so fokussiert, wie wir es hätten sein sollen", lobte Lakers-Coach Frank Vogel den Kontrahenten.

Im ersten Viertel war Jokic mit 11 seiner 22 Punkte zur Stelle, im zweiten war es Monte Morris mit 12 Zählern von der Bank, im dritten Jerami Grant mit der gleichen Ausbeute. Knapp elf Minuten vor Schluss führten die Nuggets mit 97:77, Murray war nach einem Rebound ohne Gegenwehr über das gesamte Feld gedribbelt und hatte den Spalding mit einem krachenden Dunk versenkt.

Denver Nuggets verspielen fast 20-Punkte-Führung

Im Anschluss streuten die Lakers immer wieder eine Zonenverteidigung ein, brachten Denver damit aus dem Konzept und starteten einen 19:2-Lauf. Bei den Nuggets häuften sich haarsträubende Ballverluste, es waren allein im Schlussviertel 8 (insgesamt 20). "Das darf uns nicht passieren. Wir müssen an unser Zone-Offense arbeiten und besser auf den Ball aufpassen", kommentierte Malone die Entwicklung im vierten Viertel.

Nachdem Jokic gleich zweimal den Ball weggeworfen hatte, schaffte es L.A. tatsächlich, auf 96:99 zu verkürzen. "Wir haben es ihnen erlaubt, zurück ins Spiel zu kommen. Unsere Energie war nicht mehr da", ärgerte sich Murray, während die Hypothek in den Augen von Lakers-Star LeBron James am Ende doch zu groß war: "Die ersten 36 Minuten haben uns sehr wehgetan." Dann nämlich ließen die Lakers zwei wichtige Freiwürfe liegen - und Denver konnte sich auf Matchwinner Murray verlassen.

Erst versenkte dieser einen Stepback-Dreier, im Anschluss spielte er nach einem Offensiv-Foul von Rondo einen überragenden Pass zu Paul Millsap in die Zone für einen weit offenen Dunk. Nach einem vergebenen Dreier von Rondo machte Murray mit eine ganz tiefen Distanzwurf mit einer Sekunde auf der Shotclock den Deckel drauf ( hier gibt es seine besten Szenen im Video ). Innerhalb von 74 Sekunden hatten die Nuggets dank Murray einen 8:0-Lauf aufs Parkett gezaubert und auf 111:99 gestellt. Murray beendete das Spiel mit 28 Punkten, 12 Assists und 8 Rebounds.

"Wir haben eine sehr widerstandsfähige Gruppe und haben das immer wieder gezeigt", lobte Malone die Nehmerqualitäten seines Teams, Jokic hingegen verteilte ein Sonderlob an Murray: "Er hatte Probleme mit der Schulter und dem Ellbogen, als wir hier ankamen. Aber ich habe immer an ihn geglaubt. Er ist für die wichtigen Würfe gemacht. Er hat uns heute getragen, so wie er es schon unzählige Male gemacht hat."

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Nuggets vs. Lakers: "Noch nicht bereit zu gehen"

Auch wenn es Murray war, der in der Schlussphase die entscheidenden Akzente setzte, war der Sieg der Nuggets eine absolute Teamleistung. In allen vier Abschnitten gab es einen anderen Topscorer, an beiden Enden des Feldes traten verschiedene Akteure in Erscheinung.

Grant legte mit 26 Punkten einen Karrierebestwert in den Playoffs auf. Zwei seiner sieben Treffer erzielte er aus der Distanz (von wo er zuvor immer wieder gestrauchelt hatte) und kämpfte sich zudem zwölfmal an die Linie: "Ich bin stolz auf ihn. Es ist toll, seine offensiven Erfolge zu sehen, weil er so hart gearbeitet hat. Wir wissen, was wir jeden Abend von Jamal und Nikola bekommen. Wir haben zwei Superstars. Die Frage ist immer, wer als dritter Scorer in Erscheinung tritt. Heute war Jerami ganz entscheidend", sagte Malone.

Auch Millsap, der offensiv erneut enttäuschte und doch im elften Anlauf sein erstes Playoff-Spiel gegen LeBron gewann , leistete seinen Beitrag, indem er Anthony Davis einschränken konnte. In den Spielen 1 und 2 hatte AD 4 von 13 Würfen getroffen, wenn er von Millsap verteidigt wurde, in Spiel 3 waren es sogar nur 1 von 7 (6/8 gegen die restlichen Denver-Verteidiger). Somit steht der Lakers-Star bisher bei 25 Prozent, wenn Millsap als primärer Verteidiger agiert.

Aus diesen Gründen ist Malone nicht bange vor den weiteren Spielen der Serie (Spiel 4 gibt es in der Nacht auf Freitag ab 3 Uhr live auf DAZN ), wobei dies bereits vor dieser Partie war nicht der Fall war: "Wir glauben daran, ich hatte keine Zweifel, dass wir heute da sein werden. Wir haben sechs Elimination Games in Folge gewonnen. Jeder glaubt, dass wir die Koffer packen und gehen, aber wir sind noch nicht bereit dafür. Aus irgendeinem Grund lieben wir die Bubble. Ich kann es auch nicht erklären."

Los Angeles Lakers (1) vs. (3) Denver Nuggets: Die Serie im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 19. September 3 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 126:114 2 21. September 1.30 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 105:103 3 23. September 3 Uhr Denver Nuggets Los Angeles Lakers 114:106 4 25. September 3 Uhr Denver Nuggets Los Angeles Lakers 5 27. September 3 Uhr Los Angeles Lakers Denver Nuggets 6* 29. September tba Denver Nuggets Los Angeles Lakers 7* 1. Oktober tba Los Angeles Lakers Denver Nuggets