"Insbesondere drei Dinge" wolle Rummenigge bis zum 31. Dezember 2021 beim deutschen Rekordmeister noch erreichen. "Erstens, dass wir sportlich in der Spur bleiben. Das sind wir seit acht Jahren. Mit dem Triple haben wir gerade etwas Außerordentliches erreicht. Jetzt gilt es, diesen großen Erfolg so zu konservieren", erklärte der 64-Jährige. "Das zweite große Ziel" betreffe "Corona und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie".
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Auch der FC Bayern München stehe vor einem "finanziell herausfordernden Jahr", wie Rummenigge weiter ausführte: "Diese Situation müssen wir managen, um wie in der zurückliegenden Saison finanziell mit einem blauen Auge davonzukommen.".
Diesbezüglich bestätigte Rummenigge Einbußen "im zweistelligen Millionenbereich" bei den Bayern allein "im Ticketing, im Sponsoring und im Bereich Merchandising". Die finanziellen Schmerzen würden in der kommenden Saison noch größer werden, "egal ob die Vereine nun Bayern München, Real Madrid, Mainz 05 oder Eintracht Frankfurt heißen. Es wird alle finanziell hart treffen".
Das dritte Ziel, das sich der scheidende Vorstandsvorsitzende gesteckt habe, sei ein "großes persönliches Anliegen" - nämlich die Einarbeitung von Oliver Kahn als seinen Nachfolger. Es sei wichtig, dass Kahn "seine Ideen mit meinen Erfahrungen, die ich dann 20 Jahre als Vorstandsvorsitzender sammeln durfte, verquickt, und er dann so fit ist, dass Bayern München weiter so erfolgreich in der Spur bleibt, wie ich das glücklicherweise in meiner ganzen Ära erleben durfte".
Rummenigge: Flick beim FC Bayern? "Als wenn einer das Licht wieder angeschaltet hätte"
Dass Rummenigge angesichts der schwierigen Situation in der Coronakrise seinen Rückzug noch einmal überdenke, sei ausgeschlossen. "Es gibt kein anderes Szenario, das ich im Hinterkopf habe, übrigens auch nicht, um meine Tätigkeit vorher zu beenden", erklärte er.
Dass er so einfach "loslassen" könne liege auch an seinen Erfahrungen, die er mit ähnlich einschneidenden Abschieden bei den Bayern im Laufe der Jahre gemacht habe: "Ich habe hier 1977 miterlebt, wie Franz Beckenbauer den Klub Richtung New York verlassen hat. Alle dachten, das war es jetzt mit Bayern München. Es gab auch einige Monate lang Irritationen, aber danach ging es doch weiter."
Dieses Beispiel zeige, dass jede Vereinsgröße beim FCB ersetzt werden könne. "Wenn Bayern München einen Franz Beckenbauer ersetzen kann, kann dieser Klub alles", sagte Rummenigge, dem besonders "die innere Nervosität im Stadion bei den Spielen" abgehen werde. Dass er aktuell mit ruhigem Gewissen dem 31. Dezember 2021 entgegenblicken kann, liegt auch an dem "Glücksfall" Hansi Flick.
Als dieser das Traineramt im November übernommen hatte, sei das ein Effekt gewesen, "als wenn einer das Licht wieder angeschaltet hat". Dem 55-Jährigen ehemaligen Co-Trainer des im vergangenen Herbst entlassenen Niko Kovac sei es gelungen, "die Spielkultur beim FC Bayern wieder einzuführen, die wir früher unter Pep Guardiola, Jupp Heynckes und auch Louis van Gaal genießen durften". Rummenigge habe es "noch nicht erlebt, dass wirklich alle Spieler so hinter einer Philosophie standen".
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Gehälter beim FC Bayern? Rummenigge: "Vergleichbar mit Hollywood"
Dass jene Spieler aufgrund ihrer Leistungen ein entsprechendes Gehalt beziehen, welches selbst seines übersteigt, ist für den am 25. September seinen 65. Geburtstag feiernden Rummenigge nicht weiter schlimm.
"Der Fußball ist vergleichbar mit dem Filmgeschäft in Hollywood. Da ist der Studiochef auch nicht der Bestbezahlte, sondern die Schauspieler und Schauspielerinnen. Die Protagonisten stehen bei uns unten auf dem Rasen", sagte Rummenigge. Er sei "immer sehr zufriedenstellend bezahlt worden" und möge es ohnehin nicht, über Geld zu sprechen. Zu den Vertragsverhandlungen und den angeblich horrenden Gehaltsforderungen des Beraters von David Alaba äußerte sich Rummenigge nicht.
Wie es für ihn persönlich nach den kommenden 15 Monaten weitergehen werde, wisse er zumindest konkret noch nicht. Feststeht für Rummenigge lediglich, dass er keinem Gremium mehr angehören wolle. Auch ein Posten in einem Verband wie dem DFB komme für ihn nicht in Frage. Dafür sei er "völlig ungeeignet".
Stattdessen wolle er mehr Zeit mit der seiner "großen Familie" verbringen. "Als Spieler war ich Knecht des Terminplans", sagte er außerdem und werde daher "die Perspektive des Fans einnehmen". Seinen FC Bayern hinterlässt Rummenigge als einen der führenden Klubs in Europa, der "doch seit 50 Jahren von der Muse des Erfolges geküsst" worden sei: "Es gibt in Europa vielleicht noch Real Madrid, vielleicht noch den FC Barcelona, die das in dieser Qualität erlebt haben."