Die Browns verbuchten bei drei ihrer ersten vier Drives einen Touchdown. Einzig Clevelands zweiter Drive, bei dem sich die Heimmannschaft nach einer Intentional-Grounding-Strafe einem Second-and-24 gegenübersah, endete in einem Punt.
Nachdem die Bengals zum Auftakt des Spiels durch ein 38-Yard-Field-Goal mit 3:0 in Führung gingen, antworteten die Browns mit einem 75-Yard-Drive, bei dem Mayfield (16/23, 219 YDS, 2 TD, INT, 3 ATT, 5 YDS) unter anderem KhaDarel Hodge (2 REC, 39 YDS) mit einem sehenswerten 26-Yard-Pass fand. Nick Chubb (22 ATT, 124 YDS, 2 TD, REC, 9 YDS) brachte Cleveland durch einen 11-Yard-Power-Run hinter den Blocks von Left Guard Joel Bitonio und Fullback Andy Janovich in Führung.
Nur fünf Minuten später erwischte Odell Beckham Jr. (4 REC, 74 YDS, TD) Gegenspieler William Jackson III mit einem Double-Move auf falschen Fuß und wurde von Mayfield nach einem Rollout nach links perfekt im Lauf für einen 43-Yard-Touchdown getroffen. Eineinhalb Minuten vor der Pause fand Mayfield bei einer Busted Coverage der Bengals in der Red Zone schließlich Running Back Kareem Hunt (10 ATT, 86 YDS, TD, 2 REC, 15 YDS, TD) mit einem Pass in die Endzone, der die Browns mit 21:10 in Führung brachte. Auf Seiten Cincinnatis hatte zuvor C.J. Uzomah (4 REC, 42 YDS, TD) bei einem 23-Yard-Pass von Burrow (37/61, 316 YDS, 3 TD, 7 ATT, 19 YDS) den ersten Touchdown der Gäste erzielt.
Mit nur einer Minute und 29 Sekunden auf der Uhr führte Burrow seine Bengals zum Abschluss der Hälfte dann immerhin noch in Field-Goal-Range und bewies nach der hitzigen Schlussphase gegen die Los Angeles Chargers in der Vorwoche somit erneut seine Qualität im Two-Minute-Drill. Randy Bullock (3/3 FG, 3/3 XP), der in der Vorwoche das spielentscheidende Field Goal aus 31 Yards vergeben hatte, traf aus 43 Yards Entfernung zum 21:13-Halbzeitstand.
NFL: Wilder Beginn der zweiten Hälfte
Die zweite Hälfte begann dann wild: Trotz eines First-and-Goal an der gegnerischen Ein-Yard-Linie schaffte Cleveland es zunächst nicht einen Touchdown zu erzielen, Chubb wurde beim vierten Versuch, den Browns-Head-Coach Kevin Stefanski ausspielen ließ, vor der Goalline gestoppt.
Nur wenige Minuten später bekam Cleveland den Ball allerdings in der gleichen Position zurück. Bei einem Third-and-Nine von der 12-Yard-Linie der Bengals schlug Myles Garrett Burrow den Ball aus den Händen, Joe Jackson sicherte den Fumble und die Browns übernahmen erneut an der Ein-Yard-Linie. Bei Second-and-Goal brachte Chubb sein Team so schließlich mit 28:13 in Führung.
Nach einem Field Goal der Bengals, die offensiv ebenfalls klare Probleme in der Red Zone hatten, sahen die Browns zu Beginn des vierten Viertels somit schon beinahe wie der sichere Sieger aus. Eine Interception in Field-Goal-Range von Mayfield in die Hände von Jackson III gab den Gästen allerdings nochmal ein wenig Hoffnung.
Mike Thomas (4 REC, 31 YDS, TD) verkürzte knapp sechs Minuten vor dem Ende auf 28:23, im Gegenzug liefen die Browns allerdings mit sechs Runs für 75 Yards locker das Feld runter, Hunt sorgte mit seinem zweiten Touchdown des Tages zum 35:23 vier Minuten vor dem Ende praktisch schon für die Vorentscheidung. Burrow führte seine Bengals durch mehrere kurze Pässe zwar erneut das Feld herunter und erzielte mit einem 9-Yard-Pass auf Tyler Boyd (7 REC, 72 YDS, TD) seinen dritten Passing Touchdown des Spiels, den folgenden Onside Kick sicherte sich jedoch Janovich und garantierte den Browns somit den 35:30-Sieg.
Burrow zeigte sich im Anschluss an das Spiel enttäuscht: "Verlieren ist nicht besonders spaßig. Das könnte das zweite Mal in meiner Sport-Karriere sein, dass ich zwei Spiele in Serie verliere. Verlieren ist inakzeptabel."
Cincinnati bangt nach der Niederlage um Starting Tight End Uzomah, der sich eine Achillesverletzung zuzog und das Feld nicht aus eigener Kraft verlassen konnte. Auf Seiten der Browns konnte Adrian Clayborn, der den verletzten Olivier Vernon als Starter in der Defensive Line vertrat, das Spiel aufgrund einer Hüftverletzung nicht beenden.
Cleveland Browns (1-1) - Cincinnati Bengals (0-2)
Ergebnis: 35:30 (7:3, 14:10, 7:3, 7:14) BOXSCORE
Browns vs. Bengals - die wichtigsten Statistiken
- Im vergangenen Jahr blieb Zac Taylors Offense in der zweiten Halbzeit 42 Drives in Serie ohne einen eigenen Touchdown. Nachdem Cincinnati in der ersten Saisonwoche erneut ohne Touchdown in der zweiten Hälfte blieb und gegen die Browns nach einem First-and-Goal von der 2-Yard-Linie ein Field Goal schießen musste, schien sich dieser Trend schon fortzusetzen. Der Vier-Yard-Touchdown-Catch von Thomas beendete die Serie in dieser Saison jedoch.
- Mayfield zeigte sich vor allem bei Play Action stark. Bei Pässen nach einem Fake zu einem seiner Running Backs verbuchte der 25-Jährige eine Completion Percentage von 80 Prozent und 17,4 Yards pro Passversuch - deutlich bessere Statistiken als bei seinen Passversuchen ohne Play Action.
- Aufgrund des frühen Rückstands wurden die Bengals früh ins Passspiel gezwungen. Cincinnati verbuchte 61 Pässe, die Running Backs kamen gemeinsam nur auf 17 Runs. Das führte zu einem Mini-Rekord für ihren Quarterback: Burrow ist der erste Rookie-QB, der in einem Spiel mit mehr als 60 Passversuchen keine Interception warf.
Der Star des Spiels:
Die Offensive Line der Browns. Trotz des Ausfalls von Conklin konnten die Bengals praktisch keinen Druck auf Mayfield ausüben: In der ersten Halbzeit hielt der junge Quarterback den Ball im Schnitt für 3,77 Sekunden - in der NFL eine klar überdurchschnittliche Zeit bis zum Pass - und wurde bei 14 Passversuchen dennoch nur zweimal unter Druck gesetzt. Auch im Run-Game wurde die Line im Laufe des Spiels immer stärker und war hauptverantwortlich für die 6,6 (!) Yards pro Laufversuch der Running Backs der Gastgeber.
Der Flop des Spiels:
Fred Johnson startete anstelle des verletzten Xavier Su'a Filo als Right Guard für die Bengals und zahlte gegen die stark besetzte Defensive Line der Browns ordentlich Lehrgeld. Der Undrafted Free Agent des vergangenen Jahres wurde immer wieder direkt nach dem Snap von Sheldon Richardson geschlagen, im dritten Viertel gewann dann Myles Garrett das direkte Duell und konnte so den Strip Sack direkt vor der Endzone, der zum vierten Touchdown der Browns führte, forcieren. Ebenfalls schwach: Der Pass-Rush der Bengals, der viel zu selten in Mayfields Nähe gelangen konnte.
Analyse: Browns vs. Bengals - die Taktiktafel
- Nach Mayfields hässlichem Saisonauftakt gegen die Ravens lag es auch an Head Coach Kevin Stefanski seinem Quarterback klarere Reads und einfachere Würfe zu ermöglichen. Das gelang Stefanski, unter anderem mit mehreren Rollouts aus der Pocket, so auch bei Beckhams 43-Yard-Touchdown zu Beginn des zweiten Viertels: Mayfield warf den Pass nach einem Rollout zu seiner linken Seite, ein echtes Stefanski-Markenzeichen. Im Vorjahr warf Kirk Cousins für die Minnesota Vikings sieben Touchdowns nach Rollouts nach links, alle anderen Quarterbacks zusammen warfen fünf.
- Die Bengals überraschten Cleveland mit deutlich mehr Personell-Variation als in der Vorwoche und der Vorsaison: Bislang ließ Head Coach Zac Taylor seine Offense fast ausschließlich aus 11-Personell (ein Running Back, ein Tight End, drei Receiver) spielen, gegen die Browns setzte Cincinnati jedoch mehrfach auf Sets mit zwei oder sogar drei Tight Ends. So auch beim ersten Touchdown der Gäste: Uzomah lief seine Fade-Route von der linken Seite einer Formation mit drei Tight Ends und nur einem Wide Receiver.
- Die Browns ließen ihren besten Cornerback Denzel Ward A.J. Green nicht über das Feld verfolgen. Ward blieb meist auf der linken Seite der Defense, unabhängig von der Positionierung der gegnerischen Receiver. Die Bengals wiederum isolierten Green häufig auf einer Seite des Feldes, meist sogar rechts, im direkten Duell gegen Ward also. Burrow suchte seinen Star-Receiver aktiv, der Erfolg war allerdings überschaubar: Bei 13 Targets konnte Green nur drei Catches für 29 Yards verzeichnen.
- Mitte des zweiten Viertels entschied sich Stefanski bei einem Fourth-and-One an der eigenen 34-Yard-Linie für einen Punt, bei einem Fourth-and-Two von der gegnerischen 44 sowie einen Fourth-and-Goal von der gegnerischen 2 zeigte sich der Browns-Coach in der zweiten Hälfte jedoch aggressiver. Beim ersten Versuch trug Jarvis Landry (3 REC, 46 YDS) einen kurzen Pass bei einem Pick-Play 21 Yards in die gegnerische Hälfte, an der Goalline wurde Chubbs Inside-Run bei Fourth Down kurz darauf jedoch von den Bengals gestoppt.
- Die Browns setzten in der Defense - vermutlich auch um die eigene, angeschlagene Secondary gegen den guten Receiving Corps der Bengals ein wenig zu entlasten - größtenteils auf Zone Coverage. Es war eine Strategie, die sich bezahlt machte: In der ersten Hälfte verbuchte Joe Burrow gegen Man Coverage 8,3 Yards pro Passversuch. Gegen Zone Defenses waren es nur 5,6 Yards.