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Der 125:122-Krimi in Spiel 6 ließ sich gut und gerne als wilde Achterbahnfahrt zusammenfassen: 12-Punkte-Führung für Boston in Halbzeit eins, das Comeback der Raptors, gefolgt von zwei irren Verlängerungen inklusive gleich mehrerer Einträge in die Geschichtsbücher . Letztlich erzwangen die Raptors ein siebtes Duell, das dieser Serie, die bisher alle Erwartungen erfüllt, die Krone aufsetzen soll.
Für Kemba Walker ganz persönlich war nicht nur Spiel 6 eine Achterbahnfahrt, für den Point Guard der Kelten gilt dies schon für die gesamte Serie. Starke Spiele wechseln sich mit schwachen Auftritten ab, der vorläufige Tiefpunkt war die vergangene Partie in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. 5 Pünktchen hatte Walker am Ende vorzuweisen, nur 2 seiner 11 Wurfversuche landeten im Ziel.
Einen Grund zur Sorge sah der 30-Jährige aber weder in seiner eigenen, noch in der Performance seines Teams. Stattdessen: Optimismus pur vor dem alles entscheidenden Spiel 7. "Warum sollte ich nicht optimistisch sein?", antwortete Walker auf eine entsprechende Frage. "Das war ein hart umkämpftes Spiel. Wir hätten auch aufgeben können. Das haben wir aber nicht."
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Raptors vs. Celtics: Curry-Taktik funktioniert gegen Kemba
Von daher gehe Walker nach dem knappen Krimi in Spiel 6 mit Zuversicht in das Entscheidungsspiel. "Wir haben eine gute Gruppe beisammen, wir lieben es, gemeinsam Basketball zu spielen und wir lieben es, uns gegenseitig besser zu machen. Ich weiß, dass wir antworten werden."
Eine Reaktion wird auch von Walker selbst erwartet. Sezierte er in Runde 1 noch regelmäßig die Defense der Sixers - er selbst wunderte sich, wie viel Platz er von Philly bekam - haben die Raptors den Guard nach ein paar Spielen Anlauf nun deutlich besser unter Kontrolle bekommen.
In Spiel 6 stellte Toronto ihn mit der gleichen Taktik kalt, die Head Coach Nick Nurse auch schon in den Finals 2019 gegen Stephen Curry erfolgreich implementiert hatte: Die Box-and-One-Defense. Das Konzept dahinter kurz erklärt: In Spiel 6 wich Fred VanVleet vor allem in Halbzeit eins Walker nicht von der Seite, die restlichen vier Raptors-Spieler verteidigten in einer Zone. So kam Walker in den ersten 24 Minuten gerade mal auf 3 Wurfversuche - keiner landete im Korb.
"Das geht nicht auf Kemba", nahm Celtics-Coach Brad Stevens seinen Spielmacher in Schutz. "Das lag nur daran, wie sie ihn verteidigt haben." Trotz der Raptors-Defense habe sein Team aber "großartige" Würfe bekommen, von Walker forderte er dagegen mehr Screens und Cuts. Ansonsten könne er nur zuschauen. "Sie haben ihn aus dem Spiel genommen. Das ist ein Zeichen des Respekts."
Walker bleibt in Spiel 6 auf der Suche nach dem Rhythmus
Diesen Respekt hat sich der ehemalige Hornets-Guard nicht nur in der Serie gegen die Sixers (24,3 Punkte im Schnitt bei 49,3 Prozent FG) verdient, sondern auch mit einigen guten Auftritten in den Conference Semifinals, den ersten in seiner Karriere. Auch deshalb setzte Nurse gegen Ende von Spiel 6 auf ein sehr kleines Lineup mit O.G. Anunoby auf der Center-Position, die etatmäßigen Big Men Marc Gasol und Serge Ibaka saßen in der entscheidenden Phase auf der Bank.
"Das war drei Spiele lang in der Mache. Das gibt uns einfach eine bessere Chance, sie zu verteidigen", erklärte Nurse, der 2019/20 zum Coach of the Year ausgezeichnet wurde, diese Strategie. "Kemba ist so schnell, da ist es hart für unsere Bigs mitzuhalten. Wenn du zu viel Platz lässt, nimmt er den Dreier. Wenn du zu nah an ihm dran bist, zieht er an dir vorbei."
Diese Stärke Walkers, aus dem Pick'n'Roll, wenn der Verteidiger absinkt, wie es die Sixers zumeist getan haben, hochzusteigen und aus der Mitteldistanz oder von Downtown abzudrücken, wurde ihm so in der Schlussphase genommen. Ein weiterer Faktor für dessen maue Statline war sicherlich auch, dass er sich durch die Box-and-One-Defense zu Beginn der Partie nicht in einen Flow spielen konnte.
"In der zweiten Halbzeit habe ich einfach nicht meinen Rhythmus finden können", sagte Kemba. "Ich glaube, ich hatte ein paar gute Looks, aber das hat nicht gereicht, um meinen Teamkollegen heute zu helfen. Das war einfach ein schrecklicher Abend in der Offensive für mich."
Raptors vs. Celtics, Spiel 7: Aufgeben ist keine Option
Komplett unproduktiv war Walker aber nicht. Insgesamt verteilte er 7 Assists, 3 davon in der zweiten Overtime. Wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit wäre er zudem fast zum Helden geworden, sein Layup nach einem Drive zum Korb fiel aber nicht durch die Reuse, ein Foulpfiff blieb aus. Eine Fehlentscheidung der Referees, wie die NBA in ihrem Last-Two-Minute-Report mitteilte.
Nach Spielende gelobte Walker dennoch Besserung: "Ich muss einen Weg finden, meinen Teamkollegen mehr zu helfen. Ich muss besser für sie sein."
Ein verbesserter Walker könnte der X-Faktor für die Celtics sein, in den bisherigen Spielen schaffte er es immer, eine starke Reaktion auf einen blassen Auftritt folgen zu lassen. Nach Spiel 4 (15 Punkte bei 4/9 FG) übte Walker Selbstkritik und nannte seine Leistung nicht akzeptabel . Er antwortete beim Blowout in Spiel 5 mit 21 Zählern, 7 Assists und 8/15 aus dem Feld.
Doch selbst mit einem verbesserten Kemba ist ein erfolgreicher Ausgang von Spiel 7 für Boston alles andere als garantiert. Schließlich steht auf der anderen Seite der amtierende Champion, der in Spiel 6 bewiesen hat, dass Aufgeben so gar nicht sein Ding ist.
Walker oder Siakam: Wer dreht in Spiel 7 auf?
Dafür allein wird Kyle Lowry sorgen, der mit 33 Punkten und einem Fade-Away-Jumper über Kemba in den Schlussminuten von Spiel 6 mal wieder bester Mann seines Teams war. Norman Powell lieferte zusätzlich eine bärenstarke Verlängerung ab und in Pascal Siakam haben auch die Kanadier einen höchst-talentierten Spieler in ihren Reihen, von dem sie eine Leistungssteigerung erwarten (12 Punkte, 5/19 FG).
Kurzum: In Spiel 7 erwartet die Fans ein mindestens genauso leidenschaftlicher Fight wie in Spiel 6. Gleich acht Spieler, vier auf jeder Seite, kämpften in Spiel 6 über 50 Minuten lang um jeden Zentimeter, in beiden Verlängerungen gab es keinerlei Auswechslungen (und auf Seiten der Celtics im kompletten vierten Viertel nicht!). Beide Teams werden nun erneut alles in die Waagschale werfen, um ein Ticket für die Ost-Finals gegen Miami klarzumachen. Ein typisches Spiel 7 eben.
"Das ist eine toughe Truppe", warnte Walker aber vor dem Gegner. "Sie haben wichtige Plays gemacht und wichtige Würfe getroffen. Wir werden jedes einzelne Mal das Beste von ihnen bekommen. Wir müssen einfach besser sein." Vor allem Walker selbst muss diesen Worten Taten folgen lassen.
Toronto Raptors vs. Boston Celtics: Die Serie im Überblick
Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 30. August 19 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics94:112 2 1. September 23.30 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics99:102 3 4. September 0.30 Uhr Boston Celtics Toronto Raptors103:104 4 6. September 0.30 Uhr Boston Celtics Toronto Raptors93:100 5 8. September 0.30 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics89:111 6 10. September 0.30 Uhr Boston Celtics Toronto Raptors122:125 2OT 7* 12. September 3 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics