Letztlich war alles nur heiße Luft. All die Lobhudelei, die Ivan Perisic vonseiten der Bayern-Bosse und insbesondere von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Verlauf des Champions-League-Finalturniers in Lissabon erhalten hatte, änderte nichts.

Denn am Ende des Tages - wie es Karl-Heinz Rummenigge formulieren würde - sah der deutsche Rekordmeister doch von einer festen Verpflichtung des Kroaten ab. Aus finanziellen Gründen, so viel ist sicher. Zu groß war den Bayern das zu stemmende Gesamtpaket, das Inter Mailand für den 31-Jährigen aufgerufen hatte. Dem Vernehmen nach 20 Millionen Euro plus ein Jahressalär in Höhe von zehn Millionen Euro.

In Zeiten der Coronakrise, in denen Sportvorstand Hasan Salihamidzic selbst über den großen FC Bayern sagt, dass man trotz Rekordprämie aus der Champions League finanziell "am Anschlag" sei, sicherlich ein happiger Preis für einen Spieler über 30. Doch die Argumente, die Perisic im Saisonverlauf gesammelt hat, um sich seinen selbst geäußerten Wunsch nach einem Verbleib beim FCB zu erfüllen, waren eigentlich viel zu stichhaltig, um sich den Deal aus Bayern-Sicht entgehen zu lassen.

Perisic hat den Bayern genau das gegeben, was sie sich von ihm zu Saisonbeginn versprachen: keine Schnörkel, keine Schönspielerei, sondern pure Effizienz (18 Scorerpunkte in 1.756 Spielminuten), Leidenschaft und vollen Einsatz - in jedem Spiel, das er unter Hansi Flick oder Niko Kovac absolvierte. Er war zeitweise sogar wesentlich mehr als nur ein gewöhnlicher Backup. Das verdeutlichte allein das Final-Turnier der Königsklasse, als er im Viertel- und Halbfinale den Vorzug vor Kingsley Coman in der Startelf erhielt.

Perisic beim FC Bayern: Kein Nachwuchsspieler kann das kompensieren

Kurz gesagt: Perisic schlug, anders als so mancher Leihspieler in der jüngeren Bayern-Vergangenheit (Coutinho, Odriozola, Tasci), voll ein. Demnach ist es unverständlich, dass der FCB, der in Person von Rummenigge sogar beste Beziehungen mit Inter-Vorstand Guiseppe Marotta pflegt, es offenbar nicht für nötig gehalten hat, doch noch einen für alle Seiten annehmbaren Deal mit geringerer Ablöse und möglicherweise weniger Gehalt auszuhandeln. Aufgrund der Ankündigung Perisics, alles tun zu wollen, "was in meiner Macht steht", um bleiben zu können, kein allzu hoffnungsloses Unterfangen.

Trainer Hansi Flick, der ebenfalls ein großer Fan von Perisic war , hatte als Ziel für die kommende Saison ausgegeben, "das Niveau zu halten und zu bestätigen". Angesichts des bevorstehenden Mammutprogramms mit bis zu 57 Pflichtspielen binnen 260 Tagen ein Wagnis auf dünnem Eis, betrachtet man die aktuelle Kadersituation der Bayern. Die Zukunft von David Alaba und Thiago ist noch ungeklärt. Letzterer wird sehr wahrscheinlich gehen. Philippe Coutinho und Alvaro Odriozola sind weg und nun auch noch Perisic.

Bedenkt man gerade die Verletzungsanfälligkeit der Flügelspieler Coman und Serge Gnabry sowie die lange Verletzungspause von Leroy Sane, könnte sich das Fehlen des Kroaten schneller schmerzlich bemerkbar machen als es den Bayern lieb sein wird. Eine Option das aufzufangen, wäre nach dem verbalen Ausschluss von teuren Transfers ein Leihgeschäft, wie es die Bayern mit Perisic gemacht haben.

Ein Kandidat soll der erst 17-Jährige Pedri vom FC Barcelona sein. Sicherlich hochtalentiert, aber eben ohne jegliche Erfahrung auf hohem Niveau und dementsprechend keine Soforthilfe. Perisic ist allein schon aufgrund der Tatsache, dass er voll integriert ist und nicht über fehlende Spielzeit quengelte, besser als jeder Backup, den die Bayern in diesem Sommer noch holen könnten.

Seine Zuverlässigkeit und Effizienz kann weder ein Externer auf Anhieb noch ein Nachwuchsspieler kompensieren. Auch keiner aus der eigenen Jugend, zumal mit Oliver Batista Meier der verheißungsvollste Kandidat an den SC Heerenveen verliehen wird .

Ivan Perisic: Spielerstatistiken bei Bayern, Inter, BVB und Co.

Verein Spiele Tore Torvorlagen FC Bayern München 35 8 10 Inter Mailand 163 40 37 VfL Wolfsburg 88 21 17 Borussia Dortmund 64 12 7 FC Brügge 89 35 23