Bei 0,5 Sekunden auf der Uhr schien die Partie bereits entschieden und Boston stand mit einem Bein in den Conference Finals, doch stattdessen bediente Kyle Lowry den gebürtigen Briten für einen Notwurf in letzter Sekunde. Anunoby traf den Dreier und beendete die Partie mit 12 Punkten und 10 Rebounds. Topscorer bei den Raptors war Lowry mit 31 Zählern (sowie 8 Assists), Fred VanVleet kam auf 25, Pascal Siakam erlebte mit 16 (6/15) erneut ein eher schwaches Spiel.

Bei den Celtics war Kemba Walker der mit Abstand beste Akteur (29 Punkte), Jayson Tatum (15, 5/18 FG) konnte nur bedingt an seine zuvor starken Leistungen anknüpfen. Jaylen Brown kam noch auf gute 19 Punkte und 12 Rebounds, Daniel Theis verzeichnete 9 Punkte und 7 Rebounds - und hätte ohne den Anunoby-Wurf den Game-Winner per Dunk erzielt.

Boston Celtics dominieren Halbzeit eins

Beide Teams starteten nominell unverändert, die Raptors bekamen in den ersten Minuten jedoch einen aggressiveren Lowry zu sehen, der direkt 8 ihrer ersten 10 Punkte erzielte und so einen 10:3-Start für Toronto ermöglichte. Die Celtics ließen sich aber nicht lange bitten und waren wenige Minuten später ebenfalls in der Partie, gerade Walker war gleich im ersten Durchgang bestens aufgelegt.

Der Point Guard war es auch, der sechs Sekunden vor der Viertelpause ein Offensivfoul von VanVleet annahm - um dann auf der Gegenseite noch einen Dreier mit der Sirene zu versenken. Es waren bereits seine Punkte 15 bis 17 - 33:28 für Boston.

Früh im zweiten Viertel kassierte Siakam sein drittes Foul, auch eine Nurse-Challenge blieb erfolglos. Das Spiel wurde fahrig. Erneut kamen die Celtics aber schneller aus dem Sumpf und zogen kurzzeitig auf 10 davon. Zwei VanVleet-Dreier brachten Toronto wieder ran, doch wieder traf Walker kurz vor der Sirene. 57:47 Boston.

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O.G. Anunoby rettet die Raptors

Die Raptors eröffneten die zweite Halbzeit mit einer Zonenverteidigung, die die Celtics zunächst nicht knacken konnten. Ein Lowry-Dreier verkürzte auf 1 Punkt Rückstand, dann traf auch Siakam endlich für 3 und Toronto führte mit 68:66. Stevens versuchte es mit Enes Kanter, dessen Defensivschwäche von Toronto aber sofort ausgenutzt wurde. Stattdessen kam Robert Williams zurück - und stopfte über Siakam, der dabei auch noch ein Flagrant-1-Foul kassierte. 80:76 für Boston vor dem letzten Viertel.

Der letzte Durchgang startete mit zwei VanVleet-Dreiern, wieder stoppte Walker den Lauf - erst durch ein weiteres angenommenes Offensiv-Foul, dann mit einem And-1. Die Raptors blieben trotzdem knapp vorne, bis Tatum bei 4:30 auf der Uhr wieder per Layup ausglich. Im Anschluss fand der Forward Theis mit einem wunderbaren Pass für den Slam zur Führung, Brown vollendete per Power-Dunk einen 8:0-Run.

Lowry hielt die Raptors mit Korblegern im Spiel, 21,5 Sekunden vor Schluss glich VanVleet erneut aus. Walker dribbelte die Uhr im letzten Play nahezu aus - und fand dann Theis mit einem No-Look-Pass. Der drückte den Ball 0,5 Sekunden vor Schluss durch die Reuse. Die Raptors erhielten jedoch noch einen Einwurf, den Lowry über die ausgestreckten Arme von Tacko Fall an den Mann brachte, und Anunoby wurde den Ball gerade noch rechtzeitig los. Game Over!

Spiel 4 der Serie findet in der Nacht auf Sonntag statt (0.30 Uhr).

Boston Celtics vs. Toronto Raptors: Die Stimmen zum Spiel

Jaylen Brown (Celtics): "Das war eine verdammte Schande. Das war schrecklich. Ich übernehme die Verantwortung. Wir hätten dieses Spiel nicht verlieren dürfen."

Kyle Lowry (Raptors): "Ich habe den Pass gespielt, aber gebt das Lob an O.G. Er hat den Wurf getroffen, es ist sein Moment. Er verdient jedes bisschen Liebe, das er heute bekommt."

Die wichtigsten Statistiken

Boston Celtics (3) vs. Toronto Raptors (2) 103:104 ( BOXSCORE ), Serie: 1-2

  • Schon die gesamte Serie über haben die Raptors Probleme mit dem Distanzwurf und dies zeigte sich auch in dieser Partie. Zunächst suchte das gesamte Team nach dem Wurf, dabei bekam Toronto erneut durchaus einige offene Würfe. Zur Pause standen die Raptors bei miesen 5/22 Dreiern, so blieb es weiter sehr schwer, im Halbfeld an Punkte zu kommen. In der zweiten Hälfte konnte insbesondere VanVleet noch einiges korrigieren, am Ende waren es 13/40 Dreier (Boston: 9/29). Natürlich stellte der Anunoby-Wurf fast alles auf den Kopf.
  • Wenn die Raptors zuvor Schaden anrichten konnten, dann in der Zone: Lowry etwa erzielte in der ersten Hälfte all seine sechs Field Goals direkt am Korb, insgesamt waren es 48 Zonenpunkte. Dabei waren diese überwiegend durchaus hart erarbeitet, aber der Point Guard schaffte es wie so oft gut, seinen Körper zwischen den Ball und den Gegenspieler zu bringen. Boston verzeichnete dennoch immerhin 7 Blocks.
  • Klare Vorteile hatten die Raptors in dieser Partie beim Fastbreak: 14 Transition-Punkten der Kanadier standen nur 2 von Boston gegenüber. Die Punkte nach gegnerischem Ballverlust hingegen waren fair verteilt (17:16).
  • Ibaka verzeichnete in der Partie 2 Blocks, damit steht er nun bei 283 und hat Kevin McHale auf der Liste der Playoff-Blocks überholt. Allerdings hielt sich der offensive Impact des Spaniers in Grenzen, ebenso wie der von Norman Powell. Toronto bekam so lediglich mickrige 10 Punkte von der Bank, dieses Duell ging mit 20:10 etwas überraschend an die Celtics.

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Der Star des Spiels: Kyle Lowry

Der Point Guard wollte sein Team einfach nicht verlieren lassen. Während um ihn herum fast alle Raptors zunächst Probleme hatten, gab Lowry von Beginn an den Ton an und übernahm dann auch in der Schlussphase die Offense. Unwiderstehlich, wie er immer wieder zum Korb kam und gegen Kontakt abschloss. Sein Pass auf Anunoby war ein kleines Meisterwerk.

Der Flop des Spiels: Jayson Tatum

Der All-Star machte kein richtig schlechtes Spiel und spielte vor allem einige sehr gute Pässe, sein eigenes Scoring funktionierte in dieser Partie aber nicht. Anunoby verstand es gut, Tatum zu ineffizienten Abschlüssen aus der Mitteldistanz zu zwingen, so kam dieser nur auf 5/18 aus dem Feld und zog lediglich sechs Freiwürfe. Aufgrund der letzten Aktion des Spiels hielt Brown sich selbst zwar für "schrecklich", allerdings brach dabei die gesamte Kommunikation in der Celtics-Defense zusammen.

Die Szene des Spiels

Es gab am Ende zwar genug Kandidaten, aber die Wahl kann hier natürlich nur auf den Anunoby-Wurf fallen. Bei der Aktion wurden Erinnerungen an das 0.4 Miracle von Derek Fisher wach - Anunoby kommentierte das Ganze danach ganz lässig: "Das war cool." Das stimmte.

Raptors vs. Celtics: Die Serie im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 30. August 19 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics94:112 2 1. September 23.30 Uhr Toronto Raptors Boston Celtics99:102 3 4. September 0.30 Uhr Boston Celtics Toronto Raptors103:104 4 6. September 0.30 Uhr Boston Celtics Toronto Raptors 5 8. September tba Toronto Raptors Boston Celtics 6* 10. September tba Boston Celtics Toronto Raptors 7* 12. September tba Toronto Raptors Boston Celtics