Angie Kerber blieb in der schwülen Hitze von New York ganz cool, Alexander Zverev machte es ein bisschen spannend, und Jan-Lennard Struff folgte den beiden Topstars in die dritte Runde der US Open. Während Kerber beim 6:3, 7:6 (8:6) gegen Anna-Lena Friedsam ebenso erneut ohne Satzverlust blieb wie Struff beim 6:2, 6:2, 7:5 gegen Michael Mmoh (USA), drehte Zverev beim 7:5, 6:7 (8:10), 6:3, 6:1 gegen den 19 Jahre alten Wildcard-Spieler Brandon Nakashima (USA) eine kleine Ehrenrunde.

Die Nummer eins der Setzliste, Pliskova, verlor in der Night Session gegen gegen die ungesetzte Französin Caroline Garcia mit 1:6, 6:7 (2:7). Damit ist Sofia Kenin (USA/Nr. 2) die am höchsten notierte Spielerin in New York. Die Australian-Open-Siegerin trifft am Donnerstag in der zweiten Runde auf die Kanadierin Leylah Fernandez.

In Runde drei steht bereits Mitfavoritin Naomi Osaka (Nr. 4). Die frühere Weltranglistenerste aus Japan, die 2018 in New York triumphiert hatte, benötigte nur 70 Minuten für ihr 6:1, 6:2 gegen die Italienerin Camila Giorgi. Osakas nächste Gegnerin ist Marta Kostjuk aus der Ukraine.

Auch ihr Zweitrundenmatch nutzte Osaka für ein Statement gegen Polizeigewalt in den USA. Dieses Mal stand auf ihrem schwarzen Mund-Nase-Schutz der Name Elijah McClain, der Afroamerikaner war im vergangenen Jahr nach einem Polizeieinsatz gestorben. "Ich finde, ich sollte meine Reichweite nutzen", erklärte Osaka nach der Partie. Schon nach ihrem Auftaktsieg hatte die 22-Jährige gesagt, dass sie sieben Masken mit Namen von Opfern von Polizeigewalt mitgebracht habe - für jedes Match bis zum Finale eine.

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US Open: Deutsches Trio am Freitag wieder gefordert

Am Freitag muss sich das verbliebene deutsche Trio beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres erneut beweisen. Kerber trifft auf Ann Li (USA), Zverev auf Adrian Mannarino (Frankreich/Nr. 32) und Struff auf den Weltranglistenersten Novak Djokovic (Serbien).

"Dritte Runde US Open und dann gegen Djokovic, das ist natürlich nicht das, was man sich wünscht", sagte Struff, der bei den Western and Southern Open an gleicher Stelle vor einigen Tagen glatt gegen den Weltranglistenersten verloren hatte: "Andererseits ist es auch wieder gut, gleich nochmal gegen ihn zu spielen."

Zverev schien von der jugendlichen Unbekümmertheit seines Gegners zwei Sätze lang ein wenig überrumpelt zu werden. Unerschrocken und mutig schlug der frühere Collegespieler Nakashima dem Weltranglistensiebten die Bälle um die Ohren, hatte aber auch eine gewaltige Streuung in seinen Schlägen. "Hier kann irgendwie alles passieren, sowas ist ganz gefährlich", sagte Eurosport-Experte Boris Becker.

Zwei Sätze lang wurde Zverev regelrecht durchgeschüttelt, dann hatte er seinen Rhythmus gefunden. Zu Beginn des dritten Satzes ließ er sich schnell noch neue Tennisschuhe bringen, weil die alten durchgeschwitzt waren, dann startete er durch. Nakashima war mit seiner Kunst am Ende, Zverev besann sich auf seine Stärken und verwandelte nach 2:55 Stunden seinen zweiten Matchball.

"Ich glaube, mein zweiter Aufschlag war am Anfang ein bisschen schwierig, von der Grundlinie habe ich nicht so gut gespielt, und meine Rückhand war auch nicht so toll", sagte Zverev: "Da muss ich noch was dran tun."

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US Open: Kerber gewinnt deutsches Duell gegen Friedsam

Kerber war nach ihrem Sieg gegen Friedsam unter dem geschlossenen Dach des Louis-Armstrong-Stadions sichtbar erleichtert. "Ich weiß nicht, wie viele Liter ich heute ausgeschwitzt habe, die Bedingungen waren extrem", sagte die 32-Jährige, die in der dritten Runde am Freitag auf Ann Li oder Alison Riske (beide USA) trifft. Allmählich fühle es sich nach der langen Pause "wieder normal an, auf dem Platz zu stehen, es kommt alles langsam wieder".

Sie sei "sehr zufrieden, sehr froh, dass ich in der dritten Runde stehe", sagte Kerber bei Eurosport: "Das hätte ich vor ein paar Wochen nicht gedacht."

Wenig später saß Anna-Lena Friedsam im Intervieraum 2, schwankend zwischen Enttäuschung über vertane Chancen und Stolz über eines der besten Matches ihrer Karriere. "Es war superhart", sagte sie, "Angie hat mir keinen freien Punkt geschenkt, ich musste mit jeden erkämpfen."

Kerber punktete in ihrem 50. Grand-Slam-Turnier vor allem mit Routine und Erfahrung. Friedsam, die erstmals überhaupt bei den US Open die erste Runde überstanden hatte, ließ sich in oft aussichtsreicher Position immer wieder zurückdrängen. Nach 35 Minuten verwandelte Kerber ihren ersten Satzball zum 6:3.

Im zweiten Satz entwickelte sich ein phasenweise hochklassiger Schlagabtausch, in dem Kerber nach 1:40 Stunden im Tiebreak dann das bessere Ende für sich hatte: "Ich fühle mich gut, aber es ist noch ein weiter Weg, und ich gehe ihn Schritt für Schritt."

Paire nach US-Open-Ausschluss negativ getestet

Benoit Paire ist wenige Tage nach seinem positiven Coronabefund, der ihn die Teilnahme an den US Open gekostet hatte, negativ getestet worden. Das gab die Nummer 23 der Weltrangliste am Mittwoch in einem Live-Video bei Instagram bekannt.

"Um die Wahrheit zu sagen: Ich wurde negativ getestet", sagte der 31-Jährige, der sich in Quarantäne befindet. Dies sei bereits am Montag gewesen. "Ich werde weiterhin Tests machen. Ich fühle mich sehr gut und habe keine Symptome", berichtete er.

Am Samstag war Paire bereits in der US-Open-Blase in New York positiv getestet und daraufhin vom Turnier ausgeschlossen worden. Er nannte die Hochsicherheitszone rund um Flushing Meadows eine "Fake Bubble" und attackierte die Organisatoren. Der Kritik schloss sich neben Superstar Novak Djokovic auch der deutsche Profi Alexander Zverev (Hamburg) an, der sich unzureichend informiert fühlte.

Paires Kontaktpersonen im Spielerfeld wurden angewiesen, sich täglichen Tests zu unterziehen und sich abseits des Courts nur noch in ihren Hotelzimmern aufzuhalten.

Die wichtigsten Begegnungen an Tag 3 der US Open:

SpielerIn GegnerIn Ergebnis Alexander Zverev (GER/5) Brandon Nakashima (USA) 7:5, 6:7, 6:3, 6:1 Angelique Kerber (GER/17) Anna-Lena Friedsam (GER) 6:3, 7:6 Jan-Lennard Struff (GER/28) Michael Mmoh (USA) 6:2, 6:2, 7:5 Novak Djokovic (SRB/1) Kyle Edmund (GBR) 6:7 (5:7), 6:3, 6:4, 6:2 Stefanos Tsitsipas (GRE/4) Maxime Cressy (USA) 7:6 (7:2), 6:3, 6:4 David Goffin (BEL/7) Lloyd Harris (RSA) 7:6 (8:6), 4:6, 6:1, 6:4 Petra Martic (CRO/8) Kateryna Bondarenko (UKR) 6:3, 6:4 Petra Kvitova (CZE/6) Kateryna Kozlova (UKR) 7:6, 6:2 Caroline Garcia (Frankreich) Karolina Pliskova (CZE/1) 6:1, 7:6 (7:2) Naomi Osaka (JPN/4) Camila Giorgi (Italien) 6:1, 6:2