Unter dem Hashtag #ExploreBahrain gibt es in den sozialen Medien viele Bilder von beeindruckenden Hochhäusern und malerischen Sandstränden aus dem Königreich Bahrain zu finden und außerdem ein Statement des französischen Zweitligisten Paris FC vom 27. Juli 2020 .
Bekanntgegeben wird darin eine strategische Partnerschaft zwischen dem kleinen Inselstaat gleich neben Katar mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern und dem Fußballklub aus der Stadt Paris mit seinen knapp zehnmal so vielen Einwohnern. Nachbarn sind Bahrain und Katar künftig also nicht nur am Persischen Golf, sondern auch in der fernen französischen Hauptstadt. Der beste Klub der Stadt Paris Saint-Germain steht bekanntlich seit 2011 unter katarischer Kontrolle.
Sieben Meistertitel, fünf Pokale, fünf Ligapokale und ein verlorenes Champions-League-Finale gelangen seitdem, vor allem dank horrender Ausgaben auf dem Transfermarkt. 2017 kaufte PSG etwa Neymar für die bis heute gültige Weltrekordsumme von 222 Millionen Euro.
Hat Bahrain mit dem Paris FC also Ähnliches vor? Nein. Genau wie Bahrain am Persischen Golf in jeglicher Hinsicht im Schatten des großen Nachbarn Katar steht, steht der Paris FC in Paris im Schatten von PSG und wird das auch weiterhin tun.
Bahrain sicherte sich nur 20 Prozent Anteile des Paris FC
Bahrain sicherte sich lediglich die Werbefläche auf den Trikots sowie 20 Prozent der Klubanteile - für läppische fünf Millionen Euro. Mit 77 Prozent bleibt Klubpräsident Pierre Ferracci Hauptaktionär. "Die Kontrolle über den Klub wird weiterhin auf einer regionalen und nationalen Mehrheitsbasis beruhen", heißt es im Statement. Bahrain erhöhte das Budget nach eigener Angabe zunächst um 30 Prozent, für weitere finanzielle Mittel sollen zusätzliche ausländische Investoren gefunden werden.
Nach einem Fast-Abstieg in die Drittklassigkeit wurde in diesem Sommer bisher kein einziger Cent für Transfers ausgegeben. Bekanntester Spieler im aktuellen Kader ist Jonathan Pitroipa, einst beim SC Freiburg und Hamburger SV aktiv. Zum Auftakt der neuen Ligue-2-Saison gewann die Mannschaft trotzdem souverän mit 3:0 gegen den FC Chambly - und bewies anschließend Identifikation mit dem neuen Anteilseigner. Keeper Vincent de Marconnay band sich für das Jubelfoto nach dem Spiel sein Handtuch im Stile eines arabischen Scheichs um den Kopf. Auch das zweite Spiel wurde gewonnen.
© imago images / Kyodo News
Sportwashing: Warum Bahrain in den Sport investiert
Die offiziell kommunizierte Zielvorgabe Bahrains ist der Ligue-1-Aufstieg innerhalb von drei Jahren sowie eine Verbesserung der Trainingsbedingungen - und dabei steckt womöglich ein kleines bisschen Eigeninteresse dahinter. "Der Klub wird seinen neuen Aktionär bei der Entwicklung von Trainern und Spielern aus Bahrain unterstützen", heißt es. Unterstützung kann der Staat in dieser Hinsicht dringend gebrauchen, der bisher größte Erfolg der Nationalmannschaft ist ein vierter Platz bei der Asienmeisterschaft 2004.
Die Hauptmotivation des Einstiegs Bahrains beim Paris FC ist aber sicherlich das auch von den Nachbarländern bewährte Konzept des Sportwashing. Der Imageverbesserung eines autoritär regierten, mutmaßlich korrupten und Menschenrechte verletzenden Landes durch Investitionen in den Sport. Der Paris FC ist diesbezüglich nur ein weiterer Baustein im Portfolio Bahrains.
Schon seit 2004 wird in Bahrain alljährlich ein Formel-1-Rennen ausgetragen, seit 2007 hat der Staat Anteile am Formel-1-Rennstall McLaren, seit 2017 gibt es das Radsport-Team Bahrain-McLaren. Und auch im Fußball ist der Staat schon länger aktiv: Im vergangenen Dezember übernahm Bahrain über eine Investmentfirma für drei Millionen Euro die Kontrolle beim spanischen Drittligisten FC Cordoba, der die Rückkehr in die zweite Liga in der vergangenen Saison nur knapp verpasste.
Paris FC und PSG: Der gemeinsame Ursprung
Nun also auch der Paris FC, für den das Engagement Bahrains das nächste Kapitel einer kurzen, aber abwechslungsreichen Geschichte ist. Ob der anhaltenden Erfolglosigkeit der beiden traditionellen Pariser Klubs Racing Club und Red Star FC schlossen sich 1969 einige Investoren zusammen, um ihrer Stadt mit dem Paris FC einen angemessenen Fußballklub zu schenken.
Heimat sollte der neu renovierte Parc des Princes werden. Was aber fehlte, war ein Meisterschaftsstartplatz, und dafür kam es 1970 zu einer Fusion mit dem damals unbedeutenden Zweitligisten Stade Saint-Germain aus dem westlichen Vorort Saint-Germain-en-Laye. Paris Saint-Germain FC nannten sie das Konstrukt, das in seiner ersten Saison standesgemäß aufstieg.
Weil der fusionierte Klub über keine gemeinsame Jugend- und Amateurabteilung verfügte, trennte ihn der französische Verband aber bald. Die Profimannschaft durfte als alter, neuer Paris FC in der ersten Liga weiterspielen. Der Rest des Konstrukts startete mit einer Amateurmannschaft unter dem alten Namen Stade Saint-Germain in der dritten Liga. Die Investoren verloren wegen all der Komplikationen nach und nach die Begeisterung, doch dann kam Daniel Hechter.
Der Modeschöpfer mit Fußballleidenschaft probierte sich zunächst an einer Übernahme des Paris FC, zerstritt sich aber mit der dortigen Klubführung. Bei Stade Saint-Germain klappte es , gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter stieg Hechter 1973 beim Klub ein und benannte ihn in Paris Saint-Germain um. PSG zog in den Parc des Princes ein und stieg direkt in die erste Liga auf, während der Paris FC zeitgleich abstieg. Fortan war die Rollenverteilung klar.
© imago images / Kyodo News
Paris FC: Pendeln zwischen Ligen und Stadien
Der Paris FC pendelte jahrelang zwischen der zweiten und der dritten Liga und auch zwischen verschiedenen Stadien. Irgendwann fand er mit dem lediglich 2.500 Zuschauer fassenden Stade Dejerine im Osten der Stadt eine neue Heimat, musste diese aufgrund von Baufälligkeit 2006 aber verlassen. Mittlerweile spielt der Klub im südlich gelegenen Rugby- und Leichtathletik-Stadion Stade Charlety mit knapp 20.000 Plätzen, den Zuschauerschnitt der vergangenen Saison würde aber auch weiterhin das alte Stadion fassen.
Richtig stimmungsvoll ist es meist nur bei den Derbys gegen den Lokalrivalen Red Star. Sollte in den kommenden drei Jahren wie geplant aber tatsächlich der Aufstieg in die Ligue 1 gelingen, warten erstmals seit der Saison 1978/79 wieder Ligaspiele gegen PSG. Dann heißt es: Duell der Ex-Fusionspartner und Duell der Golfstaaten-Investoren.