Nach unglaublichen 22 Jahren war der Playoff-Streak der Spurs mit dem Ende der Seeding Games Geschichte, auch wenn Gregg Popovich dies in bester Trump-Manier nicht wahrhaben wollte. "Das sind totale Fake News! Viele Leute haben mir gesagt, dass der Streak nicht vorbei ist. Ich rede die ganze Zeit mit Leuten. Sie rufen mich an. Sie sagen mir: 'Pop, der Streak ist nicht vorbei! Es ist nicht vorbei!'", sagte der 71-Jährige.
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Danach verlor der Coach auch noch ein paar ernste Worte und betonte, dass ihm der Streak egal sei. Gleichzeitig lobte er die Leistung seiner Mannschaft, der ohne den verletzten LaMarcus Aldrige und weit abgeschlagen von den Playoff-Plätzen kaum etwas zugetraut wurde, die in der Bubble aber richtig Spaß machte und am Ende sogar am Play-In-Turnier kratzte. Es war der versöhnliche Abschluss einer schlimmen Saison.
San Antonio Spurs 2019/20: So lief die Saison
Nach einem starken Start mit drei Siegen aus vier Spielen senkte sich der November wie eine dunkle Wolke über die Texaner. Von 16 Spielen gewann die Spurs-Truppe gerade einmal vier, acht Spiele in Folge gingen dabei zeitweise verloren. So zeichnete sich bereits früh ab, dass es mit den Playoffs schwer werden könnte.
Ab Dezember stellten die Spurs ein wenig um, nahmen zwei Dreier mehr pro Spiel und schraubten auch ihre Trefferquote nach oben, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Dazu kam, dass Aldridge verletzungsbedingt einige Spiele aussetzte und der eine oder andere Spieler (wie etwa Dejounte Murray) es verpasste, den nächsten großen Schritt zu machen.
Mit Ach und Krach schafften es die Spurs noch mit nach Orlando. Dort hielt Popovich dann die größte Überraschung einer sonst trostlosen Saison bereit und ließ die Jungen von der Leine. Fünf von acht Seeding Games wurden gewonnen.
San Antonio Spurs: Die Offseason-Fragen
Sind die San Antonio Spurs ohne LaMarcus Aldridge besser?
In der Bubble fehlte Aldrige aufgrund einer Schulterverletzung, weshalb Popovich tief in die Trickkiste greifen musste. Das Bubble-Motto "A whole new game" nahm Pop sehr wörtlich und präsentierte sein Team jung, wild, ohne langatmiges Aufposten und schlichtweg unberechenbar. DeMar DeRozan wurde auf einmal zum Power Forward, wo er seine Sache mehr als ordentlich machte.
Pop ließ oft mit Jakob Pöltl oder Drew Eubanks auf der Fünf spielen, umgeben von vier Flügelspielern, die das Spiel schnell machten und den Ball gut bewegten. Dabei machte sich bemerkbar, dass Pöltl ein guter Screener und vor allem ein deutlich besserer Passer als Aldrige ist. Gepaart mit den gefährlichen Drives der schnellen Walker und Derrick White ergab eine Menge Platz für freie Schützen, die allesamt grünes Licht hatten.
Allen voran White, der seine Rate von 2,6 Dreier in der bisherigen Spielzeit auf 8,3 Versuche hochschraubte (46 Prozent Trefferquote). "Wenn er zehn Dreier pro Spiel nimmt, bin ich glücklich", sagte Pop in der Bubble. Eine solche Aussage aus seinem Mund wäre noch im Februar undenkbar gewesen.
Eine weitere positive Entwicklung sind die Leader-Qualitäten von DeRozan, der als "alter Mann" eine junge Truppe in Orlando anführte und nur wenige Würfe für sich selbst beanspruchte. In der Schlussphase zeigte er sein immer noch vorhandenes Clutch-Gen, ansonsten ließ er die jungen Wilden toben. "Durch sie fühle ich mich alt, aber sie machen mich jung", sagte der Swingman.
Ob die Spurs nun ohne Aldridge besser sind, lässt sich nach dieser kleinen Stichprobe nicht pauschal beantworten, klar ist aber, dass die Spurs ohne den Big Man viel mehr dem modernen Run-and-Gun-Basketball der NBA entsprechen. Sie spielen schneller (mehr als zwei zusätzliche Possessions pro Spiel) und kommen zu deutlich mehr Punkten nach gegnerischen Turnovern, weil sie auch defensiv flexibler verteidigen und switchen können.
Was passiert mit Gregg Popovich?
Ob Popovich noch lange Teil dieses neuen Spurs-Basketballs sein wird, ist noch nicht bekannt. Eigentlich kann man sich den 71-Jährigen überhaupt nicht bei einem anderen Team vorstellen, Pop lebt die Spurs durch und durch. Allerdings reißen die Gerüchte nicht ab, dass die Brooklyn Nets den Teamleiter gerne als Chef ihres Championship-Projekts mit KD, Irving und Co. an der Seitenlinien sehen wollen.
Dass sich Pop in seinem fortgeschrittenen Alter ein Projekt mit einem solchen Druck in unbekanntem Umfeld antun wird, scheint aber mehr als unwahrscheinlich. "Warum sollte ich es nicht sein?", antwortete er zudem vergangenen Woche auf die Frage, ob er kommende Saison Head Coach der Spurs sein wird.
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Welche Picks haben die Spurs?
Die Spurs sind eigener Herr über ihre Erst- und Zweitrundenpicks der kommenden Jahr, in diesem Jahr dürfen sie erstmals seit zwei Jahrzehnten mit ihrem eigenen Pick wieder einen Spieler aus der Lottery ziehen.
Genauer gesagt haben die Spurs den 11. Pick im diesjährigen NBA Draft, genau wie den 41. Pick. Mit dem ersten Pick könnte es auf einen Forward hinaus laufen , dort scheint derzeit die größte Not zu herrschen.
San Antonio Spurs: Welche Deals sind sonst noch möglich?
- Unrestricted Free Agents: Marco Belinelli, Bryn Forbes
- Restricted Free Agents: Jakob Pöltl, Drew Eubanks, Quinndary Weatherspoon
- Player-Option : DeMar DeRozan (27,7 Mio.)
- Team-Optionen: Trey Lyles (5 Mio.), Chimezie Metu (1,6 Mio), Tyler Zeller (2,4 Mio)
- Gehälter 2020/21 : 120,4 Mio. Dollar inkl. Optionen (Salary Cap 19/20: 109,1 Mio.)
Die dicken Verträge von DeRozan und und Aldridge reißen bereits jetzt ein ordentliches Loch in den Geldbeutel der Spurs, gehen wir davon aus, das DeRozan seine Spieler-Option in Höhe von 27,7 Millionen Euro zieht. Offiziell hat er dazu noch kein Statement abgegeben, in Corona-Zeiten dürfte ihm aber wohl nirgends mehr Geld blühen.
Pöltl hat in der Bubble definitiv Werbung für sich gemacht und dürfte bei den Spurs recht hoch im Kurs stehen, fraglich ist die Situation bei Eubanks und Weatherspoon, vor allem Weatherspoon sah zuletzt nur wenige Minuten.
Spannend ist auch die Personalie Lyles, der Power Forward hat sich dieses Jahr in die Starting Five gespielt und soll laut den San Antonio Express News auf jeden Fall gehalten werden. Ob San Antonio Metu und Zeller hält, ist unklar.
San Antonio Spurs: Diese Spieler stehen kommende Saison unter Vertrag
Point Guard Shooting Guard Small Forward Power Forward Center Dejounte Murray Derrick White DeMar DeRozanTrey Lyles LaMarcus Aldridge Patty Miles Lonnie Walker IV Keldon Johnson Luka Samanic Tyler Zeller Marko Guduric Rudy Gay Chimezie Metu
kursiv = Player-Option
fett = Team-Option
Ausblick: So geht es für die Spurs 2020/21 weiter
Die Spurs sind in der kommenden Saison eine Wundertüte. Vieles wird davon abhängen, was DeRozan macht. Sollte der 31-Jährige wider Erwarten seine Player-Option nicht ziehen, wäre Cap Space verfügbar, ansonsten steht der Spurs-Kader überwiegend, sollte das Front Office keinen Trade aus dem Ärmel zaubern (Aldrige oder gar einer der jungen Spieler um Walker und Murray wären Optionen).
Ansonsten hat die Bubble-Erfahrung gezeigt, dass Pop durchaus bereit ist, sich an die moderne NBA anzupassen und sein System dementsprechend zu verändern. Es wird spannend sein, wie die jungen Spieler sich entwickeln, vor allem White und Rookie Keldon Johnson machen richtig Spaß. Gleichzeitig darf man gespannt sein, ob der Basketball aus der Bubble die neue Richtung der Franchise vorgibt oder nur eine aus der Not geborene Eintagsfliege war.
Klar ist, dass es im kommenden Jahr im Westen nicht leichter werden wird, die Playoffs zu erreichen. San Antonio wehrt sich eigentlich seit Jahren gegen den Rebuild - prinzipiell ist die Zeit aber reif dafür.