SPOX-Redakteur Marcus Blumberg blickt voraus und nennt die Storylines, die die kommenden Monate prägen werden und die Fans vor der Saison unbedingt kennen sollten.

NFL 2020: Football in Zeiten der Coronavirus-Pandemie

Das Thema, das wie ein Damoklesschwert über allem in dieser NFL-Saison schwebt, ist die Coronavirus-Pandemie. Keine zwei Wochen vor Saisonstart wissen wir, dass wohl 14 der 16 Auftaktspiele ohne Zuschauer stattfinden werden. Was darüber hinaus passiert, ist unklar.

Wie sich das generell auf die Spiele und deren Qualität auswirken wird, ist ebenfalls offen, weil es so noch niemand unter Wettkampfbedingungen ausprobiert hat. Patriots-Fullback Jakob Johnson umschrieb die Vor- und Nachteile in einer Medienrunde kürzlich treffend: "Weniger Zuschauer heißt weniger Lautstärke im Stadion, was auf dem Feld zu Veränderungen führen kann, weil man entweder nicht gegen die Lautstärke ankämpfen muss oder sie eben nicht im Rücken hat."

Das weitaus größere Problem aber wird der Alltag sein. Die NFL setzt darauf, Teams so gut es geht in den Teameinrichtungen zu schützen mit Masken, Abstand, Abstands-Tracing-Armbändern, die alarmieren, wenn man zu lange einer anderen Person zu nahe kommt, und aktuell täglichen Tests.

Das mag im Training Camp funktionieren - bisher hat die NFL vergleichsweise extrem wenige Fälle -, doch was passiert, wenn der komplette Gameday-Tross auf Reisen geht? Wir reden hier von 70 bis 100 Leuten, die von einer Stadt in die andere Reisen, teilweise von West zur Ostküste. Wie gelingt es dann, die Spieler, Trainer und Betreuer von der Außenwelt zu isolieren? Und was passiert, wenn 48 Stunden vor Kickoff ein Team plötzlich einen großflächigen Ausbruch hat?

NFL und Corona: Lernen von der MLB

Die MLB zeigt bereits, dass das kein ganz leichtes Unterfangen ist, besonders wenn sich nicht alle an die Regeln halten. Und selbst wenn dies der Fall ist, besteht immer noch ein signifikantes Restrisiko, wenn man bedenkt, dass die USA als Ganzes die Pandemie überhaupt nicht im Griff haben.

Sollte es dann zum Ausbruch in einem oder mehreren Teams kommen, stellt sich die Frage, wie damit umgegangen wird. Spielt man dann trotzdem und hofft einfach, dass die Spieler, die nicht positiv getestet wurden, auch tatsächlich gesund sind? Oder kommt es mitunter zu Spielverlegungen wie im Baseball? Während es dort jedoch zumindest mal die Möglichkeit gibt, mit Doubleheadern zwei Spiele an einem Tag zu absolvieren, um irgendwie im Spielplan wieder aufzuholen, ist das im Football keine Option. So droht schnell mal Terminchaos.

Darüber hinaus besteht durchaus auch die Gefahr, dass nach einem Ausbruch der eine oder andere Spieler doch noch aus Angst auf den Rest der Saison verzichtet und damit für zusätzliche Personalnot sorgen könnte.

Was Baseball darüber hinaus auch zeigt, ist eine klare Tendenz zu einer Häufung von Muskelverletzungen, die sicher auf die weniger als optimale Saisonvorbereitung zurückzuführen ist. Gleiches droht auch der NFL, denn es gab zwar eine Eingewöhnungsphase im Camp für den Fitnessaufbau, ehe das echte Training begann, doch es fehlte eben das komplette übliche Offseason-Programm. Dadurch könnte sich das ohnehin enorme Verletzungsrisiko der Spieler nochmal signifikant steigern.

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NFL 2020: Wer kopiert die Offense der Baltimore Ravens?

Die NFL ist eine Copycat-Liga. Das war sie schon immer, das wird sie immer bleiben. Wer etwas Gutes, neues einführt, muss damit rechnen, dass es zahlreiche Nachahmer geben wird.

Nichts war im vergangenen Jahr fortschrittlicher und effizienter als die Offense der Baltimore Ravens. Nicht umsonst belegte sie durch die Bank Rang 1 bei Football Outsiders nach DVOA in Total Offense, Passing Offense und Rushing Offense. Während die Ravens die Offseason nutzten, um personell für ihren aggressiven Lauf-Ansatz nochmal nachzulegen, wird sicher der eine oder andere Offensive Coordinator dieser Liga genau hingeschaut und sich überlegt haben, wie man denn einige Elemente aus Baltimore übernehmen könnte.

Grundsätzlich braucht es dazu natürlich ein paar spezielle Qualitäten, insbesondere einen athletisch so hochtalentierten Quarterback wie Lamar Jackson, was schon mal schwierig zu finden ist.

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Aber zumindest gibt es QBs, die ihrerseits ebenfalls athletisch und zum Teil auch schnell sind wie der MVP 2019. Dann braucht es zusätzlich eine Reihe von dynamischen, aber auch kraftvollen Running Backs - und die Qualität in der Offensive Line. Hat man all dies beieinander, könnte man zumindest Teile der Ravens-Offense übernehmen.

NFL: Lassen sich die Bills von den Ravens inspirieren?

An wen denkt man hier zuerst? Sicherlich an die Buffalo Bills. Die nämlich haben einen ziemlich guten Athleten - und eher wackligen Passer - auf Quarterback in Josh Allen und mit Devin Singletary, TJ Yeldon und Zack Moss gleich mehrere gute Running Backs. Hinzu kommen dann auch noch schnelle Receiver wie John Brown und Stefon Diggs sowie eine ziemlich gute Offensive Line. Sehen wir also hier einen noch aggressiveren Lauf-Ansatz als bislang?

Andere Kandidaten sind theoretisch etwa die Chicago Bears, sollte sich dort Mitchell Trubisky als Starter behaupten, vielleicht die Tennessee Titans um Ryan Tannehill und Derrick Henry. Die Chargers mit Coach Anthony Lynn, der eine ähnliche Offense in Buffalo bereits erlebt hat, könnten auch in diese Richtung gehen - egal, ob Tyrod Taylor oder Rookie Justin Herbert auf dem Feld steht. Beide sind gute Runner.

Die San Francisco 49ers sollte man mit ihrem ohnehin schon Run-lastigen Spiel nicht vergessen - auch wenn hier der QB-Run-Faktor weniger gegeben ist -, ebenso die Seahawks und eventuell auch die Patriots mit Cam Newton als QB.

Ob aber irgendwer von diesen Kandidaten auch nur im Ansatz solch eine Effizienz an den Tag legen würde wie die Ravens, muss zumindest mal stark bezweifelt werden. Der X-Faktor hier ist und bleibt Lamar Jackson.

NFL 2020: Wer braucht den anderen mehr - Tom Brady oder Bill Belichick?

Es ist gewissermaßen das Henne-Ei-Problem. Was kam zuerst? Hatte Bill Belichick den allüberragenden Erfolg in New England wegen Tom Brady oder hatte Brady seine Hall-of-Fame-Karriere in Foxboro wegen Belichick? Unzweifelhaft ist lediglich, dass die wohl größte Dynasty der NFL-Geschichte im Jahr 2001 begann, als beide im Mittelpunkt standen.

2020 nun gehen sie getrennte Wege. Die Patriots versuchen den Neuanfang mit einem noch zu bestimmenden QB und zahlreichen Fragezeichen in Offense und Defense, Brady wiederum in Tampa Bay mit seiner wohl am besten besetzten Offense seit mindestens 2007, als er für 50 Touchdown-Pässe warf.

Wie werden beide nun ohne den jeweils anderen zurechtkommen?

Belichick muss sich erstmals seit 2001 ernsthaft mit der Frage beschäftigen, wer denn nun sein Quarterback sein wird. Beide hatten regelmäßige Meetings unter vier Augen, um den kommenden Gegner zu analysieren. Wird es solche auch mit Bradys Nachfolger geben? Und muss Belichick - oder konkret Offensive Coordinator Josh McDaniels - nun die Offense komplett umstellen, weil Bradys Qualitäten gerade in Sachen schneller Umsetzung und der Kontrolle und Übersicht an der Line of Scrimmage so nicht zu reproduzieren sind?

Und was ist mit Brady? Wird der in einer für ihn fremden Offense genauso effektiv sein wie im Patriots-System, dass er so gut beherrschte wie sonst niemand? Nicht wenige erwarten, dass Brady im System von Bucs-Coach Bruce Arians, das sehr häufig auf Deep Balls vertraut, eventuell Probleme bekommen wird, da er es nicht gewohnt ist, so lange den Ball zu halten.

Arians' System ist zudem berüchtigt dafür, extrem viele QB-Hits abzugeben, was aber auch an schwächeren Offensive Lines liegen könnte. Zudem werfen Quarterbacks unter ihm gerade im ersten Jahr sehr viele Interceptions - Jameis Winston brachte es auf 30 im Vorjahr. Brady wiederum hat nie mehr als 14 in einer Saison geworfen. Und das liegt nun schon 15 Jahre zurück.

Für beide wird 2020 eine gravierende Umstellung sein, doch wer geht daraus am ehesten als Sieger hervor?

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NFL 2020: Wer hält am Ende der Saison den Touchdown-Rekord?

547:541 steht es aktuell zwischen Drew Brees und Tom Brady im Rennen um die meisten Touchdown-Pässe in der Regular Season - zählt man die Playoffs dazu, ist Brady der haushohe Sieger dieses Duells, doch in Sachen Regular Season liegt der Quarterback der New Orleans Saints vorn. Bleibt das bis Saisonende auch so?

Beide verfügen in diesem Jahr über herausragende Offensivreihen. Während Brees neben Catch-Rekordhalter Michael Thomas nun auch auf der anderen Seite in Emmanuel Sanders eine brauchbare zweite Option hat, erlebt Brady in puncto Waffenarsenal einen Quantensprung im Vergleich zur Vorsaison bei den Patriots.

Ihm steht künftig mit Mike Evans und Chris Godwin das vielleicht beste Wide-Receiver-Duo der Liga zur Verfügung. Hinzu kommt sein Buddy Gronk sowie mit O.J. Howard und Cameron Brate noch zwei weitere formidable Tight Ends. So viel Feuerpower hatte Brady wohl noch nie zur Verfügung.

Da Brees und Brady nun auch noch in derselben Division - der NFC South - spielen, bahnt sich hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen an, mit nahezu gleichen Gegnern noch dazu. Wenn es gut läuft, könnten wir einen ähnlich sehenswerten Zweikampf um einen Rekord erleben wie einst im Sommer 1998, als sich in der MLB Mark McGwire (St. Louis Cardinals) und Sammy Sosa (Chicago Cubs) um den Homerun-Saisonrekord duellierten. Ein ähnliches Feuerwerk könnten Brees und Brady nun auch im Football abfackeln.

Ein Gewinner steht dabei schon jetzt fest: Der Zuschauer!

NFL 2020: Kommt Russell Wilson in Seattle endlich zur Entfaltung?

Russell Wilson ist zweifelsohne einer der besten Quarterbacks der NFL, doch stehen ihm die Seahawks gern früh im Spiel selbst im Weg. Der offensive Ansatz von Head Coach Pete Carroll und Offensive Coordinator Brian Schottenheimer beruht auf ganz altmodischen Ideen: Sehr viele Runs und den Rest besorgt die Defense.

In Zahlen ausgedrückt laufen die Seahawks in early Downs (1st und 2nd) zu 51 Prozent der Fälle. Andersrum passen sie nur in 49 Prozent ihrer early Downs, was der sechstniedrigste Wert der NFL ist. Dabei sind Pässe aus analytischer Sicht gerade bei den frühen Downs das, was man tun sollte, um die Offense effizient vorwärts zu bewegen und den Ball zu behalten.

Was die Seahawks machen, ist jedoch genau das Gegenteil. Sie laufen, obwohl sie damit kaum Erfolg haben. Nur in 50 Prozent der Fälle holen sie damit neue First Downs raus und laufen im Schnitt auch nur für 4,3 Yards pro Laufversuch. Werfen sie dagegen bei early Downs den Ball, haben sie damit eine Erfolgsquote von 54 Prozent und erzielen 8 Yards pro Passversuch.

Trivialer ausgedrückt: Obwohl ihr Passspiel effektiv ist, setzen sie lieber aufs Laufspiel und nehmen ihrem Superstar damit den Ball aus der Hand. Das sorgt dann regelmäßig dafür, dass Wilson und Co. gegen Ende des Spiels Aufholjagden starten müssen - was zwar auch des Öfteren zum Erfolg führt, aber auf lange Sicht kein Erfolgsrezept ist, speziell gegen gute Gegner.

Was wäre also, wenn man doch mal von Beginn an auf seinen Top-Quarterback setzen und mit der durchaus explosiven Offense um Tyler Lockett und DK Metcalf selbst das Spiel bestimmen würde? Wäre das vielleicht sogar der Schlüssel, um wieder tiefe Playoff-Runs hinlegen zu können?

Russell Wilson selbst hat in der Offseason verlauten lassen, dass er sich mehr Kontrolle über die Offense wünschte und eben mehr Passspiel gerade früh im Spiel. Die spannende Frage also lautet, ob man ihm diesen Wunsch erfüllen wird.

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NFL: Wie geht es weiter zwischen Aaron Rodgers und den Packers?

Was Wilson seit Jahren mitmachen muss, dürfte Aaron Rodgers in Green Bay nun härter als je zuvor widerfahren. Alles deutet darauf hin, dass Head Coach Matt LaFleur seinen 2019 eingeschlagenen Weg noch weiter auf die Spitze treiben will. Im Vorjahr passte man immerhin noch in 54 Prozent der Fälle bei early Downs, was ungefähr im Ligamittelfeld anzusiedeln ist. Doch nun droht dieser Wert noch weiter zurückzugehen.

Rodgers hätte gerne im Draft ein, zwei neue Wide Receiver gehabt, schließlich klafft zwischen Top-Target Davante Adams und dem übrigen Personal eine große Lücke in der Depth Chart der Packers. Stattdessen holten die Packers in den ersten drei Draftrunden ein Quarterback-Projekt in Jordan Love, einen Running Back in AJ Dillon sowie mit Josiah Deguara einen Fullback! Rodgers dürfte erwartungsgemäß wenig begeistert von dieser Entwicklung gewesen sein.

Zwar beteuerte die Führungsebene der Packers, noch lange mit Rodgers zusammenarbeiten zu wollen, doch in Wahrheit könnte schon 2021 Schluss sein, wenn man sich dessen Vertrag anschaut.

In der kommenden Saison werden also alle Augen auf Rodgers und den generellen Offensivansatz der Packers gerichtet sein. Wie viel Eigenverantwortung wird der Franchise-Ikone noch zugestanden? Wie groß wird der Anteil des Run Games an den Gesamt-Plays sein? Und wie geht Rodgers damit um? Er neigt nicht gerade dazu, seinen Frust zu verbergen, wenn solcher aufkommen sollte. Sollten die Packers früh einige Spiele verlieren, könnte es brodeln in Green Bay.

Abgesehen davon steht die Frage im Raum, wie gut Rodgers selbst eigentlich noch ist. Im Vorjahr war er weit weg von der Quarterback-Elite dieser Liga und die Packers taten herzlich wenig, um seine Situation merklich zu verbessern.

NFL 2020: Wie präsentiert sich Kyler Murray in seiner zweiten Saison in Arizona?

Kyler Murrays Rookie-Saison gepaart mit Head Coach Kliff Kingsburys erster Saison in Arizona kann man durchaus als Erfolg bezeichnen, und das nicht nur, weil Murray direkt zum Offensive Rookie of the Year gewählt wurde.

Schon im Vorfeld der Saison 2019 wurde spekuliert, wie weit Kingsbury mit Murray seinen Air-Raid-Ansatz würde treiben können. Ziemlich weit im ersten Jahr, wie sich herausstellte: Die Cardinals setzten mit weitem Abstand am häufigsten von allen Teams auf 10-Personnel, also einen Running Back und vier Wide Receiver (31 Prozent ihrer offensiven Snaps).

Nun wäre es nicht abwegig, wenn sich die Nutzung dieses Packages noch erhöhen würde, denn durch den Trade für DeAndre Hopkins haben die Cardinals Murray nun einen echten Nummer-1-Receiver zur Seite gestellt, was dieser Offense einige Optionen mehr geben wird.

Sowohl Hopkins als auch Larry Fitzgerald können außen und im Slot spielen, was die Coverage gegen sie kompliziert gestaltet, weil nicht jeder klassische Top-Cornerback auch im Slot effektiv ist. Mit Christian Kirk und dem schnellen Andy Isabella kommen zwei weitere Receiver dazu, die ebenfalls äußerst effektiv im Slot sind. Will sagen: Alle vier sind mindestens mal in der Lage, nach dem Catch noch einigen Raumgewinn zu erzeugen, sodass das Laufspiel des Teams noch weiter zurückgeschraubt werden könnte.

Das wiederum dürfte beim Gegner dazu führen, eher leichtes Personal aufs Feld zu schicken, also eher wenige bis keine Linebacker, was den Weg für Murray frei macht, aus der Pocket auszubrechen und auch mal selbst zu laufen. Die Cardinals hatten bereits in der Vorsaison eines der besten Run Games der Liga.

Murray spielte eine starke erste Saison, doch in der kommenden Spielzeit könnte er nochmal einen gewaltigen Schritt nach vorne machen mit noch besseren Targets - zumal er Running Back Kenyon Drake nun schon von Anfang an haben wird - und einem Jahr mehr an Erfahrung in diesem System und der Liga.

"The Sky is the Limit" in der Wüste.

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NFL 2020: Wie präsentieren sich die Rookie-Quarterbacks?

Die Rookie-Quarterback-Klasse von 2020 könnte eine ganz besondere werden. Allerdings stellt sich die Frage, welcher der hochveranlagten Neulinge denn auch direkt das Feld sehen und einen größeren Einfluss haben wird.

Durch Corona und die ausgefallenen Mini-Camps über den Sommer gehen die Rookies mit gewaltigem Rückstand in die Saison, was sicherlich Auswirkungen auf deren Einsatzzeit in der kommenden Spielzeit haben wird.

Aktuell ist davon auszugehen, dass nur Heisman-Gewinner und First-Overall-Pick Joe Burrow als Starter seines Teams in die Saison gehen wird. Das ist einerseits seiner schon früh gezeigten Reife, aber anderseits sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Bengals voll auf ihre neue Nummer 9 setzen - eine wirkliche Alternative gibt es im Kader nicht, nachdem sich Cincinnati von Andy Dalton getrennt hat.

Anders sieht das aus für die anderen beiden Top-Ten-Picks im vergangenen Draft. Tua Tagovailoa etwa hat bislang im Training noch nicht vollends überzeugt und hat mit Ryan Fitzpatrick einen erfahrenen Mann vor sich, dessen Magie wohl noch für eine weitere Saison auf ordentlichem Niveau ausreichen könnte. Allerdings droht dieser eventuell doch noch kurzfristig auszufallen, da er gerade den plötzlichen Tod seiner Mutter verarbeiten muss.

Sollte er dem Team letztlich doch länger fallen, könnte auch Josh Rosen starten. Head Coach Brian Flores hat sich verständlicherweise noch nicht zu einem Plan B geäußert. Zumindest aber soll Tagovailoa nach seiner schweren, im College erlittenen Verletzung wieder bei 100 Prozent sein und stünde aus dieser Perspektive zur Verfügung.

NFL: Chargers setzen wohl auf Tyrod Taylor

Dann wäre da noch Justin Herbert bei den Los Angeles Chargers. Jener war ohnehin am weitesten von einem Starter-Job entfernt, das fehlende Offseason-Programm dürfte seinen Chancen auf frühe Einsätze wohl den Rest gegeben haben. Wie nicht zuletzt in der Serie "Hard Knocks" zu beobachten war, ist Herbert noch recht grün hinter den Ohren und könnte sich vom erfahrenen Platzhalter Tyrod Taylor noch einiges abschauen.

Ebenfalls in Runde 1 wurde Jordan Love von den Packers gezogen. Jener gilt aber ohnehin nur als Projekt und hat nur im äußersten Notfall eine reelle Chance auf Einsatzzeit hinter Aaron Rodgers.

Allerdings gehen wir hier vom Idealfall aus. Wer weiß, ob dieser 2020 eintritt. Schon deshalb lohnt es in jedem Fall, die Rookie-Quarterbacks im Auge zu behalten. Irgendetwas Unvorhergesehenes wird schon passieren.

NFL: Wie geht es beim Washington Football Team weiter?

Egal, ob man es mit dem Washington Football Team hält oder eher dagegen ist, wird man über diese Franchise in Schieflage reden müssen. Vermutlich das ganze Jahr über.

So viele Themen werden uns in der US-Hauptstadt über die kommenden paar Monate beschäftigen - und dabei reden wir hier gar nicht über die anstehende so wichtige US-Präsidentschaftswahl.

Rein sportlich beginnt Head Coach Ron Rivera den Neuaufbau des Football Teams, muss sich aber parallel mit einer Form von Hautkrebs herumschlagen , was seine ohnehin schon schwierige Aufgabe nicht eben erleichtern wird. Dann geht es darum, aus dem Trümmerhaufen der vergangenen Jahre ein neues Team zu formen und am besten auch gleich zu klären, ob Quarterback Dwayne Haskins tatsächlich der Mann für die Zukunft sein wird.

Darüber hinaus könnte es zum Comeback des Jahres kommen, sollte es Alex Smith tatsächlich zurück aufs Footballfeld in der NFL schaffen . Und dies sind nur die positiven, sportlichen Themen.

Darüber hinaus nämlich kommen gerade gefühlt wöchentlich neue Enthüllungen ans Tageslicht, was hinter den Kulissen in Dan Snyders Organisation so vor sich ging. Von anzüglichen Videos von Cheerleadern ist die Rede, ebenso wie von sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz sowie generell einem "toxischen" Arbeitsklima. Immer mehr Betroffene gehen hier an die Öffentlichkeit.

Dass man mit Jason Wright einen Minoritätskandidaten zum Teampräsidenten gemacht hat, ist positiv zu erwähnen, aber angesichts der Anschuldigungen eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Buchstaben "WFT" werden uns wohl im Zusammenhang mit dieser Franchise in etwas anderer Anordnung noch des Öfteren in dieser Saison und darüber hinaus begleiten.

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NFL 2020: Wie geht die Liga mit sozialer Ungerechtigkeit, Polizeigewalt und Rassismus um?

Kein Thema dominiert die amerikanische Gesellschaft derzeit so deutlich wie Proteste nach eindeutig rassistischen Vorfällen. Zuletzt mussten wir mit ansehen, wie in derselben Stadt Jacob Blake, einem unbewaffneten Schwarzen, von Polizisten aus nächster Nähe siebenmal in den Rücken geschossen wurde, während nur Tage später ein 17-Jähriger Junge mit Sturmgewehr bewaffnet von der Polizei nett gegrüßt wurde, nachdem er wild in die Meute schoss und zwei Menschen tötete.

Andere Sportligen wie allen voran die NBA, gefolgt von der MLB, der MLS und der WNBA bestreikten daraufhin aus Protest einige oder gar all ihre Spiele. In der NFL war dies in Ermangelung von Spielen nicht möglich, sodass kurzerhand zahlreiche Teams das Training absagten. Letztlich war dies aber noch nicht das Statement, das großflächig für Aufmerksamkeit sorgte. Wie könnte es auch, zumal diese Einheiten ohnehin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

Nein, von der NFL wird etwas Größeres erwartet. Zu Recht, wenn man bedenkt, dass keine Sportliga in den Staaten derart beliebt ist wie die National Football League. Keine hat nur annähernd diese Reich- und Tragweite. Umso wichtiger ist ein Zeichen, das in diesen Zeiten anscheinend nur von Sportlern und Prominenten in Ermangelung an echter politischer Führung kommen kann.

Doch was genau wird die NFL machen? Die Rede ist von groß angelegten Kampagnen rund um Woche 1 der Saison. Wie das aussehen wird? Unklar. Groß soll es sein. Und die Spieler dürften genau darauf achten, wie sich die Liga und die Teambesitzer äußern.

NFL: Spieler könnten Spiele bestreiken

Die Frage wird sein, wie groß? Und wie soll das Zeichen konkret aussehen? Werden Spieler sogar aus Protest nicht zum Spiel antreten? Einige schwarze Spieler sollen genau das nicht ausschließen, heißt es in diversen Medienberichten.

Es stellt sich jedoch darüber hinaus die Frage, in welchem Ausmaß ein solches Zeichen gesetzt werden wird. Und vor allem: Machen Teamoffizielle und vielleicht sogar Teambesitzer mit?

Dass diejenigen, die von der sozialen Ungerechtigkeit betroffenen schwarzen Spieler protestieren werden, sollte man annehmen. Doch welch ein Signal würde es erst senden, wenn die "reichen alten Männer", denen die NFL letztlich gehört, auch geschlossen mitmachen würden - bei welcher großen Aktion auch immer?