NBA-Streik: Was fordern die Spieler?
Das Thema Polizeigewalt ist unter NBA-Spielern kein neues, spätestens seit dem Mord an George Floyd in Minneapolis ist es so aktuell wie nie zuvor. Schon damals gab es Stimmen, darunter auch Kyrie Irving von den Brooklyn Nets , dass die Saison nicht zu Ende gespielt werden sollte.
Letztlich einigte man sich aber, es gab "Black Lives Matter"-Slogans auf dem Court und andere politische Statements auf den Jerseys.
Der Fall Jacob Blake in Kenosha, Wisconsin brachte nun aber das Fass zum Überlaufen. Schon vor dem Boykott der Bucks gab Clippers-Coach Doc Rivers nach dem Sieg seines Teams gegen die Dallas Mavericks ein emotionales Interview. Gleichzeitig kokettierten auch die Boston Celtics und Toronto Raptors vor ihrer Serie, die planmäßig in der Nacht von Donnerstag auf Freitag hätte starten sollen mit einem Boykott.
Nun waren aber die Bucks die Ersten, sie fordern die Beendigung jeglicher Polizeigewalt sowie eine Reform des Strafrechts.
Auch an die Besitzer der NBA-Teams haben die Spieler laut Reporter Shams Charania eine Forderung: So soll LeBron James im Spielermeeting erklärt haben, dass er sich von den Besitzern eine klare Haltung und mehr Unterstützung bei diesen sozial-politischen Themen wünsche.
NBA-Streik: Wie realistisch ist ein Saisonabbruch?
Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich diese Frage nicht beantworten, auch wenn einige Funktionäre vom Schlimmsten ausgehen. Bei einem ersten Meeting zwischen Spielern und Coaches wurde unter anderem diskutiert, wie es mit der Saison weitergehen soll.
Die Lakers und Clippers votierten dabei laut Adrian Wojnarowski von ESPN für einen Saisonabbruch. Andere Spieler machten sich dagegen Gedanken, wie eine Saison zu Ende gebracht werden kann, wenn diverse Teams aussteigen.
Die Abstimmung war aber nicht bindend, sondern lediglich ein erstes Abtasten.
Es ist unwahrscheinlich, dass am heutigen Abend wieder gespielt wird, allein schon deswegen, weil für 17 Uhr deutscher Zeit ein weiteres Treffen der Spieler (und übrigens auch der Besitzer) angesetzt ist.
NBA-Streik: Was wären die Konsequenzen eines Saisonabbruchs?
Auch hier bleiben viele Fragen offen. Im Regelbuch der NBA ist vermerkt, dass ein Team, welches nicht antritt, mit einer Strafe bis zu 5 Millionen Dollar belegt werden kann. Da jedoch alle Teams nicht spielen wollten, kann diese Regel nicht angewandt werden. Gleichzeitig wurden die Spiele seitens der NBA nicht abgesagt, sondern zunächst einmal verschoben.
Ein kompletter Abbruch der Saison wird aber definitiv finanzielle Konsequenzen für alle Beteiligten haben. Erst kürzlich hatten die NBA und die Spielergewerkschaft ihre Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag in den Oktober verschoben, um mehr Zeit zum Verhandeln zu haben. Das war notwendig, da bisher nicht abzusehen ist, wie viel Geld die Liga durch die Corona-Pandemie wirklich verloren hat.
"Die Verschiebung war kein Problem", sagte die Spielergewerkschafts-Chefin Michele Roberts am Dienstag. "Wir haben beim Umgang mit der Pandemie und den wirtschaftlichen Auswirkungen alle gute Absichten und glauben, dass wir keinen neuen Tarifvertrag aufsetzen müssen."
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Zu diesem Zeitpunkt wusste Roberts aber auch noch nicht, dass der Rest der Saison boykottiert werden könnte. Passiert das, ist es wahrscheinlich, dass es einen neuen Tarifvertrag braucht und beiden Parteien lange und zähe Verhandlungen bevorstehen.
NBA-Streik: Gab es bereits einen ähnlichen Fall in der Vergangenheit?
In dieser Form gab es einen solchen Streik noch nicht. In der jüngeren Vergangenheit hätte es aber beinahe einmal einen Streik gegeben. 2014 diskutierten die Golden State Warriors und die L.A. Clippers über den möglichen Boykott eines Playoff-Spiels, als Aufnahmen vom damaligen Clippers-Besitzer Donald Sterling publik gemacht wurden, wie dieser sich mehrfach rassistisch äußerte.
Letztlich entschieden sich beide Parteien gegen einen Boykott, was einige Beteiligte inzwischen bereuen. "Hätten wir nicht gespielt, wären wir in die Geschichte eingegangen", sagte Jamal Crawford einige Jahre später. Der damalige Clippers-Forward Blake Griffin begründete es so, dass das Team ohnehin nicht für Sterling gespielt habe.
Am Ende verkaufte Sterling durch Druck von Seiten der NBA die Franchise an den früheren Microsoft-CEO Steve Ballmer, kassierte dafür aber die Rekordsumme von damals zwei Milliarden Dollar.
Man kann aber noch weiter in der Geschichte der NBA zurückgehen. Beim All-Star Game 1964 drohten die Spieler erstmals mit einem Streik. Damals war die Forderung, dass die Liga die neu gegründete Spielergewerkschaft anerkennen solle. Das Druckmittel der Spieler war enorm, da die NBA damals nicht besonders populär war und erstmals das All-Star Game live im Fernsehen übertragen werden sollte.
Auch damals gab es Unstimmigkeiten zwischen den Spielern, elf Akteure sprachen sich für einen Boykott aus (darunter Celtics-Ikone Bill Russell), neun waren aber dagegen (unter anderm Wilt Chamberlain). Erst 15 Minuten vor Tip-Off stimmte der damalige Commissioner Walter Kennedy zu und verhinderte so ein PR-Debakel für die NBA.