Nicht das Coronavirus konnte die NBA-Blase zum Platzen bringen, es ist Polizeigewalt, es ist Rassismus, es sind Gräueltaten wie eben kürzlich gesehen in Kenosha, Wisconsin. Acht Schüsse (vier trafen) wurden Jacob Blake von einem Polizisten in den Rücken gejagt, als dieser in sein Auto steigen wollte, in welchem seine drei kleinen Kinder saßen.
Es ist eine Realität, die so nicht zu akzeptieren ist. Jeder Mensch besitzt Ängste, fühlt Schmerz oder Hilflosigkeit. Sportler machen hier keine Ausnahme und deswegen ist es nur konsequent, dass kein Ball gedribbelt oder auf den Korb geworfen wurde. Gleichzeitig ist es eine starke Message, schließlich boykottierten die Bucks nicht irgendeine Partie, sondern ein Playoffspiel.
Aber: Die Botschaft wäre deutlich stärker gewesen, wenn sich die Liga geschlossen geäußert und damit auch Einigkeit demonstriert hätte. So haben sich nun diverse Interessengruppen gebildet, was der Sache alles andere als förderlich ist. Entsprechend gab es zahlreiche Berichte, die von hitzigen Diskussionen untereinander sprachen. So soll unter anderem LeBron James verärgert gewesen sein, dass er von den Bucks überrumpelt wurde.
NBA-Streik: Streitigkeiten lassen die Wirkung verpuffen
Als Folge verließen sein Team, die Lakers, und die L.A. Clippers das Spielermeeting, während andere Teams bereits Ideen verbreiteten, wie die Saison am besten zu Ende gespielt werden kann, sollten die L.A.-Teams tatsächlich einen Abbruch der Spielzeit präferieren.
Solche Streitigkeiten könnten die Wirkung des Streiks verpuffen lassen. Wenn man innerhalb der NBA glaubt, dass man mit einem Boykott oder Abbruch in den USA tatsächlich etwas erreichen kann, dann braucht es dringend Einigkeit von Spielern, den Teams und auch den Besitzern. Das ist kein leichtes Unterfangen und sollte geplant und durchdacht sein. Die Bucks haben dies mit einem Schnellschuss torpediert, selbst wenn ihr Grundgedanke richtig war.
Schon vor dem Restart waren zahlreiche Spieler aktiv bei Protesten, kritisierten die Missstände in den USA, die nicht von der Hand zu weisen sind. Polizeigewalt gegen Schwarze oder gegen Menschen jeglicher ethnischer Herkunft ist nicht tolerierbar. Das war der Konsens, welcher auch von der NBA getragen wurde und sei es nur in Form eines "Black Lives Matter"-Slogans auf dem Feld oder den Botschaften auf den Jerseys der Spieler.
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NBA-Streik: Sport und Politik lassen sich nicht trennen
Nun mag mancher meinen, dass Sport und Politik nicht vermischt werden sollten, die Realität ist jedoch eine andere. Man schaue nur auf die großen Ligen in den USA, wo vor jedem Spiel die Nationalhymne gespielt, meist gar zelebriert wird. Ist das nicht politisch genug? Die Sportler fanden schon und knieten während der kompletten Spiele (mit wenigen Ausnahmen) bei der Hymne.
Andere werfen der Liga eine gewisse Doppelmoral, gerade im Hinblick auf China vor. Die NBA mag dabei nicht immer einen glücklichen Eindruck hinterlassen haben, die Hongkong-Affäre um Rockets-GM Daryl Morey ist dafür ein gutes Beispiel. Allerdings knickte die Liga dennoch nicht unter dem Druck Chinas ein, Morey ist schließlich immer noch im Amt. Andere große Unternehmen hätten in dieser Situation vermutlich anders gehandelt.
Diese Situation jetzt lässt sich damit jedoch nicht vergleichen, da die Spieler, also die Angestellten, direkt involviert sind. Die Schüsse auf Blake ereigneten sich keine Stunde von Milwaukee entfernt, theoretisch hätten sie jeden schwarzen Spieler treffen können. Und einen ähnlichen Fall gab es bereits - und es betraf mit Sterling Brown einen Spieler der Bucks.
NBA-Streik: Auch Spieler erfuhren bereits Polizeigewalt
Im Januar 2018 hatten Polizisten in Milwaukee den Guard im Parkverbot erwischt, Brown wurde zu Boden gebracht, mit einem Taser ruhig gestellt und anschließend verhaftet. Die Stadt Milwaukee wollte dies anschließend unter den Tisch kehren und bot Brown 400.000 Dollar an, um zu schweigen, was dieser jedoch ablehnte. Stattdessen klagte Brown gegen die Polizei und die Stadt Milwaukee.
Es verdeutlicht, dass Spieler auch nicht vor Gewalt gefeit sind. Fans mögen ihnen zwar zujubeln, doch in ihren Leben sind sie normale Menschen. Der Großteil der NBA-Spieler sind schwarz, viele von ihnen haben Polizeigewalt selbst oder in ihrem Umfeld erfahren müssen. Umso verständlicher ist es, dass nun die Reißleine gezogen wurde.
Nur über das Vorgehen lässt sich streiten. Die Bucks haben Recht, wenn sie sagen, dass sie nicht spielen wollen. Allerdings hätte man dies mit allen anderen Teams absprechen müssen, sodass es nicht zu Szenen wie vor Spiel 5 hätte kommen können, als die Orlando Magic bedröppelt allein auf dem Feld standen, als sie sich aufwärmten. Vielleicht hätten sie sich ja auch sofort am Streik beteiligen wollen?
Die Hoffnung muss sein, dass alle Akteure über die Nacht nun die Gemüter ein wenig abkühlen und dann mit klarem Kopf in den Meetings am heutigen Nachmittag einen Konsens finden, ansonsten könnte die Aktion der Bucks lediglich als Randnotiz in die Geschichte eingehen.
Die folgenden Spiele sind bisher verschoben worden:
Datum/Uhrzeit Heim Auswärts 26.8/22 Uhr Milwaukee Bucks Orlando Magic 27.8/0.30 Uhr Houston Rockets OKC Thunder 27.8/3 Uhr Los Angeles Lakers Portland Trail Blazers