Ebenso dezent wie eindeutig teilte Luis Suarez am Dienstagabend der Welt mit, was er davon hält, dass einer seiner besten Kumpels den FC Barcelona nach insgesamt 20 Jahren verlassen will: Zwei klatschende Emojis klatschte er unter den Tweet von Barca-Legende Carles Puyol, der Messi darin seine "Bewunderung" für dessen Entscheidung zusicherte.
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So banal und doch so aussagekräftig, große Worte brauchte es nicht. Aber die brauchte Suarez ja auch auf dem Platz und außerhalb davon nie, um sich mit Lionel Messi zu verständigen.
Barca: Koeman gewinnt unerwartet schnell an Profil
Es ist wohl die Ausbootung des Uruguayers, die Messi den letzten Schubser gab, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen, das lange Unvorstellbare real werden zu lassen.
Und damit gleichzeitig und unfreiwillig den Anstoß dafür zu geben, dass Ronald Koeman den Neuanfang, den Präsident Josep Maria Bartomeu am liebsten schon vor einem Jahr gesehen hätte, tatsächlich in die Tat umsetzen kann. Barca - da dürften sich alle einig sein - braucht diesen Neuanfang.
Koeman gewinnt durch sein konsequentes Handeln unerwartet schnell an Profil. Er, der zwar eine Barca-Vergangenheit als Spieler hat, der für die Neubesetzung des Trainerpostens aber eigentlich nur zweite Wahl hinter Legende Xavi war. Hinter einem, der wie kaum ein anderer für das Barca steht, das die Cules so verehren.
Barca: Koeman wollte Messi halten - aber wohl nicht um jeden Preis
Vielleicht will Koeman auch deshalb keinesfalls riskieren, nur der nichtssagende Lückenfüller zu sein. Stichwort Suarez, dem er jüngst mitteilte, nicht mehr mit ihm zu planen. Oder Pique und Jordi Alba, die ebenfalls noch von Koeman gegangen werden könnten.
Messi wollte der Neu-Coach dagegen unbedingt dabei haben bei seinem Projekt, von dem er und Bartomeu bei der Vorstellung des Niederländers so ausdrücklich sprachen. Der sechsmalige Weltfußballer ist zwar auch schon 33, trotzdem aber wohl weiterhin der beste Spieler der Welt.
Koeman soll Messi spanischen Medien zufolge sogar gesagt haben: "Sage mir, auf welcher Position du spielen willst, ich suche dir die restlichen zehn Spieler zusammen."
Gleichzeitig aber auch: "Deine Privilegien im Kader sind vorbei, du musst alles für dein Team tun. Ich werde nicht flexibel sein, du musst an dein Team denken." Womit wir wieder beim Thema Profil wären: Andere Trainer hätten das Risiko gescheut, Messi mit diesen Aussagen und dem anschließenden Wegschicken von dessen Kumpel Suarez zu vergraulen. Koeman aber ging es ein.
Messi verlässt Barca: Koeman eher Gewinner als Verlierer
Nun kann man Koemans Rolle verteufeln, wenn man es romantisch sieht. Zumal Suarez trotz seiner bereits 33 Jahre vergangene Saison immerhin 21 Tore und zwölf Vorlagen in 36 Einsätzen lieferte.
Doch ebenso Teil der Wahrheit ist eben, dass Suarez immer häufiger verletzt ist, seine allerbesten Jahre vermutlich hinter sich hat. Und dass man für einen Neustart auch unpopuläre Entscheidungen treffen muss, um es wirklich zu einem richtigen Neustart zu machen.
Nicht umsonst ergriff mit Gerard Pique einer der anderen Hochdekorierten, die aber eben auch nicht vor der immer weiter tickenden Zeit gefeit sind, nach dem blamablen 2:8 im CL-Viertelfinale gegen Bayern das Wort.
Er, der mehr als das letzte Jahrzehnt des FC Barcelona und sogar des Weltfußballs mitgeprägt hat, sagte: "Vielleicht benötigt die Mannschaft frisches Blut. Ich wäre der Erste, der gehen würde, wenn es Barca weiterbringt."
Setzt man wieder die romantische Brille auf, wird Koeman bei Messis Abschied zum Verlierer. Zu dem, der den alles überstrahlenden Spieler der letzten zwölf Jahre vielleicht sogar ablösefrei gehen lässt. Der dessen Ära beendet, der das Credo "Messi ist Barca und Barca ist Messi" einfach so streicht.
FC Barcelona ohne Messi: Der Abgang des Superstars ist auch eine Chance
Sieht man es aber nüchtern und orientiert an dem Vorhaben, das man in Barcelona mit Koemans Installation verfolgt, ist der 57-Jährige eher Gewinner als Verlierer. Denn so komisch es klingt, kann Messis Abschied für Barca auch etwas Gutes sein.
Mit La Pulga im Kader wäre der vielzitierte Neuanfang ja gar nicht in der Form möglich, in der man ihn vermutlich durchziehen muss. Weil Barcas Anspruch nicht ist, von Dominanz im internationalen Fußball so weit entfernt zu sein wie aktuell und vor den Augen der ganzen Welt eine 2:8-Packung zu kassieren.
Und auch wenn natürlich niemand Messi gleichwertig ersetzen kann, bedeutet dessen Abschied dennoch eine Chance für andere. Die künftig wichtiger werden, die ohne diesen Ausnahmekönner, auf den man sich (fast) immer verlassen konnte, mehr Verantwortung übernehmen müssen.
Koeman ist der, der das Pflaster, das das lädierte Barca zusammenhält, das sie in den letzten Jahren nur ganz allmählich entfernen wollten und wahrscheinlich bis hin zu Messis Karriereende so weiter gemacht hätten, nun wohl in einem Zug abreißt. Sodass es nicht mehr nur ein bisschen wehtut, sondern höllisch. Aber eben auch nur kurz statt ständig.
Der FC Barcelona in der Saison 2019/20
Spiele 51 Siege 32 Unentschieden 10 Niederlagen 9 Tore 110 Gegentore 57 Titel 0