Es sollte letztlich nicht für den großen Wurf reichen: Trotz heftigem Widerstand unterlagen die Grizzlies den Portland Trail Blazers im ersten von zwei möglichen Spielen um den Einzug in die Playoffs mit 122:126 , auch ein weiterer starker Auftritt von Ja Morant (35 Punkte, Career High) reichte nicht gegen Lillard, McCollum und Nurkic.
"Mir wird es gut gehen und ich werde den Sommer über gut schlafen, trotz der bitteren Niederlage, weil ich weiß, wie viel Arbeit wir reingesteckt haben und wie nah wir an den Playoffs waren", erklärte Memphis-Coach Taylor Jenkins nach dem Portland-Spiel, nur um zu ergänzen: "Wir haben eine Menge Arbeit vor uns."
Memphis Grizzlies 2019/20: So lief die Saison
In einer Übergangssaison ohne große Erwartungen - keine einzige Prognose traute Memphis vor der Saison mehr als 30 Siege zu - fuhren die Grizzlies mit einer Bilanz von 32-33 nach Disney World, nur um dort sechs der ersten sieben Spiele gegen teils durchaus schlagbare Gegner wie Orlando, New Orleans oder San Antonio zu verlieren.
Durch den Sieg im abschließenden Seeding Game gegen die Bucks erkämpften sich die Grizzlies dann doch noch eine Playoff-Chance, waren aufgrund von Platz neun sowie der absteigenden Formkurve jedoch nur Außenseiter gegen Portland - und mussten nach nur einem Spiel die Heimreise antreten.
Dies ändert jedoch nichts daran, dass alle Erwartungen an die Saison übertroffen wurden: Morant spielte eine spektakuläre Saison (17,8 Punkte, 7,3 Assists, 3,9 Rebounds) und wird folglich auch zum Rookie of the Year gekrönt werden. Die finalen vier Spiele absolvierte er sogar mit einem gebrochenen Finger.
Jaren Jackson Jr. machte in seinem zweiten Jahr einen großen Schritt nach vorne (25,3 Punkte in drei Spielen in der Bubble), nur um dann von einem Meniskusriss ausgebremst zu werden. Zudem zeigte Rookie-Coach Jenkins, dass man ihm auch in der Zukunft das Vertrauen schenken sollte.
Memphis Grizzlies: Die Offseason-Fragen
Wie stark sind die jungen Grizzlies ohne Verletzungen?
Morant 67 Spiele, De'Anthony Melton 60 Spiele, Brandon Clarke 58 Spiele, Jackson Jr. 57 Spiele: Kein einziger der jungen Grizzlies schaffte es verletzungsfrei durch die Saison und dennoch gelang beinahe der Sprung in die Postseason. Während andere Teams sich im Herbst auf dem Markt nach Verstärkungen umschauen müssen, scheint es in Memphis am sinnvollsten, auf Wachstum von innen zu setzen.
Der spektakuläre Athlet Morant ist über jeden Zweifel erhaben, JJJ sieht wie dessen perfekte Ergänzung in der Offensive aus (17,4 Punkte, 39,4 Prozent 3FG) und zeigte auch in der Verteidigung gute Ansätze (1,6 Blocks). Clarke ließ immer wieder sein Potenzial aufblitzen (20 Punkte, 4/5 Dreier gegen Portland), wenngleich sein Spiel noch etwas roh ist. Und dann ist da noch Justise Winslow, der per Trade im Gegenzug für Andre Iguodala kam, nach einer Hüftverletzung allerdings bis zur nächsten Saison auf sein Memphis-Debüt warten muss. Der Kern des jungen Teams ist vielversprechend.
Brauchen die Grizzlies einen Superstar an der Seite von Morant und Jackson Jr.?
Mit Spielern wie Jonas Valanciunas, Dillon Brooks, Kyle Anderson, Grayson Allen oder Tyus Jones steht den Grizzlies zusätzlich zu den Youngstern ein Kern von zumindest soliden Rollenspielern zur Verfügung, bei denen größtenteils ein weiterer Schritt in der Entwicklung möglich ist. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern nachgebessert werden muss, um in die Spitzengruppe der Western Conference zu stoßen.
Insbesondere in der Offensive drückt noch der Schuh (Offensiv-Rating 108,7, Platz 21), was auch mit der schlechten Dreierquote (34,7 Prozent, Platz 23, bei nur 31,5 Versuchen, Platz 24) und dem teils ideenlosen Vortrag in der Halfcourt-Offense zusammenhängt. Stattdessen überzeugen die Grizzlies vor allem dank Morant mit 22,8 Punkten pro Spiel in Transition (Platz 5) und machten das Spiel generell gerne schnell (fünfthöchste Pace).
Helfen könnte ein zweiter Ballhandler, um Morant zu entlasten, sowie Scoring auf dem Flügel. Ein passender Spielertyp wäre Bradley Beal von den Wizards, um den sich schon häufig Trade-Gerüchte rankten, der aber bis 2023 in der Hauptstadt unterschrieben hat. Realistischer scheint da schon ein Trade für Jrue Holiday von den Pelicans, die eine enttäuschende Saison hinter sich haben. Bereits im vergangenen Winter wurde berichtet, dass Holiday verfügbar sei.
Welche Picks haben die Grizzlies?
Die Hoffnungen werden auch deshalb auf den verheißungsvollen aktuellen Kern gesetzt werden müssen, da der kommende Draft kaum Möglichkeiten bietet. Der eigene Erstrundenpick geht nach Boston. Den Erstrundenpick der Jazz hätte man im Zuge des Conley-Trades nur erhalten, wenn er zwischen 8 und 14 liegen würde.
Einmal darf Memphis immerhin in Runde zwei ziehen: Der eigene Pick wurde zwar zu den Bulls getradet, stattdessen sicherten sich die Grizzlies aber das Wahlrecht von den Phoenix Suns und dürfen an Position 40 auswählen.
Welche Deals sind sonst noch möglich?
- Restricted Free Agents: Melton, Yuta Watanabe
- Unrestricted Free Agent: Josh Jackson, Anthony Tolliver
- Team-Optionen : Jontay Porter (1,5 Mio.)
- Gehälter 2020/21 : 113,1 Mio. Dollar inkl. Optionen (Salary Cap 19/20: 109,1 Mio.)
Durch kostspielige Verträge für Gorgui Dieng (17,3 Mio.), Valanciunas (15) oder Winslow (13) sowie Dead Cap für Dion Waiters (12,6!) ist der Handlungsspielraum für die Grizzlies arg eingeschränkt. Melton könnte gehalten werden, sollte kein Team ein allzu hohes Angebot für ihn angeben. Jackson, der vierte Pick des 2017er Drafts, hat hingegen wohl keine Zukunft in Memphis. Auch nach seinem Trade von den Suns konnte er die Erwartungen nicht erfüllen und sah in der Bubble kaum noch Minuten.
Diese Spieler stehen kommende Saison unter Vertrag
Point Guard Shooting Guard Small Forward Power Forward Center Ja Morant Dillon Brooks Kyle Anderson Jaren Jackson Jr. Jonas Valanciunas Tyus Jones Grayson Allen Justise Winslow Brandon Clarke Gorgui Dieng Marko Guduric Jontay Porter
kursiv=Team-Option
Ausblick: So geht es für die Grizzlies 2020/21 weiter
Trotz Verjüngungskur haben die Grizzlies spielerisch und auch bei einem Blick auf die Resultate ieinen Schritt nach vorne gemacht: Nach 22 Siegen in der Saison 2017/18 und 33 in der Saison 2018/19 waren es nun 34 - und das in einer verkürzten Spielzeit (Siegquote 46,6 Prozent).
Obwohl lange Zeit sogar der unerwartete Playoff-Einzug möglich schien, kann die Saison als Erfolg gewertet werden - und darauf sollten die Grizzlies aufbauen. Die Talente sollten weiter Spielzeit erhalten und ihre Entwicklung fortsetzen, Routiniers könnten den jungen Kern (falls möglich) per Trade ergänzen. Morant und Co. haben an den Playoffs geschnuppert und wollen dies erneut tun: "Es fehlt nicht viel. Zeit, um uns auf die nächste Saison vorzubereiten!", gab Morant bereits die Marschroute vor.