Den "Attack-Mode" nannten Lakers-Coach Frank Vogel und Anthony Davis das, was sie in den 48 Minuten zuvor auf dem Parkett von LeBron James präsentiert bekamen. Der King führte sein Team mit 38 Punkten (11/18 FG), 12 Rebounds und 8 Assists zum 116:108-Sieg in Spiel 3 gegen die Portland Trail Blazers und damit zur 2-1-Serienführung ( hier gibt es LeBrons Highlights im Video ).

"Ich liebe es", schwärmte Coach Vogel im Anschluss über seine Nr. 23. "Er hat in der Zone und am Ring gelebt. Er hat den Kontakt gesucht und wollte sein Power-Game spielen, das er so gut beherrscht." Schon vor der Serie wurde LeBron ein gewisser Matchup-Vorteil im Duell mit Portland zugesprochen, das nicht unbedingt über elitäre Flügelverteidiger verfügt. Das nutzte James in Spiel 3 gnadenlos aus.

Zwar waren Carmelo Anthony oder Gary Trent Jr. in der Defense gegen LeBron stets bemüht und immer mit viel Einsatz dabei, dennoch zog dieser in vielen Situationen scheinbar mit Leichtigkeit in die Zone, wo er in direkter Ringnähe überragende 7 seiner 8 Versuche im Korb unterbrachte. Stoppen konnten die Blazers ihn nur mit Fouls, LeBron stand 17-mal an der Freiwurflinie, traf allerdings nur 12 Freebies.

LeBron selbst war mit dieser Quote natürlich nicht zufrieden, genauso wenig wie mit seinen 8 Ballverlusten. Seinen dominanten Auftritt schmälerte dies aber nicht. Der Lakers-Star präsentierte sich von Beginn an extrem aggressiv und war gerade in Halbzeit eins im Alleingang dafür verantwortlich, dass die Lakers nicht zu sehr ins Hintertreffen gerieten.

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LeBron mit dominantem Auftritt: "Muss aggressiv sein"

Denn den besseren Start erwischten die Blazers, die im ersten Viertel zwischenzeitlich mit 9 Punkten in Front lagen. Dann nahm aber LeBron das Heft in der Lakers-Offense in die Hand. "Nach Spiel 1 wussten wir, dass er seinen Fokus wechseln und versuchen wird, mehr zu scoren", erklärte Coach Vogel LeBrons Herangehensweise. "Das haben wir heute gesehen. Aber wenn die Hilfe kam, hat er auch den Ball verteilt. Er hatte 8 Assists, er hat also alles gemacht."

Das war aus Lakers-Sicht in den ersten 24 Minuten auch bitter nötig. Bei L.A. kehrten nach dem dominanten Spiel 2 die Shooting-Probleme zurück, in Halbzeit eins traf Purple-and-Gold nur 3 von 12 von Downtown und auch Anthony Davis war kein Faktor (6 Punkte, 1/3 FG). In der Halbzeitpause raunte LeBron ESPN -Reporterin Cassidy Hubbarth angesprochen auf seine 22 Punkte bis zu diesem Zeitpunkt zu: "Ich muss aggressiv sein."

Zumindest so lange, bis Davis endlich so richtig im Spiel ankam. "Ich habe 'Bron gesagt, dass ich ein wenig Druck von ihm nehmen muss", sagte AD nach der Partie. "Ich hatte nur drei Wurfversuche in der ersten Hälfte. Ich wollte nicht, dass er das Team die ganze Zeit tragen muss."

Lakers vs. Trail Blazers: Anthony Davis dreht in Hälfte zwei auf

Davis ließ seinen Worten Taten folgen. 23 seiner 29 Punkte (11/18 FG, dazu 11 Rebounds und 8 Assists) erzielte die Braue nach dem Seitenwechsel. "Er wollte in der ersten Halbzeit einfach das richtige Play machen, hat den Ball bewegt. Er wurde dann in der zweiten Hälfte richtig aggressiv", sagte Vogel.

Seinen 11 Zählern im dritten Durchgang ließ er 12 weitere im Schlussabschnitt folgen. Darunter gleich drei Midrange-Jumper in Folge aus dem Pick'n'Pop heraus, die jeweils der starke Alex Caruso (10 Punkte, 7 Vorlagen) assistierte. AD malträtierte in dieser Phase die Blazers-D, in der Jusuf Nurkic immer einen Schritt zu spät war.

Generell wirkte Portland gegen Ende der Partie nicht mehr ganz so frisch wie die Lakers. Damian Lillard und Co. kamen gegen die nun starke Lakers-Defense nicht mehr so zum Zuge wie noch zu Spielbeginn oder in Spiel 1. Einen Run konnten sie nicht mehr starten. Stattdessen machten LeBron und Davis den Sack zu, das Duo war an den letzten 21 Lakers-Punkten direkt beteiligt.

"Jedes Spiel erfordert eine andere Herangehensweise. Heute wollte ich aggressiv sein, in die Zone kommen und meine Teamkollegen finden und das habe ich von Beginn an geschafft", bilanzierte LeBron nach seinem 111. Playoff-Spiel mit mindestens 30 Punkten (in 242 Partien). "Ich habe ein paar Freiwürfe vergeben, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, in einem guten Rhythmus zu sein."

LeBron James klettert in den Playoff-Ranglisten nach oben

Zusätzlich zu seinen aggressiven Drives ermutigte Coach Vogel seinen Superstar, Dreier zu werfen. Der reagierte mit 4 Triples bei 8 Versuchen, womit er an Klay Thompson vorbei auf Rang 3 der All-Time-Dreierschützen der Playoffs rutschte. So scorte LeBron alle seine Punkte entweder in der Restricted Area, von Downtown oder von der Freiwurflinie. Aus der Mitteldistanz nahm er keinen einzigen Wurf.

"Er war im Attacke-Modus. Wir brauchen ihn immer so", sagte Davis. "Es ist schwierig, ihn zu stoppen und er macht immer noch die richtigen Plays. Wenn er attackiert, ist es unser Job, Würfe zu treffen." Das gelang den Lakers und vor allem Kentavious Caldwell-Pope (13, 3/8 Dreier) in Halbzeit zwei deutlich besser. Letztlich beendete L.A. das Spiel mit 10 Triples bei 30 Versuchen (33,3 Prozent).

"Als die Jungs die Würfe getroffen haben, hatten LeBron und ich noch mehr Platz. Die Defense kann nicht so viel helfen, wenn wir unsere Würfe treffen", erklärte AD das simple Rezept. Gleichzeitig bekamen die Rollenspieler der Lakers vor allem deshalb gute Looks, weil LeBron eben nicht nur als Scorer, sondern auch als Playmaker brillierte.

James schnappte sich so Playoff-Sieg Nummer 158 in seiner Karriere. Damit hat er nun einen mehr als Spurs-Legende Tim Duncan auf dem Konto (Derek Fisher steht mit 161 Siegen auf Platz 1). "Er hat in der Postseason gelebt, das war seine Adresse. Mit dem Big Fundamental in einer Reihe zu stehen, bedeutet mir eine Menge", sagte LeBron angesprochen auf den Vergleich mit dem fünfmaligen Champion.

Lakers vs. Trail Blazers: Damian Lillard noch unbesorgt

Geht es nach dem King, soll in der Nacht von Montag auf Dienstag direkt der nächste Playoff-Sieg herausspringen, wenn Spiel 4 gegen die Blazers ansteht (ab 3 Uhr). Portland hofft dann auf mehr Unterstützung für Lillard (34) und C.J. McCollum (28). Zwar lief Anthony im dritten Viertel kurzzeitig mal heiß (13 seiner 20 Punkte in diesem Durchgang), ansonsten blieben aber sowohl Melo als auch Jusuf Nurkic (10) und der restliche Supporting Cast blass.

Ein weiterer Dorn im Auge von Head Coach Terry Stotts: Die Anzahl der Freiwürfe, die die Lakers zugesprochen bekamen. "Ich weiß nicht, ob ich jemals schon mal ein Spiel erlebt habe, in dem die Freiwurf-Diskrepanz so groß war", sagte Stotts etwas angefressen. Die Lakers standen am Ende bei 43 Freiwürfen (nur 28 Treffer, 65,1 Prozent), Portland nur bei 19 (18 Treffer, 94,7 Prozent).

Lillard fügte an, dass auch die Lakers ein physisches Team seien, also auch Portland mehr Trips an die Freiwurflinie verdient gehabt hätte. Und ein weiterer Grund für die Niederlage laut Lillard: "Das war nicht unser Abend. Der Einsatz war da. Die Aggressivität war da. Wir haben einfach nicht die Würfe getroffen, die wir normalerweise machen."

Wirkliche Sorgen scheint man sich ob der zweiten Niederlage im dritten Spiel gegen die Lakers aber nicht zu machen. "Ich war schon in schlechteren Situationen in einer Serie. Es steht 2-1", betonte Lillard. "Jetzt steht Spiel 4 an, das müssen wir uns holen."

Es ist allerdings kein gutes Zeichen für die Blazers, dass Playoff-LeBron offenbar in der Postseason 2020 angekommen ist.

Die Serie zwischen den Los Angeles Lakers und Portland Trail Blazers im Überblick

Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 19. August 3 Uhr Los Angeles Lakers Portland Trail Blazers93:100 2 21. August 3 Uhr Los Angeles Lakers Portland Trail Blazers 111:88 3 23. August 2.30 Uhr Portland Trail Blazers Los Angeles Lakers108:116 4 25. August 3 Uhr Portland Trail Blazers Los Angeles Lakers 5 26. August tba Los Angeles Lakers Portland Trail Blazers 6* 28. August tba Portland Trail Blazers Los Angeles Lakers 7* 30. August tba Los Angeles Lakers Portland Trail Blazers