"Es ist nicht so schlimm", war Luka Doncic wenige Minuten nach Spielende bemüht, die Mavs-Fans und sicherlich auch seine Teamkollegen nach dem Schock kurz zuvor zu beruhigen. "Ehrlich, ich hatte Glück, dass es mein linker Knöchel ist. Es ist nicht mein rechter. Es ist ein bisschen verstaucht. Wir werden morgen mehr wissen."
- GAME RECAP: Clippers 130, Mavericks 122
- Schock für die Mavs! Doncic verletzt sich bei Pleite gegen Clippers - Kawhi überragt
Der rechte Knöchel hatte Doncic schon während der regulären Saison Probleme bereitet, der Slowene verpasste insgesamt elf Partien, nachdem er ihn sich zweimal verstaucht hatte. Nun erwischte es auch seinen linken Knöchel. Gut vier Minuten vor dem Ende des dritten Viertels knickte Doncic übel um , als er einen Drive von Kawhi Leonard verteidigen wollte. Der 21-Jährige ging sofort zu Boden, hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Knöchel und humpelte anschließend ohne Umwege in die Kabine.
Zwar stand Doncic zu Beginn des vierten Viertels tatsächlich wieder auf dem Parkett - vielleicht auch, um sich selbst zu überzeugen, dass die Verletzung nicht so schlimm sei -, doch er war sichtlich eingeschränkt. Seine Bewegungen waren unrund, in der Offense wurde er nur noch als Köder eingesetzt, bevor er nach wenigen Minuten doch wieder das Parkett verließ, mit Schmerzen und sichtlich frustriert.
"Ich wollte einfach wieder reinkommen", erklärte Doncic später sein kurzes Comeback auf dem Court. "Wir hatten immer noch eine Chance zu gewinnen und ich wollte meinen Teamkollegen helfen. Ich konnte noch ein wenig rennen, aber ich konnte mich nicht mehr abdrücken, von daher war es besser, wieder rauszugehen und jemand anderen helfen zu lassen."
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Verletzung von Luka Doncic: Mavs hoffen auf Glück im Unglück
Tatsächlich startete Dallas nach der finalen Auswechslung von Doncic einen 12:5-Lauf, mit dem die Texaner nach einem zwischenzeitlichen 18-Punkte-Rückstand doch nochmal in Schlagdistanz kamen. Drehen konnten die Mavs die Partie trotz der starken Auftritte von Kristaps Porzingis (34 Punkte und 13 Rebounds, 11/18 FG), Seth Curry (22, 9/11 FG) oder Tim Hardaway Jr. (22, 9/19 FG) aber nicht mehr.
Stattdessen führte der überragende Kawhi die Clippers zum Sieg in Spiel 3 und damit zur 2-1-Führung in der Serie. Spiel 4 steigt am Sonntagabend zur Primetime (Tip-Off: 21.30 Uhr), die Frage, die sich ganz Dallas aktuell stellt ist nur: mit oder ohne Doncic?
"Ich bin mir noch unsicher, wie Ernst die Verletzung an Lukas linkem Knöchel ist", erklärte Head Coach Rick Carlisle. Am Samstag werde sich der Guard einer MRT-Untersuchung unterziehen lassen, dann wisse man mehr. "Er kam zurück und hat sich ganz offensichtlich nicht gut bewegt. Wer werden sehen, wie es morgen aussieht und dann am Sonntagmorgen."
Nach seinem Interview mit den Journalisten verließ Doncic immer noch humpelnd die Arena in Disney World. Immerhin konnte er seinen linken Knöchel wieder belasten, was kurz nach der Verletzung nicht der Fall zu sein schien, als Doncic auf einem Bein Richtung Kabine hüpfte.
Sicherlich nicht hilfreich ist der relativ frühe Tip-Off von Spiel 4 am Sonntag. Alle bisherigen Partien zwischen den Mavs und Clippers begannen erst um 21 Uhr Ortszeit, das Spiel am Sonntag ist für 15.30 Uhr angesetzt - weniger Zeit für Doncic, sich zu erholen. "Das Spiel am Sonntag ist früher, was nicht hilft", bestätigte auch Carlisle. "Wir haben hier jede moderne Behandlungsmethode zur Verfügung, die man haben kann. Wir werden sehen, wie es sich in den nächsten 36 Stunden entwickelt."
Die Serie zwischen den L.A. Clippers (2) und den Dallas Mavericks (7) im Überblick
Spiel Datum Uhrzeit Team 1 Team 2 Ergebnis 1 18. August 3 Uhr L.A. Clippers Dallas Mavericks 118:110 2 20. August 3 Uhr L.A. Clippers Dallas Mavericks114:127 3 22. August 3 Uhr Dallas Mavericks L.A. Clippers122:130 4 23. August 21.30 Uhr Dallas Mavericks L.A. Clippers 5 26. August 3 Uhr L.A. Clippers Dallas Mavericks 6* 27. August tba Dallas Mavericks L.A. Clippers 7* 29. August tba L.A. Clippers Dallas Mavericks
Luka Doncic mit Problemen vor seiner Verletzung gegen L.A.
Ohne Doncic sinken logischerweise die Chancen der Mavs auf einen Sieg gegen die Clippers gewaltig in den Keller, auch wenn das Hardaway Jr. oder Porzingis direkt nach der Partie nicht wahr haben wollten. "Ich hatte das Gefühl, dass wir es noch hätten umbiegen können", sagte der Big Man, angesprochen auf den späten Run der Mavs ohne Doncic, der allerdings unbelohnt blieb.
Ein Upset in der Erstrundenserie als Nr-7-Seed, was in der bisherigen Playoff-Historie erst fünf Teams in 72 Anläufen gelang, scheint aber nur mit einem fitten Doncic realistisch. Und selbst wenn sich der Slowene für Sonntag fit melden sollte, werden sich die Mavs für Spiel 4 etwas einfallen lassen müssen.
Im Gegensatz zu den dominanten Auftritten in den ersten beiden Partien der Serie hatten die Clippers Doncic in Spiel 3 deutlich besser im Griff. Zwar legte der Mavs-Star das erste Playoff-Triple-Double seiner Karriere auf - als dritt-jüngster Spieler aller Zeiten und erster Mav überhaupt -, dennoch machte die Clippers-Defense einen deutlich besseren Job gegen Doncic.
Der kam in seinen 28 Minuten Einsatzzeit vor seiner Verletzung auf 13 Punkte, 10 Rebounds und 10 Assists bei nur 4 von 14 aus dem Feld, 1 von 6 von Downtown und 4 von 10 von der Linie. Letzteres wird sich Doncic selbst ankreiden müssen, an den überschaubaren Quoten aus dem Feld hatte aber auch L.A. seinen Anteil.
Clippers-Defense gegen Luka Doncic deutlich verbessert
Die Clippers haben geschickt an ein paar Stellschrauben in ihrer Doncic-Verteidigung gedreht, vor allem, was den Einsatz von Center Ivica Zubac betrifft. In einigen Situationen ließ sich der Center in der Pick'n'Roll-Verteidigung fallen, um Doncic den Weg in die Zone zu nehmen.
Dabei verzichteten die restlichen Verteidiger auf Rotationen, um keinen Gegner frei stehen zu lassen. Doncic hatte einerseits Probleme mit den langen Armen von Zubac und gleichzeitig keine offene Anspielstation. So hatte LAC mit dem Center auf dem Parkett ein Defensiv-Rating von 103,1 - ohne ihn 144,7.
Zusätzlich würde den Mavs eine Antwort auf Kawhi guttun, sofern es die denn überhaupt gibt. Maxi Kleber übernimmt in der bisherigen Serie die Hauptlast in der Defense gegen Kawhi und macht seinen Job ordentlich. Auch in Spiel 3 schaffte er es oft, vor Leonard zu bleiben und dessen Würfe zu stören. Nur machte das dem Clippers-Star eben relativ wenig aus.
Clippers in Spiel 3: Kawhi Leonard hui, Paul George pfui
Auf dem Weg zu seinen 36 Punkten (13/24 FG) versenkte der 29-Jährige einige schwierige Würfe entweder mit viel Körperkontakt (und oftmals einem Foul dazu) oder über die ausgestreckten Arme des Verteidigers.
"Das war ein schnelles Spiel, aber Kawhi kann das Spiel so gut sehen und verfällt niemals in Hektik. Er weiß immer, wo er hin muss", lobte Clippers-Coach Doc Rivers. "Natürlich war sein Scoring, seine Defense stark, aber sein Playmaking hat den Ton für alle anderen angegeben."
Als die Mavs zwischenzeitlich mehr Verteidiger auf Kawhi losschickten, bediente er seine Mitspieler (8 Assists und dazu 9 Rebounds, der erste Clipper mit mindestens 35/5/5 in einem Playoff-Spiel). Doch in den entscheidenden Momenten konnte man sich so gut wie immer auf einen Korb der Klaue verlassen. Gute Unterstützung lieferten auch Landry Shamet (18), Zubac (15) oder Marcus Morris (14), für Paul George galt das aber erneut nicht.
Nach seinem schwachen Auftritt in Spiel 2 mit 14 Punkten bei 4 von 17 aus dem Feld, legte PG-13 mit einer weiteren überschaubaren Leistung nach. In 38 Minuten sammelte er nur 11 Punkte und setzte 13 seiner 16 Versuche daneben (1/8 Dreier). Von "Playoff P" ist derzeit nichts zu sehen, das brachte ihm sogar die Häme von TNT -Analyst Charles Barkley ein.
Paul George mit Seitenhieb: "Bin kein James Harden"
"Ich mache gerade eine harte Zeit durch", musste auch George selbst zugeben. "Aber das Gute ist, dass wir 2-1 in der Serie vorne liegen, obwohl ich nicht gut getroffen habe. Ich darf mein Spiel davon nicht beeinflussen lassen. Ich muss weiterhin aggressiv sein." Auf die Frage, wie er das Spiel prägen kann, auch wenn sein Wurf nicht fällt, holte er zu einem Seitenhieb aus, der vor allem in Houston nicht gut ankommen wird.
"Ich bin kein James Harden", sagte George. "Das ist nicht mein Talent, einfach nur zu werfen und zu scoren. Ich bin stolz darauf, an beiden Enden des Courts effektiv zu sein." Dass die Rockets und Harden derzeit auch defensiv gegen die Oklahoma City Thunder zu überzeugen wissen, ist an George offenbar vorbeigegangen. Doch um dessen Produktivität scheint man sich in L.A. keine Sorgen zu machen, wie sowohl Rivers als auch Kawhi betonten.
In Spiel 4 wird PG-13 erneut die Chance bekommen, sich aus seinem Shooting-Slump zu ballern. Die Mavs werden darauf hoffen, dass George dagegen erneut auf der Suche nach seinem Rhythmus ist. Sollte Doncic nicht bei 100 Prozent sein können, werden die Mavs jeden Bonus, den sie irgendwie ergattern können, dringend brauchen. Eine Niederlage in Spiel 4 wird sich Dallas nicht erlauben können, soll doch noch als sechstes Team in der Playoff-Geschichte der Upset als 7-Seed gelingen.