"Defense wins Championships" - eine Weisheit, gefühlt so alt wie der Football selbst. Und lange Zeit war sie auch zutreffend: als Offenses noch alles auf dem Run Game aufbauten, als viel weniger gepunktet wurde, als Defenses noch deutlich mehr physischen Spielraum auf dem Platz hatten.
Doch der Football in der NFL hat sich verändert. Offense ist Trumpf, das Passspiel ist Trumpf - und Defenses wurden mehr und mehr in eine reagierende Position gedrängt. Nicht nur das: Zunehmend klar lässt sich feststellen, dass Defense deutlich inkonstanter als Offense ist .
Das trifft einmal auf den Vergleich von Jahr zu Jahr zu - eine Defense kann in einem Jahr das Team tragen und im nächsten Jahr ohne gravierende personelle Abgänge dazu nicht mehr ansatzweise in der Lage sein. Es trifft aber auch auf die Analyse innerhalb einer Saison zu, und zunehmend fällt auf, wie enorm defensive Leistungen von der Qualität der gegnerischen Offense abhängen.
"Defense wins Championships" ist eine These, die in der heutigen NFL nicht mehr zu verteidigen ist; dennoch gibt es selbstredend gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Teams.
Die Defense der 49ers etwa ließ in der vergangenen Regular Season -0,12 Expected Points Added (EPA) pro Play zu, es war der zweitbeste Wert 2019. Die Miami Dolphins am anderen Ende des Spektrums erlaubten gegnerischen Offenses 0,15 EPA pro Play. Das sind gravierende Unterschiede dahingehend, inwieweit eine Defense gegnerische Offenses das Feld herunter marschieren lässt - oder eben nicht.
Die große Frage jedoch lautet: Welche der Erkenntnisse und Entwicklungen aus der vergangenen Saison lassen sich auf 2020 übertragen? Welche Defense kann Offenses häufiger mal in eine reagierende Position zwingen, welche Defense ist dort stark, wo man in der NFL heute stark sein muss - und wo droht ein Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr?
NFL Defense Ranking vor Saisonstart
Entsprechend der hohen Inkonstanz defensiver Prognosen und der hohen Variabilität gibt es mehrere Defenses, die ebenfalls einen Platz in dieser Top 10 hätten bekommen können. Wenn sich in Green Bay etwa die Cornerbacks verbessern und insbesondere Za'Darius Smith seine Vorsaison bestätigen kann, gehen die Packers wieder Richtung Top 10. Die Titans sollten abermals eine starke Secondary haben, doch ist die Front gut genug?
Die Browns haben durch die Bank weg immenses defensives Potenzial, sind aber erneut in einem neuen Scheme unterwegs. Die Cowboys haben eine starke Front, die Secondary aber steht auf wackligen Füßen; Washington ist in der gleichen Kategorie noch extremer unterwegs. Und die Seahawks könnten eine Top-5-Secondary stellen - aber sind sie gewillt, das auch in einen aggressiven Pass-Rush umzumünzen?
10. New England Patriots
Stephon Gilmore ist derzeit der beste Cornerback in der NFL, insbesondere ist er der beste Man-Cover-Corner. Und damit ist er das Herzstück einer Patriots-Defense, die neben den Ravens ligaweit am stärksten auf Man Coverage in Kombination mit einem aggressiven, vielseitigen Pass-Rush setzt.
Gilmore, Jason McCourty, JC Jackson und die Flexibilität, die Devin McCourty und - bisher zumindest - die Linebacker erlauben: das ist der Kern der Pats-Defense. Das erlaubt es Belichick, Woche für Woche individuell auf den Gegner zu reagieren und stets neue Ansätze umzusetzen. New England war im Vorjahr teilweise auf historischem Defense-Kurs, ehe die Gegner stärker und die Zahlen zumindest ein wenig normaler wurden.
Warum New England also so weit hinten? Die Patriots haben schlicht so viel verloren. Brady war das größte Thema der Offseason, doch der defensive Aderlass war massiv. Kyle Van Noy, Jamie Collins, Danny Shelton in der Free Agency, Duron Harmon via Trade und dann durch Corona-Opt-Out noch Dont'a Hightower und Patrick Chung. Die Patriots müssen ihre gesamte Linebacker-Gruppe neu sortieren, ihren besten Pass-Rusher ersetzen und ihre Safety-Gruppe außerhalb von Devin McCourty komplett neu aufbauen.
Belichick wird angesichts der noch immer vorhandenen Coverage-Qualität und mit den spannenden Rookies Kyle Dugger und Josh Uche als Wildcards abermals eine gute Defense formen können. Doch das wird Zeit brauchen, und gerade durch die komplette Neusortierung der Front muss man davon ausgehen, dass die Patriots einen merklichen Schritt zurück im Vergleich zur Vorsaison verkraften müssen.
9. Tampa Bay Buccaneers
Vermutlich die größte Wildcard in dieser Liste - und gleichzeitig wäre es nicht überraschend, wenn die Bucs am Ende des Jahres sogar Richtung Top 5 gehen. Es ist vor allem die Secondary, die Tampa Bay zur Wundertüte macht: Von den mutmaßlichen Startern wurde einzig Justin Evans vor 2018 gedraftet, es ist also eine extrem junge Gruppe. Gleichzeitig aber deuteten allen voran Jamel Dean und Carlton Davis im Laufe der Vorsaison vielversprechendes Potenzial an, die Bucs sind auf Cornerback physisch stark aufgestellt und darauf ausgerichtet, Todd Bowles' aggressive Defense umzusetzen.
Bei den Safeties könnte Rookie Antoine Winfield schnell in die Startformation rutschen, der vielseitige, spielintelligente Zweitrunden-Pick passt in der Theorie perfekt in Bowles' Defense. Diese nämlich geht mit Flexibilität und viel Blitzing einher - nur die Ravens waren letztes Jahr in puncto Blitzing noch aggressiver als Tampa. Lavonte David trägt die Linebacker-Gruppe, neben ihm sollte Devin White sich gut weiter entwickeln können.
Vor allem aber haben die Bucs auch individuelle Pass-Rusher-Qualität, sind also hier nicht komplett auf das Scheme angewiesen. Vita Vea hat sich in dieser Disziplin positiv entwickelt, Jason Pierre-Paul und Ndamukong Suh wurden genauso gehalten wie Vorjahres-Sack-Leader Shaq Barrett. Barrett wird statistisch mutmaßlich nicht an die vergangene Saison anknüpfen können, dennoch sollte das ein gutes Pass-Rush-Quartett sein, das durch Bowles' Ansatz zusätzlich viele Eins-gegen-Eins-Gelegenheiten bekommt.
8. Philadelphia Eagles
Bereits seit Jahren bringen die Eagles konstant einen starken Pass-Rush aufs Feld. Defensive Coordinator Jim Schwartz ist großer Verfechter des 4-Men-Pass-Rushs, und darauf ist die Eagles-Defense auch bestens ausgerichtet. Fletcher Cox, Javon Hargrave und Malik Jackson sind vielleicht das beste Defensive-Tackle-Trio in der NFL, Brandon Graham ist Jahr für Jahr ein sehr konstanter Edge-Rusher und Derek Barnett sowie Vinny Curry bilden im Verbund eine gute Nummer 2. Beide kamen letztes Jahr jeweils auf über 40 Quarterback-Pressures.
Die Defensive Line war auch letztes Jahr stark - und sie war der Hauptgrund dafür, dass Philly trotz einer bisweilen horrend schlechten Cornerback-Gruppe im Gesamtbild noch immer eine durchschnittliche Defense aufs Feld brachte. Die Front gibt den Eagles eine hohe Base Line; wirklich gut aber waren die Eagles in der Jim-Schwartz-Ära dennoch nur, wenn sie die entsprechenden Coverage-Qualitäten hatten.
Die Offseason legt nahe, dass man das in Philadelphia akzeptiert hat. Die Eagles beackerten ihre größte Baustelle mit dem Trade für Darius Slay, der aus Detroit kam und den Nummer-1-Corner-Posten besetzen wird. Das sollte dahinter dem Rest der Secondary die Arbeit signifikant erleichtern.
Fast schon etwas unter dem Radar flog dagegen die Verpflichtung von Nickell Robey-Coleman. Ein guter Slot-Corner und ebenfalls ein signifikantes Upgrade im Vergleich zum Vorjahr. Allein diese beiden sollten die Eagles-Defense deutlich besser machen, unabhängig davon, wer - Rasul Douglas? Sidney Jones? - den zweiten Outside-Spot besetzt. Safety ist nach dem Abgang von Malcolm Jenkins das größere Fragezeichen. Corner Jalen Mills wird zum Safety umgeschult, Rookie K'Von Wallace könnte hier eher früher als später einen Platz finden.
7. Buffalo Bills
Unter Sean McDermott sind die Bills seit Jahren eine der am besten gecoachten und eingestellten Defenses in der NFL. Die Fixpunkte: Einer der besten Cornerbacks der Liga in Tre'Davious White, ein Top-Safety-Duo, ein athletisches Linebacker-Duo mit jeder Menge Reichweite und eine sehr solide, tief besetzte Defensive Line. Und dieses Gerüst wurde in der Offseason nochmals verbessert.
Josh Norman als Nummer 2 in McDermotts Defense, die er noch aus Carolina kennt, sollte eine gute Rolle finden. A.J. Epenesa, Mario Addison und Quinton Jefferson kamen via Draft beziehungsweise Free Agency und verbessern den Pass-Rush. Dazu Ed Oliver im zweiten Jahr und die gerne mal unterschätzten Jerry Hughes und Trent Murphy: Die Bills sind in der Breite und in der Spitze exzellent besetzt und sehr gut gecoacht. Buffalo sollte auch 2020 seinen Platz in der Top 10 finden.
6. San Francisco 49ers
Nicht ganz einfach, die Niners hier einzusortieren. Letztes Jahr war fraglos herausragend: Die Secondary überraschte individuell sowie im Verbund positiv, während der runderneuerte Pass-Rush alle Erwartungen übertraf. Gleiches galt auch für die Linebacker-Gruppe. Das Ergebnis war Platz zwei nach zugelassenen EPA pro Play und Platz zwei nach defensivem DVOA.
Warum also hier nur Rang 6? Zunächst einmal sind, trotz der starken Vorsaison, einige Zweifel in der Secondary angebracht. Kann Richard Sherman nochmal auf diesem Elite-Level spielen? Wiederholt K'Waun Williams seine exzellente Saison im Slot? Die Niners haben hier nach wie vor kaum Alternativen, und sollte die Secondary schwächeln, wird sich erst zeigen müssen, ob die Front wieder gegnerische Quarterbacks bei fast 30 Prozent der Dropbacks unter Druck setzen kann - und das weitestgehend ohne Blitzing.
Der Verlust von DeForest Buckner wird sich hier bemerkbar machen. Arik Armstead spielte die mit Abstand beste Saison seiner Karriere, auch das muss er erst bestätigen. San Francisco hat noch immer enorme Qualität gerade in der Front. Aber es steht auf wackligen Füßen, sodass es schwer fällt, mit Zuversicht eine Wiederholung der Vorsaison zu prognostizieren. Eine zumindest leichte Regression ist hier wohl wahrscheinlicher.
5. Chicago Bears
Die Bears hatten im Vorjahr den Rückschritt, den man erwarten musste - nicht mehr, nicht weniger. Zu herausragend war das 2018er Level, als dass eine Wiederholung dessen realistisch zu erwarten gewesen wäre. Verletzungen, allen voran Akiem Hicks, spielten ebenfalls eine Rolle. Doch fiel Chicago keineswegs in den Liga-Keller, nicht einmal ins Mittelmaß. Die Bears waren 2019 noch immer eine Top-10-Defense, und Fans in der Windy City dürfen durchaus berechtigte Hoffnung haben, dass es 2020 wieder aufwärts geht.
Alleine Hicks' Rückkehr macht die Front deutlich gefährlicher und nimmt etwas Druck von Khalil Mack, der letztes Jahr zu häufig abtauchte. Mit der Verpflichtung von Robert Quinn, der Leonard Floyd ersetzt, hat Chicago zusätzlich ein klares Upgrade erhalten und so sollten die Bears eines der ligaweit gefährlichsten Pass-Rush-Trios aufs Feld führen.
In der Secondary gilt es, den Abgang von Amukamara aufzufangen. Neuzugang Artie Burns wird dabei nicht helfen, der Ex-Steeler verpasst die Saison verletzungsbedingt. Zweitrunden-Pick Jaylon Johnson dürfte somit gegenüber von Kyle Fuller starten. Johnson ist ein sehr spielintelligenter Zone-Corner und könnte früh mit Turnovern glänzen. Auch im Slot ist Chicago mit Buster Skrine solide aufgestellt. Um den Platz neben Eddie Jackson streiten sich Tashaun Gipson und Deon Bush.
Das größte Fragezeichen bietet das Linebacker-Duo. Roquan Smith hatte eine enttäuschende Saison; hier dürfen Bears-Fans hoffen, dass er wieder komplett fit an sein Rookie-Jahr anknüpfen kann. Danny Trevathan verpasste große Teile der vergangenen Spielzeit. Beide haben 2020 einiges zu beweisen.
4. New Orleans Saints
Die Saints waren bereits letztes Jahr fast ein wenig unter dem Radar eine Top-10-Defense - gelingt jetzt der Sprung in die Elite der Top-5? Viel davon wird abhängen, wie sich die Coverage entwickelt: Marshon Lattimore hatte eine durchwachsene Saison, Janoris Jenkins wurde als Nummer 2 gehalten, Patrick Robinson bietet Tiefe und kann auch Safety spielen.
In Kombination mit Chauncey Gardner-Johnson, Marcus Williams und Neuzugang Malcolm Jenkins, potenziell eines der besten Safety-Trios der Liga, liest sich das glänzend. Doch was davon wird sich auf den Platz übertragen? Letztes Jahr wackelte New Orleans immer wieder mal in der Secondary, was angesichts einer hohen Blitz-Quote teilweise auch noch stärker entblößt wurde.
Womöglich findet hier auch eine kleine Anpassung statt, denn die Front ist individuell glänzend besetzt. Marcus Davenport hat sich sehr gut entwickelt, Cam Jordan ist ohnehin einer der ligaweiten Elite-Edge-Rusher. Sheldon Renkins kehrt im Zentrum zurück, Demario Davis kommt aus einer herausragenden Saison, Nigel Bradham kann in die Nummer-2-Rolle schlüpfen und Drittrunden-Pick Zack Baun gibt New Orleans noch mehr Flexibilität.
Die Saints haben auf dem Papier enorme PS und einen aggressiven Defensive Coordinator, der diese PS auch auf den Rasen bringen will.
3. Pittsburgh Steelers
Platz 3 nach DVOA, Platz 3 nach zugelassenen EPA/Play - und wenn man den Fokus eher auf die Entwicklung setzt, also den Saisonstart schwächer gewichtet, wäre Pittsburgh noch weiter oben.
Trotzdem ist ein gewisses Maß an Vorsicht angebracht: Pittsburgh setzte gegnerische Quarterbacks letztes Jahr bei 30,5 Prozent der Dropbacks unter Druck und kreierte Turnover bei 19 Prozent der gegnerischen Drives. Beides enorm hohe Werte, beides jeweils Liga-Spitze - und insbesondere bei den Turnovern muss man eine gewisse Regression erwarten.
Gleichzeitig ist auch zutreffend: Pittsburgh hat nach wie vor eine enorme individuelle Qualität. Zwei Elite-Spieler in T.J. Watt und Cam Heyward, Stephon Tuitt kehrt zurück und nimmt seinen Platz nach dem Abschied von Javon Hargrave wieder ein. Bud Dupree muss zeigen, dass er seine Vorsaison bestätigen kann, er sollte aber dafür neben den drei Kollegen auch genügend Gelegenheiten bekommen.
Den Schritt von einer sehr guten zur Elite-Defense schaffte Pittsburgh letztes Jahr aber aufgrund der Secondary, die nämlich überaus positiv überraschte. Der Trade für Minkah Fitzpatrick erwies sich als Volltreffer, Steven Nelson gegenüber von Joe Haden war vielleicht die größte Positiv-Überraschung in Pittsburgh letztes Jahr. Hilton im Slot ist solide, einzig Terrell Edmunds auf dem zweiten Safety-Spot ist ein echtes Fragezeichen. Und kann Devin Bush den nächsten Schritt machen? Das würde Pittsburghs Defense noch gefährlicher machen.
2. Los Angeles Chargers
Selbst wenn man die Verletzung von Derwin James berücksichtigt, hatten die Chargers vielleicht die am deutlichsten enttäuschende Defense der vergangenen Saison. Trotz eines guten Cornerback-Duos und eines der besten Pass-Rush-Duos der Liga dümpelte L.A. im unteren Liga-Mittelfeld herum und war etwa auf Augenhöhe mit den Falcons oder Browns. Doch während die Quarterback-Situation und die Offensive Line weiter Fragezeichen aufwerfen, blasen die Chargers zum defensiven Großangriff.
Die Verpflichtung von Chris Harris gibt L.A. eines der besten Cornerback-Trios der Liga: Harris und Casey Hayward außen werden ergänzt durch Desmond King im Slot, gleichzeitig aber können sowohl Hayward, als auch insbesondere Harris ebenfalls innen spielen. Rückt Harris permanent in den Slot, würde King vermutlich Safety spielen. Mit James zurück nach seiner Verletzung und Rayshawn Jenkins sowie Vorjahres-Zweitrunden-Pick Nasir Adderley - der letztes Jahr ebenfalls kaum gespielt hat - an dessen Seite haben die Chargers in der Summe potenziell die beste, auf dem Papier aber mindestens eine Top-5-Secondary.
Und die Front? Die Verpflichtung von Nose Tackle Linval Joseph soll dabei helfen, die Löcher gegen den Run zu stopfen, die letztes Jahr zu häufig da waren. Erstrunden-Pick Kenneth Murray wird in dieser Disziplin definitiv helfen. Bosa und Ingram, sofern der nicht aufgrund seiner Vertragssituation länger aussitzt, sind noch immer ein Elite-Pass-Rush-Duo und womöglich gibt es einen Sprung im zweiten Jahr von Jerry Tillery dazwischen. Einzig die Coverage-Qualitäten bei den Linebackern sorgen noch für ernsthafte Bauchschmerzen.
1. Baltimore Ravens
Würde man in der Theorie eine Defense für die moderne NFL planen - das Konstrukt in Baltimore wäre eine starke Schablone. Die Ravens haben ihre Defense komplett über die Secondary aufgebaut und sind innerhalb der Secondary bereits überaus flexibel. Teilweise tauchen Cornerbacks auf Safety-Positionen auf, dann wiederum ist Earl Thomas als Blitzer an der Line.
Vor allem aber gibt die hohe Qualität und Tiefe in der Secondary, welche es Baltimore erlaubt, fast nach Belieben Man Coverage zu spielen, den Ravens enorme Freiheiten darin, wie sie ihren Pass-Rush kreieren. Konkret: Die Ravens blitzten im Vorjahr bei 54,9 Prozent der gegnerischen Dropbacks. Nur Tampa Bay war 2019 ansonsten bei über 40 Prozent. Zwölf Spieler hatten für Baltimore zweistellige QB-Pressure-Zahlen - der Druck auf gegnerische Quarterbacks kam von überall.
Brandon Carr ist der einzige nennenswerte Offseason-Verlust, dafür kehrt Slot-Corner Tavon Young nach seiner Verletzung zurück. Vor allem aber haben die Ravens die Offseason genutzt, um die Front komplett zu überholen.
Baltimores Strategie fußt zwar maßgeblich darauf, seine Secondary-Spieler sowie die Linebacker möglichst flexibel überall einsetzen und aus jeder Richtung Druck auf den Quarterback ausüben zu können - doch was den Ravens letztes Jahr fehlte, war eine starke Defensive Line, die Räume kreieren, Double-Teams schlucken und auch gegen den Run halten kann. Das sieht jetzt deutlich anders aus.
Die Verpflichtungen von Derek Wolfe und vor allem Calais Campbell, ergänzt durch Drittrunden-Rookie Justin Madubuike, geben Baltimore eine deutlich verbesserte Defensive Line. Die Ravens sollten so individuell merklich gefährlicher an der Line of Scimmage sein, was ultimativ auch die Blitz-Pakete noch gefährlicher macht. Eine andere Problemzone letztes Jahr waren die Linebacker, wo insbesondere Patrick Queen schnell eine tragende Rolle einnehmen sollte.
Die Ravens könnten 2020 eine besondere Defense aufs Feld bringen.