Serge Gnabry schoss die Münchner mit seinen CL-Toren acht und neun (18./33.) ins Finale, nachdem die bei Kontern gefährlichen Franzosen zuvor Außennetz und Pfosten getroffen hatten. Der Sieg war im Gegensatz zum grandiosen 8:2 gegen den FC Barcelona schwer erkämpft und ohne Glanz, auch wenn Robert Lewandowski noch seinen 15. Saisontreffer in der Königsklasse erzielte (88.).
"Wir wussten, dass es ein schweres Spiel wird. Lyon hat uns immer wieder wehgetan, die erste Phase des Spiels haben wir mit Glück überstanden, das muss man sagen. Das Tor von Serge nach seiner Einzelleistung hat uns etwas mehr Sicherheit gegeben", sagte FCB-Trainer Hansi Flick bei DAZN , der auch Auskunft bezüglich des zur Pause ausgewechselten Jerome Boateng gab. Den Innenverteidiger haben "muskuläre Probleme" geplagt, eine Prognose gab Flick nicht ab.
Doppeltorschütze Gnabry meinte: "Lyon hat sehr viel Druck gemacht, ist mit schnellen Leuten hinter die Kette gekommen und hatte einige Chancen. Da hatten wir am Anfang Glück. Sie waren sehr aggressiv, man hat gemerkt, dass sie gewinnen wollen. Die Läufe hinter die Kette waren sehr gut. Man kann nicht immer alles verteidigen, aber im Großen und Ganzen sind wir hinten sehr stark und vorn auch. Wir wussten, dass Raum hinter der Fünferkette sein wird. Das war in der ersten Halbzeit der Schlüssel."
Manuel Neuer adelte im Anschluss Coach Flick: "Was ihn auszeichnet, ist die Ruhe und die Besonnenheit, die er und sein Trainerteam ausstrahlen - egal, gegen welchen Gegner wir spielen: wir waren immer top vorbereitet. Das Resultat sieht man auf dem Platz."
Olympique Lyon - FC Bayern München: Die Analyse
Lyon wird nach diesem Spiel mit der eigenen Inkonsequenz zu Beginn hadern: OL kam gut in die Partie und nach Ballgewinn im dicht gestaffelten Zentrum zu schnell ausgespielten Umschaltsituationen - alles planmäßig, bis auf den Abschluss. Bereits nach vier Minuten vergab Depay eine riesige Chance, als er allein auf Neuer zulief, diesen umkurvte, aber nur das rechte Außennetz traf.
Zwar kamen die Bayern in Minute 13 durch Goretzka zu ihrer ersten guten Gelegenheit, doch Lyon war in dieser Phase nach beschriebenem Muster gegen sehr hoch stehende Bayern deutlich gefährlicher: Boateng klärte eine Cornet-Hereingabe in höchster Not (13.), kurz darauf tanzte Toko Ekambi Davies aus und scheiterte aus fünf Metern am Pfosten (17.). Vier Torschüsse sammelten die Franzosen bis dahin.
Im direkten Gegenzug fiel Bayerns plötzliche Führung nach einer Einzelleistung von Gnabry beginnend auf dem rechten Flügel. Auf dieser Seite wurde der FCB schnell besser, nachdem sich Thiago mehr nach rechts in Richtung des offensiven Außenverteidigers Kimmich gesellte, über dessen Seite OL auch immer wieder verlagerte. Dieses Mittel wendeten die Bayern dann auch häufiger an, bewegten die Ketten von OL gut, fanden aber auch Räume im Zentrum.
Daraus resultierten mehrere hochkarätige Abschlusssituationen, sodass das 2:0 verdient fiel. Bis zur Pause schossen die Bayern ganze zwölf Mal aufs Tor, Lyon gab nach dem 0:1 dagegen keinen einzigen Torschuss mehr ab.
Dieses Bild änderte sich im zweiten Durchgang schnell, wenngleich Perisic nach einem Traumpass von Davies bereits nach 51 Minuten alles klar hätte machen können. Beim FCB häuften sich gegen aggressiver pressende Franzosen allerdings schlampige Zuspiele im Mittelfeld, der Rekordmeister wurde konteranfällig. Toko Ekambi vergab eine sehr gute (58.) und eine ordentliche Möglichkeit (60.).
Die Flick-Elf bekam die Partie auch in der Folge nur schwer beruhigt, das Fehlen des ausgewechselten Boateng machte sich durchaus bemerkbar. Lyon blieb bei seinen Gegenstößen allerdings rund um den bayerischen Strafraum auch zu harmlos. Eigene Torchancen gab es für die Münchner kaum noch, Lewandowski machte gegen müde werdende Franzosen schließlich alles klar.
Olympique Lyon - FC Bayern München: Die Aufstellungen
Lyon: Lopes - Denayer, Marcelo, Marcal (73. Cherki) - Dubois (67. Tete), Bruno Guimaraes (46. Thiago Mendes), Cornet - Caqueret, Aouar - Toko Ekambi (67. Reine-Adelaide), Depay (58. Dembele).
FC Bayern: Neuer - Kimmich, Boateng (46. Süle), Alaba, Davies - Goretzka (82. Pavard), Thiago (82. Tolisso) - Gnabry (75. Coutinho), Müller, Perisic (63. Coman) - Lewandowski.
Olympique Lyon - FC Bayern München: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Gnabry (18.), 0:2 Gnabry (33.), 0:3 Lewandowski (88.)
- 9. Tor im 9. Spiel dieser CL-Saison für Gnabry! Nachdem er seine ersten 6 Tore gegen Londoner Klubs erzielt hatte, traf er nun gegen Barcelona und doppelt gegen Lyon.
- Gnabry (9 Tore) und Lewandowski (15 Tore) kommen nun zusammen auf 24 CL-Saisontore und stellen damit einen neuen Rekord eines Duos auf. Zuvor hielten ihn Ronaldo (17) und Bale (6) für Real Madrid in der Saison 2013/14.
- Lewandowski erzielte nun mehr Tore in dieser Champions-League-Saison (15) als Lyon als Team (14).
- Der FC Bayern steht zum 11. Mal im Finale um den Henkelpott (CL+Landesmeisterwettbewerb), das toppt nur Real Madrid mit 16 Endspiel-Teilnahmen (Milan hat auch 11).
- Der FC Bayern ist seit 29 Pflichtspielen unbesiegt (28 Siege, 1 Remis), zuletzt gab es 20 Siege in Serie - das ist laufender Rekord im deutschen Profifußball.
- Bayern gewann als erstes Team die ersten 10 Spiele einer CL-Saison - nie hatte ein Team eine längere Siegesserie in der Königsklasse (zuvor Bayern selbst 2013 und Real Madrid 2015 mit je 10 Siegen in Folge).
- Im Alter von 17 Jahren und 2 Tagen ist Lyons Rayan Cherki der jüngste je eingesetzte Spieler in einem K.o.-Spiel der CL.
Der Star des Spiels: Serge Gnabry (FC Bayern München)
Entschied die Partie im Alleingang: Sein schöner Treffer mit dem schwächeren linken Fuß zum 1:0 erinnerte an Arjen Robbens bevorzugten Sololauf. Tor Nummer zwei leitete er mit einem tollen Pass aus dem Zentrum auf Perisic ein und stand wenig später für den Abstauber parat.
Der Flop des Spiels: Maxwel Cornet (Olympique Lyon)
Beim Pass auf Gnabry vor dem 0:1 vollkommen orientierungslos, sein Ballverlust im Aufbau leitete zudem das 0:2 ein. Zwar immer wieder am Ball, verlor die Kugel aber auch häufig und brachte keine 70 Prozent seiner Zuspiele an den Mann.
Der Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien)
Hatte mit der fair geführten Partie keine nennenswerten Probleme. Lag bei den persönlichen Strafen richtig und bewies eine gute Vorteilsauslegung. Korrekt auch, Coutinhos Treffer zum vermeintlichen 3:0 abzuerkennen, da Goretzka zuvor den Ball berührte.