Am Freitag war Messi mit Barcelona im Champions-League-Viertelfinale mit 2:8 am FC Bayern München gescheitert ( die Highlights im Video ). Ein Untergang, der etliche Brennpunkte offenlegte. Unklar ist nicht nur Messis Zukunft, sondern auch die künftige Besetzung des Trainerpostens .

Warum Lionel Messi den FC Barcelona verlassen sollte

von Filippo Cataldo

Sportlich hat der FC Barcelona ganz andere Probleme als Lionel Messi. Auch wenn er beim 2:8 gegen Bayern mit unterging und er seinen Mitspielern für den weiteren Verlauf der Partie mit seiner resignierenden Körpersprache schon in der Halbzeitpause sicher nicht geholfen hat, ist Messi sportlich noch immer über allen Zweifeln erhaben und eigentlich unantastbar.

Und doch wäre es für Barca besser, wenn Messi seine große Liebe zumindest eine Zeit lang verlassen würde. Denn Lionel Messis größtes Problem bei Barca ist: Lionel Messi.

Während Messi immer noch Messi ist, ist Barca schon länger nicht mehr Barca. In den vergangenen Jahren konnten das die Katalanen vor allem dank Messi noch notdürftig kaschieren. Auch darum verschlief der Klub den seit Jahren nötigen Umbruch im Team, auch darum durften die Verantwortlichen weiter vor sich hin dilettieren.

Auch weil Messi seine Leistung brachte, blieben die eklatanten strategischen Fehlentscheidungen der letzten Jahre der Führungsetage zunächst einmal weitgehend folgenlos. Weil Messi regelmäßig Messi-Dinge tat, durften die Verantwortlichen nach den planlosen Transfers von Philippe Coutinho und Ousmane Dembele auch noch den in allen Belangen unnötigen Wechsel von Antoine Griezmann durchziehen und noch mehr von dem Geld verbrennen, das Barca eigentlich schon nicht mehr hatte.

Doch Barcas Probleme sind mittlerweile so groß und tiefgreifend geworden, dass auch der beste Fußballer der Geschichte sie nicht alleine und dauerhaft lösen kann, dafür bräuchte er mindestens noch seinen außeridischen Zwilling an seiner Seite. Messi dürfte das ahnen. Die Verantwortlichen, die aktuellen und möglichen neuen, eher nicht. Und selbst wenn, würden sie sich nicht trauen, wirklich etwas zu verändern - zumindest, solange Messi im Klub ist.

Im Zweifel würde es immer heißen, dass man ja Messi habe. Messi wird die beste Ausrede dafür bleiben, um die Probleme wirklich anzugehen. Dazu kommt: Solange Messi bei Barca ist, werden auch seine alten Freunde, der mächtige "Club der Amigos" um Jordi Alba, Gerard Pique, Sergio Busquets, Sergi Roberto bleiben wollen. Zumindest ein Teil von ihnen. Sie würden den Neuaufbau blockieren - und wohl jedem neuen Trainer, der vielleicht andere Ideen haben könnte, von Anfang an das Leben schwer machen.

Doch weiteres Verschleppen wird sich Barca sowieso nicht mehr lange leisten können. Dafür sind die Probleme zu existentiell. Barca droht, wenn jetzt nicht konsequent gehandelt wird, ein Schicksal wie dem AC Milan - und da müsste es noch einigermaßen gut laufen. Barca würde mit Messi nicht zur Ruhe finden.

Das alles ist am allerwenigsten die Schuld von Messi. Und doch ist er womöglich der Einzige, der das Problem lösen kann. Wenn er Barca wirklich helfen will, dann macht er den Weg frei für einen echten Neuanfang.

Warum Lionel Messi beim FC Barcelona bleiben soll

von Nino Duit

"Niemand ist unantastbar", log Gerard Pique nach der 2:8-Niederlage des FC Barcelona gegen den FC Bayern München. Einen hatte er dabei aber offenbar vergessen, denn einer ist natürlich unantastbar: Lionel Messi. Er ist nicht nur deshalb eine Ausnahmeerscheinung, weil er der beste Fußballspieler seiner Zeit ist. Sondern auch, weil er seine gesamte bisherige Profikarriere in Barcelona verbracht hat.

Und daran darf sich bis zu seinem Karriereende auf keinen Fall etwas ändern! Messi und Barcelona gehören auch in Zukunft zusammen und zwar nicht nur aus romantisierend-melancholischen Gründen. Klub und Spieler werden auch in den kommenden Jahren voneinander profitieren.

Barcelona braucht zwingend einen Umbruch, das Durchschnittsalter der Startelf gegen den FC Bayern betrug alarmierende fast 30 Jahre. Der Klub sollte diesen Umbruch aber mit Messi vollziehen.

Während seine langjährigen Mitspieler wie etwa Pique, Jordi Alba, Sergio Busquets oder auch Luis Suarez in den vergangenen Jahren eklatant abbauten, liefert Messi weiterhin konstant überragende Leistungen. Seit 2008/09 gelangen ihm in jeder Saison wettbewerbsübergreifend mindestens 50 Scorerpunkte, meist sogar deutlich mehr. Anzeichen für ein Ende dieser Serie sind trotz seiner mittlerweile 33 Lebensjahre nicht erkennbar.

Während beispielsweise sein ewiger Widersacher Cristiano Ronaldo auch von seiner überragenden Physis abhängig ist, kommt Messi über seine geniale Technik und sein geniales Spielverständnis. Beides ist deutlich weniger vergänglich. Der eigentlich nie verletzte Messi ist auch in Zukunft eine Leistungs-, Vorlagen- und Torgarantie, auf die Barcelona nicht verzichten sollte.

Und Barcelona ist für Messi eine garantierte Bühne auf höchster Ebene. Ein möglicher Abschied wäre dagegen gleichbedeutend mit Unwägbarkeiten und der Gefahr eines viel zu schnellen Abgangs von dieser Bühne. Was, wenn er sich bei einem neuen Klub nicht wohlfühlt? Was, wenn er trotz sicherlich fürstlicher Entlohnung nicht auf Anhieb Leistung bringt? Wird er dann abgeschoben? Gibt es dann ein Zurück nach Barcelona? Was, wenn er Sprachprobleme hat? Wenn es Trainer-, Besitzer- oder sonstige Wechsel bei einem möglichen neuen Klub gibt?

Für Messi persönlich ergibt es am meisten Sinn, in Barcelona zu bleiben. Teil einer dritten großen Barcelona-Mannschaft werden zu können, sollte Ansporn genug sein. Als Teenager gewann er 2006 mit Ronaldinho, Deco, Samuel Eto'o und Co. erstmals die Champions League. Anschließend gingen die Altstars reihenweise und Trainer Pep Guardiola baute eine neue Mannschaft auf, mit der Messi 2009 und 2011 die Champions League holte und unter Luis Enrique 2015 nochmal.

Seitdem wurde der Umbruch immer wieder vertagt, nun ist er unausweichlich. Mögliche Teile einer neuen Mannschaft sind sogar schon erkennbar: Neben dem verpflichteten Frenkie De Jong sind das vor allem La-Masia-Absolventen wie Ansu Fati und Riqui Puig. Gerade für sie ist Messi, der einst denselben Weg gegangen war, der ideale Anführer.

Der FC Barcelona in der Saison 2019/20

Spiele 51 Siege 32 Unentschieden 10 Niederlagen 9 Tore 110 Gegentore 57 Titel 0