Das Duell zwischen PSG und Leipzig ist auch deshalb so besonders, weil Tuchel in der Saison 2007/08 beim FC Augsburg II den jungen Spieler Nagelsmann trainiert hat. Wenn er den damaligen Abwehrspieler denn trainieren konnte.
"Er war ja die ganze Zeit verletzt, mir wäre es lieber gewesen, er hätte damals gespielt. Unser Budget bei der zweiten Mannschaft in Augsburg war so gering, dass wir ihm gesagt haben: 'Du kannst hier nicht nur verletzt sein. Du musst jetzt Gegner beobachten.' Also haben wir ihn losgeschickt. Die Berichte, die dann zurückkamen, waren für einen 21-jährigen Spieler schon bemerkenswert. Er hat sich sehr akribisch und detailliert mit der Landesliga Süd in Bayern auseinandergesetzt. Den beeindruckenden Weg, der er dann gegangen ist, ist er ganz alleine gegangen. Und dieser Weg ist sicher auch noch nicht zu Ende", erklärte Tuchel.
Jetzt will der 46-Jährige seinen deutschen Trainerkollegen aber erstmal aus dem Weg räumen. Mut macht Tuchel dabei der späte Comeback-Sieg seines Teams im Viertelfinale gegen Atalanta.
"Ich habe eine Mannschaft wahrgenommen, die es nicht wahrhaben wollte, die nicht daran denken wollte, schon nach Hause zu fahren, obwohl die Zeit immer weniger wurde. Aber wir sind geduldig geblieben. Wir haben Mentalität gezeigt, in dem Sinne, dass wir eben nicht verzweifelt sind und nicht gehadert haben. Wenn du dir einen Spielverlauf wünschen kannst, der dich nochmal stärkt für das Turnier, dann war er das, aber es war sehr nervenaufreibend", so Tuchel.
Thomas Tuchel über RB Leipzig: "Es wird ein Brocken"
Angesprochen auf die Herausforderung, die RB im Gegensatz zu Atalanta stellt, meinte Tuchel: "Sie laufen nicht ganz so extrem an und pressen etwas tiefer, aber sie haben eine ähnliche Intensität und sind auch die ganze Zeit auf dem Sprung nach vorne. RB ist dazu schneller in der Abwehrreihe als Atalanta. Insgesamt ist RB ein sehr mutiges Team, ein sehr offensiv denkendes Team mit einem mutigen Coach. Es wird ein Brocken, aber das ist in einem CL-Halbfinale auch nicht anders zu erwarten."
Dass in der Runde der letzten Vier nur noch deutsche und französische Mannschaften vertreten sind, hat Tuchel indes nur bedingt überrascht.
"Ich dachte, dass Bayern gegen Barca gewinnt. Ich konnte mir auch vorstellen, dass Bayern klar gewinnt. Dass es so klar wurde, ist krass. Lyons Sieg gegen City habe ich nicht vorhergesehen, aber ich wusste, wie schwer es ist, gegen Lyon Tore zu schießen. Olympique spielt es auf die alte italienische Art im 5-3-2, sie können beinhart verteidigen und haben dazu eine große individuelle Qualität - es ist super kompliziert, gegen sie zu spielen. Aber dass sie es 90 Minuten lang durchgehalten haben, war eine Überraschung", sagte Tuchel.