In Immanuel Pherai (77 Pflichtspiele, 21 Tore für die U17 und U19 - hier geht's zum Porträt ), Nnamdi Collins (21 Pflichtspiele, vier Tore für die U17), Ansgar Knauff (49 Pflichtspiele, elf Tore für die U17 und U19) gesellten sich drei weitere Spieler aus dem Nachwuchsbereich zum Dortmunder Kader in Bad Ragaz.
Besonders Innenverteidiger Collins ( hier geht's zum Porträt ) und Außenbahnspieler Knauff ( hier geht's zum Porträt ) haben Perspektiven in Richtung Profikader.
Statt im rund 300 Kilometer entfernten Kirchberg in Tirol mit der U23 des BVB zu schwitzen, hatte Dortmunds Trainer Lucien Favre noch Innenverteidiger Maximilian Hippe, Mittelfeldspieler Taylan Duman sowie Neuzugang Stefan Drljaca als vierten Torhüter ins Aufgebot für die Woche in der Schweiz berufen. Doch wer sind diese Drei?
Maximilian Hippe (22 Jahre alt, seit Sommer 2019 beim BVB)
"Der Junge war voll im Arsch", sagte der damalige U23-Trainer Mike Tullberg Ende Juli 2019 zu einer Auswechslung von Maximilian Hippe. Dies verwunderte nicht, denn es war für Hippe einer der ersten Einsätze seit Ewigkeiten.
Ein knappes Jahr fiel der Innenverteidiger beim SV Rödinghausen, wo er vom neuen BVB-II-Trainer Enrico Maaßen trainiert wurde, aus. Dabei hatte für ihn die Saison 2018/19 hervorragend angefangen: In der 1. Runde des DFB-Pokals bezwang der SVR Zweitligist Dynamo Dresden durch ein Tor in der dritten Minute der Nachspielzeit der Verlängerung - erzielt vom in der 109. Minute eingewechselten Hippe.
"Das ist schon bisschen wie in einem Klischee-Drehbuch. Der Junge wird eingewechselt und schiebt in letzter Sekunde den Ball über die Linie", sagte Coach Maaßen damals. Doch anschließend gingen Hippes Probleme los. Eine langwierige Schambeinentzündung setzte ihn außer Gefecht und als er davon genesen war, plagte er sich mit Hüftproblemen herum.
Hippe verpasste letztlich 31 Saisonspiele und kam so nur auf vier Pflichtspiele und 249 Einsatzminuten in der Regionalliga West. Noch während seiner Verletzungspause gab der BVB Hippes Verpflichtung für die neue Saison bekannt. Als "kopfballstarken und aufmerksamen Innenverteidiger" bezeichnete ihn der langjährige U23-Manager Ingo Preuß.
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Hippes Stärken: Physis und Aufbauspiel
Der 1,94 Meter große und beidfüßige Hippe unterschrieb in Dortmund bis 2021, doch bereits im Januar diesen Jahres wurde sein Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert. Und das aus gutem Grund: Hippe gehörte in der aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochenen vergangenen Spielzeit zu den Stammspielern beim BVB II.
21 von 25 Partien bestritt der 22-Jährige, aufgrund personeller Engpässe allerdings nur fünf als Innenverteidiger. Die meiste Zeit wurde er von Tullberg hinten rechts in der Abwehrkette eingesetzt, an den beiden letzten ausgetragenen Spieltagen musste Hippe als Linksverteidiger ran. Insgesamt gelangen ihm ein Tor sowie eine Vorlage, beides beim 2:2 am 5. Spieltag gegen die TuS Haltern.
Neben seiner Größe und Physis gehört vor allem ein mutiges Aufbauspiel zu Hippes Stärken. Immer wieder sieht man von ihm kluge Pässe Richtung Offensive, mit denen er Gegenspieler überspielt. Mittlerweile stehen für Hippe 52 Pflichtspiele in der Regionalliga West zu Buche - auch in der kommenden Spielzeit wird er in der U23 zum Stammpersonal gehören.
Taylan Duman (23 Jahre alt, seit Januar 2019 beim BVB)
"Heute werde ich das machen, was andere nicht machen werden, damit ich morgen das kann, was andere nicht können." Dieses Leitmotiv hat sich Taylan Duman auf die Innenseite seines linken Oberarms tätowiert. Vor knapp fünf Jahren sah es so aus, als könnte der damals 18-Jährige sein Motto frühzeitig in die Tat umsetzen.
Im Oktober 2015 stattete Fortuna Düsseldorf den zentralen Mittelfeldspieler mit einem Profivertrag aus. "Ich spüre dieses Vertrauen, das mir der Verein entgegenbringt", sagte er. Duman war 2012 nach sechs Jahren beim MSV Duisburg ins Nachwuchsleistungszentrum der Rheinländer gewechselt und durchlief dort mehrere Jugendmannschaften.
Im November 2016 debütierte der Deutsch-Türke dann für F95 und stand im Zweitligaheimspiel gegen Dynamo Dresden in der Startelf von Trainer Friedhelm Funkel. Duman hatte dabei Glück im Unglück: Mit Verdacht auf Wadenbeinbruch musste er damals nach 61 Minuten ausgewechselt werden. Die finale Diagnose lautete Prellung des Unterschenkels. Es blieb bis heute Dumans einziges Profispiel.
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Duman mit 18 Torbeteiligungen in 32 BVB-II-Pflichtspielen
Der Grund: Auch wenn er Co-Trainer Peter Hermann zu seinen Förderern zählen konnte, wurde Duman von Funkel als zu leicht für die Profis befunden. Gerade im defensiven Mittelfeld war die Konkurrenz für ihn groß und erfahren, trotz seines Potentials tendierten die Einsatzchancen gen Null.
Duman gab sich mit seinen Spielen in der zweiten Mannschaft der Fortuna aber nicht zufrieden und schaute sich anderweitig um. "Natürlich ist es mein Ziel, höher als Regionalliga zu spielen. Ich traue mir das auch zu", sagte Duman, ehe er sich Ende Januar 2019 dem Düsseldorfer Ligakonkurrenten BVB II anschloss. In Dortmund unterschrieb Duman bis 2021.
Als mit sechs Saisontreffern zweitbester Schütze bei F95 kam er zur Borussia und fügte sich dort auf Anhieb gut ein. In bislang 32 Pflichtspielen für die Dortmunder U23 war Duman an 18 Treffern direkt beteiligt - in Düsseldorf kam er in 66 Pflichtspielen auf 24 Torbeteiligungen. Besonders in den einzigen fünf Saisonspielen 2020 drehte er mit vier Buden und zwei Vorlagen auf.
Duman teilt Corona-Verschwörungstheorien
Dies verhalf ihm nach dem Corona-Restart zu regelmäßigen Trainingseinheiten bei den Profis. Am 32. Spieltag gegen Mainz durfte er als Kadermitglied erstmals Bundesligaluft schnuppern. Beim 11:2-Kantersieg im Test gegen Austria Wien am Sonntag bekam Duman von Favre 45 Minuten Spielzeit, dabei gelang ihm auch ein Treffer. Dumans Stärken sind neben seinen technischen Fähigkeiten ein ausgezeichnetes Passspiel sowie ein gutes Auge.
Ob es ihm jedoch weiter genügt, wie schon in Düsseldorf vorrangig in Liga vier eingesetzt zu werden, ist fraglich. Ende April berichtete die türkische Tageszeitung Yeni Asir vom Interesse des in Izmir ansässigen Zweitligisten Altinordu FK, der Duman schon längere Zeit im Visier haben soll. Es heißt, der 23-Jährige sei an einem Wechsel in die Heimat seiner Familie interessiert.
Auch negative Schlagzeilen schrieb Duman schon: Vor rund vier Monaten teilte er über seinen Instagram-Kanal ein neun Minuten langes Video, in dem Verschwörungstheorien zum Coronavirus verbreitet wurden. Wenngleich die postulierten Thesen kruder nicht sein konnten, forderte Duman dazu auf, "vielleicht mal einige Dinge" zu hinterfragen.
Später löschte er das Video wieder. Weder der BVB noch Duman selbst äußerten sich zu dem Vorfall.
Stefan Drljaca (21 Jahre alt, seit Sommer 2020 beim BVB)
Was hat Stefan Drljaca mit Jadon Sancho und Memphis Depay zu tun? Richtig, eigentlich gar nichts. Doch am Dienstag war der Keeper im Trainingslager in Bad Ragaz Darsteller in einem vom BVB auf Instagram veröffentlichen und von Sancho geteilten Video .
Sancho lupfte dabei einen Elfmeter im Panenka-Stil in Drljacas Tor und jubelte anschließend mit beiden Händen an den Ohren - so wie es Lyons Memphis Depay, der in Dortmund als potentieller Sancho-Ersatz gehandelt wird, in der Champions League gegen Juventus Turin tat.
Dass Drljaca als vierter Torwart mit in die Schweiz reiste, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Es wird aber interessant zu beobachten sein, ob er sich im Duell mit der mit einem Profivertrag ausgestattenen Nummer drei, Luca Unbehaun ( hier geht's zum Porträt ), durchsetzen kann. Beide Keeper sind für die U23 eingeplant, wo in Jan Reckert und dem aus Schalke verpflichteten Krystian Wozniak zwei weitere Torhüter zur Verfügung stehen.
Nach Probetraining in Frankfurt Wechsel nach Hoffenheim
Der 1,92 Meter große Drljaca kickte in der Jugend für den FC 08 Homburg und den SV 07 Elversberg im Saarland. Im April 2016 absolvierte er ein Probetraining bei den Profis von Eintracht Frankfurt, da er den Verantwortlichen im U17-Spiel zwischen Elversberg und der SGE aufgefallen war.
Drljaca zog es jedoch wenig später von der U17 des SVE in die U19 der TSG 1899 Hoffenheim. Dort sowie in der zweiten Mannschaft kam er in 80 Pflichtspielen zum Einsatz, in denen er sich 109 Gegentore fing und 26-mal die Null stand.
Im März 2018 feierte er sein Debüt in der Regionalliga, eine Saison später wurde Drljaca in die U23 beordert. In den vergangenen beiden Spielzeiten mauserte er sich dort nach und nach zum Stammspieler und hütete insgesamt 34 Mal das Tor.
In Hoffenheim gehörte der gebürtige Homburger zwischenzeitlich zum Kandidatenkreis für die Nummer zwei der Profis, nachdem Gregor Kobel im Januar 2019 zum FC Augsburg verliehen wurde. Trainer Julian Nagelsmann wollte sich nach Trainingseindrücken zwischen Oldie Alexander Stolz, U19-Keeper Daniel Klein und eben Drljaca entscheiden - das Votum fiel gegen ihn aus.
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Drljaca wird bei Profi-Torwarttrainer Kleinsteiber trainieren
Selbes Spiel ein Jahr darauf, nachdem sich Stammkeeper Oliver Baumann einer Meniskus-OP unterziehen musste. Nachdem Drljaca abwechselnd mit dem damals 34-jährigen Philipp Pentke in den Testspielen des Trainingslagers in Spanien im Kasten stand, ging die TSG doch auf Nummer sicher und holte Michael Esser aus Hannover.
Drljaca, dessen Vater Nenad unter anderem Profifußballer bei Kickers Offenbach war, überzeugte die Verantwortlichen des BVB vor allem mit seinen Leistungen im Vorjahr. 125.000 Euro überwies Dortmund für ihn in den Kraichgau. Bei den Westfalen wird der 21-Jährige unter Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber zusammen mit Roman Bürki, Marwin Hitz und eben Unbehaun trainieren.