Im Januar 2011 war der Plan von Eric Maxim Choupo-Moting klar: Der Offensivspieler, damals gerade 21 Jahre alt, wollte den Hamburger SV verlassen, sah keine gute Perspektive mehr bei den Rothosen. Schweren Herzens wahrscheinlich, da er in Hamburg geboren wurde und aufwuchs, da er mit 15 zum HSV kam und mit 18 unter Huub Stevens in der Bundesliga debütierte. Aber es schien einfach die beste Lösung zu sein.

Denn nach seiner erfolgreichen Leih-Saison 2009/10 in Nürnberg wollte er sich eigentlich beim HSV als Stammkraft etablieren. Doch nach ein paar ordentlichen Spielen zu Saisonbeginn lief es nicht mehr, seit Ende Oktober 2010 hatte er lediglich noch 74 Bundesliga-Minuten absolviert. Die damals beim HSV noch namhafte Konkurrenz in der Offensive erhielt den Vorzug, ob nun Mladen Petric, Paolo Guerrero, Heung-Min Son, Ruud van Nistelrooy oder Jonathan Pitroipa.

Zudem gab es ein Hin und Her wegen seines Vertrages: Erst kündigte der HSV an, die Option auf eine Verlängerung um ein weiteres Jahr bis Sommer 2012 zu ziehen. Dann wollte der Klub plötzlich doch nicht mehr, da Choupo-Motings Gehalt ab Sommer 2011 zu hoch sein würde.

Choupo-Moting sollte vom HSV an Köln verliehen werden

Choupo-Moting will also weg, notfalls auch per Leihgeschäft. Und genau das scheint kurz vor Ende des Transferfensters am 31. Januar 2011 dann auch sicher: Beim 1. FC Köln will man den heutigen PSG-Star, der die Pariser am Mittwoch gegen Atalanta ins CL-Halbfinale schoss, als Backup für seinen damaligen Torjäger Milivoje Novakovic. Choupo-Moting soll verliehen werden, der HSV sich offenbar die Option offen halten, ihn im Sommer zurückzuholen und den Vertrag doch noch zu verlängern.

"Das Zeitfenster war sehr eng, aber noch im Rahmen. Dinge gingen hin und her - dann waren wir durch", sagte Kölns damaliger Geschäftsführer Claus Horstmann. Auch West Bromwich aus der Premier League hatte sich um Choupo-Moting bemüht. "Noch um 16.30 Uhr haben die Engländer ihr Angebot nachgebessert", sagte Just Choupo-Moting, Vater und Berater des Angreifers, über den Deadline Day im Winter 2011.

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Um 17.49 Uhr, also elf Minuten, bevor um 18 Uhr das Transferfenster schließen würde, schickte Choupo-Moting senior den unterschriebenen Vertrag per Fax nach Köln. Jedenfalls dachte er, dass er das tat. Denn mitten in der Übertragung streikte das Gerät, auch ein weiterer Versuch scheiterte.

Erst um 18.03 Uhr kam das Fax beim FC an, noch dazu unleserlich. Bei der DFL in Frankfurt waren die Unterlagen schließlich erst um 18.14 Uhr, also 14 Minuten nach Ablauf der Frist. Köln legte noch Beschwerde ein, pochte darauf, für die technischen Probleme ja nichts zu können. Doch am späteren Abend hatten dann alle Gewissheit: "Ich habe mit der DFL gesprochen, keine Chance. Das Schicksal wollte es so - er muss in Hamburg bleiben", erklärte Just Choupo-Moting. "Jetzt müssen wir da durch."

Choupo-Moting: Beim HSV kein Spiel mehr, Durchbruch in Mainz unter Tuchel

Besonders bitter: Auch dafür, nun vielleicht doch beim ja ebenfalls interessierten West Brom anzuheuern, war es zu spät. "Wir hatten schon bei West Bromwich abgesagt, es gab jetzt auch da keine Möglichkeit mehr", sagte Papa Choupo-Moting. So musste sein Sohn das kommende halbe Jahr weiterhin beim HSV bleiben, machte nach dem Transfer-Fiasko aber in der Rückrunde kein einziges Bundesligaspiel mehr, stand nicht einmal mehr im Kader und durfte lediglich ab und an in der Regionalliga-Mannschaft ran.

Immerhin konnte er im Sommer 2011 dann ablösefrei wechseln, heuerte bei Mainz 05 an. Unter Thomas Tuchel, der ihn 2018 zu PSG holen sollte, avancierte Choupo-Moting dort zum gestandenen Bundesligaspieler, erzielte in seiner ersten Saison bei den 05ern zehn Tore und wechselte 2014 zu Schalke.

Aktuell darf er nun sogar davon träumen, mit Paris die Champions League zu gewinnen, im Halbfinale warten zunächst entweder Leipzig oder Atletico Madrid. Etwa zwei Jahre will der inzwischen 31-Jährige nach dem Finalturnier in Lissabon noch auf Top-Niveau spielen - und nach der Karriere trotz seines unglücklichen Abschieds vom HSV vor neun Jahren definitiv zurück in seine Heimatstadt. "Meine Frau ist in der Schanze groß geworden, ich in Altona. Das hier ist unser Zuhause. Die Welt ist groß. Aber Hamburg ist das Größte", sagte er kürzlich der Hamburger Morgenpost .