Sebastian Vettel und Ferrari: Erste Erfolge durch personellen Neuanfang

Im März 2015 begann für Sebastian Vettel das Abenteuer Ferrari. Nach sechs Jahren bei Red Bull, in denen er sich viermal zum Weltmeister gekrönt hatte (2010-2013), suchte der Heppenheimer eine neue Herausforderung und schloss sich der Scuderia an.

Die Italiener wollten mit einer personellen Qualitätsoffensive einen Umbruch einleiten. Die Vorsaison verlief nämlich katastrophal. Das das erste Mal seit 1993 war man ohne Sieg geblieben sowie in der Konstrukteurs-WM nicht über einen enttäuschenden vierten Platz hinausgekommen.

Unter anderem mussten Teamchef Marco Mattiacci und Ex-Weltmeister Fernando Alonso gehen. Für Mattiacci übernahm Maurizio Arrivabene, ein damals noch relativ unbeschriebenes Blatt in der Motorsport-Szene, statt Alonso nahm Vettel im zweiten Ferrari-Cockpit neben Kimi Räikkönen Platz und trat in die Fußstapfen von Legende Michael Schumacher.

Schon im zweiten Rennen, beim Großen Preis von Malaysia, gelang Vettel der erste Sieg für das Team auf Maranello. Schnell wurden leise Erinnerungen an die Goldene Ära der Scuderia unter Jean Todt und Ross Brawn geweckt. Vorbei schienen die Zeiten, in denen die Roten als graue Maus in der Versenkung zu verschwinden drohten. Am Ende der Saison parkte Vettel seinen Boliden auf dem dritten WM-Rang und gab sich zufrieden: "Kein Team hat sich mehr gesteigert als Ferrari."

2016 konnte Ferrari an die Erfolge des Vorjahres jedoch nicht anknüpfen. Am Ende stand kein einziger Sieg zu Buche, hinzu kamen erste strategische Fehler der Teamleitung, durch die man wichtige Punkte und Podestplätze aus der Hand gab. Vettel beendete das Jahr auf dem vierten WM-Rang, die Kritik an ihm und Arrivabene wurde aber zusehends lauter.

In den folgenden Jahren waren Vettel und Ferrari vor allem zu Beginn der Saison immer wieder auf Augenhöhe mit den Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas, zu oft beging die Strategieabteilung der Roten aber folgenschwere Fehler, die Siege und wichtige WM-Punkte kosteten. Zu allem Überfluss kamen ungewöhlich viele individuelle Fehler Vettels hinzu, die den Heppenheimer zwei Mal knapp am WM-Titel vorbei schrammen ließen. In beiden Saisons wird Dauerrivale Hamilton Weltmeister.

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Ferrari: Charles Leclerc löst Sebastian Vettel als neue Nummer 1 ab

Zur Saison 2019 stellte sich Ferrari abermals neu auf. Der unter Fahrern und Mechanikern beliebte, aber letztendlich nicht erfolgreiche Arrivabene musste seinen Posten als Teamchef für Mattia Binotto räumen. Zudem wurde Vettel mit Charles Leclerc ein junges Talent an die Seite gestellt. Weichen musste dafür Altmeister Räikkönen, mit dem Vettel auf und abseits der Strecke einen guten Freund und wichtigen Verbündeten im Team verlor.

Beim dritten Rennen, dem Großen Preis von Bahrain, sicherte sich Leclerc dann direkt seine erste Pole-Position. Schnell sprach man in Italien über den Monegassen als einen zukünftigen Weltmeister. Der Großbritannien-GP spiegelte den vorläufigen Tiefpunkt Vettels im teaminternen Duell wieder: Der Deutsche haderte mit der "Unfahrbahrkeit" des Ferrari SF90, Leclerc schien hingegen keine Probleme zu haben und war von da an regelmäßig schneller. Beim vorletzten WM-Lauf in Sao Paulo krachte es schließlich bei einem aussichtslosen Kampf um Platz vier zwischen den Scuderia-Fahrern, beide schieden aus und gingen mit leeren Händen nach Hause. Das Verhältnis zwischen Ferrari und Vettel sowie beiden Teamkollegen geriet wurde zusehends schlechter.

Im Mai 2020 gab Ferrari schließlich die Trennung von Sebastian Vettel bekannt, Carlos Sainz jr. soll stattdessen das Cockpit des Deutschen ab der Saison 2021 einnehmen. Später ließ Vettel verlauten, von der Entscheidung Ferraris überrascht worden zu sein. Vertragsverhandlungen hätten, wie von Binotto zunächst anders behauptet, nie wirklich stattgefunden. Da sein Vertrag bis Ende 2020 läuft, bekam der Heppenheimer ein Abschiedsjahr bei der Scuderia, um sich für andere Cockpits zu empfehlen.

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Sebastian Vettel mit großen Problemen in der 2020er-Saison

Schon bei den Wintertests zur 2020er Saison zeigte sich jedoch, dass der neue SF1000 nicht wirklich konkurrenzfähig ist. Die Folge waren zwei katastrophale Rennen für Vettel in Spielberg, in denen er einmal Zehnter wurde und einmal (unverschuldet) ausschied. Im zweiten Rennen war ihm ausgerechnet Teamkollege Leclerc ins Auto gekracht. Auch der Monegasse musste wenig später seinen Boliden in der Box abstellen.

Nach nur wenigen Runden war der Steiermark-Grandprix für Ferrari beendet. Von der Presse hagelte es dazu reichlich Kritik . "Bei Ferrari explodiert die Piloten-Krise", schrieb beispielsweise der Corriere dello Sport .

Einem sechsten Platz in Ungarn folgte ein zehnter Rang beim Großbritannien-GP. Das Problem. Während Vettel große Probleme mit seinem Boliden zu haben schien, fuhr Teamkollege Leclerc trotz eines sichtlich langsamen Autos zweimal aufs Podium und liegt in der WM-Wertung nach mittlerweile fünf Rennen 35 Punkte vor dem Heppenheimer.

Beim Jubiläums-GP am vergangenen Wochenende in Silverstone erreichte der Kleinkrieg zwischen Ferrari und Vettel seinen vorläufigen Höhepunkt. Nach einer verpatzten strategischen Entscheidung Ferraris landete Vettel nur auf Platz zwölf und übte in der Folge scharfe Kritik an seinem Rennstall. "Wir stecken genau so im Verkehr, wie wir das eigentlich nicht wollten. Das haben wir heute Morgen besprochen. Ihr wisst, dass ihr das vermasselt habt", schimpfte er über Funk. Das Tuch zwischen beiden Parteien scheint nun endgültig zerissen und mutiert immer mehr zu einer Schlammschlacht .

Dennoch gilt es für den Heppenheimer nach wie vor gute Leistungen abzuliefern und einen Platz für die kommende Saison zu finden. Im langsamen SF1000 eine denkbar undankbare Aufgabe. Zuletzt machten Gerüchte über ein Engagement bei Aston Martin (jetziges Racing Point) die Runde, wirklich konkret wurde es aber bislang noch nicht.

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Der WM-Stand nach fünf Rennen

In der WM-Wertung ist Vettel derzeit nicht einmal unter den besten zehn Fahrern zu finden. Er liegt aktuell mit zehn Zählern auf dem 13. Rang.

  • Fahrerwertung:

Platz Fahrer Team Punkte 1 Lewis Hamilton Mercedes 107 2 Max Verstappen Red Bull 77 3 Valtteri Bottas Mercedes 73 4 Charles Leclerc Ferrari 45 5 Lando Norris McLaren 38 6 Alexander Albon Red Bull 36 7 Lance Stroll Racing Point 28 8 Sergio Perez Racing Point 22 9 Daniel Ricciardo Renault 20 10 Esteban Ocon Renault 16 11 Carlos Sainz McLaren 15 12 Pierre Gasly AlphaTauri 12 13Sebastian VettelFerrari10