Vor einigen Tagen machte ein ganz besonderes Foto die mediale Runde. Gepostet wurde es vom offiziellen Instagram-Account der Wolverhampton Wanderers.
Darauf zu sehen: Wolves-Spieler Adama Traore, definierte Muskeln, V-Kreuz - vor ihm steht ein medizinischer Betreuer des Premier-League-Klubs, der sich nach einem ominösen, auf dem Rasen liegenden Fläschchen bückt. Babyöl.
Babyöl? Tatsächlich ließ der Spanier sich im Vorfeld der Europa-League-Partie gegen Olympiakos mit der glitschigen Substanz an Armen und Schultern einreiben. Der Grund für die unkonventionelle Maßnahme ist gleichermaßen skurril wie clever.
Weil Traore, dessen körperliche Beschaffenheit an die eines NFL-Runningbacks erinnert, seinen Gegner regelmäßig entwischt, griffen die Kontrahenten in der Vergangenheit immer wieder zu illegalen Mitteln. Um Traores Tempovorteilen entgegenzuwirken, wurde gehalten, gezogen, gerissen.
"Das Einschmieren macht es schwerer, ihn zu halten"
Eine Vorgehensweise, die bei dem Kraftpaket ernsthafte physische Probleme verursachte. Gleich viermal kugelte Traore sich in der abgelaufenen Saison die Schulter aus. "Das mussten wir machen", wurde ein Vereinsinsider mit Blick auf den Babyöl-Trick von der Sun zitiert. "Das Einschmieren der Arme macht es schwerer für die Gegner, ihn zu halten und es hilft, weitere Verletzungen zu verhindern."
Im Duell mit Olympiakos lief alles glatt, Traore durfte mit seinen Teamkollegen nach einem 1:0-Erfolg den Einzug ins Viertelfinale feiern. Ob es für den Rechtsaußen im Anschluss an das Turnier, das ab sofort in NRW ausgetragen wird, bei den Wolves weitergeht, ist allerdings noch offen.
Immerhin haben etliche europäische Schwergewichte ihre Fühler nach Traore ausgestreckt. Grund genug, zu analysieren, warum ein Wechsel im Sommer Sinn ergeben würde.
Adama Traore: Der Werdegang
Traore wurde nahe Barcelona, in der katalanischen Großstadt L'Hospitalet de Llobregat, geboren und spielte bis zu seinem achten Lebensjahr im dortigen Klub CE L'Hospitalet, ehe er sich der berühmten Blaugrana-Schmiede La Masia anschloss.
Beim FC Barcelona durchlief er fortan sämtliche Jugendteams und sammelte darüber hinaus Einsätze in diversen spanischen U-Nationalmannschaften.
In der luxuriös besetzten Profi-Equipe sollte Traore jedoch kaum Fuß fassen, lediglich viermal lief er im von Stars gespickten Ersten auf, wobei ihm in der Copa del Rey ein Treffer gelang. Vornehmlich verdiente sich Traore dementsprechend seine ersten Sporen im Seniorenfußball bei Barcas Zweivertretung in der Segunda Division.
2015 zahlte Aston Villa rund zehn Millionen Euro Ablöse für Traores Dienste und sorgte mit der Bereitschaft, ebenjene Summe aufzubringen, für ein Novum. Noch nie zuvor hatte Barcelona derart hohe Ablöse für einen Spieler seiner zweiten Mannschaft kassiert.
Mittelfußbruch: Debüt-Saison in England missglückt
Seine Zeit bei den Villans verlief allerdings nicht sonderlich glücklich, Traore zog sich einen Mittelfußbruch zu, der ihn drei Monate außer Gefecht setzte. Insgesamt brachte er es auf zwölf Einsätze, nur einmal stand er in der Startelf.
Trotz der einigermaßen deprimierenden Debütsaison auf der Insel, zeigte der FC Middlesbrough Interesse an Traore und überwies immerhin noch stolze acht Millionen Euro nach Birmingham.
Bei Boro benötigte Traore eine Anlaufzeit von einer Saison, nachdem der Traditionsverein den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste, startete der Flügelflitzer aber im wahrsten Sinne des Wortes durch. 13 Torbeteiligungen standen am Ende der Spielzeit 2017/18 zu Buche. Eine Bilanz, die die Wolverhampton Wanderers auf den Plan rief - und Middlesbrough 20 Millionen Euro in die Kassen spülen sollte.
Es sollte sich auszahlen: Traore ist unter Trainer Nuno Espirito Santo mittlerweile auf der rechten Außenbahn gesetzt - und zahlt das Vertrauen seines Übungsleiters mit beeindruckenden Leistungen zurück.
Darum sollte Adama Traore wechseln
Die Wolves profitieren von Traore, Traore profitiert von den Wolves und insbesondere von Espirito Santo. Allerdings scheint er seinem Team, das in der vergangenen Saison durchaus ansprechend agierte, in gewisser Weise entwachsen zu sein.
Aufgrund seiner Auftritte, die vor Selbstbewusstsein, Tempo und sehenswerter Ballbehandlung strotzten, wurde Traore bei einer BBC -Umfrage während der Corona-Zwangspause zur Überraschung der Saison gewählt.
Sechs Pflichtspieltore sowie zwölf Assists sammelte das Kraftpaket, das sich zwischenzeitlich sogar über eine Nominierung für Spaniens A-Nationalmannschaft freuen durfte (eine Verletzung verhinderte sein Länderspiel-Debüt jedoch).
Traore-Berater: "Für ihn gibt es sicherlich einen Markt"
Traore ist nicht nur qualitativ in der Lage, den nächsten Schritt zu machen, sondern mit 24 Jahren in bestem Alter, in Bälde bei einem Spitzenklub anzuheuern.
"Adama spielt eine gute Saison und dürfte aufgrund seines Alters und seiner Anlagen ein sehr interessanter Spieler sein", sagte Traore-Berater Rodri Baster der spanischen Nachrichtenagentur EFE .
Der Agent ergänzte: "Für ihn gibt es sicherlich einen Markt." Den gibt es tatsächlich: Mit der Kombination aus starker Physis, hoher Dynamik und technischer Beschlagenheit, verbindet Traore beliebte Eigenschaften, die er bei einem großen Klub sicherlich gewinnbringend einsetzen könnte.
Adama Traore: Das sind die Gerüchte
In letzter Zeit häufen sich die Gerüchte um einen Wechsel Traores, dessen Vertrag bei Wolverhampton noch bis 2023 gültig ist. Interessiert sein soll nahezu die gesamte Hautevolee des europäischen Fußballs: Manchester City, Liverpool, Manchester United, Tottenham - auch Real Madrid wird mit ihm in Verbindung gebracht.
Die Trainer der englischen Elite sind voll des Lobes für ihn. Pep Guardiola bezeichnete Traore als "Motorrad", das für kaum einen Gegenspieler zu stoppen sei: "Niemand kann bei diesem Tempo mithalten."
Jürgen Klopp, Reds-Meistertrainer, sagte bezüglich Traore: "Er ist in manchen Situationen nicht zu bespielen, das ist unglaublich. Was für ein Spieler! Nicht nur er ragt bei Wolverhampton heraus, er ist wirklich richtig gut."
Doch was sagt der Spieler selbst über die Spekulationen. "Ich hege keinen Groll gegen Barcelona, habe viele gute Erinnerungen an meine Zeit dort", erklärte er im Gespräch mit Cadena Ser . "Aber sollte Real Madrid anklopfen, würde ich darüber genauso nachdenken wie über ein Angebot aus Barcelona."
Jürgen Klopp: Traore? "Was für ein Spieler!"
Die Wolves wären wohl bereit, Traore bei einer adäquaten Ablöse ziehen zu lassen. Jüngst wurden Beträge zwischen 60 und 70 Millionen Euro von der Sun ins Spiel gebracht. Trainer Espirito Santo, der einen Wechsel im Winter noch kategorisch ausgeschlossen hatte, sagte: "Wenn das Transferfenster öffnet, kann alles passieren. Darauf müssen wir als Trainer gefasst sein."
Seyi Olofinjana, Leihspieler-Manager bei Wolverhampton, bezog ebenfalls Stellung zu einem potenziellen Abschied des Leistungsträgers. "Wir können nicht ignorieren, dass er seine Sache sehr gut gemacht hat. Jeder darf die Wolves verlassen."
Olojinjana weiter: "Wenn andere Vereine Interesse an unseren Spielern zeigen, gibt es gewisse Verfahren und Richtlinien, die wir als Klub betrachten. Dann wird sich zeigen, ob der Schritt für uns Sinn macht oder nicht."
Zu welchem Klub passt Adama Traore?
Mit seiner unbändigen Sprintstärke und Ballsicherheit würde womöglich kaum ein Klub Traore ablehnen. Die Frage ist jedoch: Welches Team hat Bedarf, welcher Verein ist imstande, eine recht hohe Ablöse aufzubringen.
Guardiola kennt Traore noch aus Barcelona, allerdings verpflichtete sein finanzstarker Arbeitgeber vor wenigen Tagen erst Rechtsaußen Ferran Torres vom FC Valencia und dürfte die Flügelbaustelle vorerst geschlossen haben.
Für Klopp, der - wie bereits angeführt - in den höchsten Tönen von Traore schwärmte, wäre der Rechtsfuß eigentlich ideal, bringt er doch das perfekte Rüstzeug für eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Dortmund-Trainer mit.
Wechsel zu Liverpool? Ein Spieler ganz nach Klopps Geschmack
Schnelligkeit, Selbstvertrauen im Eins-gegen-Eins sowie ein gutes Umschaltspiel. Zudem ist er mit 24 Jahren noch formbar, längst nicht am Zenit seiner Entwicklung angelangt.
Danny Murphy, einst Spieler bei den Reds, würde Traore ad hoc einen Stammplatz bei Liverpool zutrauen. "Traore ist gut genug, um in der Champions League zu spielen", sagte Murphy im Interview mit The Sports Bar . "Als ich ihn zum ersten Mal bei Aston Villa sah, war er voller Tempo, aber kein fertiger Spieler, auch in Middlesbrough war er ein bisschen so."
Espirito Santo habe es jedoch bestmöglich verstanden, Traore zu entwickeln. "Ich denke, er ist mittlerweile so weit, um es bei Teams wie Liverpool oder City zu packen", glaubt Murphy. "Und das nicht nur als Bankspieler. Ich bin der Meinung, er kann es dort zum Stammspieler bringen."