Als Fußballer verzauberte Thomas Berthold Millionen Fans mit dem Gewinn des WM-Titels 1990, am Wochenende sorgte er als Redner bei einer Demonstration von Gegnern der Corona-Schutzmaßnahmen in Stuttgart für zweifelhafte Schlagzeilen. "Ich bereue gar nichts, auf keinen Fall, dafür war die Resonanz viel zu positiv und das Thema viel zu wichtig", sagte Berthold dem SID am Sonntag.

Mit der "positiven Resonanz" auf seine rund sechsminütige Rede, in der er die aktuellen Corona-Politik der Bundesregierung scharf kritisierte, ist das so eine Sache. Die Bild am Sonntag schrieb wenige Stunden später von einem "bizarren Auftritt", der Tagesspiegel von einer "kruden Vorstellung" des früheren Nationalspielers und langjährigen Bundesligaprofis.

Sein Vertrauen in die politische Führung sei, das beteuerte Berthold am Samstag, "unter null angekommen mittlerweile. Weil wir hier mit Spekulationen von ein, zwei Wissenschaftlern oder Vertretern des RKI besudelt werden und unser Leben eingeschränkt wird. Ich möchte, dass wir unser altes Leben zurückbekommen", rief Berthold den nach Polizeiangaben mehreren Hundert Zuhörern entgegen: "Jeder von euch kann selbst entscheiden, ob er eine Maske aufzieht oder die Maske zu Hause lässt." Dies stimmt allerdings nicht, denn es gibt von den Behörden klare Vorgaben in Bezug auf das Maskentragen!

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Berthold: Deutschland werde "quasi von einer Einheitspartei regiert"

Berthold - kurze Hose, Turnschuhe, weißes T-Shirt - schien sich in neuer Rolle für die Bewegung "Querdenken 711" zu gefallen. Mit ausgebreiteten Armen und dem Victory-Zeichen verabschiedete er sich von den johlenden Zuschauern und verließ die Bühne.

Er habe sich bewusst für den Schritt in die Öffentlichkeit entschieden, sagte Berthold dem SID nun: "Es redet doch sonst kaum einer mehr mit offenem Visier. Alle verstecken sich hinter Pseudonymen, kaum einer mehr hat Mumm."

Deutschland werde "zurzeit quasi von einer Einheitspartei regiert, die das Parlament außer Kraft gesetzt hat. Die anderen Parteien scheinen sich zu verstecken. Wir brauchen mehr Leute mit Format, die öffentlich ihre Meinung sagen".

Den Vorwurf, er mache sich mit Rechtspopulisten oder Verschwörungstheoretikern gemein, weist Berthold zurück. "Jeder ist gleich ein Rechtsradikaler, das finde ich inakzeptabel. Und davon distanziere ich mich völlig", sagte der Ex-Profi: "In einer Demokratie haben wir das Recht, selbstbestimmt zu leben. Jeder sollte selbst entscheiden, ob er eine Maske tragen möchte, um sich zu schützen oder nicht. Das ist meine Überzeugung."

Am Sonntag kündigte Berthold einen weiteren öffentlichen Auftritt für die am 29. August in Berlin geplante Demonstration an.