Wer setzt wegen Corona aus? Den Überblick über alle Spieler-Opt-Outs findet ihr hier.

C.J. Mosley (New York Jets, Linebacker)

Für die Jets ist die Aufgabe, Mosley ersetzen zu müssen, keine neue Herausforderung. Der 28-Jährige fiel bereits den Großteil der Vorsaison aus, damals bildeten James Burgess und Neville Hewitt das Inside-Linebacker-Duo des Teams. 2020 verfügt Defensive Coordinator Gregg Williams über mehr Optionen: Avery Williamson, einer der besten Run-Defender der Liga, kehrt von einem Kreuzbandriss zurück, auch Blake Cashman ist wieder fit und damit eine Starter-Option. Zudem verpflichteten die Jets in der Offseason Patrick Onwuasor, der 2018 noch eine überzeugende Saison als Starter für die Ravens gespielt hatte, ehe er im Vorjahr etwas abbaute.

Einen Spieler von Mosleys Qualität Eins-zu-eins zu ersetzen dürfte schwierig werden. Sofern Williamson zu seiner alten Form zurückfindet und einer der jungen Linebacker den nächsten Schritt machen kann, muss das Team auf der Position aber nicht zwingend schwach besetzt sein.

Dont'a Hightower (New England Patriots, Linebacker)

Die Linebacker-Gruppe der Patriots sieht nach dem Wegfall von Hightower schon deutlich dünner aus. Ja'Whaun Bentley zeigte in der Vorsaison vielversprechende Leistungen und dürfte deutlich mehr Snaps in New Englands Defense erhalten - allerdings war der 23-Jährige eigentlich für die Rolle neben Hightower vorgesehen, nicht als Ersatz für diesen.

Die besten Karten auf den Job des zweiten Starting Linebackers in New Englands Defense dürfte nun Brandon Copeland haben. Der 29-Jährige lief in den vergangenen beiden Saisons für die Jets auf, spielte 2019 aber eine eher durchwachsene Spielzeit. Youngsters wie Cassh Maluia und Terez Hill sind derweil noch völlig unbeschriebene Blätter. Josh Uche, den die Patriots im Draft in der zweiten Runde auswählten, könnte Snaps als Inside Linebacker bekommen, dürfte dort aber nur eine limitierte und blitzlastige Rolle einnehmen, ein direkter Hightower-Ersatz ist er nicht.

Nate Solder (New York Giants, Left Tackle)

Solders Opt-Out hat vermutlich direkte Auswirkungen auf die Entwicklung von Andrew Thomas, New Yorks Erstrundenpick an vierter Stelle des Drafts. Thomas war als New Yorks Left Tackle der Zukunft gedraftet worden, sollte in seiner ersten Saison aber vermutlich noch Right Tackle spielen, um dann später von Solder zu übernehmen. Nun dürfte der Hüne aus Georgia direkt auf der linken Seite der O-Line starten. Dass Thomas das Talent dazu hat, ist unbestritten, Rookie-Tackles können in der NFL allerdings oft Zeit benötigen, mehr noch als Spieler auf anderen Positionen.

Das größere Fragezeichen für Daniel Jones und die Giants ist nun aber vielmehr die Position des Right Tackles. Mit Matt Peart wählte die Franchise im Draft einen weiteren Offensive Tackle innerhalb der ersten drei Runden aus. Der 23-Jährige spielte am College ausschließlich Right Tackle, mit zwei Rookies als Tackles in die Saison zu gehen, wäre aber ein enormes Risiko - erst Recht mit Jones, der in seiner ersten Saison regelmäßig jegliches Gefühl für den gegnerischen Pass-Rush vermissen ließ, als Quarterback. Die wahrscheinlichere Option heißt daher Cameron Fleming. Der 27-Jährige erhielt in der Offseason einen Einjahresvertrag über immerhin 3,5 Millionen Dollar und deutete in New England und Dallas bereits Starterpotenzial an. Bislang spielte Fleming allerdings noch nie mehr als 500 Snaps in einer Saison ...

Marcus Cannon (New England Patriots, Right Tackle)

"Next Man up" gilt als das Motto der Patriots, denen es seit vielen Jahren immer wieder gelingt, die Abgänge von Leistungsträgern durch die Beförderung eines Backups aufzufangen. Nach Cannons Opt-Out dürfte dieses Credo 2020 aber besonders stark auf die Probe gestellt werden - zumal der hochgelobte O-Line-Coach Dante Scarnecchia seine Karriere mit Ablauf der vergangenen Spielzeit für beendet erklärt hat.

Die erste Option für die Rolle des neuen Starting Right Tackles ist wohl Korey Cunningham. Der 25-Jährige wurde 2018 von den Cardinals in der siebten Runde des Drafts ausgewählt, nach seiner Rookie-Saison aber bereits wieder für einen Sechstrundenpick nach New England verschifft. Für die Patriots spielte Cunningham im Vorjahr bereits ein paar Dutzend Snaps, wirkliche Pluspunkte sammelte er dabei allerdings vermutlich noch nicht. Ebenfalls ein Kandidat: Yodny Cajuste. Der Offensive Tackle war 2019 bereits in der dritten Runde von den Patriots ausgewählt worden, verpasste jedoch seine gesamte Rookie-Saison aufgrund einer Quadrizeps-Verletzung.

Ja'Wuan James (Denver Broncos, Right Tackle)

Auch für die Broncos ist James' Ausfall - ähnlich wie bei Mosley und den Jets - keine wirklich neue Situation. Nach der Unterschrift seines Vierjahresvertrags über 51 Millionen Dollar absolvierte der 28-Jährige in seiner Debütsaison in Colorado gerade mal drei Spiele, den Rest der Saison fiel James aufgrund einer Knieverletzung aus. Damals sprang Elijah Wilkinson in die Bresche und ersetzte James als Starter auf der rechten Seite der Broncos-Line.

Das Team wäre allerdings gut beraten, im kommenden Monat eine bessere Option zu finden, sofern Wilkinson kein eindeutiger Schritt nach vorne gelingt. Im Vorjahr ließ der 25-Jährige ganze zehn Sacks zu (Platz vier in der Liga) und war für weitere neun Strafen verantwortlich. Alternativen sind in der Mile High City allerdings rar gesät, der Spot dürfte letztlich durch die Leistungen im Training Camp entschieden werden. Calvin Anderson und Quinn Bailey, beide Undrafted Rookies 2019, könnten ebenfalls Chancen auf den Starterposten haben. Mit Demar Dotson wäre ein erfahrener und solider Right Tackle noch auf dem Markt.

Michael Pierce (Minnesota Vikings, Defensive Tackle)

Pierces Opt-Out trifft die Vikings hart, der ehemalige Raven war schließlich als direkter Nachfolger von Minnesotas langjährigem Nose Tackle Linval Joseph vorgesehen. Ohne Pierce klafft nun plötzlich ein Loch in Minnesotas D-Line, das wurde in den vergangenen Tagen nochmals überdeutlich: Vikings-GM Rick Spielman versuchte da P.J. Hall von den Raiders per Trade zu verpflichten. Der fiel allerdings durch den Medizincheck, die Baustelle bleibt somit bestehen.

Erste Option für die Rolle des Nose Tackles in Minnesotas Defense wäre Stand heute wohl Jaleel Johnson. Der ehemalige Viertrundenpick spielte im Vorjahr bereits über 400 Snaps und kam sogar auf vier Sacks, konnte in der Run-Defense allerdings keinerlei Eigenwerbung betreiben. Gut für die Vikings: Noch gibt es mehrere fähige Defensive Tackles auf dem freien Markt. Damon Harrison oder Marcell Dareus könnten noch ein Thema in Minneapolis werden.

Eddie Goldman (Chicago Bears, Defensive Tackle)

Ähnliches gilt auch für die Bears, die nach dem Opt-Out von Goldman ebenfalls ohne ihren etatmäßigen Nose Tackle dastehen. Über die vergangenen beiden Saisons hatte sich der 26-Jährige zu einem der besseren Spieler auf seiner Position und einem echten Leistungstäger in der D-Line der Bears gemausert.

Ein Vorteil für Chicago: Mit John Jenkins steht ein potenzieller Ersatz für Goldman bereits im Kader. Der 31-Jährige spielte im Vorjahr fast 500 Snaps für die Dolphins und wusste dabei durchaus zu überzeugen. Etwas mehr Tiefe würde den Bears auf der Position dennoch gut tun. Schafft es Undrafted Rookie Lee Autry in den Kader, könnte er als Jenkins' direkter Backup fungieren.

Laurent Duvernay-Tardif (Kansas City Chiefs, Guard)

Duvernay-Tardif war der erste aller Spieler, der von seinem Opt-Out-Recht Gebrauch machte. Der studierte Arzt will sich in Kanada auf die medizinische Versorgung während der Pandemie konzentrieren. Für die Chiefs bedeutet das, dass sie ihren Starting Right Guard, einen der besseren Pass-Blocking-Guards der Liga, ersetzen müssen. Die gute Nachricht für Kansas City allerdings: Das Team verfügt durchaus über mehrere Optionen, um diese Baustelle anzugehen - selbst nach dem Opt-Out von Drittrundenpick Lucas Niang.

Andrew Wylie, der im Vorjahr bereits über 700 Snaps für den Champion spielen durfte, wird wohl einen der Guard-Spots übernehmen, nach dem Abgang von Stefen Wisniewski müssen die Chiefs allerdings gleich beide Positionen neu besetzen. Kelechi Osemele ist eine prominente Option, seine letzte wirklich starke Saison liegt mittlerweile allerdings drei Jahre zurück. Findet Osemele nicht zu seiner ehemaligen Form zurück, dürfte Nick Allegretti, Siebtrundenpick 2019, gute Karten haben. Auch Ryan Hunter (14 Snaps im Vorjahr) und Mike Remmers, der eigentlich als Tackle-Backup eingeplant ist, wären Alternativen.

Damien Williams (Kansas City Chiefs, Running Back)

Williams verzeichnete für die Chiefs im Vorjahr rund 1000 Scrimmage Yards und erzielte 13 Touchdowns, für viele Beobachter wäre er - nicht Patrick Mahomes - der verdiente Super Bowl MVP gewesen. Und dennoch fällt die Beantwortung der Frage, wie sein Team ihn ersetzen will, bei keinem Spieler in dieser Liste leichter als bei Williams. Der Grund ist klar: Clyde Edwards-Helaire.

Kansas City wählte den LSU-Back mit seinem Erstrundenpick im Draft aus, ohne jede Frage verfügt der 21-Jährige über die Receiving Skills, um sofort ein Three-Down-Back in der NFL sein zu können. Hätte CEH diese Rolle auch mit Williams an Bord sofort eingenommen? Das ist diskutabel. Ohne diesen als Konkurrenz im Backfield dürfte Edwards-Helaire allerdings von Tag eins als Lead Back übernehmen - und könnte Kansas Citys Offense noch besser machen.

Devin Funchess (Green Bay Packers, Wide Receiver)

Funchess war die vielleicht größte Neuverpflichtung der Packers und hätte - zumindest theoretisch - der klare Nummer-zwei-Receiver hinter Davante Adams, den Green Bay in der Vorsaison so oft schmerzlich vermisst hatte, werden können. Andererseits verzeichnete Funchess im Vorjahr gerade mal drei Catches für 32 Yards, seine bislang einzige Saison mit mehr als 550 Receiving Yards liegt mittlerweile drei Jahre zurück. Inwieweit der 26-Jährige diese Rolle tatsächlich hätte einnehmen können, ist also fraglich.

Fest steht: Ohne Funchess wird ein anderer Receiver sich als Nummer zwei in Green Bays Offense etablieren und Aaron Rodgers' Vertrauen erlangen müssen. Mit Allen Lazard, Marquez Valdes-Scantling, Equanimeous St. Brown und Jake Kumerow verfügt das Team über vier junge und talentierte Receiver, die Frage ist, ob zumindest einer aus dem Quartett 2020 den Schritt zu einem konstanten Starter machen kann. Die besten Chancen darauf hat wohl Lazard: In den letzten zwölf Spielen der Vorsaison verzeichnete der 24-Jährige neunmal mindestens drei Catches und kam insgesamt auf mehr als 500 Receiving Yards.