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"Wenn du Dame hast, dann hast du eine Chance. So einfach ist es." Mehr Worte waren aus Sicht von Jusuf Nurkic nicht nötig, um die Frage nach der Rolle der Trail Blazers im engen Playoff-Rennen im Westen zu beantworten. Schließlich sei Damian Lillard einer der besten Point Guards der Association, immer dafür gut, einen Gegner im Alleingang zu versenken. So wie er es in der Vergangenheit schon so oft getan hatte.
Und dennoch beherrschten im Vorfeld des Restarts die New Orleans Pelicans mit Top-Rookie Zion Williamson die Schlagzeilen, wenn es darum ging, wer in den letzten acht Seeding Games und dem eventuellen Play-In-Turnier die Memphis Grizzlies von Rang acht verdrängen könnte.
Die Blazers spielten in vielen Diskussionen nur eine Nebenrolle. Dies ist allerdings relativ leicht zu erklären, einerseits mit dem Phänomen Zion, dank dem das Scheinwerferlicht der landesweiten US-Presse auf den Pelicans liegt. Andererseits führten viele Beobachter die jeweiligen Restprogramme der Playoff-Bewerber an.
Während NOLA sich über den leichtesten Bubble-Spielplan aller 22 Teams freuen darf, wartet auf Portland ein Kracher nach dem anderen (fünftschwerstes Restprogramm). Und doch ist der Optimismus in Oregon groß, dass die Blazers den Sprung zumindest ins Play-In-Turnier schaffen. Und das liegt nicht allein an Lillard.
Portland Trail Blazers: Die frühen Gewinner des NBA-Restarts
Nach nun drei Tagen mit "richtigem" Bubble-Basketball können sich die Trail Blazers als ersten großen Gewinner bezeichnen. Zunächst kassierten die Pelicans eine Pleite gegen die Jazz, kaum 24 Stunden später holte sich Portland einen knappen 140:135-Erfolg in Overtime im ersten und vielleicht nicht einzigen direkten Duell mit den Grizzlies. Dann verloren die Pelicans in der Nacht auf Sonntag schon zum zweiten Mal.
Auf einmal liegen die Blazers (30-37) nur noch 2,5 Spiele hinter Memphis (32-34), New Orleans (28-38, 4 Spiele hinter Memphis) ist dagegen auf Platz zwölf zurückgefallen. Portlands Chancen auf ein Play-In-Turnier, für das sich Lillard und Co. qualifizieren, wenn der Abstand zu den Grizzlies auf Platz acht vier Spiele oder weniger beträgt, sind damit gestiegen.
Dame D.O.L.L.A. hatte dabei mit 29 Punkten (10/22 FG, 2/9 Dreier), 9 Assists sowie 5 Rebounds seinen Anteil, doch die Blazers sind viel mehr als nur Lillard. Zum Topscorer des Teams avancierte etwa nicht der Point Guard, sondern dessen kongenialer Backcourt-Partner C.J. McCollum.
Der legte 33 Punkte (14/21 FG, 3/6 Dreier) und 6 Assists auf und brachte sein Team vor allem in der Overtime mit zwei Triples auf die Siegerstraße. Einen weiteren Triple in den ersten Minuten der Verlängerung netzte Gary Trent Jr. (17 Punkte von der Bank) auf dem Weg zu einem 11:0-Lauf. Zuvor war bereits Carmelo Anthony mit 21 Zählern und zwei wichtigen Dreiern gegen Ende der regulären Spielzeit zur Stelle - und dann war da noch Nurkic.
NBA Western Conference: Das Rennen um Platz 8
Rang Team Bilanz 8 Memphis Grizzlies 32-34 9 Portland Trail Blazers 30-37 10 San Antonio Spurs 28-36 11 Sacramento Kings 28-37 12 New Orleans Pelicans 28-38 13 Phoenix Suns 27-39
Trail Blazers: Jusuf Nurkic feiert starkes Comeback
Der 25-Jährige stand erstmals seit dem 25. März 2019 wieder in einem Regular-Season-Spiel auf dem Parkett, nachdem eine schlimme Verletzung mit mehreren Brüchen im linken Bein ihn zu einer langen Auszeit gezwungen hatte. Zuvor hatte sich Nurkic in der Riege der Elite-Center der NBA etabliert, scheinbar hat er nichts davon verloren.
Der Big Man füllte gegen die Grizzlies den Statistikbogen mit 18 Zählern, 9 Rebounds, 5 Assists, 6 Blocks und 2 Steals (aber auch 6 Fouls) - nicht weit weg von einem 5x5-Spiel, also in fünf Statistik-Kategorien mindestens fünf Treffer zu landen, was ihm als nur einem von elf Spielern in der NBA-Historie im Januar 2019 schon einmal gelang.
Nurkic bringt den Blazers nicht nur Länge und Ringschutz in der Defensive, sondern ist auch eine hervorragende Waffe im Pick'n'Roll mit Lillard, hat einen guten Touch in Ringnähe und ist ein hervorragender Passer für seine Größe. Alles Eigenschaften, die Portland im Laufe der bisherigen Saison schmerzlich vermisste.
"Er hatte einen enormen Einfluss auf das Spiel", sagte Head Coach Terry Stotts nach der Partie. "Defensiv hat er einige wichtige Plays gemacht ... er hat einfach eine Partie gespielt, die man von Nurk erwarten würde, an beiden Ende des Courts."
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Jusuf Nurkic bei den Blazers: Kämpfer mit schwerem Herzen
Für den Bosnier selbst war es allerdings nicht nur wegen der langen Ausfallzeit oder dem eigenen starken Auftritt ein emotionaler Abend. "Die vergangenen paar Tage waren die härtesten meines Lebens", sagte Nurkic im Anschluss an den Sieg. "Meine Großmutter hat das Coronavirus und liegt im Koma."
Hana, 67 Jahre alt, wurde vor kurzem in der bosnischen Heimat in ein Krankenhaus eingeliefert. "Ich bete, dass sie überlebt", sagte Nurkic, der den Moment der Aufmerksamkeit nutzte, um eindringlich auf die Gefahren durch COVID-19 hinzuweisen. "Die Leute realisieren nicht, dass dieser Scheiß da draußen real ist. Wir (NBA-Spieler, Anm. d. Red.) sind in der glücklichen Lage, hier in einer sicheren Umgebung zu sein, wir werden jeden Tag getestet. Aber bitte passt auf euch auf, tragt eine verdammte Maske, wenn ihr eine tragen müsst."
Seine innere Gefühlslage ließ sich Nurkic in der Nacht von Freitag auf Samstag auf dem Parkett nicht anmerken, das brachte ihm auch den Respekt der Teamkollegen ein. "Sein Herz ist woanders, aber sein Körper ist hier. Wir versuchen ihn aufzumuntern", erklärte McCollum. "Das ist eine harte Situation für ihn, so weit weg von seiner Familie zu sein und hier zu spielen. Ihm gebührt große Anerkennung, dass er hier raus geht und mit einem schweren Herzen kämpft."
Blazers mit hartem Restprogramm: Jeden Tag Playoffs
Nurkic selbst spielte dies herunter. "Ich bin einfach froh, dass wir dieses verdammte Spiel gewonnen haben", so der Center. "Ich habe mich 16 Monate lang auf diesen Moment vorbereitet. Ich bin dankbar, dass wir gewonnen haben und habe einfach alles gegeben. Was wir heute geleistet haben, zeigt, dass wir besser sein können."
Besser als der neunte Platz im Westen, der in der bisherigen Saison herausgesprungen ist, und mit dem Portland den eigenen Erwartungen hinterherlief. Dabei mussten die Blazers großes Verletzungspech verkraften, neben Nurkic fiel in Zach Collins ein weiterer Starter nach einer Schulterverletzung für fast die komplette Saison aus. Auch er ist in Disney World wieder mit dabei, gegen Memphis steuerte er 7 Punkte, 9 Rebounds und 3 Assists zum Sieg bei (+11, ebenfalls 6 Fouls).
Hätte Portland dieses im Playoff-Rennen ungemein wichtige Spiel verloren, wäre der Abstand auf die Grizzlies auf 4,5 Spiele angewachsen. So aber haben sie einen wichtigen ersten Schritt im Kampf um Platz acht gemacht, auch wenn der Druck erst einmal nicht weniger wird.
Nach dem Duell mit den Boston Celtics am Sonntagabend wartet die geballte West-Power in den Rockets, Nuggets und Clippers. Anschließend geht es noch gegen die Sixers, Mavericks und zum Abschluss die Nets. In Anbetracht der Schwere des Spielplans kommen auf die Blazers in gewisser Weise mindestens sieben Playoff-Partien zu, bevor die Postseason losgeht.
Dessen ist man sich in Portland bewusst. "Jeder wusste, wie wichtig dieses Spiel war", sagte Coach Stotts. "Das ist Playoff-Basketball von uns. Wir haben diesen Druck und können uns nicht davor drücken." Immerhin haben die Blazers aber Lillard in ihren Reihen - und (endlich wieder) noch einiges mehr.