Wenn sich Lionel Messi den Ball zum Freistoß zurecht legt, ist das für sein Team manchmal fast so gut wie ein Elfmeter. In den vergangenen fünf Jahren war der 33-Jährige der wohl beste Schütze der Welt, jener Freistoß beim 3:0 gegen den FC Liverpool im Halbfinalhinspiel der Champions League 2018/19 ist nur das berühmteste Beispiel für zahlreiche Kunstwerke Messis mit dem ruhenden Ball.

Umso schwerer fällt es, zu glauben, dass sich Messi in der Jugend des FC Barcelona hinten anstellen musste, wenn es um das Treten der Freistöße ging. Der Argentinier war nicht einmal zweiter Schütze, sondern in der Hierarchie sogar nur die Nummer drei. Das verriet Roger Giribet, seinerzeit Messis Teamkollege in La Masia, SPOX und Goal bereits vor ein paar Jahren.

Freistöße in der Barca-Jugend: "Messi durfte fast nie"

"Victor Vazquez - er war wundervoll - und als Linksfuß Juanjo Clausi traten die Freistöße. Messi durfte fast nie", sagte Giribet. Clausi hielt sich unter den beiden offenbar für die Nummer eins, sagte er doch einmal mit einem Augenzwinkern: "Ich war der Schütze. Aber ich musste ihn (Messi, d. Red.) auch ab und zu mal ran lassen."

Doch was wurde aus Vazquez und Clausi? Aus den beiden, die statt Messi im berühmten 87er-Jahrgang der Barca-Jugend nicht nur für die Freistöße, sondern auch für die Eckbälle verantwortlich waren?

Vazquez, Messis bester Kumpel im damaligen Team, das als unschlagbar galt und dem unter anderem auch Gerard Pique oder Cesc Fabregas angehörten, hielt so mancher seinerzeit sogar für besser als den heute sechsmaligen Weltfußballer. Oder sie sahen ihn zumindest auf einem Level mit Messi: "Leo und Victor waren bei weitem die besten Spieler in unserer Mannschaft", wird der spätere Welt- und Europameister Fabregas bei Givemesport zitiert. Und Julio de Dios, der dem Team ebenfalls angehörte und heute in der dritten spanischen Liga spielt, sagte zu FourFourTwo: "Vazquez war wahrscheinlich der beste Techniker bei uns."

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Victor Vazquez spielt dreimal für Barca

Als die "Class of 87" in den Jahren 2003 und 2004 allmählich auseinander brach, weil es Fabregas zum FC Arsenal zog, Pique zu Manchester United und Messi nach und nach an die Profis herangeführt wurde, musste Vazquez aber hinten anstehen. "Ich blieb dennoch und hoffte, eines Tages wieder mit dem Unterschiedmacher, mit Leo, in der ersten Mannschaft zu spielen. Für mich dauerte es ein bisschen länger, aber ich bin stolz, es geschafft zu haben", sagt der frühere spanische Junioren-Nationalspieler.

Allerdings blieb Vazquez der Weltruhm seines Kumpels bekanntlich verwehrt. Lediglich drei Pflichtspiele sollte er für die erste Mannschaft Barcelonas absolvieren: Einmal in LaLiga, im April 2008 gegen Huelva. Und zweimal in der Champions League, wo ihm 2010 gegen Rubin Kasan auch sein einziges Tor gelang.

Ansonsten kickte er einige Jahre für Barca B, ging mit 24 dann zum belgischen Topklub FC Brügge, für den er immerhin 173 Pflichtspiele absolvierte. Es folgten Stationen bei Cruz Azul in Mexiko, beim FC Toronto in der MLS sowie bei Al Arabi und Umm Salal in Katar. Seit Anfang 2020 ist der mittlerweile 33-Jährige nun vereinslos - aber auch überglücklich, sich seinen Traum zumindest ein paar Mal erfüllt zu haben: "Ich habe in der ersten Mannschaft gespielt und ein Tor erzielt, gemeinsam mit einem meiner besten Freunde, Lionel Messi. Ich werde den Namen Barcas überall hin mitnehmen."

Juanjo Clausi: Nur einmal Copa del Rey

Und Clausi, der andere Freistoßexperte, hinter dem sich Messi anstellen musste? Er machte nie ein Spiel für die erste Mannschaft der Blaugrana, lief auch nie für Barca B auf. Im Sommer 2006, nach der U19, verließ er die Katalanen und spielte seither für zwölf verschiedene kleine Klubs in Spanien. Das Höchste der Gefühle für Clausi, der aktuell bei Paterna CF kickt, war mal ein Einsatz in der Copa del Rey: Mit CD Castellon, heutiger Drittligist, traf er 2015/16 in der 2. Runde des spanischen Pokals auf Racing Ferrol, man verlor mit 0:1.

Und wenngleich Vazquez und Clausi nicht einmal im Ansatz so viel erreicht haben wie Messi, können sie doch sogar noch ihren Enkelkindern erzählen, dass sie einmal Freistoßschütze Nummer eins und zwei vor einem der besten Fußballer aller Zeiten waren.