Die Kansas City Chiefs standen vor der großen Aufgabe, ihre ohnehin schon kaum zu stoppende Offense noch weiter zu verbessern. Im Draft zogen sie dann in Runde 1 mit dem 32. Pick Running Back Clyde Edwards-Helaire von LSU und könnten damit ihr Ziel erreicht haben. Der Rookie könnte die ideale Ergänzung zum Gesamtkonstrukt sein.
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Auch wenn Edwards-Helaire wie all seine Rookie-Kollegen auch bislang noch keine Sekunden mit seinen neuen Kollegen auf dem Platz stand, sind die Erwartungen an den Neuen im Backfield des Super-Bowl-Champions sehr hoch.
"Die Coaches schwärmen von diesem Burschen - sehr professionell, er liebt das Spiel, liebt es zu arbeiten und sich mit anderen zu messen", sagte General Manager Brett Veach kürzlich über den Running Back. Dabei sei den Verantwortlichen auch nicht entgangen, wie engagiert und wissbegierig Edwards-Helaire die virtuellen Meetings über den Sommer hinweg aufgenommen habe: "Er versteht das Spiel sehr schnell. Er hat einen sehr hohen Football-IQ", weshalb sich Veach sicher ist: "Er wird hier reinkommen und diese Offense sehr schnell verinnerlichen. Wir denken, dass er direkt ein Faktor in dieser Offense sein kann.
Selbiger wird Edwards-Helaire spätestens seit dem Saisonverzicht von Damien Williams aber ohnehin sein müssen, denn der talentierteste Running Back seines Teams dürfte er nun definitiv schon sein. Und glaubt man Veach, war es ohnehin der Plan, dass Edwards-Helaire auf lange Sicht der Starter sein werde.
Kansas City Chiefs "haben eine großartige Entscheidung getroffen"
Für den Spieler selbst mehr als verständlich. Kurz nach dem Draft ließ er wissen: "Die Chiefs haben eine großartige Entscheidung getroffen und ihr ganzer Game Plan passt perfekt zu mir." Gemeint war damit in erster Linie die Art und Weise, wie die Chiefs in ihrer Offense mit Running Backs umgehen. "Sie legen großen Wert darauf, in der Lage zu sein, Running Backs in Space zu bewegen", erklärte Edwards-Helaire und ergänzte: "Ich denke, dass ich dabei im College besonders aufgeblüht bin."
Überhaupt scheint die Kombination Chiefs und Edwards-Helaire so etwas wie Liebe auf den ersten Blick gewesen zu sein. Bereits während der NFL Scouting Combine im Februar in Indianapolis hatten Head Coach Andy Reid und Offensive Coordinator Eric Bieniemy mit dem Prospect ein sehr produktives Gespräch, aus dem der Running Back einiges mitnahm. "Ich war während der Combine in der Lage, zu sehen und zu verstehen, was sie mit ihrer Offense machen. Coach Reid und Coach E.B. haben mir buchstäblich alles erklärt. Die Offense zu verinnerlichen und alles zu lernen ist im Prinzip genauso wie sie es mir beschrieben haben", erinnerte sich Edwards-Helaire in einer Videokonferenz mit Reportern in der Offseason.
Doch was macht Edwards-Helaire eigentlich zu so einem idealen Spieler für die Chiefs? In erster Linie seine Geschwindigkeit, Beschleunigung, Wendigkeit und die sehr guten Hände. Edwards-Helaire ist ein gefürchteter Receiver aus dem Backfield, also genau das, was die Chiefs für Patrick Mahomes brauchen. Dabei sollte man sich von seiner geringen Körpergröße von nur 1,70 Metern nicht täuschen lassen, denn mit seinem niedrigen Körperschwerpunkt bringt er durchaus auch Power (93 Kilogramm) mit und ist in der Lage, Tackles zu durchbrechen. Lediglich in Sachen Blocking und Pass Protection muss er sich noch verbessern, was jedoch ohne Training bislang eher schwierig war.
Was seine konkrete Rolle im Chiefs-System betrifft, gab Andy Reid bereits einen recht klaren Hinweis: Er ging soweit, dass er Edwards-Helaire attestierte, das Potenzial zu haben, besser als Brian Westbrook zu werden. Westbrook war Reids Top-Running-Back in Philadelphia. Schon damals ging sehr vieles in der Offense über ihn, Reid legte auch sehr viel Wert darauf, ihn über Screens, Drop-Offs und Angle-Routes ins Spiel zu bringen. Alles Elemente, die Edwards-Helaire schon auf dem College beherrschte. Westbrook, der in acht Jahren unter Reid unter anderem auf 66 Touchdowns kam, wurde letztlich vielleicht sogar übermäßig viel eingesetzt, Verletzungen beendeten seine Karriere dann recht früh nach neun Jahren - seine gute Produktion allerdings fand bereits drei Jahre vorher ein jähes Ende.
Clyde Edwards-Helaire nicht der Fixpunkt der Chiefs-Offense
Allerdings ist dies bei Edwards-Helaire wohl kein allzu großes Risiko, denn anders als damals in Philly wird der Running Back nicht der essenzielle Fixpunkt der Offense sein, dazu gibt es zu viele hochklassige andere Targets für Superstar Mahomes. Edwards-Helaire wird somit zwar sicherlich als 3-Down-Back agieren und die meisten Touches aller Running Backs sehen, aber hauptsächlich als weitere Matchup-Waffe eingesetzt werden. Sollte der Gegner etwa Tyreek Hill oder Travis Kelce doppeln oder generell eher langsame Linebacker haben, dann kommt Edwards-Helaire in den Fokus, ansonsten dürfte er zunächst Anspielstation Nummer 3 oder 4 sein hinter Kelce, Hill und Sammy Watkins.
Ebenfalls aufgefallen ist Edwards-Helaire seinen neuen Mitspielern auch durch seine generelle Persönlichkeit auf dem Platz. "Das erste, was mir bei Clyde aufgefallen ist, ist, dass wenn die Spiele wichtiger wurden, sein Spiel scheinbar auch besser wurde", sagte Mahomes: "Ich liebe Jungs, die mit den Ansprüchen wachsen und dann, wenn sie auf der größten Bühne stehen, ihren besten Football spielen."
Anerkennung, die er zuletzt auch auf dem College genoss. Er wurde zum Team-MVP bei LSU gewählt und war in seinem Junior-Jahr sogar Team-Captain. Insgesamt führte er die SEC mit 16 Touchdowns an und wurde ins All-SEC-First-Team gewählt - in seinem ersten Jahr überhaupt als Starter der Tigers, mit denen er die nationale Meisterschaft gegen Clemson gewann.
© imago images/Kyle Ross
Clyde Edwards-Helaire: Leistungsdaten bei LSU
Saison Spiele Carries Yards Touchdowns Receptions Yards Touchdowns 2017 10 9 31 0 3 12 0 2018 13 146 658 7 11 157 0 2019 15 215 1414 16 55 270 1
Edwards-Helaire brauchte etwas, ehe er sich auf dem College wirklich freigeschwommen hatte. Zunächst einmal musste er verstehen, was seine beste Eigenschaft war - seine Wendigkeit gepaart mit seiner Größe: "Seit ich erkannt hatte, dass dies ein Geschenk war, versuchte ich, darauf aufzubauen und es zu verbessern", sagte Edwards-Helaire. "Ich wollte einfach daran arbeiten. Ich basiere mein Spiel darauf, flinker und schneller zu sein als die anderen. Und so bin ich auch bei den Kansas City Chiefs gelandet." Und damit in einer Offense, die essenziell auch flinker und schneller ist als alle anderen.
Eine ideale Kombination eben.