Was wurde City vorgeworfen und warum wurde die Sperre aufgehoben?

Der europäische Fußballverband UEFA hatte Manchester City am 14. Februar für zwei Jahre von seinen Wettbewerben ausgeschlossen und mit einer Geldstrafe in Höhe von 30 Millionen Euro belegt . Grund dafür seien "schwerwiegende Verstöße" gegen das Financial Fairplay (FFP). City habe im Zeitraum zwischen 2012 und 2016 Sponsoreneinnahmen der Investoren aus Abu Dhabi in der Bilanz überbewertet und außerdem während der Untersuchungen nicht ausreichend kooperiert.

Die Untersuchungen hatten im Dezember 2018 in Folge der Veröffentlichungen des Spiegel von geleakten E-Mails und Dokumenten begonnen. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass von den rund 80 Millionen Euro, die City jährlich vom Hauptsponsor Etihad erhält, tatsächlich nur rund zehn Prozent von der Fluggesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi stammen. Der Rest komme direkt von City-Eigentümer Scheich Mansour beziehungsweise seiner Abu Dhabi United Group. Die Beweislast war eigentlich erdrückend.

Der Klub legte beim CAS jedoch Berufung gegen das Urteil ein und bekam am 13. Juli in den meisten Punkten recht. Die Europapokal-Sperre wurde aufgehoben, die Geldstrafe von 30 auf zehn Millionen Euro gesenkt. Der Vorwurf, City habe unrechtmäßige Sponsoreneinnahmen erhalten, sei laut des CAS wahlweise "nicht festgestellt oder verjährt". Die genaue Urteilsbegründung wolle der CAS "in ein paar Tagen" veröffentlichen. Recht bekam die UEFA lediglich beim Vorwurf, dass City nicht ausreichend mit dem Finanzkontrollgremium des Verbandes kooperiert und damit gegen Artikel 56 des FFP verstoßen habe.

Was bedeutet das Urteil für Manchester City?

Für City geht nun alles weiter wie bisher: Der Klub spielt wie in den vergangenen neun Jahren auch in der kommenden Saison in der Champions League mit. Drei Spieltage vor Saisonende ist City in der Premier League Platz zwei nicht mehr zu nehmen, die Champions-League-Qualifikation somit gewiss.

Dadurch wird der Kader mit seinen nach europäischen Wettbewerben gierenden Spielern in der jetzigen Form in weiten Teilen bestehen bleiben und darüber hinaus wohl weiter verstärkt werden. Wäre die Sperre bestätigt worden, hätten etliche Schlüsselspieler mit einem Abschied kokettiert. "Zwei Jahre wären sehr lang, bei einem hätte ich mal geschaut", sagte etwa Kevin De Bruyne vor einigen Wochen.

Aller Voraussicht nach wird City in den kommenden Wochen auf dem Transfermarkt aktiv werden. Mit Thiago und David Alaba gelten unter anderem zwei Spieler des FC Bayern München als potenzielle Verstärkungen. Auch Pierre-Emile Höjbjerg vom FC Southampton wird gehandelt . Bisher hatte sich der Klub in diesem Sommer ob der Ungewissheit auf dem Transfermarkt zurückgehalten. Verpflichtet wurde nur der 18-jährige brasilianische Rechtsverteidiger Yan Couto für sechs Millionen Euro vom FC Coritiba.

Was bedeutet das Urteil für die UEFA und ihr FFP?

Für die UEFA und ihr FFP, das die Klubs zu seriöser Betriebswirtschaft anhalten soll und als Lizenzierung für die Teilnahme an den europäischen Klubwettbewerben herangezogen wird, ist das CAS-Urteil ein weiterer schwerer Rückschlag. In einem offiziellen Statement nahm die UEFA das Urteil "zur Kenntnis", bekannte sich "zu den Prinzipien des Financial Fairplay" und betonte, "keine weiteren Kommentare zu dieser Thematik" abzugeben.

Bereits Ende Dezember vergangenen Jahres hatte der CAS eine Transfersperre der UEFA gegen den FC Chelsea deutlich reduziert. Im vergangenen März musste die UEFA nach einem CAS-Entscheid FFP-Ermittlungen gegen Paris Saint-Germain wegen eines Formfehlers einstellen.

Es macht den Eindruck, dass das FFP-System nicht wirklich ausgereift ist und große Klubs mit genügend finanziellen Mitteln für guten Rechtsbeistand und lange Gerichtsverfahren Narrenfreiheit besitzen. Abgesehen vom seit Jahren dahindarbenden AC Milan, der in der aktuellen Saison nicht in der Europa League starten durfte, wurden letztinstanzlich bisher hauptsächlich Klubs wegen FFP-Verstößen aus UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen, die sich Skenderbeu Korce (Albanien), FK Ekranas (Litauen) oder Inter Baku (Aserbaidschan) nennen.

Als Reaktion auf die CAS-Entscheidung trendete am Montag-Vormittag bei Twitter der Hashtag "RIP FFP". Der ehemalige englische Nationalspieler und jetzige TV-Experte Gary Lineker schrieb beispielsweise: "Es ist schwer vorstellbar, wie die FFP-Regeln der UEFA dies überleben können. Kann die UEFA das überhaupt überleben?" Auf jeden Fall muss sie ihre Regularien überarbeiten.

Warum kam der Zwist zwischen der UEFA und City nicht überraschend?

Bei Fans aus aller Welt löst die Champions-League-Hymne regelmäßig Gänsehaut aus, bei denen von City dagegen seit Jahren vor allem Buhrufe. Der aktuelle Rechtsstreit zwischen Klub und Verband ist nur die neueste Episode eines jahrelangen Dauerzwists.

Los ging es in der Saison 2011/12. City nahm damals erstmals an der Champions League teil, wurde in der Gruppenphase aber nur Dritter und stieg somit in die Europa League ab. Dort kam es im Sechzehntelfinale zu einem Duell mit dem FC Porto, bei dem der damalige City-Spieler Mario Balotelli von gegnerischen Fans rassistisch beleidigt wurde. Die Strafe? 20.000 Euro. Im letztlich verlorenen Achtelfinale gegen Sporting Lissabon kehrte die City-Mannschaft nach der Halbzeitpause rund 30 Sekunden zu spät auf den Platz zurück. Die Strafe? 30.000 Euro. Und bei City begannen sie, sich von der UEFA ungerecht behandelt zu fühlen.

2014 wurde der Klub für Verstöße gegen das FFP mit einer Geldstrafe belegt und der Unmut wuchs weiter. Bei einem Heimspiel gegen den FC Sevilla im Herbst 2015 buhten Citys Fans die Champions-League-Hymne lautstark aus, woraufhin die UEFA wegen eines Verstoßes gegen Artikel 16 Absatz 2 der Wettbewerbs-Satzung (letztlich ergebnislose) Ermittlungen einleitete. Der Passus untersagt jegliche Protestäußerungen beim Abspielen von National- oder Wettbewerbshymnen.

Der damalige Trainer Manuel Pellegrini solidarisierte sich mit den Fans und sagte: "Ich denke, jeder hat das Recht zu protestieren, wenn ihm etwas nicht gefällt." Citys Fans nahmen die Ermittlungen mit Humor und hielten beim Rückspiel in Sevilla Pappschilder mit dem Aufdruck "Boo" hoch.

Als die UEFA im Februar Citys vermeintlichen zweijährigen Ausschluss verkündete, sei der Klub folgerichtig "sehr enttäuscht, aber nicht überrascht" gewesen, wie es in einem damaligen Statement hieß: "Einfach ausgedrückt: Das ist ein Fall, der von der UEFA initiiert, von der UEFA verfolgt und von der UEFA beurteilt wurde." Weil die Strafe aber zurückgenommen wurde, muss die UEFA ihren wohl unliebsten Gast auch in der kommenden Saison in seinem berühmtesten Wettbewerb begrüßen.