Nicht nur einmal betonte Coach Frank Vogel vor der Corona-Pause, dass er Alex Caruso als eine Art "Geheimwaffe" für die Lakers ansehe. Nun, so geheim ist diese Waffe nicht mehr. Caruso entwickelte sich bei den Lakers zu einem Fanliebling (Platz vier im All-Star-Voting bei West-Guards) und wurde von Medienportalen wie Bleacher Report bis zum geht nicht mehr gemolken.

Weiß, schütteres Haar - Caruso sieht eben nicht wie der übliche NBA-Spieler aus und doch fand der 26-Jährige an der Seite von LeBron James und Anthony Davis seine Nische bei einem echten Titelanwärter. Durch die Absenz von Avery Bradley und die Verletzung von Rajon Rondo dürfte aus der Geheimwaffe nun endgültig ein fester Bestandteil der Rotation werden.

Es war teilweise ohnehin unverständlich, dass Vogel über die Saison immer wieder an Rondo als LeBrons Backup festhielt. Natürlich hat dieser einen großen Namen, große Verdienste und gilt zurecht als einer der smartesten Spieler der kompletten Liga. Und doch nagt der Zahn der Zeit am 34-Jährigen, dessen Skillset in der heutigen NBA überholt ist.

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Los Angeles Lakers: Caruso passt besser als Rondo

Zu sehr dominierte Rondo den Ball, zu groß waren seine Wurfdefizite. Seit Jahren hat Rondo Angst, an die Freiwurflinie zu gehen, entsprechend schlecht sind seine Quoten in direkter Korbnähe, da er den Kontakt des Gegenspielers scheut. Sein Net-Rating war zwar positiv (1,4), von allen Rotationsspielern war es jedoch das Schlechteste.

Vor allem im Verbund mit LeBron und Davis war Rondo ein schlechter Fit. Wenn James auf dem Feld steht, dann besitzt dieser den Ball, das ist Gesetz eines Teams, welches LeBron in seinen Reihen hat. Die Gegner ließen Rondo bewusst offen, weil dieser eben nur 32 Prozent seiner Dreier traf oder oft auch den Wurf komplett verweigerte.

Rondo stand mit LeBron und AD insgesamt 117 Minuten zusammen auf dem Feld, die Gegner erzielten auf 100 Ballbesitze hochgerechnet 5 Punkte mehr. Zum Vergleich: Ersetzte man Rondo mit Caruso, kam das Trio auf ein Net-Rating von 19,4 in 229 Minuten.

Rajon Rondo und Alex Caruso pro 36 Minuten im Vergleich

Spieler Punkte FG% 3P% Rebounds Assists Steals Net-Rating Rondo 12,5 41,8 32,8 5,2 8,8 1,5 1,4 Caruso 11,0 42,3 35,5 3,9 3,6 2,1 10,3

Los Angeles Lakers: Caruso als Liebling der Advanced Stats

Das war auch Vogel nicht entgangen. Oft war es Rondo, der in der ersten Halbzeit den Vorzug gegenüber Caruso erhielt. Zweiterer bekam dagegen meist seine Chance im zweiten Durchgang und machte seine Sache oft so gut, dass er bis tief ins vierte Viertel auf dem Court stehen durfte.

Caruso spielte sich damit nicht nur in die Herzen der Fans, sondern mutierte auch zu einem Liebling der Advanced Stats. Zusammen mit LeBron besitzt er das beste Net-Rating aller Lakers (+10,3), auch Metriken wie ESPN s Real Plus-Minus und Jacob Goldsteins PIPM bestätigen die These, dass Caruso der bessere Fit für die Lakers ist.

Dabei besitzt Caruso keine Fähigkeiten, die besonders hervorstechen. Er ist für seine Statur ein guter Athlet, er liest das Spiel gut, macht Dinge, die nicht im Boxscore auftauchen. Der Wurf ist solide, aber nicht elitär, in der Defense beißt er sich in seine Matchups und ist als Hilfsverteidiger aufmerksam. Es sind Dinge, die jedes seriöse Team braucht - neben der vorausgesetzten Star-Power selbstredend.

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Los Angeles Lakers: Dünne Guard-Rotation

Caruso spielt hart und schaltet schnell um, weitere Fähigkeiten, die perfekt zu den Lakers passen. Nur die Toronto Raptors (19,4 Zähler) kommen auf mehr Punkte in Transition als die Kalifornier (19,2), die hier natürlich von LeBrons grandiosen Outlet-Pässen profitieren.

Die Frage wird jedoch sein, ob Caruso auch ohne LeBron glänzen und zumindest vernünftig eine Offense anleiten kann. Das wird von Nöten sein, schließlich gehen den Lakers langsam aber sicher die Guards aus. Beim Blick auf den Kader bleiben lediglich Kentavious Caldwell-Pope, Danny Green, Quinn Cook, Dion Waiters sowie J.R. Smith.

Die beiden Letztgenannten sind nicht nur Shooting Guards, sondern auch fast komplett ohne Spielpraxis. Green und KCP sind 3-and-D-Spezialisten, während Cook der klassische Werfer ist. Das ist gefährlich dünn, auch weil Caldwell-Pope und Green vermutlich immer wieder auf der Forward-Position aushelfen werden müssen. Wer bringt Playmaking, wenn LeBron sitzt?

Los Angeles Lakers: Vogel setzt weiter auf Big Ball

Gleichzeitig bedeutet es wohl auch, dass Davis weiter viel Zeit auf Power Forward verbringen wird. Laut basketball-reference.com waren es bisher 62 Prozent seiner Minuten. Mit Markieff Morris wurde nach der Deadline zwar ein weiterer Vierer mit einem weichen Händchen und solider Defense geholt, in seinen 118 Minuten Spielzeit konnte er aber noch nicht überzeugen.

Umso wichtiger war es daher, dass Dwight Howard nun doch mit nach Orlando reiste und Davis entlasten wird. So kritisch viele die großen Lakers-Aufstellungen sahen und sehen - sie haben funktioniert. Mit Davis auf der Vier und Howard oder McGee daneben erzielten die Lakers auf 100 Possessions knapp 7 Zähler mehr als der Gegner, was einen starken Wert darstellte.

In Stein gemeißelt ist das aber nicht, vor allem in den späteren Playoff-Runden - das ist der Anspruch der Lakers - wird Vogel vermutlich auch wieder mehr Davis als Center bringen. Beispielhaft stehen die Spiele gegen die Clippers und die Bucks Anfang März, also die potenziellen Gegner, die es auf dem Weg zur ersten Lakers-Championship seit 2010 zu schlagen gilt.

Los Angeles Lakers: Wie schwer wiegt der Bradley-Ausfall?

Das Duo aus Howard und McGee spielte dabei zusammengerechnet nur 18 bzw. 30 Minuten, stattdessen setzte Vogel vermehrt auf kleinere Lineups mit Davis oder Morris als Center. Durch die Absenzen von Rondo und Bradley ist das schwieriger geworden, auch wenn es noch ausreichend Möglichkeiten gibt.

Gerade Bradleys Fehlen könnte den Lakers mehr schmerzen als gedacht. Zumeist übernahm er die Matchups gegen gegnerische Spielmacher, nun wird dies auf LeBrons Nebenmann, vermutlich KCP zukommen, der aber mit kleineren Gegenspielern in der Vergangenheit so seine Probleme hatte. Caruso wird hier gebraucht werden, allerdings wird auch er nicht plötzlich 40 Minuten pro Partie spielen können.

Das ist aber zunächst einmal alles reine Theorie. Der Kader der Lakers bleibt in der Spitze hochwertig, zumindest neun Playoff-taugliche Rotationsspieler stehen zur Verfügung (Waiters und Smith aufgrund der langen Pause mal ausgeklammert). Ob man den Status einer Top-3-Defense halten kann, bleibt abzuwarten, trotz allem sind die Lakers neben den Clippers weiterhin der Top-Favorit auf die Krone im Westen.