"Das ist wie, wenn ich eine Kuh mit einem Schwein vergleiche", unterstreicht Fraisl seinen Sprung von Österreichs 2. Liga nach Deutschland. Der gebürtige Wiener startete seine Profilaufbahn beim SC Wiener Neustadt, wo er lediglich zu drei Einsätzen kam. Über den FAC ging es schließlich nach Rumänien zum FC Botosani, ehe SV Sandhausen auf ihn aufmerksam wurde.

"Individuell ist die rumänische Liga besser als die österreichische", resümiert der ehemalige FAC-Keeper seinen Transfer im Sommer 2018 nach Rumänien, hat aber auch lobende Worte für den heimischen Fußball parat: "Vom taktischen wird in Österreich besser gearbeitet. Das liegt daran, dass die Trainer stark zugelegt haben. In diesen Belangen sind die Rumänen etwas altmodisch."

Groteske Äußerungen vom Chef: Fraisl und sein Rumänien-Erlebnis

"Das ist der schlechteste Spieler, der jemals im Verein war" - ein solcher Satz aus dem Munde eines Klub-Präsidenten - nicht über Fraisl selbst - wäre hierzulande kaum vorstellbar. In Rumänien herrscht allerdings ein anderer Umgang, offenbart Fraisl.

Drohungen und Druck auf Spieler sind keine Seltenheit. "Wenn wir das nächste Spiel nicht gewinnen, zünde ich den Verein an", verrät der Tormann eine weitere Anekdote seines ehemaligen Präsidenten. Öfters soll er auf den Tisch gehaut und rumgeplärrt haben - wenn die Ergebnisse nicht passten.

Das Verhalten des Chefs färbte auch auf die Spieler ab. "Während dem Spiel haben sich unsere beiden Innenverteidiger aufs Tiefste beschimpft und beleidigt, nach dem Spiel sind sie nachhause gefahren und waren beste Freunde. Das gehört dort irgendwie dazu", konstatiert Fraisl.

Dem Legionär blieben auch die ärmlichen Verhältnisse im Land stark in Erinnerung. "Das Durchschnittsgehalt für Lehrer liegt bei 250 Euro. Wenn man 20 Minuten aus der Stadt rausfährt, sieht man keine Autos mehr. Die Leute fahren mit einem Pferd und Wagen", betont Fraisl und ergänzt: "Einmal bin ich mit meiner Frau essen gegangen. Mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise sind wir vier Stunden lang gesessen und haben 13 Euro gezahlt."

Beim SV Sandhausen unter Stefan Kulovits kicken

Die Motive für den Wechsel nach Rumänien waren sportlicher Natur. "Über die österreichische Bundesliga schafft es fast keiner ins Ausland. Es kam eine Anfrage von Botosani, und ich habe mir angesehen wohin die Transfers von dort aus gehen. Die rumänische Liga bringt Spieler in die Top-Ligen. Ich bin bei meiner Entscheidung all-in gegangen", schildert Rumäniens Torwart der Saison 2018/2019.

Im Sommer letzten Jahres ging das Abenteuer am Balkan zu Ende, der SV Sandhausen sicherte sich die Dienste von Fraisl. Als Vermittler agierte Ex-Rapid-Torhüter Helge Payer - auch Stefan Kulovits hatte seine Finger im Spiel. Nach Gesprächen und Scoutings entschied sich das Trainer-Team der Sandhausener für die 1,87 Meter große Torwart-Krake aus Österreich.

"Er hat eine große Trainerkarriere vor sich", schwärmt Fraisl indes von Sandhausen-Co Kulovits. "Stefan Kulovits arbeitet sehr akribisch, hat die alte Schule als aktiver Spieler kennengelernt und verbindet diese mit Inputs der neuen Trainer-Generation", betont Fraisl. Die Person Kulovits ist um den Verein herum sehr beliebt, auch in der Mannschaft selbst. " Er ist Co-Trainer und war 2019/2020 Standby-Profi, deswegen hat er auch so einen guten Kontakt zum Team."

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Fraisl wurde für Sandhausen zum Dauerbrenner. In sämtlichen 34 Ligaspielen kam er zum Einsatz, mehr als jeder andere Kicker im Verein. Am letzten Spieltag der Saison gastierten die Baden-Württemberger bei (Ex-)Bundesliga-Dino HSV. Mit einem 5:1-Sieg machten Fraisl und Co. die Aufstiegsträume der Hamburger zunichte, die lediglich einen Punkt für den Einzug in die Relegation gebraucht hätten.

"In erster Linie war es ein absoluter Charaktertest. Schon am Vortag zwischen Bremen und Köln haben wir gesehen, dass es bei einer Mannschaft, für die es um nicht mehr viel geht, total in die Hose gehen kann. Das war ein Warnsignal", gibt Fraisl zu verstehen.

Weiters fühlten sich die Sandhausener verpflichtet, das Maximum an Leistung abzurufen. "Wir haben uns vorgenommen die Konkurrenz fair zu behandeln, weil wir auch gegenüber Heidenheim die Verpflichtung hatten, 100 Prozent zu geben. Unser Ziel war es mit Platz zehn den Vereinsrekord zu egalisieren."

Fraisl über ÖFB-Berufung: "Dann liegt es bei den Verantwortlichen"

Aufgrund seiner Leistungen ist auch der Sprung ins ÖFB-Team für Fraisl ein realistisches Ziel. "Als statistisch glänzender Torhüter in der 2. Bundesliga macht man sich zurecht Hoffnungen", zeigt er sich verlegen und richtet Worte an den ÖFB: "Der Teamchef beurteilt nicht nach Sympathie, sondern Leistung. Wenn ich mein Leistungsniveau weiter steigere, werde ich irgendwann dabei sein. Dann liegt es an den Verantwortlichen, ob sie sich eine Zusammenarbeit mit mir vorstellen können. Wenn ich nicht dabei bin, habe ich es mir schlicht nicht verdient."