Im Interview mit SPOX und Goal spricht Hoffmann über seine Anfangszeit beim BVB, den ersten Posten als Cheftrainer und warum er die Gründe für sein Aus in Dortmund nicht nachvollziehen konnte.

Zudem erklärt Hoffmann, wie er die Zusammenarbeit mit Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Peter Bosz wahrnahm, weshalb Jadon Sancho ein "Straßenköter" ist und warum sich Alex Isak nicht bei der Borussia durchsetzen konnte.

Herr Hoffmann, seit dem 7. März hat Ihre Mannschaft kein Pflichtspiel mehr absolviert. Die Saison in der A-Junioren Bundesliga Süd/Südwest ist mittlerweile abgebrochen, Mainz 05 landete mit 41 Punkten aus 19 Spielen und nur zwei Niederlagen auf Platz zwei. Wie haben Sie die vergangenen fast vier Monate verbracht?

Benjamin Hoffmann: Im vergangenen Jahr wurde meine Tochter geboren. Corona hat mir quasi eine Elternzeit geschenkt. Zudem habe ich mit meinen Spielern Kontakt gehalten, sie häufig angerufen oder mit ihnen per WhatsApp gechattet. Ich habe die Spieler so noch einmal anders kennengelernt. Mit manchen habe ich über eine Stunde lang telefoniert. Sie haben auch Aufgaben von uns bekommen, wie zum Beispiel eine positionsbezogene Videoanalyse von Bundesligamannschaften zu erstellen, damit sie Szenen herausschneiden, was ihnen bei den Teams positiv und negativ aufgefallen ist.

Sie sind im vergangenen Sommer nach 17 Jahren beim BVB nach Mainz gewechselt. Die U19 des FSV landete zuletzt immer im oberen Tabellenbereich, auch in der Vorsaison wurde sie Vizemeister. Inwiefern unterscheiden sich die Ziele als Mainzer U19-Trainer von denen, die man in Dortmund erreichen sollte?

Hoffmann: Allen Trainern im Nachwuchsbereich sollte klar sein: Der Spieler ist immer am wichtigsten. Es geht darum, ihn an sein individuelles Limit zu bringen, denn jeder entwickelt sich anders und macht zu unterschiedlichen Zeitpunkten einen Sprung. In Dortmund möchte man immer auch den Titel jagen. Das wollten wir auch in Mainz, wir standen auch im Halbfinale des DFB-Pokals. Am Ende liegt aber die Priorität darauf, die Spieler so gut wie möglich auf den Profibereich vorzubereiten. Darauf wird in Mainz sehr viel Wert gelegt, weil hier natürlich auch der Sprung nach oben nochmal ein anderer ist als beim BVB, der immer in der Champions League vertreten sein muss.

Ex-BVB-Trainer und -Talent Hoffmann: "Ich war nicht der Talentierteste"

Sie haben einst selbst von der C-Jugend bis zum Ende der A-Jugend in Dortmund gespielt. Wieso ging die Zeit als Spieler beim BVB für Sie damals zu Ende?

Hoffmann: Ich war nicht der Talentierteste und habe gemerkt, dass es für ganz oben nicht reicht. Der Sprung zur U23 in die drittklassige Regionalliga wäre für mich zu schwierig gewesen, so dass ich mich entschied, nach Beckum in die Oberliga Westfalen zu wechseln. Das war das richtige Niveau für mich, dort war ich auch Stammspieler.

Sie standen in den 1990er Jahren auch als Fan auf der Südtribüne und wurden später als Balljunge am Spielfeldrand eingesetzt.

Hoffmann: Genau. Ich ging mit meinem Vater und unserem Nachbarn ins Stadion und habe mitgejubelt und mich geärgert. Als Jugendspieler war ich später Balljunge beim entscheidenden Spiel gegen Bremen um die Meisterschaft 1996. Komplett eingebrannt hat sich auch, dass wir mit der U19 zum Champions-League-Finale 1997 nach München eingeladen wurden. Das war ein geiles Erlebnis, dafür bin ich tausendfach dankbar.

2002 haben Sie schließlich beim Verbandsligisten VfL Schwerte Ihre Karriere beendet und sind mit 22 Jahren Co-Trainer Ihres ehemaligen Jugendcoachs Peter Wazinski in der Dortmunder U17 geworden - nebenberuflich für sechseinhalb Jahre. Wie haben Sie das mit Ihrem Hauptjob als Bankkaufmann im Finanzbereich unter einen Hut gebracht?

Hoffmann: Als der Anruf von Peter kam, habe ich nicht eine Nacht lang überlegt. Ich musste dann immer um fünf Uhr morgens aufstehen, pendelte mit dem Zug zur Deutschen Bank nach Düsseldorf und ging nach dem Training um 21, 22 Uhr wieder ins Bett. Anschließend habe ich mich selbständig gemacht, um das Pendeln zu umgehen. Damit konnte ich mich gerade so über Wasser halten, doch die Lust auf den Job im Trainerbereich war deutlich größer. 80 Prozent meiner Zeit gingen für den Fußball drauf.

© GEPA

Hoffmann: "Ich bekam einmal einen Anruf von Dynamo Kiew"

Als dann Nachwuchs-Koordinator Edwin Boekamp mit Michael Skibbe in die Türkei wechselte und Wazinski neben Lars Ricken sportlicher Leiter der Jugendabteilung wurde, bekamen Sie im Januar 2009 einen hauptamtlichen Trainerposten angeboten. Für die Zusage werden Sie nicht lange gebraucht haben, oder?

Hoffmann: Nein, ich unterschrieb noch am selben Tag. (lacht) Ich hatte immer darauf gehofft und gewartet. Lars bestellte mich an diesem Tag zur Geschäftsstelle. Ich wusste von nichts und habe dieses Angebot auch nicht erwartet. Danach bin ich schwitzend und mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder gegangen. Das war ein toller Moment, weil es eben auch nicht irgendein Verein ist. Beim BVB in diesem Alter Chefcoach einer Nachwuchsmannschaft zu sein, das hatte ich mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Sie blieben jedoch nicht lange Coach der U17.

Hoffmann: Ich habe sie für den Rest der damals laufenden und der anschließenden Saison betreut. Dabei merkte ich, wie groß der Unterschied zwischen Cheftrainer und Co-Trainer wirklich ist. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und konnte keine Kopie von Peter sein, sondern musste mich selbst erst einmal weiterentwickeln. Wir entschieden dann, dass die U17 vielleicht etwas zu ambitioniert ist und ich das in den unteren Jahrgängen besser hinkriege. Daraufhin wechselte ich für fünf Jahre zur U14 und U15 und bin mit den jeweiligen Jahrgängen mitgegangen. Dort habe ich als Trainer zu mir selbst und meiner eigenen Identität gefunden.

2015 bestanden Sie Ihren Fußballlehrer, wurden Meister mit der U14 und bekamen anschließend wieder die U17, mit der Sie auf Anhieb Vizemeister wurden. Wie sah es denn zwischenzeitlich aus, hatten Sie auch Angebote für einen Cheftrainerposten im Seniorenbereich?

Hoffmann: Lustigerweise nicht - und wenn, dann waren es unseriöse. Ich bekam einmal einen Anruf von Dynamo Kiew, aber das war so komisch, dass ich nicht glaubte, das könne ernst gemeint sein. Bei Hannes Wolf, der immer den Jahrgang über mir hatte und dreimal in Folge Meister wurde, war es ähnlich. Wir waren aber ohnehin glücklich und wussten, dass der BVB langfristig plant und man dort kontinuierlich arbeiten kann.

Nach einer Saison bei der U17 übernahmen Sie die U19 und erlebten dort drei sehr erfolgreiche Jahre: Meister 2017, Halbfinale 2018, Meister 2019. Muss denn jemand wie Sie, der im Nachwuchsbereich nachweislich gute Arbeit leistet, vom Verein unbedingt dort gehalten werden oder sollte ein Trainer mit diesen Erfolgen nach Höherem streben?

Hoffmann: Um langfristig ein guter Jugendtrainer zu sein, benötigt man erst einmal einen gewissen Erfahrungsschatz. Der Norbert Elgert, der 1996 bei Schalke anfing, ist ja nicht mit dem heutigen zu vergleichen und hatte auch nicht gleich einen starken Jahrgang nach dem anderen. Doch diese Geduld bringen die Vereine aus meiner Sicht oft nicht mehr auf. Das sieht man auch an meiner Person, wo trotz der Erfolge beim BVB Kritik innerhalb des Vereins entstanden ist und man einen Trainer wollte, der bekannter ist. Man kann aber nicht immer beides haben - höchstens dann, wenn man einen langen Atem beweist.

Benjamin Hoffmann: Seine Karriere als Trainer im Überblick

Verein Zeitraum Borussia Dortmund U17 (Co-Trainer) 2002-2009 Borussia Dortmund U17 (Cheftrainer) 2009-2010 Borussia Dortmund U14/U15 2010-2015 Borussia Dortmund U17 2015-2016 Borussia Dortmund U19 2016-2019 1. FSV Mainz 05 U19 seit 2019

Den haben aber auch einige Trainer nicht, weil sie schnell nach oben kommen wollen.

Hoffmann: Natürlich. Einige sehen vielleicht eher die eigene Karriere und nutzen diesen Posten als Sprungbrett, um in den Seniorenbereich zu kommen. Das wird den Spielern nicht gerecht, denn für sie und niemanden anderen sollten wir da sein. Als U19-Coach ist man Trainer dieser Jungs und nicht Trainer von einem selbst.

Wie also kann man den Job als Nachwuchstrainer aufwerten - müssten einfach deutlich höhere Gehälter gezahlt werden?

Hoffmann: Ich kann nur von mir sprechen und glaube nicht, dass es lediglich um das Finanzielle geht. Das ist sicherlich ein ausschlaggebender Punkt. Ein kleinerer Verein kann seinen Jugendtrainern natürlich nicht so viel zahlen wie dem eigenen Cheftrainer oder das, was man bei einem großen Klub wie Borussia Dortmund bekommen kann. Ein extrem wichtiges Thema ist in meinen Augen vor allem die Wertschätzung, die die Vereine ihren Jugendtrainern entgegenbringen. Diese hat mir persönlich am Ende beim BVB gefehlt.

Hoffmann: "Die Skibbe-Verpflichtung kam für mich urplötzlich"

Ihr Ende in Dortmund im vergangenen Jahr kam durchaus überraschend, genauso wie die Verpflichtung Ihres U19-Nachfolgers Michael Skibbe. Wie überrascht waren Sie davon?

Hoffmann: Das kam für mich urplötzlich. Mitte März 2019 bekam ich Bescheid. Ich habe zunächst wahnsinnige Enttäuschung gespürt, weil ich mich als der Gescheiterte fühlte, der die Ziele nicht erreicht hat. Ich konnte die Begründung des Vereins an diesem Tag auch nicht nachvollziehen. Es war kein schöner Tag.

Wie sah denn die Begründung aus?

Hoffmann: Man habe im Endeffekt irgendwann nicht mehr das Gefühl gehabt, dass ich die ideale Besetzung sei. Man wollte einen Trainer mit höherem Bekanntheitsgrad, der auch eine größere Erfahrung im Seniorenbereich mitbringt, um die Spieler darauf vorzubereiten.

Wie haben Sie darauf reagiert, dass man Ihnen stattdessen den Posten als sportlicher Leiter der Jahrgänge U12 bis U16 anbot?

Hoffmann: Ich habe aus dem Bauch heraus direkt gesagt, dass ich weiter Trainer sein möchte. Ich habe mir die neue Aufgabe zwar zugetraut, aber konnte sie mir zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen. Bildlich gesprochen habe ich bei der U19 vom Honigtopf gekostet, fand das super und wollte an genau dieser Stelle weitermachen.

Wer übt die für Sie angedachte Funktion denn aktuell aus?

Hoffmann: Niemand. Es hieß, dass man einen Ersatz für mich finden wolle. Soweit ich weiß, lief die Suche bisher erfolglos.

Hoffmann: So lief der Abschied aus Dortmund

Was wäre denn als sportlicher Leiter genau Ihre Aufgabe gewesen?

Hoffmann: Ich habe diesen Job einst selbst eingefordert, als ich noch im C-Jugendbereich arbeitete. Es geht um einen vorgeschalteten Chefcoach, der Ansprechpartner für die Trainer ist, sie begleitet, auch mal mit auf den Platz kommt und einen Überblick über alle Jahrgänge hat. Gerade in diesen Jahrgängen geht es extrem um die Ausbildung der Spieler, aber vielleicht könnte man sie da auch schon in ihrer Persönlichkeit und Mentalität weiterentwickeln - genauso wie die Trainer selbst.

Was wäre für Sie denn ein denkbares Szenario gewesen, um in Dortmund zu bleiben?

Hoffmann: Keine Ahnung, das ist ja hypothetisch. Ich wollte Trainer bleiben und auch niemandem den Job wegnehmen. Als Mainz auf mich zukam, ich dreimal vor Ort alles angeschaut und mit meiner Familie besprochen habe, war mein Entschluss für den FSV sehr schnell und sehr eindeutig.

Haben Sie sich anschließend aktiv umgeschaut oder war es reiner Zufall, dass FSV-Nachwuchschef Volker Kersting bei Ihnen anrief, als dort Ihr Vorgänger Bo Svensson den Verein verließ?

Hoffmann: Nachdem wir in Dortmund den Meistertitel geholt hatten, fuhr ich in den Urlaub und bin gedanklich davon ausgegangen, dass ich den neuen Job beim BVB antreten werde. Ich wollte dem Verein und auch Lars gegenüber, dem ich sehr viel verdanke, professionell sein. Unterschrieben hatte ich aber noch nichts. Als das Angebot aus Mainz kam, habe ich Dortmund sofort informiert. Lars kannte meinen Wunsch, hat sich sehr kooperativ verhalten und mir letztlich auch geraten, dorthin zu gehen.

Michael Skibbe wurde nun vorzeitig entlassen, da man nicht mit seiner Arbeit zufrieden war und er auch einen Gerichtsprozess dem Verein gegenüber verschwiegen haben soll. Zur neuen Saison wird der aktuelle U23-Trainer Mike Tullberg die U19 übernehmen. Was sagen Sie dazu?

Hoffmann: Mike ist ein junger, ambitionierter Trainer, der den vollen Fokus auf die Entwicklung der Spieler legt. Ich habe auch noch vereinzelt Kontakt zu meinen ehemaligen Spielern, weil ich sie teils über Jahre begleitet habe und wir viel miteinander erlebt haben. Wenn sie einem dann immer noch schreiben und ausdrücken, wie dankbar sie für die geleistete Arbeit sind, dann sagt das viel aus und ist mir ehrlich gesagt auch wirklich wichtiger als alles andere.

Hoffmann: "Jürgen Klopp war einfach sensationell"

Wie intensiv war denn in all den Jahren in Dortmund Ihr Austausch mit den jeweiligen Profitrainern?

Hoffmann: Jürgen Klopp war einfach sensationell. Es ist überragend, wie nahbar dieser Mensch ist. Er baut zu jedem Spieler eine individuelle Verbindung auf. Zu sehen, wie er mit den Spielern umgeht und wie authentisch er dabei bleibt, davon habe ich sehr viel für mich mitgenommen.

Wie war es bei Thomas Tuchel?

Hoffmann: Von ihm habe ich in taktischer und fußballerischer Hinsicht, aber auch was die Trainingsgestaltung und -inhalte angeht, so viel gelernt. Bei Thomas durfte ich extrem nah dran und auch bei den Sitzungen des Trainerteams dabei sein. Das war wirklich super. Ich hatte auch menschlich nichts an ihm auszusetzen. Die Zusammenarbeit mit Peter Bosz war leider viel zu kurz, aber ebenfalls herausragend.

BVB: Das Abschneiden der U17 und U19 der vergangenen Jahre

Mannschaft Erfolge Borussia Dortmund U17 Meister 2014, Meister 2015, Vizemeister 2016, Halbfinale 2017, Meister 2018, Halbfinale 2019, Vizemeister 2020 Borussia Dortmund U19 Meister 2016, Meister 2017, Halbfinale 2018, Meister 2019, Vizemeister 2020

Inwiefern?

Hoffmann: Aus Sicht der Nachwuchsabteilung gesprochen war sein Abgang enorm schade, weil der Austausch sehr innig war. Er ist ein großer Förderer junger Spieler, wie man aktuell in Leverkusen am Beispiel Florian Wirtz wieder sieht. Peter hat richtig Bock darauf, diese Jungs einzubauen. Sein Co-Trainer Hendrie Krüzen hat sich auch jede Woche bei mir gemeldet und gefragt, wie unser Spiel gelaufen ist und wie ich die Leistungen der Spieler bewerte.

Sie hatten beim BVB einige der größten Talente der letzten Jahre unter Ihren Fittichen. Welche waren die drei besten?

Hoffmann: Da gibt es viele, die ich nennen könnte, aber ich entscheide mich jetzt mal für Jacob Bruun Larsen, Jadon Sancho und Gio Reyna. Bei allen hat man auf Anhieb gemerkt, dass sie es ganz schnell nach ganz oben schaffen werden.

Hoffmann: "Jadon Sancho ist ein echter Straßenköter"

Sancho hat unter Ihnen sechs Spiele gemacht und vier Tore erzielt. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Hoffmann: Jadon ist ein echter Straßenköter, der immer der Beste sein will. Ich musste ihm seine Freiheiten lassen, weil ich ihn sonst nicht für die U19 hätte motivieren können. Sein bestes Spiel hat er in der Youth League gegen Real Madrid gemacht. Da hat er mit Jacob Bruun Larsen und Alex Isak in der offensiven Dreierreihe gespielt. Er wusste, dass alle zugucken, das Spiel im Fernsehen übertragen wird und er beweisen konnte, dass er eigentlich nicht hier sein müsste. Wir haben 5:3 gewonnen.

Wieso konnte sich Isak in Ihren Augen bei keinem der vier Profitrainer, die ihn begleiteten, durchsetzen?

Hoffmann: Er war ähnlich wie Jadon kein Jugendtransfer, daher kann ich die Idee hinter seinem Transfer auch nicht erklären. Der Unterschied: Bei Jadon hat man in den Spielen bei der U19 sofort seine Klasse gesehen. Bei Alex war das nicht so. Dieser Kritik musste er sich stellen. Als Trainer wünscht man sich von einem Jungprofi natürlich schon, dass er einen klaren Tick besser ist als seine neun Mitspieler.

Sie haben Youssoufa Moukoko zwar nie selbst trainiert, aber ihn häufig spielen sehen. Ergibt es in seinem Alter von 15 Jahren Sinn, ihn wie angekündigt bereits zur kommenden Saison bei den Profis trainieren zu lassen?

Hoffmann: Ich glaube, dass er dort körperlich und fußballerisch mithalten kann. Er hat sich in den letzten zwei Jahren unter Sebastian Geppert ungeachtet seiner fußballerischen Qualitäten menschlich extrem weiterentwickelt und ist deutlich gereift.

Hoffmann: "Ich fühle mich als U19-Coach von Mainz 05 sauwohl"

Ein letzter Name noch: Was raten Sie nun Ihrem ehemaligen Spieler Tobias Raschl, der zu den Top-Talenten gehört, bereits einen Profivertrag besitzt und auch immer wieder zum Spieltagskader zählt, angesichts der großen Konkurrenz auf seiner Position aber kaum realistische Chancen hat?

Hoffmann: Am wichtigsten ist Spielpraxis. Die Spieler brauchen Vereine, in denen sie spielen, damit ihre Entwicklung fortgesetzt werden kann. Siehe Luca Kilian und Amos Pieper, die den BVB verlassen haben und nun in Paderborn und Bielefeld auf einem hohen Niveau regelmäßig zum Einsatz kommen.

Sie haben in Mainz einen Vertrag bis 2023 unterschrieben. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie sich auch einmal im Seniorenfußball ausprobieren möchten?

Hoffmann: Dazu müsste erstmal ein Verein auf mich zukommen, der mir das zutraut. Dann würde ich mich auch damit auseinandersetzen. Allerdings habe ich zu Lars Ricken gesagt, als er mir die U19 angeboten hat: Muss ich die unbedingt machen? Ich hatte nämlich gemerkt, dass der U19-Trainerposten beim BVB eher ein Feuerstuhl ist. Es ist leider so eingetroffen, dass ich zum Ende meiner Vertragslaufzeit nicht mehr länger U19-Trainer blieb. Ich scheue mich aber nicht vor neuen Aufgaben.

Sechs Spieler Ihres Mainzer Kaders unterschrieben zur neuen Saison einen Profivertrag. Ihre Mannschaft wird sich verändern. Sehnen Sie sich nicht danach, einmal den Kern eines Kaders über mehrere Jahre hinweg trainieren zu können?

Hoffmann: Ich glaube, dass mich diese Aufgabe irgendwann auf jeden Fall einmal reizen wird. Dafür muss sie aber eben erst einmal kommen. Hätte mir vor sechs Jahren als U14-Trainer jemand gesagt, dass ich zweimal Deutscher Meister werde und dreimal im Finale stehe, wäre ich auch vom Glauben abgefallen. Ich sehe mich aktuell als Jugendtrainer, entwickle mich weiter und fühle mich als U19-Coach von Mainz 05 sauwohl.

© GEPA

Mit dem Wechsel nach Mainz verließen Sie erstmals heimische Gefilde. Kurz zuvor hatten Sie geheiratet, kurz danach kam Ihre Tochter zur Welt. Gewiss eine Ausnahmesituation für Sie.

Hoffmann: Klar. Ich werde Jahre brauchen, um diese letzten zwölf Monate zu verarbeiten. (lacht) Es war zwar auch stressig, aber diese Glücksgefühle tragen mich immer noch, weil sich alles richtig anfühlt. Man hat es mir hier auch sehr leicht gemacht. Ich bin von allen Abteilungen im Verein überragend aufgenommen worden. Alles ist sehr nahbar, wie in einer Familie. Wir haben auch schnell Freunde gefunden, mein Vermieter ist mit Mike Janz ein ehemaliger Mainz-Profi. Man merkt, wie klein die Stadt ist und kommt schnell mit den Leuten in Kontakt.

Und wie lebt sich's außerhalb des Ruhrpotts mit Wein statt Pils?

Hoffmann: Da ich eh nicht der große Biertrinker bin, komme ich damit wunderbar klar. (lacht)