Bereits im vergangenen Sommer hatte der deutsche Rekordmeister den 24-Jährigen öffentlich zum Transferziel Nummer eins auserkoren, ehe sich Sane das Kreuzband riss und ein Wechsel in weite Ferne rückte. Die Münchner haben die damaligen Forderungen der Skyblues von 120 Millionen Euro auf nun kolportierte 49 Millionen Euro (plus Boni von bis zu elf Millionen Euro) praktisch halbiert.
Eine angemessene Summe für einen Spieler, dessen Vertrag nach der kommenden Saison abgelaufen wäre - aber insbesondere angesichts der Marktunsicherheit, die durch den Ausbruch der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Zwangspause verursacht wurde.
Jedoch bleiben einige Fragen unbeantwortet, wenn man bedenkt, dass Sane die besten Jahre seiner Profikarriere weohl noch vor sich hat und von einem englischen Spitzenteam mit großen Zielen für eine - trotz der besonderen Ausgangslage - im Vergleich niedrige Summe in die Bundesliga wechselt. Wieso verlässt Sane also Manchester City? Wieso konnte Trainer Pep Guardiola ihn nicht halten?
Pep Guardiola wollte Leroy Sane halten: "Ich liebe ihn so sehr"
Der ehemalige Bayern-Trainer Guardiola hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, große Stücke auf den Flügelspieler zu halten. Nach Informationen von Goal glaubte zwischenzeitlich sogar, dass er den Ex-Schalker von einem Verbleib und einer Vertragsverlängerung überzeugt hatte. Dass die Bayern offensiv um die Dienste von Sane baggerten und alle, vom damaligen Münchner Trainer Niko Kovac bis zum Bundestrainer Joachim Löw, offen über die Vorteile eines Wechsels an die Isar sprachen, verdrehte dem Pep-Liebling schließlich den Kopf.
Dazu kommt, dass Sane in der Saison 2018/2019 zwar viele Spiele machte, in der Premier League setzte ihn Guardiola in 31 von 38 Partien ein, doch nur in elf Partien durfte er durchspielen. Sane war bei City in jener Saison nicht ganz glücklich mit seiner Rolle.
Sane hob in den ersten zwei Jahren unter Guardiola sein Spiel zwar auf eine neues Level, nach der Saison 2017/2018 räumte er noch die Auszeichnung des besten Nachwuchsspielers der Saison ab. In Sachen Geschwindigkeit mit Ball, Zug zum Tor und in der Rückwärtsbewegung entwickelte sich der Angreifer unter dem Katalanen nach anfänglichen Schwierigkeiten beinahe im Wochentakt weiter. Doch trotz seiner zehn Tore und elf Vorlagen in der Premier League war Sane 2018/2019 nicht immer der Protagonist, der er sein möchte.
"Wenn wir ein Angebot machen, dann weil wir ihn wollen. Er hat eine besondere Qualität, die schwer zu finden ist", sagte Guardiola dennoch nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Premier League erst: "Wir haben es vor der Verletzung und auch danach versucht, aber er hat das Angebot abgelehnt." Trotz der persönlichen Niederlage, seinen Schützling nicht umgestimmt zu haben, zeigte sich der City-Coach versöhnlich: "Er hat andere Wünsche und das verstehe ich. Wir wollen Spieler, die sich verpflichten und unsere Ziele erreichen wollen. Ich liebe ihn so sehr, er ist unglaublich. Ich habe nichts gegen ihn - er will nur ein weiteres Abenteuer."
Erste Zweifel waren Sane womöglich schon nach dem Saisonende 2017/18 aufgekommen, als er völlig überraschend aus dem Kader der Nationalmannschaft für die WM 2018 in Russland gestrichen wurde. Ein Schock für den damals 22-Jährigen. Als er in der Folge bei Manchester City nicht zum unumstrittenen Stammspieler wurde, aber die Bayern ihn genau damit lockten, entschied er sich zum Wechsel. Der Kreuzbandriss verzögerte den Transfer um rund ein Jahr.
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FC Bayern die richtige Adresse für Sanes DFB-Zukunft
Insbesondere, weil die Europameisterschaft um ein Jahr verschoben wurde und die WM in Katar dann bereits in den Startlöchern steht, ist der Schritt an die Isar der perfekte Zeitpunkt für Sane und auch für seine Chancen im DFB-Team. In München hat er die Möglichkeit, in einer Mannschaft zu glänzen, die die eigene Liga seit nunmehr acht Jahren in Folge nach Belieben dominiert und auch in der Champions League große Ziele hat. Außerdem trifft Sane auf Nationalmannschaftskollegen Serge Gnabry, mit dem er die künftige Flügelzange sowohl im Verein als auch für Deutschland bilden könnte.
Am Ende ist es also ein Deal, mit dem alle Parteien leben können. Die Bayern haben ihren Wunschtransfer, dem sie eine Karriere als Weltstar zutrauen - wenn auch mit einer fürstlichen Entlohnung von 22 Millionen Euro im Jahr. Und City generiert für einen bereits designierten Abgang noch Ablöse, die die Skyblues im Ringen mit dem Financial Fair Play in jedem Fall gebrauchen können.