NFL Training Camp: Start nach Plan

Trotz der Coronavirus-Pandemie geht man in der NFL davon aus, dass die Training Camps für alle Teams rund um den 28. Juli starten werden. Anders als sonst werden Teams aber mehrheitlich zuhause bleiben oder ihre Camps näher an ihren Spielstätten als sonst veranstalten.

Der Grund dafür ist, dass man sich so weniger Reisestrapazen und vor allem kontrolliertere Umstände verspricht, um etwaige Hygienevorschriften besser durchführen zu können.

NFL: Corona-Auswirkungen auf die Preseason

Bereits jetzt steht fest, dass das eigentlich für den 6. August angesetzte Hall of Fame Game zwischen den Pittsburgh Steelers und Dallas Cowboys in Canton/Ohio abgesagt wurde.

Der Grund dafür ist, dass aufgrund von Abstandsregeln und einem Verbot für Massenansammlungen ohnehin schon die Hall-of-Fame-Aufnahmezeremonie in der Woche abgesagt wurde und demnach auch keine Zuschauer im Stadion möglich gewesen wären. Aufgrund der Tatsache, dass das Hall of Fame Game ohnehin eher aus Tradition und nicht aufgrund seiner sportlichen Notwendigkeit stattfindet, wurde es somit obsolet.

Ferner wird zunehmend intensiv spekuliert, dass die erste sowie die letzte Preseason-Woche dem Coronavirus zum Opfer fallen könnte. Die Überlegung ist hier, dass durch den Wegfall jeglicher Mini-Camps über den Sommer Teams ohnehin noch großen Trainingsrückstand haben und daher sowieso noch nicht unbedingt spielfit wären.

Zudem kann hierdurch weiterer unnötiger Kontakt zwischen Spielern verschiedener Teams verhindert werden, was die Infektionsgefahr ebenso senkt wie weitere Reisestrapazen. Die Preseason würde dann vom 20. bis 31. August stattfinden, mit den für Preseason-Woche 2 und Woche 3 regulär angesetzten Spielen.

Dass auf eine Preseason jedoch gänzlich verzichtet werden könnte, ist nach aktuellem Kenntnisstand eher unwahrscheinlich.

NFL: Social Distancing wo es nur geht

Die vorläufige Hygienekonzept der NFL sieht vor, dass Social Distancing grundsätzlich außerhalb des Platzes einzuhalten sei, damit also auch in den Kabinen im Stadion.

Das sorgt allerdings für Probleme, denn der geforderte Mindestabstand von sechs Fuß (1,83 Meter) lässt sich in der Mehrzahl der Gästekabinen in NFL-Stadien kaum einhalten. Ravens-Head-Coach John Harbaugh zeigte sich von den bisherigen Richtlinien der NFL nicht eben begeistert und nannte sie "nicht menschenmöglich".

Zudem sollen Spieler dagegen sein, nicht im Stadion zu duschen sondern zuhause beziehungsweise im Hotel. Eine Maßnahme die in der deutschen Fußball-Bundesliga ohne Murren bereits gegriffen hat, um den Kontakt nach den Trainings und Spielen zu gering wie möglich zu halten.

Ein weiterer wichtiger Punkt beim Thema Social Distancing ist, wie viele Leute denn direkten Zugang zu den Spielern haben werden. Müssen Betreuerstäbe verringert werden? Was ist mit Coaching Staffs?

Ganz abgesehen davon aber erscheint Social Distancing in einem Kontaktsport wie Football ohnehin ein Paradoxon zu sein. Gerade für Verteidiger ist es das Ziel, Kontakt zum Gegner herzustellen. Rams-Head-Coach Sean McVay etwa sagte erst kürzlich auf einer Pressekonferenz: "Ich meine, ist das nicht verrückt? Wir sprechen jetzt über diesen ganzen Kram und wir spielen Football? Wir werden Social Distancing betreiben und spielen Football? Es ist für mich wirklich schwer zu verstehen. Ich verstehe es wirklich nicht."

McVay spricht damit das größte Problem direkt an: Während in anderen Sportarten wie Fußball, Basketball oder Baseball direkter Körperkontakt zwar auch Teil des Spiels ist, ist er im Football sogar ein ganz zentraler Punkt, für mehr als die Hälfte der Spieler auf dem Platz sogar das Ziel. Schließt das nicht eigentlich Football während einer Pandemie aus?

Die Hygiene-Richtlinien der NFL sind allerdings noch nicht final und werden derzeit regelmäßig überarbeitet und verfeinert.

NFL: Bubble-Lösung nicht realisierbar

Erschwerend hinzu kommt für die NFL, dass sie und ihre Teams über das gesamte Land verteilt sind. Corona ist regional ungleichmäßig schwer ausgebrochen, sodass es schwierig ist, für alle geltende Richtlinien zu verfassen. Umso schwerer wird dies dadurch, dass die NFL nicht wie etwa die NBA oder auch später die NHL ein zentralisierte Bubble-Location beziehen können, um eine Saison noch dazu im Schnelldurchgang durchzuführen.

Gerade im Basketball ist die Zahl der aktiven Spieler eines Kaders eher überschaubar - wir sprechen von weniger als 20 Spielern pro Team. In der NFL hingegen besteht ein Kader mittlerweile aus 55 Spielern und elf Spielern im Practice Squad. Hinzu kommen unzählige Teambetreuer und Coaches, die es in ihrer Gesamtheit schier unmöglich machen, eine begrenzte Bubble-Region zu beziehen. Ganz zu schweigen davon, dass die Spieler idealerweise über einen Zeitraum von mindestens 17 Wochen an Ort und Stelle verbleiben müssten.

Entsprechend muss jedes Team zuvorderst selbst darauf vertrauen, dass ihre Spieler in ihrer jeweiligen Stadt verantwortungsbewusst agieren, sich von der Öffentlichkeit fernhalten und gesund bleiben. Das mag in der Bundesliga funktioniert haben, doch auch hier ist die Anzahl der Spieler einer Mannschaft samt Teambetreuern erheblich geringer als in einem NFL-Team.

NFL: Wie sollen Corona-Tests duchgeführt werden?

Wie bei den Hygiene-Richtlinien steht auch in Sachen Tests noch nicht fest, wie genau vorgegangen werden soll. Nach derzeitigem Stand sollen jedoch nicht nur Spieler regelmäßig getestet werden, sondern auch alle Personen, die direkten Kontakt zu den Spielern haben. Unklar ist noch, ob auch solche regelmäßig oder nur unmittelbar vor den Spieltagen getestet werden sollen.

Generell ist unklar, wie häufig Spieler getestet werden sollen und ob auch Antikörpertests per Blutuntersuchungen auf der Tagesordnung stehen werden.

NFL: Was passiert mit infizierten NFL-Spielern?

Was tun, wenn sich ein NFL-Spieler mit Covid-19 infiziert? In erster Linie wird ein solcher Spieler dann unter Quarantäne gesetzt und vom restlichen Team abgeschirmt. Anschließend wird er in mehreren Tests seine Genesung nachweisen müssen. Das erklärte der leitende Mediziner der NFL, Dr. Allen Sills bereits Mitte Juni.

Eine komplette Quarantäne eines Teams ist dagegen nicht vorgesehen.

Darüber hinaus ist es jedoch noch völlig unklar, was für Auswirkungen eine vorherige Corona-Infektion auf das Leistungsvermögen von Spielern generell hat. Nach derzeitigem Kenntnisstand greift Corona nicht nur die Lungen, sondern auch das Herz an. Kann es zu Folgeschäden kommen? Fragen, die eher früher als später geklärt werden müssen.

NFL: Können Spieler und Coaches auf die Saison 2020 verzichten?

Wie bereits in NBA und MLB gesehen, gibt es zahlreiche Spieler, die sich schlicht nicht wohlfühlen mit dem Gedanken, während einer Pandemie Sport professionell auszuüben. Sei es, weil sie selbst einer Risikogruppe angehören oder mit Menschen zusammenleben, die einer solchen zuzurechnen sind. In beiden Ligen gibt es die Möglichkeit, in dem Fall auf die komplette Saison zu verzichten.

Die NFL hat sich zu dieser Saison noch nicht geäußert, Pro Football Talk allerdings berichtete, dass es zumindest mal innerhalb der Liga diese Überlegung gebe. Die Frage bleibt jedoch, wie sich dies aufs Gehalt des Spielers sowie auf seinen späteren Free-Agent-Status auswirken würde.

Generell jedoch sollte jeder selbst entscheiden, ob er sich dem erheblichen Gesundheitsrisiko, die das Coronavirus mit sich bringt, aussetzen will oder eben nicht. Aus welchen Gründen auch immer.

Abgesehen davon stellt sich die Frage, wie zahlreiche Head und Assistant Coaches in die Saison gehen werden. Nicht wenige haben schon ein Alter jenseits der 60 erreicht, sodass sie per se zur Risikogruppe zählen. Was tut man, ob eben jene bestmöglich zu schützen? Stellt man ihnen ebenfalls frei, das Jahr auszusetzen? Wird man verstärkt Coaches in Logen auf der Tribüne sehen?

NFL: Wie werden die Spieler auf dem Platz besser geschützt?

Noch steht nicht fest, welche On-Field-Maßnahmen die NFL ergreifen wird, um die Ansteckung mit dem Coronavirus während des Spiels oder des Trainings zu verhindern. Im Raum stehen allerdings modifizierte Gesichtsmasken für die Spieler. Wie diese aussehen, ist unklar.

Die auf Social-Media kursierenden Helme mit kompletter Ummantelung des Gesichts ähnlich eines Motorradhelmes, werden es aber wohl eher nicht sein. Denkbar ist jedoch ein transparenter Gesichtsschutz, der am Gitter des Helms angebracht wird.

NFL: Erhöhtes Verletzungsrisiko durch Corona

Football ist naturgemäß ein gefährlicher Sport. Bedenkt man nun, dass es in dieser Saison keine Mini-Camps gab und lediglich virtuell via Videokonferenz Kontakt zwischen Spielern und Trainern herrschte, droht nun ein gesteigertes Verletzungsrisiko.

Die Spieler werden relativ "kalt" ins Training Camp kommen, hatten sich doch zumindest mal seit Ende der Vorsaison kein organisiertes Teamtraining mehr. Hinzu kommt jetzt noch, dass gerade zu Beginn des Camps die neuen Richtlinien erstmal implementiert werden müssen und dann schrittweise an der Fitness gearbeitet werden muss.

Sollte dann auch noch die Preseason drastisch verkürzt und Teamtraining zudem aus Sicherheitsgründen eingeschränkt werden, droht Anfang der Saison nicht nur ein verringertes Spielniveau mangels Einspielmöglichkeiten. Spieler, die körperlich nicht bei 100 Prozent sind, laufen eher Gefahr, sich zu verletzten, als solche, die topfit sind.

NFL: Die Folgen einer Saison ohne Zuschauer

Nicht nur finanziell drohen massive Einschnitte durch den Wegfall von Zuschauern. Auch sportlich stellt sich die Frage, wie Spieler - das gilt für alle anderen Sportarten ebenso - auf die gänzlich veränderte Atmosphäre reagieren werden. Und: Werden Teams Publikumsgeräusche über die Soundanlage einspielen, um eine dem Normalfall entsprechende Geräuschkulisse zu erzeugen?

Abgesehen davon aber könnte ein weiterer Faktor für Unruhe in der Liga führen: Manche Bundesstaaten haben die Möglichkeit eingeräumt, auch während der Coronavirus-Pandemie Zuschauer ins Stadion zu lassen. So angenehm das wohl für alle Beteiligten wäre, stellt sich doch die Frage, ob dies fair wäre. Spieltagseinnahmen in Stadien werden nicht im Revenue-Sharing-Programm der NFL geteilt, sondern gehören den jeweiligen Teams. Somit könnten manche Teams einen finanziellen Vorteil erhalten.

Allerdings wurde dieses Szenario in den Raum gestellt, als die Lage in Bundesstaaten wie Texas oder Florida noch weit weniger dramatisch gestaltete als Anfang Juli. Am Ende läuft es dann wohl doch auf keine Zuschauer in allen Stadien hinaus.

NFL: Kann der Spielplan verkürzt oder der Super Bowl verschoben werden?

Grundsätzlich betont die NFL stets, dass man von einem geregelten Spielbetrieb ab September ausgehe. Doch sollte es doch zu einer Situation kommen, in der kein normaler Betrieb möglich ist, wäre eine Spielverschiebung zumindest mal nicht ausgeschlossen.

Vor Veröffentlichung des Spielplans wurde spekuliert, dass in den ersten paar Wochen der Saison keine Division-Duelle terminiert würden, um diese Wochen zur Not streichen zu können. Letztlich trat dies jedoch nicht ein. Eine klare Sollbruchstelle gibt es also nicht.

Mehreren Medienberichten zufolge wäre die NFL jedoch dazu bereit, die Playoffs und den Super Bowl gegebenenfalls nach hinten zu verschieben. Zur Not auch um mehrere Monate.

Sichergestellt ist damit wohl, dass es auch für die Saison einen Champion geben wird, wann dieser aber konkret gekrönt werden wird, hängt vor allem von Corona ab.