Die Ankunft von Jason Kidd gab Mavs-Fans so etwas wie Hoffnung. In den vorherigen beiden Spielzeiten hatte Dallas zusammengerechnet 24 Spiele gewonnen (und 164 verloren), die schlechteste Bilanz aller Zeiten über einen solchen Zeitraum.
Dallas war zur Lachnummer der NBA verkommen, kein Team schien hoffnungsloser, auch wenn mit Shooting Guard Jim Jackson und Forward Jamal Mashburn entwicklungsfähige Spieler im Kader standen. Echte Star-Power ging von ihnen aber nur bedingt aus, genau diese gab ihnen jedoch Kidd, welchen Dallas 1994 mit dem zweiten Pick auswählte.
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Jason Kidd bringt einer darbenden Franchise Hoffnung
Die Wahl der Mavs war damals durchaus umstritten, viele sahen Grant Hill als den besseren Spieler an, da dieser auf dem College mit Duke gleich zwei Titel gewann. Wie die Saison zeigte, wären beide Entscheidungen vertretbar gewesen, schließlich teilten sich Hill und Kidd am Ende der Spielzeit den Titel des besten Frischlings.
Kidd schwang sich in Texas sofort zum Leader auf und wurde seinem damaligen Vertrag über neun Jahre und 54,23 Millionen Dollar gerecht. Der Point Guard führte Regie, drückte aufs Tempo. Jackson und Mashburn waren die Scorer, es schien etwas Gutes zu entstehen. Dallas rührte darum auch fleißig die Werbetrommel , die Triple Js waren geboren und mit ihnen Plakate, auf denen das Trio Cowboyhüte trug.
Am Ende der Spielzeit reichte es zwar nicht für die Playoffs, aber 36 Siege waren ein enormer Sprung und stimmten hoffnungsvoll für die kommenden Jahre, schließlich waren die Mavs zu dieser Zeit das jüngste Team der kompletten Liga.
Mashburn und auch Jackson legten dabei je ein 50-Punkte-Spiel während der Spielzeit auf, Ähnliches gelang erst Stephen Curry und Klay Thompson 20 Jahre später bei den Warriors wieder. "Mit diesem jungen Kern können wir eine Dynastie werden", frohlockte Coach Dick Motta.
Jason Kidd: Triple J leidet unter Starallüren
Allerdings gönnte nicht jeder dem anderen den Erfolg, alle drei waren zuvor stets die besten Spieler ihres Teams gewesen, nun galt es jedoch, sich unterzuordnen. Auch Motta bemerkte den Wandel. Als er während der folgenden Saison gefragt wurde, ob denn Forward Popeye Jones das vierte J werden könnte, antwortete der Coach vielsagend: "Das vierte J steht für jealousy." ("Neid")
Zunächst krachte es zwischen Jackson und Mashburn, die nicht mehr miteinander reden wollten, weil der eine den anderen des Egoismus bezichtigte. Gerade in Bezug auf Jackson war es nicht das erste Mal, dass er den Mavs Probleme bereitete. In seiner Rookie-Saison absolvierte er gerade einmal 28 Spiele, weil er sich nicht mit Dallas auf einen Vertrag einigen konnte.
Satte 253 Tage dauerte es, bis eine Einigung erzielt werden konnte. Zeitweise versuchten die Mavs sogar, die Rechte am vierten Pick des Drafts zu traden. Als Besitzer Don Carter nach der Einigung gefragt wurde, was denn nun der Ausschlag gegeben habe, sagte dieser vielsagend: "Ich wüsste es gerne selbst."
Aber Jackson rechtfertigte zunächst das Vertrauen, bis er eben mit Mashburn aneinandergeriet. Kidd kommentierte das erst einmal nicht, doch nach der All-Star-Break platzte es aus dem späteren Hall of Famer heraus. "Warum kann ich mir nicht einfach ein Boot kaufen und dann andere einladen? Stattdessen bin ich auf dem Boot mit ihnen, obwohl wir nicht wissen, wer eigentlich der Kapitän ist."
Die Statistiken von Jason Kidd, Jamal Mashburn und Jim Jackson 1994/95
Spieler Spiele Minuten Punkte FG% 3P% Rebounds Assists Jason Kidd 79 33,8 11,7 38,5 27,2 5,4 7,7 Jim Jackson 51 38,9 25,7 47,2 31,8 5,1 3,7 Jamal Mashburn 80 37,3 24,1 43,6 32,8 4,1 3,7
Jason Kidd: Liebesdreieck mit Jackson und R'n'B-Star?
Es waren Kidds erste Andeutungen, dass Triple J in Dallas vermutlich scheitern würde. Wenige Wochen später zweifelte Kidd sogar öffentlich daran, dass er und Jackson nebeneinander auf dem Feld stehen könnten.
Die Gerüchteküche brodelte, vermutlich steckten sogar mehr als nur Differenzen auf dem Feld dahinter. In der Offseason 1996 bestätigte Kidd das sogar, ohne aber einen genauen Grund zu nennen. Bis heute ist nicht klar, was genau vorfiel. Eine Version, die mehrfach erzählt wurde, involvierte das damalige R'n'B-Sternchen Toni Braxton.
Kidd und Braxton hatten sich im November 1995 in Atlanta auf ein Date verabredet, doch angeblich kam Jackson Kidd zuvor, traf die Sängerin in ihrer Limousine vor dem Team-Hotel und ging an Stelle von Kidd mit ihr auf ein Date.
Ob dabei je etwas passiert ist, bleibt unklar, auch weil Braxton zur Promo ihres neuen Albums, welches den passenden Namen "Secrets" trug, die Gerüchte nur befeuerte. "Ich habe davon gehört, aber was Dates betrifft, wahr und falsch, verrate ich nie, ob ich jemanden geküsst habe."
Jason Kidd forciert Trade durch schlechtes Benehmen
Das Gerücht zerstörte die Team-Chemie, wie auch Mashburn bestätigte. "Ihre Album-Promo hat für eine Spaltung der Kabine gesorgt. Die Jungs waren noch zu grün hinter den Ohren, um zu verstehen, dass Dinge neben dem Feld Dinge neben dem Feld sind."
So zeigte der Trend wieder nach unten, 1995/96 standen plötzlich nur noch 26 Siege zu Buche, sodass der entnervte Motta seinen Hut nahm. Neben den Reibereien waren Mashburn und Jackson immer wieder verletzt. Jim Cleamons übernahm und versuchte Triple J wieder zusammenzuführen, doch seine Beziehung mit Kidd erwies sich als problematisch.
Der frühere Assistent von Phil Jackson versuchte die langsame Triangle zu installieren, ganz zum Unmut seines Stars, der seine Stärken im Fastbreak besaß. Sogar Michael Jordan bat Kidd Cleamons zu vertrauen, doch der Youngster schwänzte immer häufiger Trainingseinheiten und arbeitete nicht wie angeordnet an seinem wackligen Sprungwurf.
Kurz nach Weihnachten zogen die Mavs dann tatsächlich die Reißleine und tradeten einen der besten jungen Spieler der Liga mit einem mehr als passablen Vertrag für Oldie A.C. Green, den auslaufenden Vertrag von Sam Cassell (der Dallas nach der Saison wieder verließ) und einen jungen Flügelspieler namens Michael Finley nach Phoenix.
Jason Kidd und Triple J: Viel Potenzial, wenig Resultate
Selbst Kidd konnte sein Glück nicht fassen: "Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass sie mich wirklich traden würden", sagte der Point Guard bei seiner Ankunft in Arizona. "Ich fühle mich wie ein neuer Mensch und jeder wird hier den alten Jason sehen."
Doch die Mavs waren noch nicht fertig, wenige Monaten später wurden auch Jackson und Mashburn am gleichen Tag zu den New Jersey Nets respektive zu den Miami Heat getradet. Ein anfangs so hoffnungsvolles Trio sollte gerade einmal 80 von 189 möglichen Spielen zusammen bestreiten. Davon wurden lediglich 29 gewonnen.
Nun stand Dallas erneut vor einem Scherbenhaufen, erst mit der Ankunft von Don Nelson und dem legendären Draft 1998, als die Mavs Steve Nash aus Phoenix per Trade holten und Dirk Nowitzki im Draft nahmen, wendete sich das Blatt langsam wieder zum Guten.
Jason Kidd: Rehabilitation in Dallas mit Dirk Nowitzki
Jackson, der 1995 noch fast 26 Punkte im Schnitt auflegte, mutierte dagegen zu einem Wandervogel, spielte für unfassbare zwölf Teams und wurde nie ein Star. Auch für Mashburn blieb die Saison 1994/95 (24 Punkte pro Partie) der Höhepunkt, chronische Knieprobleme zwangen den athletischen Flügel bereits mit 31 Jahren zum Karriereende. 2003 wurde er für New Orleans zumindest All-Star und ins All-NBA Third Team gewählt.
Der große Fehler der Mavs blieb aber der unnötige Trade von Kidd, der in Phoenix zu einem Abo-All-Star wurde und später ein durchschnittliches Nets-Team gleich zweimal in die Finals führte. Erst 2008 bügelten sie ihren "Fehler" teuer aus, als man Devin Harris, DeSagana Diop und zwei Erstrundenpicks für den verlorenen (und inzwischen alternden) Sohn nach New Jersey schickte.
Drei Jahre später stand dann der Titel - für alle Beteiligten die Krönung ihrer Karrieren. Für Kidd war es gleichzeitig die Chance der Versöhnung mit den Fans, die dessen Sperenzchen beim ersten Stint in Big D leidgeworden waren. Man kann es aber auch anders sehen: Wahrscheinlich wäre Nowitzki niemals in Dallas gelandet, wenn die Mavs Kidd zunächst behalten hätten.