DFL-Boss Christian Seifert sprach von einem "sehr seltsamen Moment", ehe er Manuel Neuer um 17.34 Uhr die Schale überreichte. Doch die ungewohnte Geisterkulisse in der fast leeren Wolfsburger VW-Arena tat der Freude des alten und neuen deutschen Fußball-Meisters keinen Abbruch.
Die Stars von Bayern München tanzten nach dem 4:0 (2:0) beim VfL in roten Titel-Shirts mit verschiedenen Botschaften an ihre Fans über den Rasen, anschließend begaben sie sich auf eine Ehrenrunde - was muss, das muss.
Auf der Tribüne feierten die Bosse um Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Herbert Hainer den achten Titel in Serie, der mit beeindruckenden 100 Toren herausgeschossen wurde. Nur 1971/72 gelang den Bayern ein Törchen mehr.
"Das ist nicht die Bundesliga, die wir wollen", sagte Seifert. Er meinte damit nicht die lähmende Bayern-Dominanz, dem Rekordchampion attestierte er "eine außergewöhnliche Leistung". Er sprach von den Corona-Umständen. "Aber es war die einzige Bundesliga, die möglich war", ergänzte er. Und: Die Liga werde "mindestens zu Beginn der neuen Spielzeit noch anders sein".
FCB krönt Titel mit bester Rückrunde der Ligageschichte
Ob Corona oder nicht - immer gleich bleibt der Meister. "Wir haben richtig guten Fußball gezeigt", sagte Lewandowski, der für seine 34 Saisontreffer zum fünften Mal die Torjägerkanone erhielt. "34 Tore - ich bin der Mannschaft und meinen Kollegen dankbar", sagte er Pole bei Sky : "Schade, dass ich drei Spiele verpasst habe."
Weil die eigenen Anhänger fehlten, schickten die Bayern eine Woche vor dem DFB-Pokalfinale gegen Bayer Leverkusen in Berlin über ihre Shirts Grüße an die Fans. "Meister werden wir nur zusammen. Euer Robert", stand auf dem von Lewandowski. "Gemeinsam können wir alles erreichen", hieß es bei Neuer, "Das ist auch euer Titel", bei David Alaba.
Die Münchner krönten ihren 30. Titel mit der besten Rückrunde der Ligageschichte (49 von 51 möglichen Punkten). Und wie nebenbei erreichte die Mannschaft von Meistertrainer Hansi Flick mit dem zehnten Auswärtssieg nacheinander auch den eigenen Bestwert aus dem Jahr 2014. Thomas Müller egalisierte mit seiner 22. Torvorlage die Vorleistungen seiner Kollegen Zvjezdan Misimovic und Kevin de Bruyne (beide VfL Wolfsburg) sowie Emil Forsberg (RB Leipzig).
Nach Niederlage gegen FCB: Wolfsburg rutscht ab
Wolfsburg rutschte mit der fünften Heimniederlage in Serie gegen den FC Bayern in der Abschlusstabelle noch vom sechsten auf den siebten Platz zurück und muss sich nun durch die Qualifikation in die Gruppenphase der Europa League kämpfen. Der vor dem letzten Spieltag punktgleiche Mitkonkurrent TSG Hoffenheim kam zu einem überraschend deutlichen Auswärtssieg bei Vize-Meister Borussia Dortmund (4:0).
Kingsley Coman (4.), ein Traumtor von Mickael Cuisance (37.), Lewandowski per Foulelfmeter (72.) und Vorlagen-König Müller (79.) trafen. Dem Strafstoß war ein Foul von VfL-Kapitän Josuha Guilavogui vorausgegangen, der dafür die Gelb-Rote Karte sah.
Die Platzherren hatten der bajuwarischen Spielkultur wenig entgegenzusetzen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit traf Wout Weghorst, Schiedsrichter Patrick Ittrich entschied jedoch auf Stürmerfoul. "Das muss man nicht abpfeifen", sagte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer in der Pause am Sky-Mikrofon.
VfL Wolfsburg - FC Bayern München: Die Aufstellungen
- Wolfsburg : Casteels - Mbabu, Pongracic, Brooks (74. Knoche), Roussillon (85. Horn) - Guilavogui, Arnold - Steffen (61. Marmoush), Brekalo (61. Joao Victor) - Ginczek (74. Gerhardt), Weghorst. - Trainer: Glasner
- München : Neuer - Odriozola (62. Pavard), Jerome Boateng, Alaba (80. Hernandez), Davies - Cuisance, Goretzka (80. Kimmich) - Gnabry (62. Coutinho), Thomas Müller, Coman (62. Perisic) - Lewandowski. - Trainer: Flick