Im Interview mit SPOX und Goal spricht Matondo über seine Anfangszeit als Fußballer, die Vorbilder Aaron Ramsey und Thierry Henry, die Freundschaft zu Jadon Sancho vom BVB und sein Debüt in der walisischen Nationalmannschaft.
Herr Matondo, was sind Ihre ersten Erinnerungen an den Fußball?
Rabbi Matondo: Als ich drei oder vier Jahre alt war, ist mein Vater mit mir und meinem älteren Bruder an den Wochenenden oft in den Park gegangen. Dort hat alles angefangen. Später haben wir dann mit den anderen Kindern aus unserer Straße gespielt. Fünf gegen fünf, mein Vater als Coach. Er hatte früher selbst gespielt, aber nur auf Hobbyebene.
Wollte Ihr Vater, dass Sie Profi werden?
Matondo: Zu Beginn haben wir nur zum Spaß gespielt. Mein Vater hat aber früh gemerkt, dass ich talentiert und begeisterungsfähig war. Schon mit fünf oder sechs Jahren wusste ich, dass ich Profi werden möchte.
Welchen Weg hätten Sie eingeschlagen, wenn es mit Fußball nicht funktioniert hätte?
Matondo: Dann wäre ich womöglich Leichtathlet geworden.
Rabbi Matondo vom FC Schalke 04 über seine Anfänge
Sie sind in Liverpool geboren und in Cardiff aufgewachsen. Wie hat es mit dem Vereinsfußball begonnen?
Matondo: Als Achtjähriger habe für Saint-Albans gespielt, ein lokales Team aus meiner Gegend in Cardiff. Von dort wechselte ich nach sechs Monaten in das Nachwuchszentrum von Cardiff City. Über ein weiteres Nachwuchszentrum musste man sich für die Akademie qualifizieren. Ich stieg nach drei Monaten in das erweiterte Zentrum auf, wo sie mich bereits nach einer Trainingseinheit als zu gut befunden und in die Akademie geschickt haben.
Wer war zu der Zeit Ihr größter Unterstützer und Förderer?
Matondo: Meine Familie hat alles geopfert, damit ich am Training teilnehmen kann. Mein Vater hat etwa die Arbeit früher verlassen, um mich zum Klubgelände zu fahren. Es waren schwierige Verhältnisse für meine Eltern. Sie waren auf ihre Arbeit angewiesen - und trotzdem haben sie alles für mich getan.
Haben Sie bei Cardiff City erstmals realisiert, dass Sie es zum Profi schaffen könnten?
Matondo: Konkret realisiert habe ich das mit elf oder zwölf Jahren. Zu dieser Zeit spielte Aaron Ramsey, der mit 16 sein Debüt für Cardiff gegeben hatte, bereits als Profi für Arsenal. Ihm wollte ich nacheifern. Dadurch, dass er wie ich aus Cardiff stammt, war er mein Vorbild.
Rabbi Matondo: "Ich wollte immer so sein wie Thierry Henry"
Welche Spieler haben Ihnen außerdem imponiert?
Matondo: Die Waliser Gareth Bale und Craig Bellamy. Außerdem habe ich Thierry Henry extrem gerne zugeschaut, er war ein Spieler für die besonderen Aktionen. Mein Vater war Arsenal-Fan, mit ihm habe ich früher regelmäßig die Spiele der Gunners angeschaut. Als ich älter wurde, habe mir dann selbst Videos von Henry auf YouTube angeschaut. Ich wollte immer so sein wie er.
Sowohl Ramsey als auch Henry spielten beim Herzensklub Ihres Vaters. Träumen Sie auch davon, für Arsenal zu spielen?
Matondo: Früher war das so. Ich wechselte dann aber zu Manchester City, was sehr gut für meine Entwicklung war. Momentan bin ich einfach dankbar dafür, wo ich bin und denke nicht viel über die Zukunft nach.
Sie waren 15 Jahre alt, als Sie 2016 zu ManCity wechselten. Wie haben Sie vom Interesse erfahren?
Matondo: Das Interesse bestand schon ein Jahr vor meinem Wechsel. Jeder in Cardiff wusste davon. Ich war mir damals aber noch nicht zu 100 Prozent sicher, ob ich bereit bin, meine Heimat zu verlassen. Cardiff ist meine Stadt. Nachdem sich mein Vater und mein Berater die Nachwuchsakademie in Manchester angeschaut hatten, waren sie aber so begeistert, dass sie mir sagten, ich wäre verrückt, wenn ich diese Möglichkeit nicht ergreifen würde.
Hatten Sie damals schon Alternativen?
Matondo: Ja, Liverpool, Chelsea und Tottenham hatten ebenfalls Interesse an mir. Die Art und Weise, wie hartnäckig sich City um mich bemühte, hat mich am Ende überzeugt.
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Rabbi Matondo und Jadon Sancho: "Du weißt, dass wir jetzt Rivalen sind?!"
Bei City haben Sie viel Zeit mit Jadon Sancho verbracht, mit dem Sie nach wie vor gut befreundet sind. Wie fühlt es sich an, mit dem Star des größten Schalker Rivalen befreundet zu sein?
Matondo: Als ich zu Schalke gewechselt bin, sagte er zu mir: 'Du weißt, dass wir jetzt Rivalen sind?!' Ich respektiere ihn als Person und als Spieler, aber wenn wir auf dem Platz aufeinandertreffen, zählt für mich in dem Moment nur der Sieg.
Sie wurden und werden häufig mit ihm verglichen. Ist das manchmal unangenehm?
Matondo: Nein. Ich selbst vergleiche mich nicht mit ihm. Ich versuche auch nicht, dem gerecht zu werden, was Leute über mich sagen, sondern meinen eigenen Weg zu gehen. Es freut mich, dass es aktuell gut für ihn läuft und ich wünsche ihm trotz Rivalität, dass er so weitermacht.
Inwieweit hatte sein Wechsel zum BVB einen Einfluss auf Ihren Wechsel zu Schalke?
Matondo: Vielleicht ein wenig. Zu dem Zeitpunkt war ich aber ganz grundsätzlich der Meinung, dass ich Spielpraxis auf höchstem Niveau brauche und ein Wechsel in eine erste Mannschaft deshalb unabhängig von der Auswahl des Klubs der richtige Weg für meine Entwicklung ist.
2018 gaben Sie Ihr Debüt für die walisische A-Nationalmannschaft. Wie haben Sie von der Nominierung erfahren?
Matondo: Es war Sonntagabend und ich war eigentlich mit Freunden in Cardiff verabredet. Mein Berater teilte mir dann mit, dass ich in die Nationalmannschaft berufen wurde und schon Montagmorgen abreisen würde. Ich hatte nicht mal Fußballschuhe oder Schienbeinschoner dabei, weil ich eigentlich aus Manchester nach Cardiff gefahren bin, um meine Freunde zu besuchen, die ich lange nicht gesehen hatte.
Wie haben Sie Ihr erstes Treffen mit Nationaltrainer Ryan Giggs in Erinnerung?
Matondo: Auch Ryan Giggs zählt zu meinen Vorbildern. Er hat so viel erreicht und so viele Titel gewonnen und jetzt ist er mein Trainer. Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich: 'Meine Güte, das ist wirklich mein Trainer'. Es war verrückt, dass Ryan Giggs plötzlich etwas über meine Familie und mein Leben erfahren wollte.
Rabbi Matondo: "Allein zu sein, war die größte Herausforderung"
Im Januar 2019 wechselten Sie schließlich zu Schalke. Hatten Sie auch andere interessante Angebote?
Matondo: Durchaus. Es gab Anfragen von weiteren Bundesligisten und von Teams aus England.
Mit Schalke starteten Sie ordentlich in diese Saison, beendeten die Hinrunde mit 30 Punkten auf Rang fünf, dicht hinter den Champions-League-Plätzen. Weshalb hat man nun nach 26 Spieltagen lediglich 37 Zähler auf dem Konto?
Matondo: Ich glaube, dass jedes Team irgendwann durch so eine Phase geht. Es liegt jetzt an uns, uns neu zu organisieren und wieder in die Spur zu kommen. Hoffentlich gelingt uns das bereits am Sonntag.
Sie gelten als Spaßvogel der Mannschaft. Wie schaffen Sie es, trotz der aktuellen Lage die gute Laune zu wahren?
Matondo: Es genügt zu wissen, dass meine Familie wohl auf ist und dass es meinen Kollegen und ihren Familien ebenfalls gut geht. Wenn alle um mich herum wohl auf sind, habe ich gute Laune. Ich selbst bin dankbar, jeden Tag aufzuwachen und meinen Traum leben zu können.
Was war für Sie bisher die größte Herausforderung während der Corona-Zeit?
Matondo: Die Tatsache, dass ich nicht Fußballspielen und auch keinen Besuch von meiner Familie und meinen Freunden aus der Heimat bekommen konnte. Allein zu sein, war definitiv die größte Herausforderung.
Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Matondo: Am meisten vermisse ich die Restaurantketten Nando's und Wagamama, das ist wirklich hart für mich. (lacht) Ansonsten komme ich mit allem zurecht.
Sie haben mit zahlreichen Stars bei City trainiert und bislang 20 Bundesligaspiele für Schalke bestritten. Wen würden Sie als Ihren härtesten Gegenspieler bezeichnen?
Matondo: Dayot Upamecano von RB Leipzig, er ist der härteste Spieler, gegen den ich je aufgelaufen bin. Wir hatten viele gute Duelle.